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S6 In» sich, den Untergang der französischen Landwirthschast predigend, die TageSschriststeller. Alle ehrlichen Waffen erwiesen sich unmächtig gegen die Verblendung und die alten weniger chrcnwerlhen HüliSmittel halsen auch hier zum Siege, der jedoch noch keine pecuniaren Vortheile brachte, denn nach zwei Jahren, da er seinen Wirkungskreis nlcht über daS Palais- Royal, den Palast Lurembourg und daS Odeon hatte au-dehnen können, mußte Winsor die Arbeit einstellen und seine Nachfolger hätte daS gleiche Geschick ereilt, wenn nicht Ludwig XVIll. geglaubt hatte, zur Durchführung dieser glanzvollen industriellen Unternehmung sich inS Mittel schlagen zu müssen. Aus daS Zeichen von oben drängten sich die Höflinge beim Unter zeichnen der Aktien, und cS entstand die königliche Gesellschaft, um nach wenig Jahren, als der König seinen Zweck erreicht hatte, wieder ausgelöst zu werden. Die Gasbeleuchtung verbreitete sich nur über die reichen Quartiere und 1839 war cS sehr ungewiß, ob neue GaSgesellschaften für die entfernteren ärmeren Gegenden der Stadt ihre Rechnung finden wür den. Jetzt bestehen in Paris acht GaSgcfeUfchaftcn, deren Altlagekapital 30 MiU. FrcS. repräsentirt. Unser deutsches Vaterland beeilte sich nicht sehr, die Vorthcile der neuen Beleuchtung für sich auSzubeuten, obgleich die Gelehrten hier nicht hindernd, sondern mit Wort und That fördernd wirkten. Noch 18!7 cx- perimentirte man von Neuem in Wien im polytechnischen Institut, während doch schon in London ein klares Bild gezeigt worden war. Jnduftriöse Engländer benutzten diese Gelegenheit, sich durch deutsches Geld zu be reichern und sie waren eö, die für eine jährliche Entschädigung von 31,090 Thaler am 19. Sept. 1826 in Berlin die Gasbeleuchtung für 21 Jahre eröffneten. Nach Ablauf dieser Zeit ging dieselbe in die Hände deS Stadt- rathS über, da bereits andere deutsche Städte, namentlich Dresden und Leipzig, rühmlich vorangegangcn waren. Die Gasbeleuchtung hat bereits ihren Lauf um die civilisirte Welt angetreten. Wenige Jahre nach der Einbürgerung in Deutschland fand daS Gaslicht seinen Weg nach Aegypten. Jetzt prangt die Eapstadt auf der äußersten Spitze Afrikas in diesem Hellen Lichte. An vielen Orten entströmen brennbare Gase der Erde in reichlicher Menge. Am bekanntesten sind die sogenannten ewigen Feuer von Baku a« kaSpischen Meer, ferner die Fcuerfontaincn der Dauphine, von denen daS Mittelalter zahlreiche Fabeln erzählt, während die alten Römer in dergleichen GaSströmcn nichts UcbcrnatürlichcS sahen. Besonders reich ist Italien daran in der nächsten Uingegend der Apenninen. Aehnliche Veobachtungcn find noch zahlreich in den Cordilteren, Ungarn und Sieben bürgen, Griechenland, England, Nordamerika und andern Orten gemacht worden. An einigen Stellen bat der Mensch sich diese Naturprodukte dienst bar zu machen gewußt. Der kleine Ort Frcdonia, im Staate New-Uork am Eriesee, besitzt eine natürliche Gasbeleuchtung; die Flamme kostet hier jährlich nur 1*/, Dollar. In einer Steinsalzgrube bei Nagy-Bagya in Siebenbürgen dient seit 1826 eine natürliche Gasquelle zur Beleuchtung der Verhaue; eine andere in der Grafschaft Teklenburg dient zur Beleuch tung, zum Heizen und Kochen. Am großartigsten aber treten diese Feuer- quellcn — artesische Salzquellen — zu Vielen Tausenden in der chinesischen Provinz Syn-Tsckuan auf; das GaS benutzt man zum Eindampfen der Soole und zum Beleuchten. UebrigeuS ist die Bereitung deS GaseS jetzt durchaus keine Kunst mehr, die chemische Kenntnisse voraussetzt, sondern fallt in daö Gebiet der gewöhnlichen empirischen oder handwerksmäßigen Technik. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 8. Febr. Von dem gestern Abend 5 Uhr hier eingetroffenen Zuge der Leipzig-DrcSdencr Eisenbahn wurde zwischen Groß-Böhla und Niederau ein junger Mensch von 18 Jahren, O. H aus Meißen, überfahren, der sich ln der Absicht, sich tobten zu lassen, auf die Bahn gelegt hatte. Der Unglückliche war aber nicht sofort todt; der Kopf war bedeutend beschädigt, cm Arm gebrochen. Preußen. Magdeburg, 6. Febr. Gestern Abends 11^ Uhr ist unter dem Geläute der Glocken und dem Donner der Kanonen der feier liche Einzug deS Prinzen und der Prinzessin Friedrich Wilhelm in unsere aufS Festlichste geschmückte und erleuchtete Stadt erfolgt. Unter den De- corationSarbeilen zeichnete sich zunächst die auf dem Eisenbahnplatze von Seiten der Stadt erbaute Ehrenpforte auS, die bei einer Consumtion von M.000 Kubikfuß GaS in der Stunde, auS 23,000 Flammen in vier hohen, schlanken, korinthischen Säulen tyre blendenden Lichtmaffen in die Nacht sandte. Zur Seite der Ehrenpforte erglänzten drei auS allerlei Waffen geschmackvoll zusammengcstcllte Pyramiden, während im Hintergründe daS II Fuß hohe Wappen der Stadt Magdeburg in Gaslicht prangte. Den Glanzpunkt auf dem Domplatze bildete die Erleuchtung deS herrlichen DomeS mit bengalischem Feuer, in dem Augenblicke, wo Ihre königl. Hoheiten Haftlbst cintrafen. Andererseits hatten sich zu beiden Seiten deS Weges, vom Cisenbahngcbäude nach dem königl. PalaiS, Spalier bildend, nahe an 2000 hiesige Bürger mit bunten Laternen und Musikchören zum fest lichen Empfange aufgestellt. Dieselben defilirten hieraus vor den im königl. Schlosse abgesticgenen hohen Herrschaften. DaS hohe fürstliche Paar, daS auf dem Balkon deS PalaiS erschien, dankte durch huldvollen Gruß für die von unten herauf erschallenden VivatS. Nach Mitternacht wurde vom Militär der Zapfenstreich anSgeführt. Heute wurde Ihren königl. Hoheiten eine Morgcnmusik gebracht und daS Geschenk der Stadt überreicht, welche- in einem silbernen Modell der hier befindlichen Statue Kaiser Otto's I., des Gründers der Stadt, besteht. In seiner Rede erinnerte der Ober bürgermeister daran, daß Otto's Gemahlin eine englische Prinzessin, Na mens Editha, gewesen, und daß namentlich ihrer Gunst die Stadt viel zu danken gehabt. Der Prinz erwiderte: „Er glaube, im Namen seiner Frau versichern zu können, daß sie sich freuen würde, daS zu sein, waS Editha für die Stadt gewesen. Der Oberbürgermeister möge dies der Bürgerschaft erklären." Potsdam, 6. Febr. Heute Nachmittag halb 4 Uhr traf daS jung« Paar, jubelnd bewillkommt, in unserer reichgeschmückteu Stadt ein. Auf dem Bahnhofe erwartete sie der erlauchte Vater veS Prinzen, der die An kommenden aus'S herzlichste umarmte. Der Wagen, in welchem die Neu vermählten demnächst ihren Einzug hielten, war eine geschlossene königl. Equipage mit 6 Rappen bespannt, welche mit den Farben schwarz, weiß und roth decorirt waren. Nicht endende HurraHS begrüßten sie überall, als sie durch die festlichen Reihen der ausgestellten Innungen und Schützen- gilden fuhren. Auf dem Schlosse fand die Begrüßung durch die sammt- Uchen Mitglieder der königl. Familie statt, dann durch das Offiziercorps und die höchsten Eivil-Behördcn. Während dessen rückten die Gewerkö« Aufzüge mlt klingendem Spiel und fliegenden Fahnen in den Lustgarten ein und paradirten am Schlosse vorüber, auS dessen Fenstern die hohen Neuvermählten, an ihrer Seite die erhabenen Eltern, dem prächtigen Schauspiele ihre Aufmerksamkeit zuwendcten. Um Uhr war der Vor beimarsch beendet; der Prinz öffnete die Flügel des Fensters und stattete durch eine stumme Verbeugung der unten harrenden Menge seinen Dank ab, dasselbe that die Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm. Hiernachst fand im königl. Schlosse Diner und Marschalls-Tafel statt, zu welcher dir. Generalität und viele Offiziere und Civilbeamten geladen waren. Abend- war die Stadt aufs Glänzendste beleuchtet. Hecht n g e n, 2. Febr. In der hiesigen, erst vor Kurzem eingeweihten evangelischen Kirche fand heute eine seltene, tief ergreifende Feier statt, der feierliche Ue vertritt von 31 bisher katholischen Einwohnern der im Oberamto''ezirke Haigerloch zwei Stunden von hier an der würtembergischen Grenze belegenen Dörfer Bietenhausen und Höfendorf zur evangelischen Glaubensgemeinschaft. Die Uebergetrelenen bestehen auS 14 Männern und 17 Frauen und Mädchen, die der Mehrzahl nach den reiferen Jahren angehören, alle aber über 20 Jahre alt sind. Morgen findet noch in Bietenhausen die Aufnahme von 5 durch hoheö Aller ober Krankheit am Erscheinen bei der heutigen Feier verhindert gewesenen Personen in dje evangelische Kirche statt. Hannover, 2. Februar. Die Regierung hat den Kammern Acndv» r un g-verschlage 1) zum Staatödienergesetz, 2) zum Jagdgesetz, 3) zur Städleordnung, 4) zur Verfassung, 5) zum Landgemeindegesetz und 6) zum Gesetz über Amtsvcrtretung vorgelegt. Wahrhaftig, genug der Aenderung auf einmal! Im StaatSdienergefitz soll zunächst der Ausdruck „StaatS- ralh und Staatsdienst" mit der „richtigern" Bezeichnung „Königlicher Dienst" und „Königlicher Diener" vertauscht werden. Hannover, 5. Febr. Bei dem Diner, welches der König den ver sammelten Ständen gab, rühmte er in einem langen Trinkspruch „dir Vollendung," welche sie am vorigen Landtag dem Verfassungswelk gegeben. Insbesondere hätten sie daS Finanzcapitel in einer Welse regulirl, die als Muster (?) für alle Verfassungen dienen könne, und dadurch „den Eingriff gesühnt, der schon einmal 1833 und leider abermals 1848 durch die fre velnde Hand der Revolution an dem Eigenthum deS Herrscherhauses geschehen war." ES sei aber auch jetzt wieder Viele-, sehr ViclcS zu ändern, namentlich an der Organisation der Justiz und Verwaltung, und an noch vielen anderen Gesetzen, „die alle daS schlechte Geprägt einer Zeit au sich tragen, auö der sie entstanden." Er hoffe, daß alle Abgeordneten mit ihm übcreinstimmtcn. (?) Frankreich. ES fallt auf, daß die Königin von Spanien noch keinen außerordentlichen Gesandten geschickt hat, um dem Kaiser wegen seiner Rettung am 14. Januar Glück wünschen zu lassen. Die Sache erklärt sich; Isabella N. soll dem Kaiser eS noch nicht vergeben haben, daß er daS Großkreuz der Ehrenlegion nicht auf die Wiege deS Prinzen von Asturien gelegt hat, während sie sich beeilt hatte, den kaiserlichen Prinzen zum Ritter deS goldenen VließeS zu schlagen. Paris, 6. Febr. Hr. Bittault, Minister deö Innern, hat sein«