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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.08.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280806011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928080601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928080601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-08
- Tag 1928-08-06
-
Monat
1928-08
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 06.08.1928
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Itr. ZS7 Seile 10 .Dresdner Ilachrlchlen" Briefkasten »»»»»ft»,»«« »«» »ri,s»al„,»,k«l«: vormittag» tauber an Sonn. und Fetertagens «Salich von II dt- Xi Uhr: nachmittag, nur Montag» und Mittwoch« von d b>, g uhr. Schriftlich kdnnrn »Intrag,n nur draniwortrt wrrdrn. wrnn Rückporto betgeftlgt ist. *** Nichte Lotte. „Was kannst Du ihr Vorschlägen, »m ihr tm Zentrum bewohntes Grundstück vor dem Be- schinntzen der Fassade und Fenstersimse durch Tauben zu schützen: das Haus ist erst neugestrtchen und die Nachbar» füttern die Tiere. Nur die Frage ist kritisch, ob es sich um wilde oder beheimatete Tauben bandelt. Für erteilte Aus kunft labt sie Dir eine gebratene Taube zugehenl" — Hm! Oh. Schlaraffenland! Waö tut man nicht sitr eine ge bratene Taube! Aber, wenn Du Wort hältst, bitte, keine solche altgcwordene, wilde Dresdner Stadttanbe. Drei Stunden kochen und dann Nudeln dazu wie zu einer alten Henne . . . nee! Aber eine tunge mit setngewiegtem Herzen, Plagen, Leber und Lunge mit ein wenig Retbesemmel in Milch geweicht, ansgefiillt und dann in einem Viertelpfund Butter gebraten . . . Hmmmeine Herren! Zuhause gab es Milchreis dazu, merkwürdig, eS schmeckt. Aber nun zu Dir. Das Füttern der wilden Stadttauben ist zwar nicht durch einen Gesetzesparagrapiien verboten, aber eS wird solchen Nachbarn, die die Tauben füttern, aus Anzeige an das Wohlfahrtspolizeiamt doch eine Strafe angedroht für den Fall, das, sie das Füttern nicht unterlassen. Auberdem gibt eS einen Taubenfänger, der im Auftrag der Stadt den Tauben fang als eine Art städtischen Prtvatfeldzug gegen die wilden Taubenborden betreibt, seine Anschrift kannst Du vom Wvhl- fahrtspolizetamt durch telephonischen Anruf erfahren. *** ParfUmfreier. „Lieber Onkel, ist Dir vielleicht auS der Ornithologie bekannt, dab die Bügel den Wiedehopf sl,.-k7pupas schneiden, sich non ihm fernlmlten, seines üblen Me» rucheS wegen. Schon möglich! Sagt man doch verLleichswetse: „Niecht wie ein Wiedehopf." Und wer den üblen Geruch an sich vertuschen will, schmiert sich mit betäubendem Zeug ein. das gibt eine seine Mischung. Unser grober Meister Ad. Menzel soll einmal gesagt haben: „Wer n!ch stinkt, braucht nich zu riechen"!" — Ein bekannter sächsischer Pädagoge pflegte etwas höflicher einem nach irgendsowas duftenden Schüler zu sagen: „Sin deutscher Füngling riecht am besten, wenn er gar nicht riecht." DaS gilt auch von einer deutschen Jungfrau. *** K. S.. Meisten. „Gibt eS 20-Dollar-Stücke in Gold? Was kostet eins? Sind sie noch im Verkehr?" — Es gibt 20-Dollar-Stücke in Gold. Sic sind im Verkehr. Am Tage Deiner Anfrage kostete ein Stück 80,70 Mk. *** Ferien 115 Pf). „Wir sind sehr musikalisch, aber weniger ausübend als „geniestend". Gibt eS nicht die Mög lichkeit, dab Studenten oder Studentinnen der Musik sich alle ll Tage einmal bei uns zusammenfinden letwa ein Quartetts, um klassische Musik zu betreiben in der Weise, dast man sich irgendwie den Musizierenden erkenntlich erweist. Man möchte nur die Gewahr haben, dast es sich auch um wohlerzogene Menschen handelt." — Das einfachste wird sei», sich an das Direktorium des Konservatoriums zu wenden. Es wird Euch gern in der Auswahl der jungen Studierenden beraten. Jedenfalls kann ein Wunsch, wie Ihr ihn habt, nur tm Sinne dieser Munklchranstalt, wie der einzelne» Studierenden liegen, da ihnen ja dadurch Gelegenheit gegeben wird, vor einer beschränkten Oeffentlichkeit ihre Sicherheit zu üben und die Wirkung ihrer Kunstübung zu prüfen. *** Treuer Leser. „Aus dem Wege von Hosterwiy- Pillnitz begegnete ich gestern einer Schulklasse. Mädchen von zehn bis zwölf Jahren unter Aufsicht ihrer Lehrerin. Die Kinder sangen . . . sreilich incht unsere alten, lieben Wander lieder, sondern in Gegenwart der Lehrerin: „Schenk' mir doch ein kleines bitzchen Liebe. Liebe." Ein andermal bei gleicher Gelegenheit: „Mein Herz, das ist ein Bienenhaus." Haste Worte, lieber Onkel?" — „Andre Zeiten, andre Lieder!" sagt Scheffel im „Trompeter". Na, und das sind doch wirklich harm lose Lieder. Erinnere Dich mal an Deine Jugend! Ob Ihr nicht auch gesungen habt: „Fischerin. Du kleine, fahre nicht alleine, fahre nicht im Slurmgebraus aus das weite Meer hin aus!" Das war auch nicht hervorragend geistreich und musi kalisch auch keine Ossenbarung. Und das „Bienenhaus" . . . na, das werden wohl ein paar von den Mädels von ihren akademisch gebildeten Vätern gelernt haben. Und wenn Mädels singen: „Und eine ist die Königin, die liebe ich vor allem" . . . das isi doch harmlos! *** Nichte Hede. s80 Pf.) „Der Verlobte meiner Schwester ist Lehrer. Wenn er von seiner Ferienreise zurück- kommt, wollen ivir ihn mit dem Vorschlag überraschen, dast er noch einen Kursus oder ähnliches machen soll. Was könnten wir ihm vorschlagen oder raten? Und was kostet so etwas? Es gibt doch jetzt so viel Fachlehrer von Schulen Oder kann er mit noch etwas Vorbildung an eine Handels schule. Gewerbeschule oder andere höhere Schule? Studium würde ihm wohl zu lange dauern. Wir dachten an einen so genannten Kursus von einem oder zwei Semestern oder ähn lich. Die Auslagen will unser lieber Vater übernehmen." — Tie Frage ist nicht so leicht zu lösen, wie Ihr guten Mädchen samt Eurem wohlwollenden Vater glaubt. Zu jeder der in Frage kommenden Möglichkeiten, durch Ablegung einer be stimmten Prüfung an eine höhere Schule und damit in eine besser bezahlte Stellung zu kommen, bedarf es des Studiums von sechs Semestern. Alle Fachlehrer an höheren Schulen müssen jetzt derartig vorgebildet sein. Ohne Aussicht auf eine durch die Prüfung erreichte Besserstellung wäre auch die Ab legung der Wcrklehrerprüfung, die eine einjährige Vor bereitung in Leipzig erfordert. Ebensowenig wird eine Besserstellung durch Anteilnahme an einem oder mehreren der vielen abgehaltenen Kurse für Lehrer, wie Elcmcntarschul-, Arbettsschul- und andere Kurse er reicht. lieber die Kosten eines Studiums von sechs Semestern sprechen natürlich hauptsächlich die persönlichen Bedürf nisse mit. *** S ch o p p e n b r ü d e r sstO Pfj. „Teile uns doch, bitte, mit, warum es der Arbeitsnachweis nötig hat, die grost- zügigen Annoncen in den Dresdner Tagesblättern zu er lassen." — Da sich erfreulicherweise die Arbeitslosigkeit wesent- ich verringert hat, fehlt es natürlich in manchen Berufen an geeigneten und geschulten Arbeitskräften. Unter den noch Beschäftigungslosen sind aber manche, die sich zu dielen Be rufen eignen oder früher einmal darin gearbeitet haben. Ter richtige Weg. diese auf die Beschästigungsmöglichkeit auf merksam zu machen, ist aber die Anzeige in der Tageszeitung. Das wird auch dadurch bewiesen, dast die Anstellungsvermitt lung des Arbeitsamtes, das sich als moderne Behörde gern dieses Weges bedient, seit seiner Beschreitung wesentlich zu- genommcn hat. *** 2kichle Clara. „1. Es wird so viel von Sprach reinigung geschrieben, da nimmt es mich wunder, weshalb die Bezeichnung „Zoologischer Garten" nicht in „Tiergarten" um gewandelt wird, wodurch doch der Nagel auf den Kopf ge troffen würde. Sehr richtigerweise haben wir auch eine „Tiergartenstrahe", nicht aber eine „Zoologische-Garten- Straste". lind nun erst die abscheuliche Abkürzung „Zoo", die doch blost wieder den Ausländern abgelauscht wurde! Was denkt sich ein Kind bei dem Worte .Zoo", während es sür einen „Tiergarten" volles Verständnis hat? Vielleicht be darf es nur dieser Anregung, um den alten, lieben Zoologi» sck>en Garten in einen Tiergarten umzuwandeln. 2. Viele Dresdner sind unzusrieden, oder jedenfalls befremdet über die Wahl der Persönlichkeiten, nach denen Straften benannt werden, und die absolut nichts für unsere Heimatstadt ge leistet suchen. Ost sind sie nicht einmal dem Namen nach dem normalen Staatsbürger bekannt. Weshalb wirb das An- denken eines Dibeltns. der jahrzehntelang hier in groftem Segen wirkte, der Uber ein Vierteljahrhundert Stadtluper- tntendent war, nicht durch solch eine Bezeichnung wach er- rnontag. s. A«gup lsr» Haltens So wie e» in der guten, alten Zeit einem Löscher, einem «mmon, einem Kahlschütter, einem Ackermann geschah? Und »ären et» Flügel, ein Bollsack, rin Holberg «S nicht wert, nach ihrem Tod« auf dies« »rt geehrt »« werden, sie. die Rtesenvermdgen der Stadt vermachten und großzügig« Stiftungen schufen, die vielen Vereinen und dankbar«« Einzel. Personen zugute kamen." — 1. Gewiß hast Du recht, baft e» eine Unstimmigkeit ist. wenn in Dresden am Zoologischen Garten die Tiergartenstrafte htngeht. Aber trotzdem ist «» vielleicht richtiger, den Namen Zoologischer Garten betzu. behalten, weil rin Zoologischer Garten doch eben etwas andere» ist als ein Tiergarten. In Berlin gibt eS richtig beide nebeneinander. Wenn auch tm Berliner Tiergarten keine Tier« mehr gehalten werben, so bleibt doch auch noch anderwärts ein Tiergarten ein solcher, in dem überhaupt Tiere imetst einheimisches ober diesem eng verwandte» Wilds gehalten werden, «in Zoologischer Garten Ist aber «in Garten, in dem Tiere unter zoologischen Gesichtspunkten gehalten werden. 3. Eine Ehrung eines DtbeltuS durch Benennung einer Strafte nach ihm ist bet der gegenwärtigen Zusammen, setzung des Stadtverordnetenkollegtum» nicht zu erwarten. *** Neffe Baul. ES tut mir leid, daß diese» Jahr meine Gedichte nicht zu Deiner Zufriedenheit auSkallen, aber da» kommt von den Sorgen. Die brücken aus» Gemüt, besonders bet dieser Hitze. Vernimm denn: Mei Schatz i»' in» Seeöad, Weil ihr wo wo» wehtat. Ich tollte hier bleiben. Sie wollte mir schreiben. - Und noch aus dem Bahnhof hat sie mir versprochen: „Ich schreibe dir täglich und lerne auch kochen." Ich warte und warte — E» kommt keine Karte. Lieber Onkel, eS kommt noch schlimmer: Mein Freind t» nach »2a,er», Dazu braucht er Geld. Da Hab ich ihm mein» Zur Beifügung gestellt. Und noch aus dem Bahnhof hat er mir versprochen: „Du kriegst «» bestimmt wieder binnen vier Wochen. Der Mann ist verschollen, Man hört gar nischt mehr. Wo krtrg Ich bloS heute Mein Geld wieder her? Ja siehst Du Onkel, man hat seine Sorgen. Kannst Du mir derweil« vielleicht wa» borgen?" — Mel llcwer Bank, Wenn De Del Geld Eenen hast Zur Bersügung gestellt. Der Dtrsch osfen Bahnhof versprochen. Du krlegst e» wieder binnen vier Wochen", Un er bleibt dann e Jahr fort Un läht nischt Heeren, Bon sich un von Geld nlch. Das ts z»m Empeeren. Wenn awer Del Schatz Dir schreibt keene Karte . . . Warte nor, warte. Klingt Dtrich vielleicht noch wie „Märchen", Wennsc nicht schreibt, hat se nischt zu vcrbürchen! *** Johann Cer. „Ta ln letzter Zeit fast wöchentlich ein bis zwei Eisenbahnunfälle passiert sind und die Reichs- bahn sich immer damit entschuldigt, dast sie infolge Geld knappheit sehr an Betricbspersvnal sparen muß. erlaube ich mir, einmal folgendes anzufragcn: Welche Gehälter beziehen eigentlich die höchsten Spitzen der Rctchseisenbahn, z. B. der Generaldirektor, sein Stellvertreter, die Aufsichtsbeamten. die Direktoren der einzelnen Abteilungen usw. Ich glaube, wenn da sinngcmäst gespart würde, so könnte sür die freiwerdende Summe mancher Eisenbahner angestellt und mancher jetzt brotlosen Familie dadurch wieder ein Unterhalt geschaffen werden. — Diese Gehälter konnten hier nicht festgestellt werden. Sie sind der Dresdner Retchsbahndirektton nicht be kannt. Zu erfahren wären sie nur durch die Hauptver waltung der Reichsbahn in Berlin. Die Gehälter der führen den Persönlichkeiten sind zweifellos sehr hoch. Das gilt namentlich sür die Personen, die dem Verwaltungsrat der Reichsbahn »»gehören. In diesem sitzen auch ausländische große Finanz- und Berwaltungskundige. Dies« müssen sehr hvch bezahlt werden, damit sie diese Posten überhaupt über- nehmen. Hinter diesen können natürlich die deutschen Ange hörigen dieser wegen ihres Verhältnisses zum Dawes-Abkvm- men für Deutschlands Wirtschaft ungeheuer wichtigen Aus- ichtsstelle nicht zurückstehen. Außerdem ist zu bedenken, dab die Streichung hoher Gehälter für die höchsten Posten der Verwaltung und der Technik einfach deswegen nicht möglich ist. da in diesem Falle die Tüchtigsten und am meisten mit allgemeinem Uebcrblick über ihr Arbeitsgebiet Borgebilüetcn in die Industrie übergehen würden, die so überragende Kräfte tets gebrauchen kann und sie sestzuhalten weist. Deswegen wäre wohl auf dem Wege, an den Du denkst, nichts Ersprieß liches zu erreichen. *** Leichter Bruder Studio, st Mk.) ,-Sind Eltern verpflichtet, für ihren Sohn, der studiert, und noch völlig von ihnen abhängt, leichtsinnig gemachte Schulden zu bezahlen?" — Wenn der flotte Herr Student minderjährig ist, werden tm allgemeinen die Eltern auch leichtfertige Schulden des studierenden Sohnes bezahlen müssen. Ist der Sohn volljährig, so wird anderseits die Frage im allgemeinen verneint werben müssen, eS sei denn, dast der Gläubiger zu der Annahme berechtigt war. daß die Ettern die Schulden des Sohnes decken würden. *** Emilia. „Bitte: Wer oder wa» ist gnädig? . . . Siehst Du, sie sind alle zu Dir gekommen mit ihren Gummi mänteln und roten Nasen, mit dem Erröten und Erbleichen ihrer Wangen zur Unrechten Zeit, ja. sogar mit ihren Wanzen und Ameisen, und aller hast Du Dich mit nie versagender Ge duld und Langmut angenommen. Ich meine natürlich: der Personen! Wenn Du aber heute diese meine Preisfrage zu lösen vermöchtest, kannst Du Dir eine „Berühmtheit" er- werben, nach der so manche in Deinem Briefkasten vergeblich trachtet. Sage bitte: Seit wann ist es eigentlich Sitte ge worden, dast entgegen aller „deutschen Art", an der doch nach des Dichters Wort „noch einmal die Welt genesen" soll, die Frauen untereinander sich „gnädig" nennen? „Gnädige Frau" nennt man sich, wenn man schwer bepackt im Gemüseladen ein ander begegnet. „Gnädige Frau" sagt die leichtgeschürzte Sportsdame zur anderen, die sich wohlia im Sande räkelt . . . und so sagt auch der zigarettenrauchende Bubikopf blasiert zum andern. Ja. selbst würdige Damen hört man zuweilen sogar zu einem „gnädigen Fräulein" sprechen! Ich habe neulich ein mal verärgert eine solche Anrede überhört und gesagt: „Ich heiße Frau Müller", woraus die prompte Antwort kam: „Ja, ich weist, gnädige Frau waren doch neulich . . . usw." WaS man dagegen von der Titclsncht der Frau sagt, stimmt nicht ganz. Tresse ich da zum Beispiel nach langer Zeit im Mcnscl>eii- gewühl einen Freund, lause freudestrahlend auf Ihn zu und will seiner Erinnerung zu Hilfe kommen: „Sie kennen mich doch? Ich bin Frau Jmmersroh" ... so wird er gutgelaunt sagen: „Allerdings scheint das so!" Soge ich aber: „Ich bin Frau Kanzletrat Jmmersroh", so wird sein Erinnerungsver mögen sofort mobil werden: „Ganz recht!" Und in Gedanken wird er hinzusügen: „Die Frau von jenem entsetzlichen Kanzletrat. der vor drei Jahren die ganze Sommerfrische mit seiner schlechten Laune beglückte!" Gewöhnt, so wentg wie möglich von dem Titel meines Mannes Gebrauch zu machen, lieft mich einst eine Dame durch ihr Mädchen abweisen, als ich sie um die mir zugcsagte Hilfe zu einem LtebeSwerke angehen wollte. Die wußte, da sie mich persönlich noch nicht kannte, mit dem schlichten Name» ans meiner Karte nichts zu machen, und nichts auS dem gesprochenen. Ja, wenn ich aesagt hätte: „Frau . . . rat!" Doch genug. Du siehst aber, lieber Onkel Schnürkc, cs gibt noch Schwierigkeiten, aber ich vertraue auch darin Deiner oft erprobten Findigkeit zur Beantwortung meiner Frage, und bitte Dich: sei so gnädig ..." — Die Frage: „Wer ist gnädig?" ist tm Briefkasten schon einmal eingehend de handelt worden. Du sragft, wann e» Sitte geworben sei. daß -rauen sich untereinander mit „Gnädige Frau" omreden. Tas war nie Sitte, sondern immer «tne Unsitte. Fm Briefkasten ist schon daraus htnaewiesen worden, daß es natürlich an. gebracht sein kann, eine sehr würdige ober sebr hochstehende Dam« mit „Gnädige Frau" anzureden. In diesem Fall ist er natürlich gleichgültig, wer diese Anrede aevraucht. Aber zwei würdig«, hochstehende Damen werden sich niemals mit „Gna- diae Frau" anreden. E» ist auch schon gesagt worben, das, der überflüssige, leichtfertig« Gebrauch der Anrede „Gnädige Frau" sogar eine Ntchtachtuna enthalten kann: wer nicht so viel Hvch. achtuna vor seinen Mitmenschen ausbringen kann, dast er ihren Namen und ihre Persönlichkeit behält, der pfleg, alles weibliche, was ihm begegnet, über den Kamm der „Gnädige» Frau" zu scheren. WaS Du sonst noch zur Titelfrage sagst, ist richtig. Die moderne gebildete Frau logt immer mehr Wert daraus, den Titel ihres Manne» nicht vor sich berzutragcii, ebenso wie der gebildete Mann mehr Wert darauf legt, n, seiner Persönlichkeit gekannt und geschätzt zu sein, als in seinen Titeln. ***AlteAbonnentt n. „1. Ist Heimarbeit mit Anilin farben in Pulverform, -te »um Malen aus Stofs ausgelöst wer- den. gesundheitsschädlich? »ei uns wird dadurch alles b»»i. Gelbst beim Essen bemerken wir ost ein Stäubchen, da die Wohnverhältnisse eng sind. 3. Ist ein Knabe von 3X Jahren besonders begabt, wenn er einen Plan von DreSdcii-Albeii- stadt, aus dem die Häuser kaum als solche erkenntlich »nd die Straften nur Striche sind, sosort als seine heimatlichen Slrastc» erkennt und genau da- Haus zeigt, wo sein „Risenr" ssoli „F,i- seur" heißen) wohnt? Sr erklärt auch, baft die Elbe ein „Wassersluft" ist, und will wissen, wie lange dieser »och läuft und wo das viele Wasser verkommt. Er verfällt oft ganz i„S Sinnen und hört und steht nicht». Soll man so ein Kind so viel denken lassen oder eS ablenken? Er bildet sich eigene Worte, die wir gar nicht zusammengestellt aussprechen. 8. Wirk! Alu- miniumgeschirr gesundheitsschädlich? — 1. ES gibt gistsrcie Anilinfarben. §S gibt aber auch solche, die. wenn sie mit Speisen oder Getränken in den Magen gelangen. Unziiiräglich. ketten Hervorrufen können. Bei sebr kleinen Quantitäten ist daS jedoch nicht zu befürchten. Auf alle Fälle ist aber die höchste Vorsicht darauf zu verwenden, daß die Farben nicht überall herumstieben. Da» verhindert man wohl am besten, wenn man eine arvster« Blechbüchse, als das jeweils vorhandene Qua», tum beansprucht, zur Aufbewahrung verwendet. 3. Ein solches Kind braucht noch kein Wunderkind zu sein. Namciiilich wenn es einziges Kind oder ein Kind mit wesentlich älteren Ge- schwistern ist, mit dem sich seine Erzieher sehr viel beschästiacn. Wenn ein solche» „Sinnen", wie Du es erwähnst, nicht sehr lange andauert und die Versunkenheit nicht den Charakter eines Krampfes annimmt, hat eS gewiß nichts aus sich. Kinder, die nicht immer plappern, entwickeln in der Zeit des Schwei gens ihr Denkvermögen. Jedenfalls ist darauf zu achten, dast das Kind viel Bewegung, namentlich tm Freien, hat. damit seine körperliche Entwicklung mit der geistigen Schritt hält. 8. Sauber gehaltenes Aluminiumgeschirr birgt keine Gefahren sür die Gesundheit. *** Fragebold. si Mark.) „1. Der Helm des Turmes unserer herrlichen katholischen Hofkirchc bestand, wie mir be- richtet worden ist, ursprünglich auS einem mit Kupferblech be zogenen Holzkörper. Bei seiner Erneuerung wurde er ganz auS Metall hevgcstellt. Da er keinerlei Patina aufivcist, so kann er wohl nicht von Kupfer sein. Er muß wvhl aus einer Legierung bestehen. Aus welcher? 2. DaS Opernhaus hatte früher seinen Hauptelngang in dein der Hofkirchc ziigekchrten Exedrabau. Ein Mick auf den prächtigen Bau sagt: Dort, nur dort kann und mutz der -Haupteingang liegen! Und doch ist diese Stelle t» einer mit dem Ganzen wenig in Einklang stehenden Weise zugebaut worden. Warum wurde diese be dauerliche, unschöne Veränderung vorgenomineii? War den» der Kassenraum vergessen worden? 8. Wann wurde die Schmalspurbahn Radebenl—Moritzbnrg—Radeburg gebaut und in Betrieb genommen?" — 1. Der Helm des TurmcS be steht durchaus aus demselben Kupfer, wie andere Dächer oder ähnliche Verzierungen, die tn der bekannten blastgriiiicn Färbung patinteren. Zu beiden werden Bleche in derselben Zusammensetzung verwendet. Dort, wo man die Patina nicht wünscht, wo sie auch der Architektur des Baues nicht eni- sprechen würde, überzieht man die Kupserarbeit mit einem besonders guten Firnis, der sich dem Kupfer wie eine Glasur auflcgt und vollkommen Luft und Wasser oder Säuren von der Einwirkung auf das Kupfer absperrt. 2. Freilich hatte das Opernhaus schon einen Kassenraum bevor dieser in die Mitte der Eingänge verlegt wurde. Dies geschah, um den Kassenbeamten, die bis dahin nur bet künstlichem Lichte arbeiten konnten, einen mit Tageslicht beleuchteten Arbetts- raum zu schaffen. Ueberdies hat sa daS Haus so viele Ein gänge. daß bei der leichten Abneigung der Dresdner, sich offiziell sehen zu lasten, der Haupteingang von jeher wenig benutzt wurde. Es gibt auch heute noch Dresdner, die sich lieber rechts oder links zu den beiden Ansahrtstüreii hinein, drücken, als daß sie mitten über den Platz weg ans eine der vorderen Eingangstürcn zugehcn. 8. Der Van der Bahn Nabebeul—Nadeburg wurde tm Oktober 1888 begonnen: er öffnet wurde die Bahn am 16. September 1881. HeiratSsehnsuchtSecke. In dieser HeiratSsehnsuchtSecke will Onkel Schnürst nur die Wünsche seiner Nichten und Nesse» zum Ausdruck bringen. Dagegen kann er e» nicht übernehmen, die hieraus eingehenden Briese an diese wcttcrzulciien. Acr mit den Heiratslustigen tn Briefwechsel zu trc:cn wünscht, wird gebeten, sich de» Anzeigenteils unscrcs Blattes zu bedienen. Nichte Sommerflieg« (2 Mk.s schreibt: „Frage doch mal unter Deinen 'Neffen an, ob sich nicht auch für mich ein Mann linde,. Er must schon aus dem Schneider sein, da ich selbst schon Ende »i bin. Am liebsten wäre mtr ein Ingenieur der Maschincnbraiiche, dem Gelegenheit geboten wäre, in eine gutgehende alte Fabrik cüizu- treten. Er müßt« vor allem solid, von anständigem Ebaraltcr und in feinem Fach sebr tüchtig srin, abrr auch von gut vatcrläudllchcr Gesinnung, sonst patzt er nicht zu unS." — Nesse Ausrichiig li,7g Mk.s, St, staatlicher Obersekretär, blond, sucht sungc, wirtschali- llche Dame mit gutem Charakter vom Lande oder Borort. Bolle Ausstattung und später Vermögen erwünscht, da auch der Nelle nicht ohne ist. Sein Wunsch ist ein liebliche» Frauchen, et» srledlicheo Heim und eine harmontschc Ehe. Der Neffe betont, dab er lclii »iudcr- freund ist." — 'Nichte Johanniswürmchen tl Mk.i schreüst: „Obwohl ich 4» Lenze zähle, sagt man, dab ich noch ganz hübsch sei. Ich besitze tn einem Ort unweit Zittau» ein hübsche» Landl,aus >,»d vollständige Einrichtung. Einem guten Stessen Meinem Beamleni von 40 bt» 80, der einem ruhigen Leben den Vorzug gibt, möchte ich gern «Ine treue LebenSgefährttn sein." — Nichte Einfach st Mk.s, Ende 20, kommt e« plötzlich zum Bcwutztsctn, wie schön eS doch sein mützte, ihre hausfraulichen Talente einem ordentlichen, braven Manne für ein glü-IUchc» Familienleben zu widmen. Da sie vollkommen zurückgezogen lebt, konnte sie bis setzt ihr Herz »och nicht verschenken. Sie ist ohne Bubikopf, blond, blauäugig, frisch und jugendlich, besorgt den Haushalt ohne Hilfe, schneidert, ist kinder lieb, eben etn echte» Hausmütterchen. Sie fragt: „Welcher Neste, gleich welchen Berufes, jedoch mit ehrlicher, rcchtschasscncr Gesin nung und auskömmlicher Stellung, will eS versuchen?" — Nichlc Martha sdv Ps.s, 27, einzige Tochter au» KausmannSfamilie. üci den Eltern al» Haustochter tätig, möchte einen Neben Mann reist glücklich machen und ihn durch ein gemütliches Helm seltlialten. Sie ist dunkelblond, ruhigen Sharakter», einfach und praktisch »nd versteht einen Haushalt zu führen. Für Musik hat sie viel 0»lcr< esse, musiziert auch selbst und Ist grobe Naturfreund!». Für Aus stattung wird gesorgt. Der Nesse möchte IUI bt» »st sein und gleicht Beranlagung und Interesse baden, au» guter Familie stammen und ein guter Deutscher sein. Er möchte selbständiger Kaufmann lein oder sonst eine Lebensstellung besitzen und möglichst in Dresden oder nab« dabei seinen Wohnsitz haben. — Nichte Gisela tt-o Pl i, 27, 'dunkelblonder Bubikopf, al» einzige» Ktnb der Eltern daheim al« Haustochter beschäftigt, sehr praktisch, erfahren in allem, was etn« HauSsrau wissen »null. St« spielt auch Klavier, liest und wan dert gern. Sie möchte einen Mann von »4 bt» Sst, grob, mit licht vollem aber festem tthorakter, au» guter Famtlte, mit festem, aud- kümmltchem Beruf, Beamten oder Lehrer in ober bet Dresden, denn auch da» Landleben sagt ihr »«,
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