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VouMMcim Anzeiger. SiekenunstsechsziBer Jahrgang. Verantwortliche Nedaction, Druck nnd Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, auch bei Bcz.^uag durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingchen, werden in die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Sonnabend. MM ED, October 1856. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 4. October. Wie man hört, wird die Elb- dampfschiffsahrtSgesellschaft, nm mit der Zeit vorwärts zu gehen und die Erfahrungen aus andern Gewässern zu benutzen, durch englische Techniker ein einrädriges eisernes Dampfschiff (mit zwei Maschinen) erbauen lassen, das bedeutenderen Schncllgang als die zeilherigen Schiffe haben soll. —b— Aus Lengenfeld. In Nr. 116 deS Voigtländischen An zeigers begegnen wir einem Artikel, welcher von dem von hier auSgegan- genen Ausruf in Sachen einer voigtländischen Eisenbahn deö Welkeren Notiz nimmt und daran weitere Wünsche über die Anlage von Schienen wegen knüpft. — Sind wir nun auch darüber vollkommen einig, daß, je mehr sich Bahn an Bahn schließt und je weiter sich die Kette ausdehnt, um so sicherer die Resultate erzielt werden, welche man sich von der An lage von Eisenbahnen verspricht, so verdienen doch sicher auch die Projekte, welche die große Allgemeinheit berücksichtigen, vor allen andern den Vor zug. Wenn nun einer Eisenbahn von Gera, Greiz über Plauen, OelSnitz und Adors das Wort geredet wird, so möchte man doch bezweifeln, daß dieses Projekt allseitig gehegten Wünschen im höheren Grade cntgegen- kommt; denn abgesehen davon, daß die Stadt Greiz ihre Interessen nicht in der gedachten Richtung, sondern in einem Anschluß über Reichenbach an die sächsisch-bairische Bahn sucht, so ist auf diesem Wege nur eine ein zige voigtländische Stadt, von deren Industrie überhaupt gegenwärtig wenig zn vernehmen ist, OelSnitz, weiter berührt. Erhält aber eme voigt- ländische Bahn die Richtung, wie in dem Ausruf an das Voigtland satt sam durchleuchtet, daß sie die entsprechendste sei, so ist kaum ein einziger Ort, der nicht ihrer Wohlthatcn theilhaftig würde. Lengenseld, Auerbach, Falkenstein, Treuen, Ellefeld, Morgcnröthe, Rautenkranz, Adorf, Klingen thal, Zwota, Ober- und Untcrsachsenbcrg, Markneukirchen würden mehr oder weniger unmittelbar berührt und in nur geringer Entfernung von ihr würden selbst die Orte Schöneck und östlich das angrenzende, gcbirg'sche Schönheide liegen bleiben. Die voigtländischen Interessen weisen uns aber anch noch gar nicht so streng aus Thüringen hin, im Gegentheile, sie lassen uns von selbst den hauptsächlichsten Vortheil im Anschluß an Böhmen suchen. Böhmen mit seinem Reichthum an Getreide und Wolle würde unserer Industrie mächtig unter die Arme greifen, um so mehr, als gegenwärtig für beide Artikel der Hauptmarkt in Norddeutschland ist und von da aus hierin die Preis- cenrante für ganz Mitteldeutschland dictirt werden, dann aber eine höchst wohlthätige Paralysirung, dem Voigtlande hauptsächlich zum Frommen, un- ausbleibllch erfolgen würde. Und wolle vor allen Dingen nicht vergessen werden, daß ein Haupt- momcnt für die Richtung der Bahn immer das Hcransühren an die Stein- kohlenqucllcn bleibt und das kann aus dem in dem Voigtländischen Anzeiger gemeinten Wege, so gnt gemeint der Vorschlag in gewissem Sinne ist, durchaus nicht geschehen. Chemnitz, 5. Octbr. Der hiesige Nath fordert im heutigen Tage blatt zur Begründung cincS bezahlten Fenerlöschcorps auf, weil unter der jetzigen Löschmannschaft sich nicht der erforderliche Eifer gezeigt hat. Die Hauptgrundzüge dieser Idee sind ungefähr folgende: Das bezahlte Lösch corps würde aus 300 Mann bestehen und eine unbedingt militärische Or ganisation erhalten. ES würde in 3 Compagnien zu je 100 Mann (1 Pionircompagnie und 2 Löschcowpagnien) gctheilt, übrigens bei der Wahl der dazu erforderlichen Hauptleute und Zugführer von Männern, die zum bezahlten CorpS gehören, abgesehen werden. Dieses Corps wurde für die geleisteten Dienste-beim Feuer und bei den stattfindenden Hebungen fowle für die jedenfalls einzurichtenden täglichen Nachtwachen eine nach stunden berechnete, angemessene Besoldung erhalten. Die zur Bezahlung des Lösch- corpS erforderliche Summe würde, wenn man durchschnittlich jährlich 6 Schadenfeuer annimmt, nnd die Arbeitszeit bei jedem Feuer 6 Stunden L 2^ Ngr. pro Mann berechnet, ungefähr 900 Thaler auSmachen, welchen Aufwand man jedoch durch die möglichste Sparsamkeit, namentlich durch zeitiges Entlassen der voraussichtlich bei einem Feuer nicht unbedingt nolhwendigen Mannschaften noch zu verringern suchen wird. WaS die Aufbringung dieses Aufwandes betrifft, so müßte dieselbe durch jährliche freiwillige Beiträge geschehen, da eine Belastung deS jährlichen Haushaltes damit unthunlich ist. Frankreich. Paris, 2. Oct. Als Maßstab für das enorme An steigen der Wohnungsmiethcn in Paris seit 40 Jahren dürfte nachstehende, der „Indep." entlehnte Thatsache gelten können. Graf C., der seit 1815 seine Wohnung aus der Chaussee-d'Antin nicht gewechselt hat, zahlt jetzt für dieselbe 8000 Fr., während er sie früher für 2000 Fr. inne hatte, und dabei ist noch in Anschlag zu bringen, daß dieser Micther deshalb vom Hausbesitzer schonender behandelt wird, weil er so lange schon in diesem Hause wohnt und sich seine Zimmer mehrmals hat auf eigne Ko sten in Stand setzen lassen. (Anch in Plauen sind die Micthen enorm ge stiegen. Das kommt vom Fallen deS Geldwertes.) Paris, 5. Oct. Man spricht heute viel von dem bevorstelMdcn Zusammentritt der Pariser Conferenz. Wie ich erfahre, haben sich Frank reich und Rußland über den größten Theil der Fragen, die dieser Confc- renz vorgclegt werden sotten, bereits geeinigt. — Die Wohnungsfrage ist cS vor Allem, welche die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich zieht, den» die Aufregung unter den Arbeitern ist gar groß. Es circulirte im Faubourg St. Antoine eine Art von Pact, durch den die Arbeiter sich ver pflichteten, ihre Miethe nicht zu bezahlen. Die Polizei ließ die Rädels führer einspcrrcn und die UnterzeichnungSliften vernichten. Aber der Kaiser ließ der Polizei Gelder anweisen, um den bedürftigen Arbeitern zu Hülfe zu kommen, und auch die Hauseigentümer wurden ermahnt, keine zu ho hen Forderungen zu stellen. Italien. Die bevorstehenden Ereignisse in Neapel halten die öffent liche Stimmuug lebhaft gespannt. Man sagt, daß die österreichischen Trup pen sich auf der Linie des Po, zu Borgoforte, Cremona und Francolino concentrircn und sich bereit halten, den Fluß in jedem Augenblick zu über schreiten, sobald die Geschwader der Westmächte vor Neapel angekommeu sein werden. Die römische und toScanische Regierung sind tief beunru higt, und halten die Stütze, welche ihnen die österreichische Regierung im Fall deS Ausbruchs von Unruhen gewähren würde, nicht für hinreichend sicher. In ToScana hat diese Furcht den Grad erreicht, daß Herr Lan ducci, Minister deS Innern, die Vergnügungsznge auf der Eisenbahn von Livorno nach Florenz verboten hat. Auch dursten die Badegäste zu Li vorno am heiligen Jacobitage kein Frcudenfener anzünden, weil diese Feuer den revolutionären Parteien zu Signalen dienen könnten. K i rch li che R a chrscht^n. Am 2l^ Sonntage nach Trinitatis predigt in der Stadtkirche Vormittag Herr Superiut. Beyer und Nachmittag Herr Archidiae. Hl. Fiedler.j 3n der GotteSackerkirche hält Vormittag halb 11 Ubr Herr OanS k Al. Müller au- Schönbrunn die 12. Höfer'fche Lkgatprcdigt.