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ünd empfiehlt fi« dem Kollegium zur Mitvollziehung, welche dieser bir auf einige unwesentliche Abänderungen in denselben aurspricht. — Von allen Nutz- und Brennhölzern, die von Loschwitz bis Pieschen auSgelandet werden, hat die Commun da- Recht, eine Abgabe in der Höhe von 6 — 25 Pfennigen je nach der Qualität und Größe des Holzes zu erheben, die sogenannte Holzscheitabgabe. Früher erhob die Commun die Abgabe selbst, bis sie im Jahre 1855 auf Antrag der Stadt verordneten an einen Privaten verpachtet wurde. Dieser zahlte anfangs 170, später nur 160 Thaler Pacht. Jetzt ist der Pachtvertrag abgelaufen, und da der Stadtrath Behufs weiterer Verpachtung der Abgabe den Licitationsweg nicht wählen will (durch Schaden wird man klug!), ist er entschlossen, dem bis herigen Pachter, Herrn Krüger, die Holzscheitabgabe ferner zu überlassen. Dieser will aber jetzt nur 130 Thaler Pacht zahlen, wofür sie ihm der Stadtrath nichtsdestoweniger auf ein Jahr zusprechen will. Auch das Collegium giebt zu dem Pachtverträge seine Zustimmung. In der Verfassungsdeputation wurde bei Berathung dieser Angelegenheit die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt angemessen sei, eine communliche Abgabe zu verpach ten. Ein ähnlicher Fall sei nicht bekannt. Einen Antrag in dieser Beziehung stellte die Deputation vor der Hand nicht. — Einige Petitionsvorträge bildeten schon nach kaum zweistündiger Dauer den Schluß der Sitzung. Eine Mittheilung des Herrn vr. Stübel läßt uns ein Votum der von den städtischen Col- legien gewählten gemischten Deputation wegen Prüfung des all gemeinen Bauplanes von Dresden in nächster Zeit erwarten. Bis jetzt sei es noch nicht möglich gewesen, da die Oberbehörde den Bebauungsplan eben erst wieder an das Stadtverordneten- Collegium habe gelangen lassen. Der öffentlichen Sitzung schloß sich eine geheime an. — Heute Abend wird in Braun's Hotel Herr Emmette, der. wie wir hören, vor Kurzem in Leipzig nicht geringen Bei fall für seine in englisch»r Sprache gehaltenen Vorträge geern tet, seinen Zuhörern Gelegenheit zu einem Vergleiche zwischen einem phantasiereichen Werke von Charles Dickens und seinen eignen persönlichen Erlebnissen geben und damit zeigen, daß der große Schriftsteller Thalsachen berichtete, und nicht Gebilde einer übertreibenden Phantasie schuf. Möge ihm auch in Dresden für den interessanten Gegenstand seines Vortrags die Theilnahme nicht fehlen. — Wie wir schon erwähnten, ist das vor 14 Tagen aus Dresden flüchtig gewordene Liebespärchen, welches von einem hiesigen Polizeibeamten in einem Gasthause zu Mainz gefunden und ftstgenommen worden war, wieder hier eingetroffen. Der Jüngling hatte seinem leichtsinnigen Streiche noch ein Verbrechen hinzugefügt, indem er, als endlich sein Entschluß, sich in den Besitz seiner Geliebten, einer Gärtnerstochter, durch eine Ent führung zu setzen, bei ihm zur Reife gelangt war, seinem Vater eine Geldsumme von 500 Thlr, zum Reisegeld stahl. Als er in Mainz aufgegriffen wurde, waren von dieser Summe bereits 200 Thlr verthan. — Daß in der Nähe des Moritzmonuments ein ungesetz licher Schießliebhaber sich aufhält, beweist ein neuer Fall, wobei einem nahe dem Moritzmonumente im botanischen Garten Woh-' «enden dieser Tage eine Techinkugel die Fensterscheibe zerschmet terte und in die Stube einschlug, — Am 19. Mai versammelte sich in einer Leipziger Restau ration eine Gesellschaft Sachverständiger behufs der Entschei dung einer interessanten Wette. Einer der Anwesenden hatte nämlich behauptet, die preußischen Zündspiegel (für die Zünd nadelgewehre), deren Anfertigung als ein Geheimniß anzusehen, seien allen andern Zündspiegeln schon deshalb vorzuziehen, Werl sie auch dann noch sich entzündeten, wenn sie längere Zeit im Wasser gelegen hätten, was bei andern nicht der Fall sei. Gewehrfabrikant Moritz von hier, welcher dieser Behauptung Wide, sprechen hatte, gab zwei in Leipzig und einen in Braun schweig gefertigten zu drei von der Gesellschaft als preußische anerkannten Zündspiegeln hinzu, die man sämmtlich in ein Ge fäß mit Wasser legte. Nachdem diese sechs Spiegel 1j Stur? den lang im Wasser gelegen hatten, unterwarf man sie einer Probe^ der dir zwei Leipziger Spiegel sich sofort, der Bravnschweiger nicht, von dm prmßischm aber nur einer, und zwar erst nach mehrmaligem Durchstechen mit einer ZündnadÄ und, als diese abbrach, mit einem dieser ähnlichen Instrument,, entzündeten. Hieraus ging wenigstens so viel hervor, daß die preußischen Zündspiegel durch anderwärts gefertigte (hier also Leipziger) vollkommen zu ersetzen sind und daß daß angebliche preußische Geheimniß auch bereits anderwärts bekannt sein muß. Im Verlaufe der hierbei entstandenen Diskussion wurde anerkannt, daß die preußischen Zündnadelgewehre, trotz einiger Unzuträglichkeiten ihrer Konstruktion, sich in dem gegenwärtigen dänischen Kriege vollkommen bewährt haben und daß dieselben bis jetzt für den Gebrauch im Felde als die besten anzu sehen sind. — In Schneeherg ist von der k. Kreisdirection die Ge nehmigung zu einem im Juli oder August daselbst abzuhalten den großen sächsischen Schützenfeste eingegangen. — In Löbau sägte am 24. d. der Gutsbesitzer R. mit seinem Knechte einen Baum im Garten ab und trugen Beide den zu einem Nutzholz bestimmten Stamm auf den Schultern in den Hof, wohin ihnen R 's 3 Jahre altes Töchterchen, das einzige Kind, unbemerkt folgte. Hier wurde der Stamm ab geworfen und dabei das Kind dergestalt auf den Kopf ge troffen, daß es sofort den Geist aufgab. . — Am 22. v. M. Nachmittags ist der 9jährige Sohn des Gartenmühlenbesitzers Schumann in Böhlen bei Grimma, ober halb der dasigen Neumühls beim Angeln dadurch in die Mulde gefallen und ertrunken, daß ein Stück 1H Elle langer und .j Elle breiter, vom Wasser unterwaschener Nasen, auf dem er stand, mit ihm herunter brach. Eine Stunde darauf wurde der Verunglückte twn seiner ihn ängstlich suchenden Mutter todt aufgefunden. Die Wiedcrb-lebungsvecsuche blieben ohne Erfolg) An demselben Tage Abends nach 10 Uhr brannte das Wohnhaus, Seitengebäude und die Scheune der sogenannten alten Mittelschänke in Lampertswalda bis auf den Grund nie der. Seit länger als zwei Monaten wohnte gar Niemand in diesem Gebäude, auch war mehrere Tage hindurch Seiten des Besitzers Niemand dorthin gekommen; daher ist es höchst wahr scheinlich, daß das Feuer von boshafter Hand angelegt worden ist. — Tags darauf, Nachmittags 5 Uhr, ward das im guten Zustande befindliche Wohnhaus des Handarbeiter Hilbert in Sieglitz ein Raub der Flammen. Hilbert war währenddem in Meißen zum Jahrmarkt und war nur seine noch in den Wochen befindliche Ehefrau mit zwei kleinen Kindern im Hause anwesend. Wahrscheinlich liegt Brandstiftung zu Grunde — In dem Gaflhofe zu Oetzsch bei Leipzig leben fünf Generationen einer Familie in einem und demselben Hause ver eint. Es sind dieß 1. die Ururgroßmutter, die verw. Rentzsch, 95 Jahre alt, 2. die Tochter derselben, die verw. Winkler, jetzt 76 Jahre alt, 3. die Schwiegertochter derselben, verehel. Hönack, 49 Jahre alt, deren Mann, ein Sohn der Winkler, erster Ehe, in Amerika lebt; 4. deren Tochter Pauline, die Frau des jetzigen Gasthofsbesitzers Meyer, 25 Jahre alt, und 5. deren drei Kin der. Gewiß ein seltner, der Veröffentlichung werther Fall. Sämmtliche Familienmitglieder sind gesund, und dabei ist zu bemerken, daß selbst die alte 95jährige Rentzsch noch täglich leichte Hausarbeit freiwillig verrichtet. — Unter den Familien-Nachrichten der Leipziger Zeitung vom 25 Mai lesen wir unter den Entbindungsanzeigen nach stehende komische Anzeige aus Dippoldiswalde: „Zu unserer großen Freude hat sich gestern Abend zum munter papelnden Knaben ein kräftig schreiendes MÄbchen gesellt." — ^ Oeffentliche Gerichtsverhandlung vom 26. Mai. ES erscheint heut ein junges Frauenzimmer vor dem Gerichtshöfe, die nicht von unangenehmem Aeußeren ist. Vor bestrafungen liegen nicht vor, sie ist noch unbescholten, ließ sich aber durch Leichtsinn, paffende Gelegenheit und Verführung zu einem Verbrechen in längerer Fortsetzung Hinreißen, das sie heute zum Arbeitshaus verdammt. Auguste Louise Engler ist erst 22 Jahr alt, ihre Anklage lautet auf Diebstahl. Von Pro fession nennt sie sich Dienstmädchen, ihre Heimath nennt sie Obercunnersdorf. Sie ist mehrfacher Entwendungen beschuldigt. I) Während de- letzten Dresdner Neustädter JahrmgM ag