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«o senen Verträge. Der Kaiser, Weißt eS darin, wünsche lebhsft cifl< den wahren Grundsätzen dfr Menschlichkeit entsprechende Lösung dieser Frage. Die Herausgabe de- j,Ehackeö et (NrorgeS" rchabe er nachdrücklich gefor dert, weil er gewillt sei, die nationale Flaggt stets ÜÄVersehrt zu erhalten. ES sei die innige Ueberzeugung von dem guten Rechte Frankreichs nöthig gewesen, um sich einem Bruche mit Portugal auSzusetzen. „Meine An sichten über jene Arbeiterverträge, sagt der Kaiser, sind weitaus noch nicht feststehend; eS handelt sich darum, zu wissen, ob jene Arbeiter wirklich auS freiem Antriebe sich anwerben lassen; sollten jene Anwerbungen jedoch nichts Anderes fein, als verschleierter Sklavenhandel, so will ich um keinen Preis davon hören, denn ich werde nimmermehr Unternehmungen meinen Schutz angedeihcn lassev, welche dem Fortschritte der Menschlichkeit, der EivilisaNon zuwider sind. Ich ersuche Sie, sich mit dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten ins Vernehmen zu setzen, damit die Unterhandlungen mit England zu dem Zwecke wieder ausgenommen werden, die Negerarbeit durch die freie Arbeit ostindischcr KulieS zu ersetzen." Mannichsaltiges. Aeker dm Lrand des'Dampfers „Castern Lily", der .uf der Fahrt von Liverpool nach Melbourne zu Grunde ging und dessta Schicksale jetzt, wo das traurige Ende der „Austria" noch in Mschem Angedenken ist, allgemeine Theilnahme erregen werden, liegen folgende ausführliche Berichte vor: „Wir liefen — so erzählt Herr Fowler, einer d,cr Passagiere — am 10. Juli aus dem Hafen von Liverpool; 180 Passa giere, 47 Offiziere und Matrosen, zusammen 227 Menschen. Die Reise ging nach Wunsch von statten und wir hatten den Aequator glücklich pas- sirt, als plötzlich am 23. August um 2 Uhr Nachmittags Feuerlärm erscholl. Zugleich mit diesem sahen wir auch schon Rauch aus dem Lukengang des Vordertheiles herauöqualmen. Sofort stürzten Capitän Johnstone nebst mehrern Leuten von der Bemannung und einigen Passagieren der bezeich neten Treppe zu, aber der Qualm nahm mit solcher Heftigkeit überhand, daß an ein Wcitervordringen nicht zu denken war. Jetzt wurden sämml- liche Passagiere und Matrosen aufs Deck beordert, und Alle gehorchten dem Befehle bis auf Einen, Namens M'Lean, der in seiner Kabine wahr scheinlich erstickt ist. Der Capitän ließ den vordern Lukcngang schließen und rechts und links von demselben zwei schmale Löcher in die Deckbalken schlagen, durch welche Massen Wassers hinabgegossen wurden. Eine Zeitlang schien daS Feuer dadurch wirklich gedämpft worden zu sein, aber schon nach Verlauf einer Stunde überzeugten wir uns, daß wir eS im besten Falle nur beschränken, nicht aber ganz löschen konnten. Nach wurde ein Versuch gemacht, es durch Absperrung der Luft zu ersticken, und zu diesem Zwecke bedeckten wir das ganze Vordertheil mit angenäßten Segeln, Shawls, Tüchern und Flanelldecken. Mittlerweile hatte der Ca pitän die Richtung des Curses ändern, die Boote verproviantiren und zum Hinablassen Herrichten lassen. Die Frauen und Kinder, etwa 60 an der Zahl wurden nach dem Hintertheil gebracht, wo ihnen der Capitän ver mittelst alter Segel, Teppiche u. dgl. ihre Lage möglichst komfortabel zu machen trachtete. , So ward es Abend, und diese ganze schreckliche Nacht hindurch ar beiteten die Matrosen und Passagrere ohne Rast daran, Wasser hinabzu schütten und vermittelst der vorhandenen Schläuche hinabzuleitcn. Der Capitän verließ das Verdeck auch nicht für einen einzigen Augenblick und that das Seinigc, uns munter zu erhalte«. Wie er dastand, mitten unter jammernden Frauen und Kindern, denen er fortwährend Muth zusprach, war er in der That zu bewundern. Von den Passagieren kannten die Meisten lange Zeit die Größe der Gefahr nicht; sie wußten nicht, daß daS nächste Land 600 Meilen entfernt war, daß unsre Boote nur für die Hälfte von uns hinreichten, daß sie bei der hochgehenden See nur mit Gefahr hinabgelassen werden und, einmal hinabgelassen, sich schwerlich würden behaupten können. Ueberdies befanden wir uns in einem Strich, der von Schiffen wenig besucht wird, und somit war auch die Wahrschein lichkeit, einem rettenden Fahrzeuge zu begegnen, nicht allzugroß. Trotzdem wurde unverdrossen fortgearbeitet bis an den Morgen, bis es sich nur all- zudeutlich herausstellte, daß wir uns vergebens abmühten, denn schon hatte sich daS Feuer unten nach den Kargolagern des VordcrtheilcS gezogen, und um es möglichst einzudämmen, wurden daselbst alle Thüren und Fenster, alle Luken und Spalten sorgfältig verstopft, verschlossen, theilweise sogar mit Zeitungen verklebt. Der Morgen war prachtvoll, aber die See ging noch immer sehr hoch und wir fingen au, wie Verzweifelte an den Pumpen zu arbeiten, denn wirklich mit dem Leben davonzukommen, mögen nunmehr wohl die We nigsten noch gehofft haben. Gegen Mittag stel der Vordermast und von da an ward daS Pumpen schwächer, penn wir waren von der furchtbaren Anstrengung und Aufregung, der Hitze und dem Rauche allesammt stark mitgenommen. Kurze Zeit noch uno der Rauch drängte unS vom Vorder theil nach rückwärts, aber auch hier wehrte sich die Hitze auf erschreckliche Weise, die Deckbalken glühten und wir mußten gefaßt sein, jeden Augen blick die Flammen vor unsern Füßen auS dem'Boden auffchlagen zu sehen. ES war 2 Uhr geworden, und ich begab mich mit dem Capitän und einigen Andern m die erste Kabine, um etwas Nahrung zu nur zu nehmen. Wohl dachten wir, daß dies unser letztes Mahl auf Erden fein werde; trotzdem waren wir heiter; der Eapitän entschuldigte sich über die uncere- momöse Art, mit der er eine Büchse voll präscrvirtem Lachs öffnete, und ich bat wegen meiner theerbeschmuzten Hände gebührend um Nachsicht. Da ertönte um halb drei Uhr, gerade als wir uns zum Lebewohl die Hände schütteln wollten, der Ruf: „Ein Segel!" Wie wir aufs Deck gelangten, weiß ich wahrlich nicht zu sagen. Genug wir waren allesammt im nächsten Augenblicke oben. Da sahen wir wirklich am äußersten Ho rizonte ein Segel, nicht größer als eine Seemöve, daS sich unS jedoch sicht lich näherte. Wie wir da Alle laut aufschrieen und weinten und beteten, und lachten, und einander in die Arme sanken und dann wieder laut auf- jubelten, wie wettergebräunte stämmige Kerle weinten, und Andere, die vielleicht nie früher gebetet hatten, Dankesworte gen Himmel murmelten; wie selbst Diejenigen, welche bisher am allergefaßtesten geschienen hatten, von der Freude vollständig überwältigt wurden — wer wollte dieS be schreiben! Eine halbe Stunde, nachdem das Schiff zuerst erspäht worden war, kam eS nahe an unserm Hinterdeck vorbei. Es war der „Merchant mann" von London mit Truppen für Kalkutta an Bord. Das gab ein Hurrah hinüber und herüber: „Wir brennen, wollt Ihr unö helfen?" rief unser Capitän durchs Sprachrohr hinüber. — „Ja freilich, und werde Euch meine Boote zuschicken", rief Capitän Brown zurück. Es dauerte nicht lange, da waren 2 von den Booten deS „Merchant- man" und 3 von den unsrigen auf dem Wasser und, Dank der Umsicht der Offiziere beider Schiffe, kamen sie trotz der hochgehenden Wellen ohne den geringsten Unfall herüber und hinüber. Vor Allem wurden die Frauen und Kinder in Sicherheit gebracht. Um 8 Uhr waren wir Alle geborgen. Unser Capitän war im letzten der abfahrenden Boote der Letzte. — Seiner Geistesgegenwart, der Menschenfreundlichkeit des CapitänS Brown und dec Umsicht der Offiziere allein verdankt man die Rettung von 227 Personen, die auf einem brennenden Schiffe auf starkbewegtcr See umhertrieben. Capitän Dawson seinerseits — er commandirte die Truppen auf dem „Mcrchantman" — that . in Gemeinschaft mit seinen Offizieren und Soldaten Alles, waS in seinen Kräften stand, unS ange nehm zu sein. Wir fanden Thee und Biscuits für unser 400 bereit; Frauen und Kinder wurden in den Offiziers-Kabinen,' wir Männer bei den Truppen untergebracht, ohne daß auch nur eine Spur einer Unordnung zu sehen war. Die Nacht über erhielt sich der „Merchantman" in der Nähe deS. verlassenen Dampfers, auf dem um 2 Uhr Morgens die Flammen hervor brachen. Eine Stunde später war er ganz in Feuer gehüllt, und noch lauge, als wir uns bei Tagesanbruch von ihm entfernt hat.en, zeigte uns eine schwarze Rauchsäule am Horizonte die Stelle, wo wir ihn verlassen halten. Das Schiff mag mit sammt der Ladung wohl 90,000 bis 100,000 Pfb. St. werth gewesen sein, und gerettet wurde weiter nichts, als waS die Passagiere 1. Klasse mit sich nehmen konnten. Das. Feuer scheint durch Selbsteutzündung der Ladung entstanden zu sein, welche vielleicht durch heftige Bewegung deS Schiffes hin und her geworfen worden war. — Die Passagiere wurden am Cap ans Land gebracht, wo der AuS- wanderungsagent der Negyrnng ihnen ein Schiff zur Weiterreise nach Melbourne zur Verfügung stellte. O e r t l i ch e s. ^Eingesandt.) ES ist in der That unbegreiflich, wie nach so vielen traurigen Er fahrungen die bisher bestehenden. Löschanstalten sich in ihren mangelhaftem Zustande erhalten konnten, zumal nicht geleugnet werden kann, daß Pri vaten und Behörden das Unzureichende derselben erkannten und sicherlich sich Mühe gegeben haben, dem Uebel abzuhelfen. Mit jedem Tage tritt es aber deutlicher hervor, daß hierin eine Radikalkur vorgcnommen werden muß. Jeder neue Nothschrei der Calamitoscu mahnt zu endlicher Abhilfe. Je vorzüglicher aber ein derartiges Institut eingerichtet ist, von desto grö ßerer vorthcilhafterer Wirkung muß eS natürlich sein. Die zweckdienliche Herrichtung eines solchen Instituts liegt sicher im Interesse jedes Eirrzelnen vom Dienstboten bis hinauf zum Prinzipal, denn bei jenem steht, wenn auch nur eine geringe Habe, doch sein Alles, bei diesem, wenn auch oft nur auf kurze Zeit, die Handthjerung auf dem Spiele, und doch sind eS