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Eine der schwierigsten und zugleich zartesten Fragen, die ins Auge aefaßtOvestzen muß, ist die lnHtche, da auf diesem Gebiete in Der letzten Zeit »iel ergrissen vsVrven ist. Zunächst muß zwischen beiden christlichen (konfessionell eine möglichst« Parita^ obwalten. Zn beiden Kir chen Huß aoer mit allem Ernsteren BErelMi'geu cutgegengc- treten werden, die dahin abzi^len, die Religion zum Deck santel politischer Bestrebungen zu machen. Zn der evangelischen Kirche, wir können eS nicht leugnen, ist eine Orthodoxie eingetrc- ten, die mitihrerGrundanschanung nicht verträglich ist und die sofort in ihrem Gefolge Heuchler Kat. Diese Orthodoxie ist dem segensreichen Wirken der evangelischen Union hinderlich in den Weg getreten, und wir sind nahe daran gewesen, sie zerfallen zu sehen. Die Aufrechthaltung derselben und ihre Weiterbeförderung ist Mein fester Wille und Entschluß, mit aller billigen Berücksichtigung deS konfessionellen Standpunktes, wie dies die dahin cinschlagenden Dekrete vorschreiben. Um diese Aufgabe lösen zu können, müssen die Organe zu deren Durchführung sorgfältig gewählt und theilweise gewech selt werden. Alle Heuchelei, Scheinheiligkeit, kurzum alles Kirchenwesen als Mittel zu egoistischen Zwecken ist zu ent larven, wo eS nur möglich ist. Die wahre Religiosität zeigt sich im ganzen Verhalten deS Menschen; dicS ist immer ins Auge zu fassen und von äußerem Gebühren und Schaustellungen zu unterscheiden. Nichts destoweniger hoffe Ich, daß, je höher man im Staate steht, man anch^daS Beispiel deS KirchenbesuchS geben wird. — Der katholischen Kliche" sind ihre Rechte verfassungsmäßig fcstgestellt. U ebergriffe über diese hinaus sind nicht zu dulden. Das Unterrichtswesen muß in dem Bewußtsein geleitet werden, daß Preußen durch seine höheren Lehranstalten an der Spitze geistiger Intelligenz stehen soll, und durch seine Schulen, die den verschiedenen Classen der Bevölkerung nöthige Bildung gewähren, ohne diese Classen über ihre Sphären zu heben. Größere Mittel werden hierzu nöthig werden. Die Armee hat Preußens Größe geschaffen und dessen Wachsthum erkämpft; ihre Vernachlässigung hat eine Katastrophe über sie und dadurch über den Staat gebracht, die glorreich verwischt worden ist durch die zeit gemäße Reorganisation des Heeres, welche die Siege des Befreiungskrieges bezeichneten. Eine vierzigjährige Erfahrung und zwei kurze KriegS-Episoden haben uns indeß auch jetzt aufmerksam gemacht, daß Manches, was sich nicht bewährt hat, zu Aenderungen Veranlassung geben wird. Dazu ge hören ruhige politische Zustände und — Geld, und es wäre ein schwer, sich bestrafender Fehler, wollte man mit einer wohlfeilen HeereSverfassung prangen, die deshalb im Momente der Entscheidung den Erwartungen nicht entspräche. Preußens Heer muß mächtig und angesehen sein, um, wenn eS gilt, ein schwerwiegendes politisches Gewicht in die Wagschale legen zu können. Und so kommen wir zu Preußens politischer Stellung nach außen, — Preußen muß mit allen Großmächten im freundschaftlichsten Vernehmen stehen, ohne sich fremden Einflüssen hinzugeben und ohne sich die Hände frühzeitig durch Tractatc zu binden. Mit allen übrigen Mächten ist das freundliche Verkältniß gleichfalls geboten. Zn Deutschland muß Preußen moralische Eroberungen machen, durch eine weise Gesetz gebung bei sich, durch Hebung aller sittlichen Elemente und durch Ergrei fung von Einigungs-Elementdi, wie der Zollverband eS ist, der indeß einer Reform wirb unterworfen werden müssen. — Die Welt muß wissen, daß Preußen überall das Recht zu schützen bereit ist. Ein festes, consequenteS und wenn eö sein muß, energisches Verhalten in der Politik, gepaart mit Klugheit und Besonnenheit, muß Preußen das politische Ansehen und Vie Machtstellung verschaffen, die eö durch seine materielle Macht allein nicht zu erreichen im Stande ist. Auf dieser Bahn Mir zu wlgcn, um sie mit Ehren gehen zu können, dazu bedarf Zch Zhres Beistandes, ZbreS RathcS, den Si« Mir nicht versagen werden. — Mögen wu uns immer verstehen zum Wohle deS Vaterlandes und deS Könzglhums von Gottes Gnaden." Frankreich. Paris, 25. Nov. S- heißt, eS werde am 10. Dec. eine französich-englische Expedition mit Landungstruppen und Artillerie nach Central-Amerika abgesandt werden, um die dortigen Staaten gegen die nordamerikanischen Freibeuter zu beschützen und für Ausrechthaltung der früher betreffs dieser Länder abgeschlossenen Beträge aufzukommen. Paris, 24. Novbr. Die Artikel der „Patrie" und der „Presse" gegen Oesterreich sind allerdings in hohem Grade befremdend. Die „Patrie" bespricht nchmlich die Bemühungen Oesterreichs, eine italienische Liga un ter seinem Protektorat znsammenzubringen. Es hat aber kein italienischer Fürst dazu Lust, mit Ausnahme deS Herzogs von Modena, der aber — so sagt daS osfiklöse Blatt!! — kein italienischer Fürst mehr, sondern ein Leutnant Oesterreichs sei, seit er sein Land dieser Macht überliefert. Auch würden bei einer solchen Liga alle Schatten italienischer Patrioten sich erheben, „um die italienischen Fürsten zu verfluchen, die das italienische Vaterland der östereichischen Herrschaft überliefert haben." Noch toller treibt es die „Presse," welche Oesterreich als eine „düstre Personifikation deS Rückschritts in Europa" bezeichnet und „nur noch einen Krieg wünscht, nehiulich einen gegen Oesterreich." Amerika. Neuyork, 10. November. Mit dem ersten Frost, der sich in Louisiana cinstellte, ist dort daS gelbe Fieber als Epidemie urplötzlich verschwunden; in Neuorleans halte eS vom 27. Juni bis zum 24. Okt. nicht weniger als 7270 Menschen hinweggerafft. Der Tod hat also eine fürchterliche Ernte gehalten, denn die Krankheit erstreckte sich nur über »einen klettren Theil der Bevölkerung, nehmlich den fünften Theil, welcher noch nicht akklimatisirt war. NeuorleanS zahlt im Sommer etwa 120,000 Einwohner. Neue Ankömmlinge waren gewöhnlich schon nach drei Tagen hinweggerafft. —— Kirchliche Nachrichten. Vom 21. — 28. November wurden 1. getraut: 135, 136) Christian Gottlieb Rink, Handarbeiter in Treuen, mir Friederike Ernestine Steger. Mstr. Earl Ernst Endler, B. u. Messer schmied, mit Jgfr. Johanne Luise Hertel. 2. geboren: 671 —691) Heinrich August Forner, Handarbeiter, eine Tochter. — Mstr. Carl Friedrich Eberhardt, B. u Weber, ein Sohn. — Ernst Bernhard Schwarz, Weberges, ein Sohn. — Mstr. Friedrich Herrmann Petzoldt, B. u. Weber, ein Sohn. — Ein unehel. Kind. — Oswald Penzl, Werkmeister in der Spinnfabrik der Herren Facilides u. Wiede, ein Sohn. — Mstr. Friedr. August Renz, B. u. Weber, eine Tochter. — Anton Clemens Schreiter, Weber- geselle, eine Tochter. — Mstr. Friedrich August Kosko, B. u. Weber, eia Sohn. — Christian Friedrich Baumgärtel, Handarbeiter in Reusa, eine Tochter. — Christian Gottlob Horlbeck, Handarbeiter, ein Sohn. — Joh. Wilhelm Brock, Weberges., ein Sohn. — Carl August Keilhack, Weberges., eine Tochter. — Mstr. Joh. Georg Stürmer, B. u. Weber, eine Tochter. — Carl Friedrich Pfeil, Weberges., ein Sohn. — Joh. Gottfried Schlosser, Postvacker, ein Sohn. — Hrn. Eduard Teuscher, B., Seilermstr. u. Handelsmann, eine Tochter. — Mstr. Christian Gottlieb Listner, B. u Schieferdecker, eine Tochter. — Mstr. Friedrich August Schreiter, B. u. Weber, ein Sohn. — Mstr. Christian Friedrich Lang guth, V. u. Weber, eine Tochter. — Mstr. Friedrich LouiS Martin, B. und Schneider, ein Sohn. 3. beerdig!: 452—462) Carl Friedrich Müller, Weberges., 57 I. K M. 13 T. — Christian Gottlieb Kciterling, Weberges., 82 I. 9 M. 7 T. — Hrn. Friedrich Wilhelm GleißnerS, B., Buchdruckereibesitzers u. LinirerS, ält. S. Ernst Richard, 6 I. 3 T. — Mstr. Joh. Gottfried Maihorns, B. u. Webers, T. Marie Luise, 2 I. 3 M. 21 T. — Joh. Fran; Bieger, Töpserges., 34 I. 7 M. 3 T.— Joh. Georg Schmidts, B. u. Braumeisters, S. Bernhardt Oskar, 3 M. — Joh. Jacob Thomas Franz, B. u. Fuhrmann, 66 I. — Zwei unehel. Kinder. — Christian Friedrich EckbertS, Handarbeiters, Ehefrau, Fr. Christiane Sophie geb. Schöberlein, 46 I. 4 M. 24 T. — Weil. Mstr. August Ernst Blcks, B. u. Schneiders in Eibenstock, S. August Ernst, 3 I. 6 M. 11 T. B e k a nn t m ach u n g. Zum Behuf der Ernennung neuer Wahlmänner und der Wahl neuer Stadtverordneten und Ersatzmänner an die Stelle deS am Ende dieses Jahres auS- scheidrnden Dritttheils deS Stadtverordnetencollegiums ist ein Verzeichnis; der stimmberechtigten und wählbaren Bürger hiesiger Stadt angefertigt worden md es liegt rastelbt vom IK bis mit dem 26. d. Monats zu Jedermanns Einsicht an Rathserptditionsstelle hier aus. Gegen diese Wahlliste können in Gemäßheit K. 135 der allgemeinen Städteordnung etwaige Einsprüche längstens bis zum 22. November dS. Js. bei dem unterzeichneten Rathe angebracht werden. V . Die für die bevorstehende Wahl angefertigten Stimmzettel sind von den Stimmberechtigten auf hiesiger Rathserpedition abzuholen und werden densel ben hier den 23. und 24. November ds. Js. Vormittags von 9 biS 12 und Nachmittags von 2 bis 5 slhr auf Änmelden auSgehändigt werden. Die Stimmberechtigten werden daher hierdurch aufgefordert, die Stimmzettel an einem dieser letztgenannten Tage in hiesiger Rathserpedition ab;«- holen und, nachdem auf dieselben unter Berücksichtigung dcS darauf bemerkten Verhältnisses der Ansässigen zu den Unangesessenen