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für die Gerichtsämter md Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Neunundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche-Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. dreimal, unk zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher A b on ne ment»pr«i». auch bet Veziehung durch Annoncen, die bis Mittags ,2 Nbr eingeben, werden in die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehend« Annoncen >- finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit t Ngr. für die gespaltene CvrpuS-Zeile berechnet. Sonnabend 3. Juli 18«. »« Zeitungen. Dresden, 29. Juni. Landtag. 1. K. Verhandlung über die Verlegung der Rentämter Voigtsberg nach Auerbach und HohenstelN nach Schandau. Dep. und Kammer treten der 2. K. allenthalben bei. Es wird also diese Verlegung vor sich gehen, ein be sonderes Haus für das Rentamt aber nur m Schandau, nicht aber in Auerbach gekauft werden. — Zweiter BeratbungSgegcnstnnd war die Ei senbahn von Tharandt nach Freiberg. Akch hierin schließt sich Dep. und Kammer der 2. K. an. Zum dritten bericty man die Abänderungen tm Personal- und Gewerbsteuergesetze und trat auch hier der 2. K. bei. — 2. K. Beralhung über die Ausübung der Thierheilkunde. Heute ist auch der mit Spannung erwartete Bericht über das Mi litärdepartement erschienen. Indem wir weiteren Bericht uns Vor behalten, bemerken wir für heute nur, daß das Kricgsministerimü ZUr Er leichterung des Budgets für 3000 Infanteristen und 600 Reiter eine gleiche Zahl Kriegsreservisten einreihen will, wodurch eine jährliche Ersparnlß von 50,000 Thlr. sich möglich macht. Dagegen soll für den Fall, daß eine Einübung der Reservisten nothig sei, eine Summe von 21,000 Thlr. zur Disposition gestellt werden. Eine hauptsächliche Differenz zwischen der Negierung und der Deputation besteht nur noch insofern, als letztere noch 20,000 Thlr. bei der Präsenthaltung von Pferden erspart wissen und da her im Ganzen 70,000 Thlr. an dem Budget kürzen will. Plauen, 1. Juli. Der Bau unserer Actlcn - Vereinsbrauerei schreitet rüstig vor. Nachdem in diesen Tagen die zum Theil sehr tiefen Grundmauern des 120 Ellen langen und 22 Ellen liefen Hauptgebäudes über den Erdhorizont empvrgesticgen, wurde heute gegen Abend unter ent sprechenden Feierlichkeiten der Grundstein, ein mächtiger Granitwürfel, gelegt. DaS städtische Musikcorps an der Spitze, bewegte sich der Zug, aus dem Direktorium, dem Ausschüsse, den am Werke arbeitenden Bau meistern, Polirern, 20—30 Zimmerleuten, 44 Maurern, 20 Handlangern und 80 Erdarbeitern bestehend, aus der Bauhütte gegen den Werkplatz, woselbst der Vorsitzende im Directorio, Hr. Adv. Steinhäuser hier, in kurzer Rede das geziemende ernste Wort sprach zum ernst bereiteten Werke, indem er zunächst reu Herrn pries, ohne dessen Segen die Arbeiter um-' sonst bauen, dann Sr. Mas. unserm allverehrten Könige, unter dessen segensreicher Regierung das Wohl des Vaterlandes so eifrig gefördert wird, allen hohen und höchsten Behörden, insbesondere auch unseren städtischen, sowie der Einsicht der hiesigen Braugemcinde und allen denen, die aller wege das Werk förderten, die Gefühle des Dankes anssprach und unter Segenswünschen für die glückliche Vollendung des Unternehmens schloß. Hierauf erfolgte die Einsetzung des Grundsteins, in welchen Münzen u.f.w. versenkt wurden, und dann die üblichen drei Hammerschläge. Den Ar beitern am Baue hatte man eine Ergötzlichkeit für den Abend bereitet, bei welcher nicht die kleinste Rolle ein Plauensches Lagerbier spielte, das, wenn — zumal weniger schwer — in solcher Qualität und dem Bedürf nisse genügend stets in Plauen gebraut worden wäre, die Errichtung etner VereinS-Brauerci vielleicht wer weiß wie weit hinanSgcschoben haben würde. — Wir unserer SeitS bringen der Stadt und den Unternehmern zu dem ersten, a uS freier Verein igung der Kräfte hervorgegangenen Werke aus vollem Herz ein freudiges: „Glück auf!" . . Weimar. 25. Juni. Kaum haben wir von emeM großen Feuer tn Kaltennordheim gehört, so erfahren wir, daß am 23. Nachmittags der ganze obere Theil der Stadt Geisa bis rechts herab an die Pfortenmühle und links hinunter bis zum Brauhause abgebrannt ist. Dieser Stadttyeil enthielt ungefähr 150 Häuser, außer den Nebengebäuden und Scheunen, und befinde» sich unter den cingcäscherten Gebäuden: das Schloß mit den Localitaten deS Iustizamts, der Steuerrevision, der Kapelle der protestan tischen Gemeinde, das RechnungSamt, das RathhauS, sowie die Apotheke. Aus Thüringen, '25. Juni. Ein Ball, der in diesen Tagen im Schwarzburger Hofe zu Arnstadt gehalten wurde, hat durch daS plötzliche und unfreiwillige Verschwinden der tanzenden Paare ein seltsames, tragi komisches Ende' gefunden. Der Saal, in welchem man tanzte, befand sich unmltttlbar über einem Pserdestalle und ruhte auf morschen Balken. Mitten im Tanze brachen die Balken, der Fußboden versank und während Vie Musikanten auf dem besser gestützken Orchester einen lustigen Walzer spiel te», tanzten die Herren und Damen, etwa 20 Paare, hinunter iu den Stall., den glücklicherweise die berechtigten Bewohner an jenem Abende verlassen hatten. Die Perwirrung war grenzenlos, eS dauerte geraume Zeit, ehe sich die Tanzgcsellschaft von ihrem Schrecken erholte und auS den dunkeln Raumen wieder herausfand. Einige Quetschungen und sonstige unbedeutende Verletzungen abgerechnet, hatte Niemand Schade» gelitten; man war dicö Mal mit der Angst davongekommen. In Erfurt ereignete sich am 22. Juni Folgendes: Ei» reisender HandlungSdiencr auS Magdeburg, der dem Vernehmen nach wegen Unter schlagung steckbrieflich verfolgt wird, hatte sich in einem Hause ver Langcn- brücke in der Nähe der Kettenstraße versteckt gehalten. Gegen Mittag bemerkte er, daß cm Polizeibeamter in daS HauS eintrat, in welchem er sich befand; hierdurch fühlte er sich zu dem verzweifelten Entschlusse an- getrieben, aus dem dritten Stockwerke zum Fenster hinaus zu springen. Aber eine Marqurfe über einem Fenster deS zweiten Stockes hielt ihn im Fallen auf, durch sein Gewicht brach er durch dieselbe hindurch, wurde von einer zweiten Marquise über dem Ladenfenstcr im Parterre-Geschosse abermals aufgchalten und glitt von dieser ohne Verletzung zum Erdbodyr nieder, woselbst er von dem Polizei-Beamten aufgchalten und dann ge fänglich cingezogen wurde. Rußland. In Esthland soll nach der D. A Z. ein Bauernauf stand ausgebrochen sein, vor dem sich sämmtliche Gutsbesitzer nach Reval flüchteten. Ein Gut war niedergebrannt worden. Von Reval gsnaen 60 Mann Militär vahin ab, sie wurden aber von 1000 mit KrMtetn Le- wassnetcn Bauern empfangen,-und eS kam zum Gefecht, bei der* 15 Sol daten erschlagen und 40 Bauern erschossen wurden. Auch in.ven Hasch. Nachrichten finden wir, in einem Schreiben auS Berlin vom'23. Juni, die kurze Notiz, daß in 'Esthland ein Bauernaufstand auSgebrochen, zu dessen Unterdrückung bedeutende militärische Kräfte aufgeboteu seien. (Die Rohheit und der Unverstand der bisher leibeigenen Bauern wird d^m wohl wollenden Alexander noch mehr Verdruß und Arbeh machen, als die Un- gencigtheit der Edelleute, seine menschenfreundlichen Absichten zu fördern.)