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?K08?L6I. 8 S „Handel, nichts als Handel", so lautete die Antwort jenes französischen Staatsmanns ans die Frage, was Politik sei. Treffender ist die Wichtigkeit des kaufmännischen Berufs uie charakterisirt worden. Was damals ein piguantes Schlag wort, ist heutzutage unumstössliche Wahrheit, wo Wissenschaft, Kunst und Industrie sich iu idreu Resultaten gegenseitig hefruchten, und der Handel zur großen Pulsader der durch sie hediugteu staatlichen Wohlfahrt geworden; wo Naum und Zeit dem Menschen in kaum geahnter Weise unterjocht sind und aus dampsbeflügeltem Roß „der Kaufmanu", wie Schiller sagt, „auf den Stapel schüttet die Erndlen der Erdt." Der früher von den Mächtigen so oft über die Achsel angesessene „Krämer" ist nun als K^fherr daS einflussreichste Glied der mcnschllchcu Gesellschaft. Auch für die Bilduug des Kaufmanns ist damit eine neue Aera ange brochen. Die Zeit ist vorüber, wo einige Jahre Routine, der Lehrbrief, mit dem man ja aus gelernt hatte, oder ein Sack harter Tssaler zureichte, ein Geschäft anständig zu begründen und sicher zu leiten. Die Konkurrenz der Gegenwart treibt auf andere Bahnen. Sie verlangt wissenschaftliche Auö- und Fortbil dung, um mit der Zeit vorwärts zu streben, im Drange nach immer größerer, geistiger, wie materieller Kraftentfaltung, und nicht hinter ihr drein zu hinken, unter der Bürde eingerosteten Schlendrians. Wo aber findet der Kaufmann diese Bildung? Hinter dem Laden tisch, in der Schreibstube, in der Niederlage gewiß nicht: dort gibt's mehr zu arbeiten, .als zu lernen. Auf Handelsschulen? So Großes diese Institute auch leisten, können sie doch nur vor bilden nnd begleiten nicht durchs Leben. In Fort- bildungSvereinen? Leider sind dieselben noch so selten. Iu merkantilen Büchern und Zeitschriften? Das wäre der einzige richtige Weg. Den Meisten aber sind sie zu theuer, und gestehen wir's ohne Scheu, mit sehr wenigen Ausnahmen, zu trocken. Nach des Tages Last und Hisse sich durch sterile Paragraphen wissenschaft licher Compendien, über hohläugige statistische Zahlengruppe, zu noch fleischloseren Marktberichten oder gar zu hochgelahrten national-ökonomischen und handelspolitischen Philosophemen hinarbeitcn zu müssen, ist eine herbe Zumutssung, die gewiß nur- Wenige sich auflegen mögen. Der Kaufmann ist niemals ein Verächter der Wissen schaft gewesen, er ist eS in der Gegenwart um so weniger, als sein eigener Vortheil ihn auf höhere Bilduug weist. Aber die Form, in der ihm die Wissenschaft entgegentritt, behagt ihm nicht bei seinem viclbewegten Leben, sie ist ihm nicht schmackhaft genug; sie schreckt ihn ab, statt ihn zu fesseln. — Dass hier eine bedeutende Lücke für die gesammte HandelSwelt zu beseitigen sei, wird schwerlich geleugnet werden. Ließe sich dieselbe aber nicht ansfüllen? Das vom 1. August dieses Jahres an erscheinende Magazin sur Rausteute, Darstellungen und Abhandlungen aus dem Gesammtgebiete der Handelsthätigkeit, zur Unterhaltung und Fortbildung wird unter Leitung des Unterzeichneten den Versuch dazu wagen. Möge die einer langjährigen Erfahrung und stetem Umgang mit Merkursjüngern jeglichen Alters entsprossene Idee, zu deren praktischer Ausführung sich eine Reihe der tüchtigsten Geschäftsmänner nnd Gelehrten vereinigt haben, wohlwollender Beurtheilung 'und allseitiger Unterstützung von Seite des ganzen Handelsstandes begegnen! PwiMüM des Magnzins siik KiMslcutc. Zweck: Belebung des Sinus für die Wissenschaft im Kauf mannsstaude, Eröffnung ihrer Schätze nnd neuesten Resultate für die Handels welt, mit der besonderen Tendenz, Pflicht, Recht, Ehre nnd Weitste! lnng des so vielfach verkannten, an Rührigkeit aber unübertroffenen und durchaus interessanten Lebens deöKau fm annS in das rechte Licht zu setzen. Dieser Zweck soll durch größere und kleinere Auf-