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Voigtländischer Anzeiger Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadtrüthe zu Planen, Pausa, Elsterberg, Ächöneck und Mühltroff. Neunundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstag- und Sonnabend-. Jährlicher A b on n e m e nt-pr e iauch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittag- 12 Uhr eingehen, werden in die Lag- darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. '— Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpu--Zeile berechnet. Donnerstag. All. 23 September 18S8. Das neue Gewicht. Obgleich auch in diesem Blatte schon längst das Verhältniß deS mit dem 1. November allenthalben in Gebrauch tretenden neuen Gewichtes zu dem alten angegeben worden ist, so wollen wir doch noch einmal auf die Sache zurückkommen. Zunächst machen wir darauf aufmerksam, daß aller Handel, bei dem eS überhaupt nach dem Gewichte geht, auch der Butterhandel, nach dem neuen Gewichte abgemacht werden muß, und daß gerade da, wo eS sich um halbe Pfunde handelt, der Unterschied nicht ganz unbe deutend ist und somit auch in dem Geschäft, daS zwischen (Bürger-) Frauen und (Bauern-) Frauen abzumachen ist, eine Veränderung eintritt. Fassen . wir deshalb das Nothwendigste möglichst deutlich zusammen. Bisher hatten wir den sächsischen Centncr, welcher in 110 Pfunde gethcilt wurde, von welchen jedes wieder 32 Loth zu 4 Quentchen hatte. Auch ferner werden wir Centner, Pfunde, Lothe und Ouente haben, aber keines dieser Gewichte wird dem früheren von gleichem Namen gleich sein, und, was die Sache für viele Leute am schwierigsten macht: cs werden manche dieser Gewichte jetzt leichter, manche schwerer als ihre älteren Na mensbrüder sein. Zuerst wird die Eintheilung: 1 Centner — 110 Pfund, 1 Pfund — 32 Loth, 1 Loth — 4 Quentchen, sich folgendermaßen ändern: 1 Centner — 100 Pfund, 1 Pfund -- 30 Loth, 1 Loth — 10 Quent. Allein cs verändert sich nicht allein daS Verbältniß der Gewichte unter einander, sondern der Centncr selbst ist gegen früher anders geworden. Der jetzige Centner, schon bisher als Zollccntner bei der Steuer im Ge brauch, ist leichter als der frühere und enthält nach altem Gewicht ziemlich 3 Pfd. weniger, oder genauer: ein Centncr neues Gewicht — 107 Pfund 3 Loth 1*/z Quentchen altem Gewicht. Somit ist der neue Centncr leich ter als der frühere, und ein Centner Seife wird vom 1. November an weniger kosten als vorher; wenn er bisher 15 Thaler kostete, künftig nur 14 Thlr. 18 Ngr. Da nun hingegen die bisherigen 107 Pfunde in 100 Theile getheilt werden, so sind die neuen Pfunde schwerer als die alten, jedes wiegt nämlich oder 1?/ioo des alten PfundeS; jedes Pfund Waare, waS bisher 10 Neugroschcn kostete, wird künftig 10 Neugroschen 7 Pfennige, oder, wenn sich der Verkäufer den Bruchtheil mit bezahlen läßt, 10 Ngr. 8 Pf. kosten. — DaS neue Pfund, an sich schon schwerer als daS alte, wird aber nicht mehr in 32, sondern in nur 30 Lothe ge theilt, und die Lothe werden nicht nur ebenso wie die Pfunde, sondern verhältnißmäßig noch schwerer, woneben von nun an daö halbe Pfund nur '15, daS Viertelpfund nur 7'/« Loth haben und doch noch schwerer als ftühcr sein wird. Wenn bisher ein Loth 10 Ngr. gekostet hat, wird eS künftig 11 Ngr. 4 Pf. kosten; wenn eS aber, und daS ist am schlimmsten, bisher 10 Pfennige gekostet hat, wird eS in den meisten Fällen 12 Pfennige kosten. — Noch mehr als Centner, Pfunde und Lothe haben sich gegen früher die Quentchen verändert, welche dafür, daß sie Quente geworden sind, nicht ganz halb soviel wiegen wie früher, indem 46 alte Quent, chen soviel sind als 100 neue, und demnach ein neues nur die kleine Hälfte deö alten kosten kann. Zeitungen. Sachsen. Plauen, 20. Sept. Heute in den Nachmittagsstunden hielt die von dem hiesigen Bürgerschul- und Turnlehrer Herrn Döring organisirte, durch Beiträge der Mobiliar-FeuerversicherungSgefellschaften und auS Mitteln der Stadtgemeinde uniformirte und ausgerüstete, 60 Mann starke „RettungSco mpagnie" unter den Augen der städtischen Behörden und etwa 3000 Zuschauer ihre erste öffentliche Probe. Das städtische Armenhaus, außer dem Erdgeschosse zwei Etagen hoch, nebst einem hinlänglichen Raume vor demselben war durch die Communalgarde eingeschlossen, und innerhalb dieses Raumes fanden die Hebungen der RettungScompagnie an dem Armenhause statt. Wenn man in Betracht der Jugend dieses Instituts die Erwartungen von dessen Leistungen billiger Weise nicht zu hoch spannen zu dürfen glaubte, so übertraf doch der Erfolg selbst höhere Anforderungen. Die Signale wurden eben so richtig gefaßt als exact ausgesührt, die Arbeiten deS Corps griffen gut ineinander, daS Evercitium und die Ausarbeitung der Mannschaft ließ keine Schwächen erkennen. Wenn das Einhaken zweier Leitern bis inS dritte Stock, daS Hinaufklettern der Mannschaft, daS Anlegen deS KrahnS und Rettungs- korbcS, das Einsteigen eines Gefährdeten und endlich das Herablassen desselben zusammen genommen noch nicht eine volle Minute, daS Retten emcr 6 Mann starken Familie kaum 3 Minuten Zeit erfordert, wie Tau sende heute gesehen haben, dann dürfte gewiß allen verständigen Anforde rungen genügt sein. — Wir wünschen dem thätigen Herrn Gründer deS Instituts und allen seinen wackern Männern gut Heil zu ihren» gemein nützigen Wirken, bei dem der Muth sich nie von der Besonnenheit trennen möge; der Sladtgemeinde aber alles Glück zu einer Anstalt, die in den — Gott gebe fernen'. — Stunden des Ernstes sich gewiß eben so wohlthätig bewähren wird, als sie heute ihre DlSziplin und Geschicklichkeit, ihre Be- russfreudigkeit und Thatigkeit bewiesen hat. Frelberg, 16. Sept. Gestern erfolgte die durch Löhr'S Ausscheiden aus dem hiesigen Stadtrache erforderliche Neuwahl; es fielen von 42 Stimmen 31 auf den zeitherigen unbesoldeten Stadtrath und LandtagS- abgeordneten Sachße, Sohn deS Stadtrichterö emerit. und vierjährigen Landtagsabgeordneten Sachße. Die Zahl der Bewerber, unter denen sich mehrere Bürgermeister auS kleineren Städten und überhaupt sehr achtbare Männer befanden, betrug etliche 20. Reuß. Fürstenth. Gera, 18. Septbr. Wie fremdes Unglück in unserer Stadt stets mildthätige Herzen und offene Hände findet, daS be weist wieder die von den Herren Bruhm und Nägeler für die durch Ueber- schwemmung helmgesuchten Einwohner Glauchau'S veranstaltete Sammlung. A^eute sind in unserer Stadt für diese Hilfsbedürftigen 509 Thlr. 17 Ngr. gesammelt worden, Kleidungsstücke und Wäsche ungerechnet. —