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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.03.1906
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060301017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906030101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906030101
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-03
- Tag 1906-03-01
-
Monat
1906-03
-
Jahr
1906
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.03.1906
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Havarien auf der sSchsischen Elbstrom, strecke «amen im Jahr« 190b insgesamt 22 vor, und zwar Uwrde« davon Letrosfen: 14 Schleppkähne ans Holz, 4 Schlepp. kLhn« au» Eisen mit Holzboden, 1 Personcndampser aus Eisen, 1 Eiloampfer auS Eisen mit Holzboden, 1 Baggerzille auS Holz und 1 Klotz. Verloren ginaen dabei insgesamt drei volle Schliss- ladungen, und zwar am 2. Mai bei Meißen 4M Tonnen Braun- kohlen mit einem hölzernen Schleppkahn, welcher am Brücken- ' welcher durch Funkenflug oder Selbstentzündung rer Kn:islwvlle in Brand geriet und samt der Ladung verbrannte, lowie am 20. Oktober bei Posta ein« Baggerzille auS Holz mit 26 Kubik meter KieS. — Di« Alumnen und Kurrendaner der Kreuzschule hielten am Dienstag abend im groben VereinshauSsaale ihr traditionelles Kast nach tSfest ab. Ein Blick auf das Pro gramm lehrte schon, daß man nicht «ine Chorvereiniaung landes- üblicher Art vor sich hatte, sondern eine solche, die mit -er Neuzeit sortschreitet, auf einer hohen Stufe der Ausbildung steht und ihren durchweg musikalisch, tüchtigen Mitgliedern eine ernste Schule fürs Leben sein will. 'Durchweg tadellos und vor bildlich in bezug auf Textbehandlung, Nyythmisicrung und Intonation wurden die gemischten Chöre gesungen: zwei Ge- sänge von H. Wolf, Grieas „Herbststurm", der wiederholt wer den muhte. Wermanns. des verdienstvollen bisherigen Leiters des Kreuzchores, prächtige, populär gewordene „Neue Loreley", di« gleichfalls cla aar»c> verlangt wurde, zwei wirkungsvolle Be arbeitungen altsranzösischer Volkslieder von C. Rernecke und »Zu chcit" und „Hütet Euch" von Kahn. Zwei Männerchöre von Mendelssohn, „Abendständchen" und „Im Sommer", zeich neten sich durch abgerundete, subtile Vortragsweise aus. Der Mnabenchor, der vor allem über ein glänzendes Sopranmaterial verfügt, sang unter Klavierbegleitung „Elsen und Zwerge" von Rob. Fuchs, «in Werk, das wegen seiner harmonischen Schwierig- leiten die höchsten Anforderungen an die musikalischen Fähig- leiten der Ausführenden stellt. Als Gesangssolist debütierte mit „Der Sieger" von Kann und „Winterlieb von Kos: Ober- kekundcmer Wieiteke, der über einen klangvollen, modulations- fähigen Bariton verfügt. Grobe technische Fertigkeit und be achtenswertes Ausdrucksvermögen zeigte Oberprimaner Hammer mann im Klavierspiel mehrerer Kompositionen von Liszt, Rubin- stein und Grieg. Den Schluß des Konzerts bildete die Auf- kuhrung der komischen zwciaktigen Operette von Kipper „Meister Tutenbach" oder „Das Abenteuer auf dem Sängersest. Nicht nur gesanglich, sondern auch darstellerisch konnte man hierbei recht treffliche Einzelheiten beobachten. Um die Einstudierung und sichere Leitung der Chöre hatte sich der derzeitige Chor- prchekt Oberprimaner 'Sammler verdient gemacht, die Klavier begleitung führte Obersekundaner Müller in bester Weise aus. Sämtliche Borträge fanden die beifälligste Aufnahme der sehr zechlreichen Zuhörerschaft, unter der sich das gesamte Lehrer kollegium und viele frühere Angehörige des Kreuzchores be- fanden. Herr Rektor Professor Dr. Stürenburg gedachte am Schlüsse des ersten Konzertteiles des silbernen Ehejubiläums deS KaiftrpaareS und brachte ein jubelnd aufgenommencs Hoch aus dasselbe aus. Nach dem Konzert vereinigten sich alte und junge Crucianer zum gemeinschaftlichen Essen, dem «in Ball folgte. — Bei dem dom Verein „VolkSwohl". Dresden, am Sonnabend im „Tivoli"-Saale veranstalteten 156. VolkS- unterhaltungsabend trug Frau Lehrer Weise als Einlei tung ei»ige patriotische Stücke auf dem Klavier vor. Herr Pro fessor Dr. Schefsler sprach über Erinnerungen eines Veteranen von 1870/71. Der Vortragende wurde bei der Mobilmachung als Unteroffizier in das 1. weslpreußflche Infanterie-Regiment Kleist von Noüendors (Nr. 6) in Königsberg eingestellt und machte i» der Armee des Klvnprinzen die Erstürmung des Geisbergcs und die Schlacht bei Wörth glücklich mit. Anschaulich wuhte er beson ders das Zufammciitrefse» mit den Turkos und Zuaven zu schil dern. Zum Vizeseldwebel nufgerückt, wurde Professor Dr. Scheffler, weil als Abkömmling einer Hugenottenfaniilie des Französischen völlig mächtig, in der Folge als Dolmetscher ver wendet und hatte beim Stabe der 10. Division die beite Gelegen heit, das gesamte Schlachtfeld von Sedan zu übersehen und die entsetzliche Wirkung der deutsche» Geschosse zu beobachten Be sonders anziebend waren seine Schilderungen der Ausfallgefechte vor Paris am 30. Oktober 1870 und am >0. Januar 1871: sowie kleine Szenen: Weihnachten und Neujahr in Feindesland. Die Kaiserproklamation in Versailles brachte auch dem Vortragenden die OfsizierSevaiiletten. Bemerkenswert ist 'es. daß Kronprinz Friedrich Wilhelm schon bei Urbernahmc des Komiiiaudos die Wiederausrichtung des Deutschen Reiches als Endzweck des Feld zuges bezeichnet« und daß ein bayrischer Offizier bei der Neujahrs- seier ans das Wohl des Deutschen Kaisers trank. Die erste Nach richt vom Friedensschlüsse erhielt Professor Dr. Schefsler durch einen Anschlag an der Mairie zu Orleans. Er hatte unterdessen an den Kämpfe» gegen die Loire-Armee teilgciiommeir und zeich nete in seinem Vortrage mit kurze» Striche» das blutige Ringen Werders bei Dijon, wo das 00. Regiment seine Jahne verlor, die einzige übrigens, die den Franzosen in die Hände siel. Meh rere Wochen lag der Redner im Geburtsorte des heiligen Bern hard v. Clerveanx, Jontaines bei Dijon, beim dortigen katho lischen Pfarrer in Quartier und schloß mit dem greisen Priester aufrichtige Freundschaft. Mit einer kurzen Skizze ves feierliche» Einzuges in Belli» und dem Hinweise, daß es gerade jetzt ange bracht sei, Erinnerungen an Deutschlands große Zeit wachznrufen, schloß der Vortragende unter brausendem Beifall der Zuhörer. Nach einer kurzen Panse begann ein kleines, aber gewähltes Konzert. Herr P. Runge brachte die Ballettszcne für Violine von Btrlot, Miß D ovrs auf einem von der Firma Richard Stolzenberg zur Verfügung gestellten prachtvolle» Konzertflügel einige Klaviersoli von Robert Schumann und Grieg zu Gehör, während Frl. Liddy Friedrich unter Klavierbegleitung der Herren Theodor Blum er jun. und Hoffmann drei Lieder und die Arie des Sextus aus „TituS" von Morart sang. Sämtliche Mitwirkende ernteten langaiidauerliden Beifall und mußten sich zu mehreren Zugaben entschließe». — Ter Verband Dresdner Kegelklubs markierte sein 20. Stiftungsfest mit einem Ehreubahn-Wetlkegelli und der eigentlichen Festfcier. die am Montag abend im „Keglerheim" vor sich ging »nd rege Teilnahme fand. Daö innfäilgliche Pro gramm veS Abends bestand in Konzert der vollen Garderciter- Sapelle unter Stocks Leitung und GesangSvorträgen des Ver- bandsgiiaitetts. der Konzcrtsängerin Frl. Louise Fischer-Garry und deS Herr» Hofopernsängers Fricke. Allen Darbietungen, die sämtlich vorzüglich gelangen, nurde lebhafter, wohlverdienter Beifall gespendet. Während des Konzerts fand Tafel statt, die vom Vorsitzenden. Herrn Richa»d Gnanck, mit einem Hoch ans Kaiser Wilhelm und König Friedrich August eröffnet wurde. In einer weiteren Ansprache widmete derselbe dann zunächst den Fest- tkilnehniern herzliche Willkoinniensworte, worauf er historische Rückblicke auf die Verbandsaründung und die Geschichte des Kegelspiels überhaupt gab und u. a. seitstelle» konnte^ daß sich jetzt der Kegelkport eines anderen Ansehens erfreue als früher, wo man noch, z. Ä. anläßlich der Gründung des Deutschen Keglerbundes, diese- älteste deutsche Männerspiel mit hiiiiioristisch-satirischen Bemerkungen glaubte abtun zu können. Der Dresdner Verband ist jetzt auf fast 800 Mitglieder angewachsen. Daß die Kegler treu monarchisch und vaterländisch gesinnt sind, haben sie schon oft bewiesen, ebenso stellten sie sich wiederholt in den Dienst der Wohltätigkeit durch Veranstaltung von WohltätigkcitSkeaeln. Die Rede klang aus in ein Gut Holz ans das fernere Blühen und Gedeihen des Verbandes. Mit gleichen Wünschen schlossen der Vorsitzende des Deutschen KeglerbnndeS. Herr Osmar Thomas, der Vorsitzende des Sächsischen Keglerbiindes, Herr Sala, der be sonders der Einiakeit sei» GlaS weihte, und der Vorsitzende des Verbandes Auerbach i. V. Herr Degen. DaS Wohl der Damen brachte Herr Arthur Lindner auS; auf den Vorstand, daö Quartett und die ausübenden Künstler sprach Herr Camillo Äther, Schrift führer deS Deutschen Bundes, während dessen Stellvertreter, Herr Richard Herold, speziell dir großen Verdienste des Herrn Gnanck m> den Dresdner Verband feierte. Als die MitterirachtSstrinde elntrat, lenkte Herr Thomas die Blicke der Kegler und ihrer Gäste anläßlich deS Ehejubiläums des KaisewaareS nach Berlin. Bon vielen Selten waren noch Glückwunsch-Depeschen usw. ein- aegangen. An dlr von Herrn Krämer gut ausgerichtet« Tafel verw. an da» Konzert schloß sich rin flotter Ba», den ein von Mttolledsdamen auSgrfuhrter wohlgelunaener Reigen und ein büdzch au-gestattrter Kotillon unterbrachen. Der äußerst har» monische. von gesundem Kealechumor getragene Verlauf de» Abends wird noch lange in der Erinnerung aller Teilnehmer haften. — DaS Ehlenbahirkegelu halte sehr starke» Zuspruch. Gegen 600 Mitglieder rangen um die prächtigen 00 Prelle im Werte von rund 1400 Mark. Die drei höchsten Gewinne erhielten die Herren Schöne, Wetzel und Staps. In der» neben dein Ehre»bah»fegeln noch veranstalteten Punktkegel» (erster Preis 100 Mark) siegte Herr Barth. — Die Dresdner Abteilung deS Vereins Franenbildnng— Frairenstudlum eröffnet von Anfang März ab eine Ausku nits stelle für weibliche Bildungsfragen und wissen schaftliche Berufsangelegenheiten. Die Sprechstunde» finde» DIeiiStaaS von 11 bw 1 Uhr Strehlen« Straße 55, bei Frl. Marie Lilling, statt. — Die 31. DresdnerPferde-Ausstellung findet am 12.. 13. und 14. Mai, die Ziehung der Ausstellungs-Lotterie am 15. Mai statt. — Vereinsnachrichten. Der Verein der Bayern in Dresden feiert am 11. März im Konzerthauje des Ausstellungspalastes den Geburtstag des Prinzregenteu Luit pvld von Bayern, der am 12. März sein 65. Lebensjahr voll endet. Mit dieser Feier wird die Säkularfeier des Eintritts Bayerns in die Reche der Königreiche verbunden. — Der Militärverein ehemaliger Kameraden des 5. Infan terie - R e g i m e n t s Kronprinz" Nr. 104 zu Dresden feiert am 2. März in „Meinholds Sälen" sein 10. Dtistungs- lest. — Im Etablissement .Maldschlößchen-Terrasse" feiert der Brauervcrein von Dresden und Umgegend morgen sein diesjähriges Wintervergnügen, bestehend in Konzert und Ball, ausgeführt von der Kapelle des 17/. Jnfanterie-Negiments unter Leitung des König!. Musikdirektors Herrn Növenack. — Der kaufin. dramatische Verein „Sachsen im Felde" hält heute seinen Fcrmilienäbend im Hotel „Stadt Petersburg", An der Frauenkirche 8, ab. — Morgen veranstaltet die Gruppe F r ie d r i ch st a d t des Evangelischen Arbeiter vereins im Hauptsaale des „Kegilerhcims" einen Familien- abend bei freiem Eintritt. Außer Gesangs- und Instrumental Konzert wird Herr Haupt,na»n v. '---eydlitz-Gerstenberg einen LichtbilderUBortrag über eine Reise nach Algerien und Tunis Hallen. — Der 1. VereinDresdnerGast-undSchank- wirte hält am Freitag, den 2. März, im Saale der Eeiitral- balle. Flschhofplatz. sei» diesjähriges Wiutervergnügen. dem die Idee eines Ausfluges »ach der Edmundsklanim zu gründe liegt, ab. — Der „Dresdner Tnrnga u" hält Sonnabend, 3. März, abends 9 Uhr, in den Gesellschasisräumen des Turn vereins für Neu- und Antonstadt seinen diesjährigen Gantag ab. Außer der Entgegennahme der Berichte uiid der Wahlen für den Kreistiirittaa in Glashütte wird über einen Antrag der Ganvorturnerschast, die Abhaltung eines Kriegsspieles be treffend, Beschluß gefaßt werden. — In der Zitterkrankheit lnMeißen ist mit dem Schulschlnß ein Stillstand cingetreten. — Im Mordvroieß Eberwein in Chemnitz bot die Staatsanwaltschaft eine große Anzahl Zeugen auf. um den Angeklagten des Totschlags und schweren Naiives zu überführen. Der Angeklagte war nicht so ruhig, als am ersten Verhcmblungs- tage. Unter Tränen beteuerte er seine Unschuld. Die Anklage wurde vom Staatsanwalt im vollen Umfange aufrecht erhallen. In seiner Anklagerede reihte er Glied an Glied der Ergebnisse der Beweisaufnahme, uni zu beweisen, daß der „konsequent und frech leugnende" Angeklagte der Täter sei. Der Verteidiger verwies darauf, daß zwingende Beweise für die Schuld des Angeklagten nicht vorhanden seren, daß die Indizien aber nicht zur Verurteilung ansreichen. Der Wahrspruch der Geschworenen lautete a»f Nicht- schuldig und dementsprechend das Urteil ans Freisprechung. — Der ^Verein Gabelsberger" in Freiberg feierte am 25. Februar sein 25jähriges Bestehen durch Konzert. Festkominers und voll. Anwesend war unter zahlreichen aiioeren Ehrengästen als Vertreter des Kviiigl. Stenographischen Instituts Herr Professor Ahnert. Der frühere Vorsitzende des Vereins. Herr Realgymnasialobrrlehrer Götz, wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Den KommcrS leitete Herr Bürgerschullehrer Baum- garten. — Ucber die schreckliche Bluttat in Wilkau bei Zwickau wird uns noch geschrieben: Ter Modelltischler Stemm, der Frau und Kind mit dem Beil erschlagen und sich dann selbst das Leben genommen hat, stammte aus Eisenach. Er war seit etiva einem Jahre verheiratet und lebte mit seiner Frau bisher anscheinend in bester Eintracht, nur soll er bisweilen eine ge wisse Neigung zur Eifersucht gezeigt haben. Er galt als solid und stand bei der Firma Jung u. Simons in Schedewitz in Arbeit. Ter Ehe war ein Kind entsprossen. Am Dienstag übend gegen 10 Uhr bürten Hausbewohner die Stcmmschen Eheleute sich streiten und im Lauft des Streites einen dumpfen Fall, woraus Ruhe eintrat. später nahm man Veranlassung, die Polizei in Kenntnis zu sehen, die gegen 11 Uhr in der Wohnung eintras. Den Eintretenoen bot sich ein furchtbarer Anblick. Vor dem Bette lag, in ihrem Blute schwimmend, Frau Stemm mit mehreren klaffenden Kopfwunden, in einiger Entfernung von ihr Stemm selbst mit durchschnittener Kehle, und am unteren Ende des Bettes lag das halbjährige Kind, dem die Schädeldecke zertrümmert war. Ein kleines Holzbeil, mit dem die blutige Tat ausgesührt worden war, wurde im Zimmer vorgcfundcn. Stemm lelbst hatte sich seine tödliche Verletzung mit einem Küchenmesser beigebracht. Alle drei waren beim Eintreffen der Polizei »och am Leben. Es wurde zunächst der Frau ein Not- vcrband angelegt. Der Mann starb unter den Händen des Arztes, auch das Kind war inzwischen seinen Verletzungen er- legen. Frau Stemm wurde ins Znsickauer Krankenstflt geschasst: es ist höchst fraglich, ob sie mit dem Leben davonkommen wird. Die Polizei nimmt an. daß Eifersucht der Beweggrund zu der schrecklichen Tat gewesen ist. — Militärgericht. Wegen versuchter Nötiamch eines Vor gesetzten. Beleidigung und Achtungsverletzung hat sich vor dem Kriegsgericht der '23. 'Division der 1883 zu Schmiedcberg bei Torgau geborene Arbcitssoldat Karl Richard Kracht gen. Müller von der hiesigen Arbciterabteiluna zu verantworten. Der An geklagte wurde im Februar 1904 als unsicherer Hecrespslichtiger bei der 7. Kompagnie des 134. Infanterie-Regiments in Plauen eingestellt, zog sich aber so zahlreiche Strafen z», daß schließlich seine Verletzung zur Arbeiterabteilnng erfolgen mußte. Hier setzte er sein unbotmäßiges Genehmen fort und kam in die sittlich schlechtere Klaffe. Am Vormittage des 4. Februar be trat ein Unteroffizier die Zelle des Angeklagten. Da dieser die Meldung nicht richtig ausführte, mußte er sic wiederholen. K. scheint hierüber unwillig geworden zu sein, denn er mur melte unverständliche Worte vor sich hin. Auf Befragen, was er zu spreche» habe, gab er keine Antwort' als aber der Unter offizier im Begriff war, die Zelle von oiißcn wieder zu schließen, rief ihm der Angeklagte wütend zu: „Wenn Du nicht machst, daß Du binaiiskommst. dann schmeiße ich Dir den Wasserkrua an den Schädel!" und bediente sich auch unflätiger Schimpf worte. Gleichzeitig machte er einige Schritte nach der Tür zu, als wenn er den Wasserkrng ergreifen und seine Drohung — er bestreitet dieses allerdings — ansführcn wollte. K. be gnügte sich aber damit, daß er mit dem Fuße l-citig an die Tür stieß. Die Anklage nimmt an, daß er damit den Unter offizier habe einschüchtcrn wollen, die Zelle wieder zu betreten. Das Gericht erkennt gegen den geständigen Angeklagten, der durch Rechtsanwalt Dr. Thieine verteidigt wird, wegen Achtungs- Verletzung, die sich als Drobung darstcllt, und Beleidigung eines Vorgesetzten aus 6 Monate Gefängnis. — TaarSardnung der Ersten Kammer für die »0. öffentliche Sitzung om 1. Mär«, vormittags N llbr: Aortraa an« der Siegi'Iraiide und Beschluss« aus die Eingänge: — Wahl von drei Mitgliedern n»d zwei Stellverireter» z»m Llnnt0ge>!ch>ghos: — Antrag ,» Dit. 5 de« cnchcr- ordentlichen Etat«, die BatmbofSeuveiterung Tbarandt (zweite Rate) be treffend: — Bericht über Kap. 5, 6, 8, 8, 1l, 12, 73 bi» 77» unv 8S bis 87 de» RcchkuschnslSbertchts für 1882 03, Lvsavolbeke, Slsterdgd, Porzellan- manusatmr, Steinkoblenwerk Zauckerode, Fisialilchr Vllllenwerke »u Frei- berg, KiSkalilche Erzbergwerke zu Freiberg und Deport,ment der Finanzen betreffend : — Anträge «u Kap. 2«, 28, 38, 36, 37, «8 und «1 de« Reäie»- schaftstxricbtS für >382 63, Allgemeine StaalSbedürfntsse, (»esamlininistertum nebst Deoendenten und Zullt,r-epartemenl betreffend, und zu den Velilionen der BeamtenSwttw» Mose« in Dresden um Gewährung einer UntersMtmng und de« Stadtgemetnderai« zu Plauen t. B., die Abtrennung Pia-iens vom Bezirklvervand« und Bildung einer eigenen (exemten) Bezirks be treffend. — Tagesordnung der Zweiten K a m in e rsür die 68. öffentliche Sitzung am 1. Mär», vormittag« halb 11 Uhr: SLlubberatung übenden Sutwurt eine« WasiergeletzrS nebst den dazu ««»gegangenen Betittmwn, s- wie über liap. b8o und 83 de« ordentlichen Etat-, Bougewerkemcbulcn zu Dresden. Leipzig, Plaue» und Zittau uni Tiesbaulchule in Zittau, uno Hygienische Uuleriuchungsanstallen betreffend. Die Marokko-Konferenz. lieber eine „ H o l st e i»- Kri siS " läßt sich die „N. G. C." folgendermaßen ans: Seitdem die Marokko-Affäre die europäischen Kabinette beschäftigt, bemüßigt sich die französische Presse, den Wirkt. Geh. Rat und älteste» Vortragende» Rat in der politische» Abteilung des Auswärtigen Amtes. Herrn Fritz v. Holstein, als den „Drahtzieher" hinter den Kulisse» danustelle», als den Mann, der eigentlich i» Berlin „Alles macht". Und in allerletzter Zeit stimmt nun auch ei» Teil der deutschen Presse in diese Tonart mit ein. Es ist zu bezweifeln, ob Herr v. Holstein selbst mit dieser, in gewissem Sinne immerhin ehrenvollen Behandlung Zu sriedenhcit empfindet. Bisher glich er mehr dem Veilchen, das iin Verborgenen blüht, und trat ungern mit seiner Person und seinem Namen hervor, zumal er ja genug publizistische Berbin düngen besitzt, um auch im stillen zu wirken. So viel aber steht fest und verdient gesagt zu werden: daß eS eine ganz gewal tige Ueberschätzung dieies alten und verdienten Beamten bedeutet, wen» man in ihm die wichtigste Figur der Wilhelmstraße sehen will. Ist doch neuerdings sogar erzählt worden. Herr v. Holstein Hobe, gewissermaßen hinter dem Rücken seines Chefs, von deni ersten Sekretär der Panier Botschaft direkte Berichte zum Borlegen an allerhöchster Stelle eingefordert, die dieser erste Lekretär gleichfalls ohne Vorwissen seines direkten Vor gesetzten, des Fürsten Nadolin, auch wirklich geliefert hätte. Wäre dem so, so würde die Sache nicht eines pikanten Beigeschmacks ermangeln und dazu angetan sein, daran zu erinnern, wie Herr v. Holstein einst die Unterlage z» seiner spätere» glänzenden Lauf bahn dadurch legte, daß er seihst als innger Sekretär bei der deutschen Botschaft in Paris direkt an den Fürsten Bismarck be richtete. und baß diese Berichte die erste Ursache znm Sturze seines direkten Vorgesetzten, des Botschafters Grafen Harry Arnim, wurden. Man würde sich indessen ein recht unähnliches Bild von den leitenden Männern in der Wilkelmstraße machen, wenn man Hern, v. Holstein eine so weitgehende Macht und vor allem einen bestimmenden Einfluß aus den Gang der marokkani schen Angelegenheit znschreibcn wollte. Fürst Bülow, der Herrn v. Holstein, man möchte sagen, fast besser kennt, als dieser sich selbst, ist nicht der Mann, nach der Pfeife eines Herrn v. Holstein zu tanzen oder sich auch nur von einem seiner Räte etwas andcres als Ratschläge gefallen z» lassen. Ein Bureau dipiomat wie Herr v. Holstein besitzt auch gar nicht genügenden Einblick in den Gang der großen politischen Aktionen, um aus diese eine Wirkung ausübcn zu können. Wer Herrn v. Holstein diese Wirkung zutinut, verkennt durchaus den Kreis seiner Befna- nisse. Es ist richtig, daß der Kaiser das Urteil und die Er sahrnng des Herrn v. Holstein hock bewertet. Aber de. Monarch würde sich gewiß mit dem Gedanken vertraut machen können, aus dieses Urteil und diese Erfahrung zu verzichten, wenn cs sich Herausstellen sollte, daß der „Vielwissende" nach außen bin eine zwar trügerische, aber immerhin schädliche Einschätzung der Bedeutung seiner Person aufkommen ließe. Clsmenceau erzählt in der „Aurore", ein aus Wien einge- troffener Diplomat habe ihm gesagt, daß im Aufträge des Kaisers Franz Joseph der österreichische Botschafter in Berlin der deutlchen Negierung im Sinne eines Nachgebens iu- gccedet habe. Ter Botschafter habe ousgeführt, ein Eckec ver Konferenz könnte die bedenklichsten Folgen haben, von deren Rückwirkung auch die Mächte betroffen werden würden, die in Marokko keinerlei Interessen haben. Die europäischen Interessen, die aus dem Spiele stände», seien erheblich größer als die Wichtig keit der marokkanischen Streitfrage». Die Aeußerungen des öster reichischen Botschafters seien indessen im Berliner Auswärtigen Amte lehr kühl ausgenommen worden, und man habe geantwortet, Deutschland könne weitere Konzessionen nicht machen. Der „Köln. Ztg." wird aus AlgeciraS telegraphiert: Der marokkanische Vertreter El Mokri hat den Franzosen amtlich mit- aeteilt, daß der Maghzen die Hasrnarbeitcn in Saff, und Casa Bianca Franzosen übertragen habe. Der Maghzen be ruft sich auf em früheres Versprechen. Tagtsgeschichte. . Deutscher Reich. Herzogin S oph ie Charlott e, die nunmehrige Prinzessin Eitel Friedrich, hat vor ihrer Abreise aus Oldenburg, wie verschiedenen Blättern gemeldet wird, in folgenden Worten ihren. Dank zum Ausdruck gebracht: „In An laß meiner bevorstehenden Vermählung sind mir aus allen Kreisen in Stadt und Land und aus allen Landestellen des Großherzogtums so viele und reiche Gaben und so herzliche Adressen überreicht und gesandt worden mck bei verschiedenen Anläßen, insbesondere in dem prächtigen Fackelzuge der Stadt Oldenburg, so viele treue Abschiedsgrüße dargebracht, daß ich aufs tiefste bewegt bin von so viel freundlichen und liebevollen Kundgebungen. Allen, die an den schönen Abschicdsgaben be teiligt sind, und allen, die mir so treue, herzliche Gesinnungen, zum Ausdruck brachten, sage ich aus vollem Herzen innigsten Dank! Nie werde ich aufhören, in Treue und Liebe meiner ge liebten Oldenburger Heimat zu gedenken! Sophie Charlotte, Herzogin von Oldenburg." In Algeciras vereinigte zur Feier der silbernen Hochzeit des deiitschen Kniserpaares der Botschafter v. Radowitz die dort anwesende» Deutschen nm sich zu einem Festmah l. Während der Tafel hielt der Botschafter eine Rede, in der er vorauf kin- wies, welchen hohen idealen Wert für die Nation daS vorlsildlichc Familienleben des hoben Jubelpaares besitze. Die Einnahmen der preußischen Staatseiscu- b a h n v c rw a l t nn g waren im Januar d. I. derart, daß sie über den entsprechenden Mvnat des Voriahrcs einen Heder ich u ß zeigen, wie solcher in dieser Höhe noch niemals vorher be obachtet worden ist: er betrug nabezu 19 Millionen Mark. Aller dings darf dabei nicht »»berücksichtigt-bleiben, baß im Januar >005 der Ausstand im Riihrgebiet begonnen hatte, der aus die Kohlenbcförderung und damit c»if das finanzielle Ergebnis des Güterverkehrs einen hemmenden Einfluß ansübte. Es laßt sich, wenn in dem letzten Monat des laufenden EtatSiahres nicht noch ganz ungewöhnliche Ereignisse eintreten, mit einiger Sicherheit annehmeil, daß die Einnahme aus der preiißiichen StaatSbahnvcr- waltiiiig im EtatSiahr 1905 um mehr als 00 Millionen Mark, vielleicht »m nahezu 100 Millionen Mark, über der vor jährige» liege» wird. Die Einnahmen ans dem Personen verkehr sind um 27,77 Millionen Mark oder 7,3 v. H., die ans dem Güterverkehr um 59,77 Millionen Mark oder 0,4 v. H., die aus sonstigen Quellen um 4.43 Millionen Mark oder 5,6 V.H. und die gesamten Einnahmen nm 91.97 Millionen Mark oder 6,9 v. H. gestiegen. Die durchschnittliche Kflometerciniinhme be lief sich auf 42016 Mail gegen 40 037 Mark im Vorjahr, ist also um 1979 Mark oder 4,9 v. H. gestiegen. Der seinerzeit vielgenannte Rektor und Abg. Ahlwardt, der lange Zeit von der politische» Schaubühne verschwunden war. tritt jetzt wieder i» die Oeffentlichleit, und zwar beabsichtigt er nicht niehr und nicht weniger, als eine große neue Partei zu guinden. die alle übrige» antisemitische» Gruppen verdrängen soll. Jni Agitationspervande für nationale Politik „Allzeit voran" entwickelte Ahlwardt, wie die „Nett.-Ztg." berichtet, jüngst sein „neues Programm", daS eine etwas andere Fassung erhallen hat. Es laulei letzt: „Gegen Jude» und Jesuiten". Von den Jahresberichten über den Wirtschafts- und Arbeits markt, welche der frühere sozialdemokratische Reichs- lLgsabgeordnete Richard Cal wer hcransyibt, ist soeben der neueste, „Das Wirtschaftsjahr 1905" betitelt, erschienen ('Jena, Gustav Fischer). Calwer macht darin sehr beachtenswerte An gaben über das Steigen derArbciterlöhne im Jachrc 1905. Er schreibt bierüber n. a.: „Man kann ohne werteres annebmcn, baß die für das Baugewerbe tätigen Arbeiter durch- schnittlich gut und gern über 10 v. H. mehr als im Jahre 1904 verdient haben. Ebenso haben die Arbeiter im Textilgswerdc. in ver Eisenindustrie, den Metallbranchen, im Maschinen, und Elektrizitälsgcwcrbe, ferner in der Holzindustrie, der chemischen Industrie durch reichliche Arbeitsgelegenheit und znm Teil auch höhere Lohnsätze ihr Lohneinkommen im Jahre 1905 um mehr als 10 v. H. steigern können. Auch die unaelernten Arbeiter haben wesentlich besser verdient als 1304. Für die urigelerulcr» D*«A-neV Nachvip-ten. S8. Sette 3. WM LoimerSlag. I. März Lvv«
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