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Voiglliindilchtr Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stndtrüthc zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. NenmMsechszigster Jahrgang. 1 ' . - - Verantwortliche Reduellon, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Oiese- Platt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und LonnabenvS. Jährlicher A b o n n e m e ntSpr e iauch bei Begehung durch die Post, 1 THIr. 10 Ngr. — A n n on c e n, die bis Mittags 12 Uhr eingehen, werden in die Tag- darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Awnon^r Nnden in der nächstfolgenden Nummer 'Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Dienstag. ' 30 November 1838. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 25. November. Seine Majestät der König haben die Leitung des Ministerial-Departements der Justiz nunmehr defi nitiv dem Staalsminister Behr zu übertragen, dagegen denselben der Leitung deS Ministerial-Departements der Finanzen zu entheben und das zuletzterwähnte Ministerial-Departement dem StaatSminister a. D. Kreis- direclor Freiheren von Friesen zu übertragen, auch auf ihn den-luf trag in den evangelischen Angelegenheiten mit zu erstrecken allergnädigst geruhet. Dresden, 24. Novbr. Der hölzerne Gang, welcher das k. Schloß mit dem Prinzcnpalais verband, wird jetzt durch einen eisernen dergleichen ersetzt. Leipzig, 26. November. Gestern Abend ist der um 5 Uhr 55 Minuten von Glauchau abfahrende Zug in Schönbörnchen auf einen nach Zwickau bestimmten Güterzug gestoßen, wobei einige Wagen aus dem Gleise geworfen wurden und 'das Gleis geringfügige Beschädigungen er litt. Personen find nicht verunglückt. Heute früh gingen die Züge wieder regelmäßig über die Stelle deS llnglücksfallS. — Veranlassung des letzter» scheint eine Fahrlässigkeit bei der Signalisirung gewesen zu sein. Zwickau, 23. November. Das hiesige „W.-Bl. enthält folgendes Inserat: In Rücksicht der mehrfachen Citationen von Dividendcnveklhei- lung benachbarter Gasanstalten in diesem Blatte und des angestellten Vergleichs mit der von der hiesigen Anstalt gewährten Dividende diene zur Berichtigung, daß der vorletzte und letzte Rechnungsabschluß unserer Gasanstalt einen Reingewinn von 8^o/g nachweift. Altenburg, 23. November. Die schon seit längerer Zeit beabsichtigte Konversion der ernthälerigen hierlanbischen Kassenscheine in dergleichen zebnthälcrige wird dem Vernehmen nach nunmehr demnächst in daS Werk gesetzt werden. (Als ob's nicht schon im Ueberfluß zehnthälerige -gäbe.) Preußen. Anrede des Prinz-Regenten von Preußen an sein neus-s Ministerium. „Nachdem wir durch eine ernste Krisis gegangen sind, sehe Ich Sie, die Mein Vertrauen zu den ersten Rathen der Krone, berufen hat, zum ersten Male um Mich versammelt. Augen blicke der Art gehören zu den schwersten im Leben des Monarchen, und Ich als Regent habe sie nur noch tiefer empfunden, weil ein unglückliches Verhältnis Mich in Meine Stellung berufen hat. Die Pietät gegen Meinen schwer heimgesuchten König und Herrn ließ Mich lange schwanken, wie manche Erlebnisse, die Ich unter Seiner Regierung wahrnahm, in eine bessere Bahn wieder überzuleiten seren, ohne Meinen brü derlichen Gefühlen und der Liebe, Sorgfalt und Treue, mit welcher unser "Ucrgnadigster König Seine Regierung führte, zu nahe zu treten. Wenn Ich mich jetzt entschließen konnte, einen Wechsel in den Rälhen der Krone eintreten zu lassen, so geschah eS, weil Ick bei allen von Mir erwählten dieselbe Ansicht traf, welche die Meinige ist: daß nämlich von einem Bruche mit der Vergangenheit nun und nimmermehr dlc Rede sein soll. Es soll nur die sorgliche und bessernde Hand angelegt werden, wo sich Willkührltches oder gegen die Bedürfnisse der Zeit Laufendes zeigt. Sic Alle erkennen eS an, daß daS Wohl der Krone und dcö Landes unzertrennlich ist, daß die Wohlfahrt beider auf gesunden, kräftigen, konservativen Grundlagen beruht. Diese Bedürfnisse richtig zu erkennen, zu erwägen und inS Leben zu rufen, das ist das Ge- hcimniß der Slaatsweisheit, wobei von allen Extremen sich fern zu halten ist. Unsere Aufgabe wird in dieser Beziehung keine leichte sein, denn im öffentlichen Leben zeigt sich seit Kurzem eine Bewegung, die, wenn sie theilweise erklärlich ist, doch andererseits bereits Spuren von absichtlich überspannten Ideen zeigt, denen durch unser eben so besonnenes, als ge setzliches und selbst energisches Handeln entgegen getreten werden muß. Versprochenes muß man treu halten, ohne sich der bessern den Hand dabei zu entschlagen, Nicht-Versprochenes muß man muthig verhindern. Vor Allem warne Ich vor der stereotypen Phrase, daß die Negierung sich fort und fort treiben lassen müsse, liberale Ideen zu entwickeln, weil sic sich sonst von felbst Bahn brächen. Gerade hierauf bezieht sich, was Ich vorhin Staatsweisheit nannte. Wenn in allen Re- gierungöhandlungen sich Wahrheit, Gesetzlichkeit und Consequenz ausspricht, so ist ein Gouvernement stark, weil es ein reines Gewissen hat, und mit diesem hat man ein Recht, allem Bösen kräftig zu widerstehen. In der Handhabung unserer inneren Verhältnisse, die zunächst vom Ministerium deS Innern und der Landwirthschaft ressortiren, sind wir von einem Extreme zum anderen seit 1848 geworfen worden. — Von einer Communalordnung, die ganz unvorbereitet SelkKovvrnemvut einführen sollte, sind wir zu den alten Verhältnissen zurückgedrängt wor den, ohne den Forderungen der Zeit Rechnung zu tragen, was sonst ein richtiges Mitrehalten bewirkt haben würde. Hieran die bessernde Hand dereinst zu legen, wird erforderlich sein; aber vorerst müssen wir bestehen lassen, was eben erst wieder hergestellt ist, um nicht neue Unsicherheit und Unruhe zu erzeugen, die nur bedenklich sein würde. Die Finanzen haben sich in 8 Jahren von einem sehr unglücklichen Stande so gehoben, daß nicht nur das Budget gut balancirt, sondern Ueberschüsse sich ergeben. Aber noch kann bei Weitem nicht allen Bedürf nissen entsprochen werden, die sich in allen Branchen und Administrationen ' kundgeben. Hätte man vor zwei Jahren in den Steuervorlagen richtiger operirl, so würden wir durch Bewilligung derselben jetzt auf viele Jahre hinaus dräng-nden Bldürsntssen balun gerecht werden können. Wie zu diesen Bedürfnissen die Mittel zu beschaffen sein werden, wird eine Haupt aufgabe der Zukunft sein. Die wabre BeftcuerungSfähigkeit des Landes ist dabei vor Allem ins Auge zu fasstn. Handel, Gewerbe und die bannt eng verbundenen EommunicationS- mittel haben einen nie geahnten Aufschwung genommen, doch muß auch hier Maaß und Ziel gehalten werden, bannt nickt der Schwindelgeift uns Wunden schlage. Den Eommunicauonöwegen müssen, nach wie vor, be deutende Mittel zu Gebote gestellt werben; aber sie dürfen nur mit Rück sicht aus alle StaatSbedürfnlsse bemessen und dann müssen die Etats inne gehalten werden. Die Justiz hat sich in Preußen immer Achtung zu erhalten gewußt, lber wir werden bemüht sein müssen, bei den veränderten Principien der Rechtspflege daS Gefühl der Wahrheit und der Billigkeit in allen > Bevölkerung cindringen zu lassen, damit Gerechtigkeit auch durch Geschworene wirklich gehandhabt werden kann.