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oster- versuchten Pöhlwinkel von einer allgemeinen Calamität errettet. Die Entstehung-Ursache ist zur Zeit ganz unbekannt. Leider sind drei junge Burschen von einem einstürzenden Giebel nicht unerheblich beschädigt worden. Leipzig. 21. Febr. Gestern Abend- */,8 Uhr brannte die Scheune de- Mühlenbesitzers Kittner in Lützschena mit den darin aufbewahrten Strohvorrälhen, „muthmaßlich in Folge von Brandstiftung" nieder. Beim AuSbruche de- Feuer- wollte der ehemalige OrlSrichter Krell seiner Woh nung zueilen, wurde hierbei vom Schlage getroffen und blieb tobt auf der Straße liegeu. Sofortige Rettungsversuche blieben ohne Erfolg. In Sachsen feld bei Schwarzenberg brannten am 18. Febr. vier Wohngebäude, darunter der Gasthof mit Nebengebäuden, ab. Die Ent- stehungSursache ist bis jetzt unbekannt. UebrigenS war dabei der ganze Ort in bedeutender Gefahr. Meerane, 20. Februar. Unsere Stadt ist vergangene Nacht ^12 Uhr schon wieder von einem Schadenfeuer heimgesucht worden. Es brach dasselbe im Rosenthale in dem dem Webermeister Gleitsmann gehörigen Wohnhause und zwar mit solcher Gewalt im untersten Stocke aus, daß jeder Rettungsversuch sich als vergeblich erwies. Der Besitzer hat sämmt- licheS Mobiliar, sein Lehrling sämmtlichc Kleidung und einige Thaler mühsam erspartes Geld dabei verloren. Preußen. Berlin, 21. Febr. Der Prinz von Preußen ist gestern Abend beim Nachhausegehen auS dem Schauspielhause ausgeglitten und hat sich daS linke Fußgelenk verstaucht. Obwohl die Verletzung nicht ganz unbedeutend, erregt sie doch keine Besorguiß. Der Prinz befindet sich heute Vormittags bester; der Schmerz hat etwas nachgelasten. AuS Königsberg, 19. Febr., meldet dle „Zeit", daß der letzten Bestimmung des im Duell gefallenen GcnerallieutenantS von Plehwe gemäß seine Leiche auS der Stadt nach dem bei Schirwindt gelegenen Gute feines Bruders, deS Rittmeisters a. D. von Plehwe, adl. Dwa- rischken, gebracht worden ist. Obschon sich der verstorbene General jede Leichcnfeierllchkeit verbeten hatte, so daß in Folge dessen auch die seinem Range gebührende militärische Begleitung durch größere TruppencorpS unterblieb, so versammelte sich doch um 8*/, Uhr Vormittags ein außer ordentlich großes Gefolge Leidtragender aller Stände im Sterbchause, um dem Verblichenen die letzte Ehre wenigstens durch Begleitung deS Sarges dis zu dem Stadtthore zu geben. Nach Abhaltung cuieS feierlichen Got tesdienstes im Wohnhause deS Verstorbene«, zog sich der lange Trauerzug, iu welchem man das OfsiziercorpS der Garnison, geführt von dem com- mandircudcn General v. Werder, sowie die Vorstände aller Behörden und zahlreiche Kaufleute, Handwerker, Soldaten und Einwohner aller Stände bemerkte, den Steindamm entlang durch die Französische und die Königs« ftraße nach dem Sackheimer Thore zu, wo der Zug sich auflöste und die Lheilnehmcnden sich nach Hause begaben. — Ueber daS Vermögen des CommerzienrathS Jachmann ist der gewöhnliche EoncurS, über das seines Schwiegersohnes, deS Hrn. v. Plehwe, der kaufmännische EoncurS er öffnet ; ersterer ist als Gutsbesitzer angesehen, letzterer dagegen als Fabrik besitzer, weil die zu Trutenau errichteten Fabriken hauptsächlich von Hrn. v. Plehwe ins Leben gerufen und die von ihm aufgenommeneu Kapitalien zum Fabrikbetriebe verwendet sind. DaS Eoncurs leitende Kreisgericht hat eine Taraufnahme der Güter Trutenau und Ncsselbeck veranlaßt, der zufolge der Werth der Güter sicherm Vernehmen nach 250,000 Thlr. be trägt. Die Schuldenmasse beträgt dagegen circa 350,000 Thlr., so daß für die Familien Jachmann und von Plehwe wenig Aussicht ist, sich im Besitz der Güter zu erhalten. Den Jrrthum über die wahre Lage deS VermögenSstaudes derselben, der schon seit Jahr und Tag ein nichts weniger als günstiger war, schreibt man allgemein einer früheren land schaftlichen Ta.re der genannten Güter zu, nach welcher der Werth der selben beinahe daS Doppelte des jetzt Ermittelten beträgt. Anscheinend haben die Familien Jachmann und von Plehwe selbst sich im Jrrthum über deu Werth der Güler befunden und daher zu Meliorationen und zu Fabrikanlagen so große Kapitalien — und leider meistens gegen Wechsel — ausgenommen, daß die Güter den Gläubigern keine Sicherheit mehr gewähren und deren Erträge zur Einlösung der umlaufenden Wechsel nicht auSreichen konnten. Großh. Hessen. Mainz, 16. Febr. Am 8. d. hat der Schluß der Arbeiten der gemischten Militär- und Civil-Abschätzung-Kommission für die bei der Pulver-Erplosion Beschädigten stattgefnnden. Die bürger licher SeltS amtlich erhobenen Schäden au Immobilien und Mobilien be tragen in runder Summe 662,500 fl.; die Beschädigungen am BundeS- Eigenthume nahe an 150,000 fl., im Ganzen also 812,500 fl. Die bis heute eingegangcnen Beiträge für unsere Nothleidenden betragen 476,000 Gulden. Baiern. AuS Franken, 15. Febr. In diesen Blättern wurde schon öfters deS „lutherischen PfarrerS" Löhe in Neuendettelsau als eines gewaltigen Eiferer- Erwähnung gethan; derselbe hat sich, wie auch feine Anhänger, geradezu von der Landeskirche loSgesagt, ohne daß die Ge meinden darum gefragt wurden, ohne daß daS „kirchliche Regiment" tu München gegen solche Eigenmächtigkeit einschritt. Neuerdings hat Herr Löhe, der in dem Ruf steht, die leiblichen und geistigen Teufel bannen zu können, in seiner Pfarrgemeinde sogar die letzte Oelung ganz nach katho lischer Weise eingeführt und bereits eine bei dieser (dem Protestantenthum so ferne liegenden) Handlung zu gebrauchende Agende veröffentlicht. Herr Löhe verwahrt sich zwar, daß er die Oelung als ein Sacrament im ka tholischen Sinne ansehe; aber der Anfang ist gemacht. Begierig ist man, waS daS „oberste Kirchenregiment" in München jetzt thun wird. Belgien. Brüssel, 19. Febr. Die junge Prinzessin hat heute die vorläufige Taufe und die Namen Louise Marie Amelie empfange». Die Herzogin von Brabant nährt ihr Kind selbst und hat die Absicht kund gegeben, damit fortfahren zu wollen. Der Moniteur veröffentlicht einen königlichen Erlaß, wodurch aus Anlaß der Geburt deS ersten KindeS deS Herzogs von Brabant für sämmtliche Polizei-Vergehungen Amnestie ertheilt wird. Paris, 16. Febr. DaS „Jays" weist darauf hin, daß die wilden revolutionären Leidenschaften noch ebenso glühend, so gefährlich find, wie unter der Republik, und citirt eine Stelle auS dem Anklageact eines in RheimS verhandelten ProcesseS, auS dem hervorgehe, daß man von dem Attentate in der Provinz wußte und daß eine ganze Partei daS schreck liche Ereigniß vom 14. Januar erwartete, um Frankreich von Neuem der Anarchie preiszugeben. In RheimS hatte einige Stunden vor dem Atten tate die Frau eines ehemaligen Deportirten in dem Laden eines Haar schueiders gesagt, daß zwischen dem 15. und 20. sich in Paris ein Ereigniß zutragen werde, daS eine Revolution zur Folge haben würde. Paris, 19. Febr. Der gesetzgebende Körper hat heute daS Sicher- heit-gesetz mit 227 gegen 24 Stimmen angenommen. Der Beginn der Assisenverhandlungcn gegen die Theilnehmer am Attentate vom 14. Januar ist noch immer auf den 25. d. M. festgesetzt; eS sind dabei 40 Zeuge» geladen. Pierri wird durch Emil Ollivier vertheidigt werden, da der früher von ihm gewählte Vertheidiger, Cromieux, abwesend ist. England. London, 21: Febr. Die Minister haben gestern eiu- stimmig beschlossen, abzudanken. Lord Palmerston fuhr sofort zur Königin, überreichte die Abdankung und kehrte hierauf zu seinen Kollegen zurück. Die Königin hat dieselbe angenommen und wird wahrscheinlich Lord Derby berufen. — Dem Observer zufolge wird morgen dem Parlamente die An zeige gemacht werden, daß daS Ministerium seine Entlassung eingereicht hat. Die Freunde Lord Derby'S erklären, derselbe sei zur Uebernahme der Regierung bereit. Andere vermuthen, daß Lord I. Russell der zu künftige Premier sein werde. — Derby ist zur Königin berufe» worden und hat den Auftrag, ein neues Ministerium zu bilden, angenommen. London, 21. Febr. Einer officiellen Depesche mit neuen Nachrichten auS Ostindien zufolge schlug Geueral Sir Colm Campbell die Rebellen bei Fattighar und erwartet nur den Belagerungstrain, um mit Dschung Bahadur gegeu Audh zu marschiren. — AuS Hongkong erfährt man, -aß MH, al- Kuli verkleidet, sowie ein Tatarengeneral gefangen wurden. Griechenland. Athen, 13. Febr Während der drei Festtage haben sich die Majestäten, begleitet von unsern fremden Gästen, sehr ost unter dem Volke gezeigt und wurden immer mit einem unbeschreiblichen Enthu siasmus empfangen. Am 7. war daS von der Stadtgemeinde für da- Volk bereitete Gastmahl. Mau hatte daS Plateau deS Theseusicmpel- mit Lorbeeren bedeckt, darauf einige hundert gebratene Schafe und Hammel gesetzt; das Plateau war der Ttsch; die Lorbeeren daS Tischtuch. DaS Volk setzte sich nieder und genoß mit der größten Eßlust daS ihm Vor- gclegte. Die Majestäten kamen in dem Augenblicke, als zum ersten Male die Gläser gefüllt wurden; da trat ein unter der Last von 105 Jahren gebeugter Greis auS der Mitte der Speisenden vor den König und sprach zu ihm, das gefüllte Glas in die Höhe hebend, folgende Worte: „König! ich habe 105 Jahre gelebt; dieser Tag ist einer der schönsten meine- LebenS; ich sehe Dich nach 25 Jahren eben so jung und kräftig, lachend vor Freude mitten im Volke, das Dich als seine» Vater begrüßt. Gott möge Dich noch zwei Mal fünfundzwanzig Jahre gesund und kräftig er halten zum Wohle deS Vaterlandes; ich trinke auS ganzem Herzen ans Deine Gesundheit." Freudeuthränen glänzten in den Augen deS König- und der Königin; die Tausend und Tausend Lebehochrufe, welche die letzten Worte deS Greiseö begleiteten, kamen auS der Tiefe deS Herzen- der un absehbaren Menge, welche auf deu umliegenden Hügeln stand. Mannichfaltiges. Nachlese auS der Berlin er Hochzeitsfeier. DaS Wort, -iS der Prinz Friedrich Wilhelm zu den Abgeordneten -er LandtS-Umverfitäteri gesprochen hat, ist den RückwärtSlcru schver anf- Herz gefallen.