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Voiglliindifcher Anzeiger. . — . — .. — — ' . für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Neunundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Revaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Deese» Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags. Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preis, auch ölet Beziehung durch die Post. 1 Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Ubr eingehrn. werden in die TagS darauf erscheinend» Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Dienstag. N8. 24. August 18S8. Die Errichtung einer Hypotheken-Versicherungs-Anstalt in Sachsen. Bereits vor einiger Zeit wurde die Frage angeregt, ob es nicht zweck mäßiger wäre, statt dem Grundbesitz und dem sich bei ihm aller Orten zeigenden Capitalbedürsniß durch Ausgabe von Pfandbriefen oder Creirung von Papiergeld zu Hilfe zu kommen, die Grundsätze der Versicherung, welche sich auf andern Gebieten so glänzend bewährt haben, auf den hy pothekarischen Credit zur Anwendung zu bringen. Diese Idee ist jetzt, nachdem sie durch die hierüber von Herrn RegierungSrath vr Engel veröffentlichte Schrift eine positivere Gestalt gewonnen, auf dem Punkte, verwirklicht zu werden, indem sich eine Anzahl der bedeutendsten und an gesehensten Grundbesitzer SachsenS in Verbindung mit eben so wohlrenom- mirten industriellen Notabilitäten zur Gründung einer sächsischen Hypotheken- Versicherungs-Anftalt vereinigt haben. (Siehe Nr. 95 Seite 402 d. Bl.) Das Grundkapital ist vorläufig auf 3 Millionen Thaler festgestellt, kann jedoch, sobald sich die Geschäfte erweitern, auf 10 Millionen Thaler erhöht werden. Dasselbe wird in Actien (auf bestimmte Namen und nicbt au portvnr lautend) zu 1000 und 500 Tblr. aufgebracht werden. ^5 des NcnnwcrthS ist baar einzuzahlen, über die übrigen aber find von den Aktienbesitzern, wie cs bei allen übrigen Assccuranzanstalten üblich ist, Schuldscheine auszustcllen. Die Anstalt verbürgt jedem bei ihr versichernden Hvpothekengläubigcr die vollständige Bezahlung seiner Forderung an Capital, Zinsen und Ko sten, falls das Grundstück, auf welchem sie haftet, zur Cubhastation kom men und die Forderung entweder gar nicht oder nicht vollständig durch das Meistgebot gedeckt werden sollte. Auch versichert sie die Forderungen gegen alle Verluste, welche durch gesetzliche Expropriation oder durch De- tcrioration des verpfändeten Grundstücks entstehen sollten. Sie versichert alle Forderungen, welche sich noch innerhalb 80 Pro cent des von ihr ermittelten Taxwcrths LeS Grundstücks befinden, und sie geht bei der Taxation keineswegs etwa von dem System der Steuerein heiten aus, welche im Verhältnis zu dem jetzigen reellen Werth der Grund stücke bald zu hoch, bald zu niedrig angelegt sind. Dagegen zahlt der Versichernde der Anstalt für das übernockmcne Ri siko eine Prämie, welche vcrhältuißmäßig äußerst gering ist, indem sie selbst bei den Hypotheken, welche an der äußersten Grenze dcS Taxwerthes liegen, nicht mehr als Procent durchschnittlich betragen wird. Sind alle vorstehenden Hypotheken versichert, so würde die Prämie noch niedriger auSfallen und eine Hypothek von 1000 Thlr. z. B., welche sich zwischen 70 — 80°/o deS TaxwertheS befindet, nur ^0/0 Prämie alljährlich zu bezahlen- haben. Unzweifelhaft wird die Anstalt zur Folge haben, daß viele Subhasta- tionen -vermieden werden, welche jetzt cintraten, wcil die Besitzer kein Geld geliehen erhielten. Unter der Garantie der Anstalt wird cS den Besitzern erleichtert, sich selbst im Fall von Capitalskündigungen das Geld ander- weit zu beschaffen. Die Quelle so vieler Subhaftationcn hört somit auf. Den Gläubigern kann eS künftighin unter der Bürgschaft der Anstalt auch gleichgültig sein, ob sie die erste, zweite oder dritte Hypothek haben, weil sie in allen Fällen gegen CapitalSverluste gesichert sind. Sie brau chen sich auch nicht um die spcciellen Verhältnisse deS zu verpfändenden Grundstücks zu bekümmern, nachdem die Anstalt eine specielle Tvation desselben durch ihre sachverständigen Beamten und durch von diesen auS der Mitte der Grundbesitzer zugezogene Vertrauensmänner veranlaßt hctt. Die Gläubiger brauchen endlich nicht mehr sich zu gewärtigen, daß sie in zehnjährigen Raten im Fall der Subhastation befriedigt werden, indem die Anstalt die versicherten Summen ihnen in kurzer Frist auszahlen wird. Die Anstalt wird endlich auch eS übernehmen, unter ihrer Vertretung Capitalbesitzcrn, Behörden und Corporationen ihre disponiblen Fonds hy pothekarisch anzulegen, und sie wird dadurch -»gleich in den Stand, gesetzt sein, die meisten Nachfragen der Grundbesitzer nach Capitalien zu befrie digen. Die genauen Ermittelungen, welche der Einladung zur Betheiligung an dieser Gesellschaft zuvorgegangen sind, lassen keinen Zweifel darüber übrig, daß das Aktienkapital nicht nur vollständig gesichert ist, sondern auch den Betheiligten einen hinreichenden Gewinn abwerfen wird und bei der immensen Bedeutung, welche die zu begründende Anstalt für den Grund besitz hat, wird ihr Entstehen gewiß überall mit großer Thcilnahme be grüßt werden. Das Telegraphentau zwischen Europa und Amerika. In unserer Zeit hat die Wissenschaft im Bunde mit der Industrie, dem Unternehmungsgeiste deS Jahrhunderts ungeheure Erfolge errungen. Zu diesem Siege des Menschengeistes über die Schranken der Natur ist vor einigen Tagen ein neuer gekommen. Seit dem 5. August 1858 ist die alte Welt und die neue Welt durch einen Telegraphen mit einander verbunden, dessen Botschaften von den deutschen Küsten auS selbst der Sonne um mehr denn fünf Stunden voraneilcn werden. DaS atlantische Tele- graphentau hat seinen endlichen Triumph über Wind und Wellen selbst gemeldet; Sieg und Siegesnachricht waren in diesem Falle dasselbe. Unser Zeitalter ist verwöhnt durch die überraschendsten Entdeckungen auf dem weiten Gebiete der Naturforschung, durch Erfindung von wunderbarster Wirkung durch großartigste Unternehmungen aller Art: man staunt nicht mehr daS Dampfroß an, welches mit SturmeSfchnelle über die Länder da hin braust, man bewundert nicht mehr die Wirkungen der Lichtstrahlen auf Jod, binnen wenig Sekunden ein sprechend ähnliches Bild hinzuzauberu; aber dennoch glauben wrr, wird selbst m unserm verwöhnten Zeitalter die Thatsache Eindruck machen, daß Europa und Amerika durch einen quer durch das tobende Weltmeer gezogenen Telegraphendraht verbunderl sind, an welchem mit Secundcnschnelligkett beide Erdtheile ihre Botschaften hin und her senden können; wir meinen, dieser Steg deS menschlichen Geistes, der Wissenschaft und des Unternehmungsgeistes müsse selbst dem abgestumpf testen Gemüthe einen Augenblick staunender Betrachtung ausnvthigen; da gegen muß jeder, der mit empfänglichen und frischen Sinnen dem gewal tigen Schaffen auf dem Webstuhlc der Zeit zuschaut, nicht ohne tiefere Bewegung, nicht ohne Erhebung deS Herzens dieses gelungene große Re sultat deS'unerhörtesten und kühnsten Gedankens vernommen haben. Nicht lange wird eS mehr dauern und die gewaltige Kugel unscrS Planeten ist mtt Telegraphen-Drähten umspannt,'an denen mit Sekundenschnell^ Nach-