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74 lich — was übrigens bisher schon ziemlich bekannt war — die untenu 10. Januar 1651 eröffnete 4*/,-procentige Staatsanleihe in eine vier- procentige convertirt werden. Hiernach wird allen Inhabern 4'/,- procentiger StaatSschuldencassenscheiue in der Zeit vom 1. März bis 15. Inni gestattet, dieselben in der hiesigen Flnanzhanptcasse Vormittags von 9—1 Uhr zum Umtausch zu bringen und daraus a) eine gleiche Nominal- summe neuer 4proccntiger Staatöschuldscheine sammt Coupons über die vom 1. Juli 1858 ab lausenden Zinsen, d) den Baarbctrag der ans die abzulieferndcn Scheine bis 30. Inin noch zu vergütenden Zinsen, und e) eine besondere baare Conversionspranne in Empfang zu nehmen. Letztere besteht in 3 Thlrn., wenn der Umtausch biS 20. April, in 2^/r Thlrn., wenn er vom 21. April bis 20. Mai, und in 2 Thlrn., wenn er vom 21. Mai bis 15. Juni bewirkt wird. Auswärtige Einsendungen sind por tofrei, wenn aus der Adresse bemerkt wird: „Beitritt zur 4"/- Staats anleihe bctr." Auch die Wiederzusendungen erfolgen kosten- und portofrei. Sollte die ä^procentige Staatsschuld bis zum 15. Juni dieses IahreS nicht vollständig zum Umtausch gelangt sein, so wird alödann die für Termin I. Juli 1856 vorzunehmende planmäßige Auöloosung außerordent- licher Weise um einen entsprechenden Betrag, und zwar einlretendcn Falles bis zur Höhe von mindestens 1 Million Thaler, verstärkt oder nach Befinden der ganze Capitalrückstand auf Einmal zur Aufkündigung gebracht werden. Die ganze Finanzoperation muß als eine zweckmäßige cmerkannt werden und die den gegenwärtigen Inhabern 4^-°^ Scheine eingeräumten Vortheile (Prämien und Vorauszahlung der Zinsen) lassen erwarten, daß nur sehr Wenige keinen Gebrauch davon machen werben. Am 11. d. verschied hier der k. OberhofmarschaU a. D. von Reitzen stein, am 12. der quiescirte russische Gesandte Baron v. Schröder. Plauen. Künftigen 22. Februar Vormittags */,9 Uhr findet im Saale dcS hiesigen König!. Bezirksgerichts gegen Karl Friedrich Leistner aus Thierbach wegen ausgezeichneten Diebstahls öffentlich-mündliche Haupt- vcrhandlung statt. Mühltroff, 13. Fcbr. Am 9. d. M. starb nach knrzem Kranken lager ganz unerwartet Herr Christian Friedrich Dieroff, Bürgermeister aUhier, und au seinem Bcgräbnißtage, den 12. eg. in., folgte ihm seine Gatlin im Tode nach. Beide standen im 38. Lebensjahre. In welchem Grade der verstorbene Bürgermeister die Achtung und Liebe seiner Bekann ten genossen, that sich durch die allgemeine und ungeheuchelte Theilnahmc an diesem traurigen Ereignisse kund und offenbarte eS sich besonders da durch, daß seine irdische Hülle nicht nur von den Einwohnern hiesiger Stadt, sondern auch von einer zahlreichen Menge Auswärtiger zur Ruhe stätte begleitet wurde. Am Grabe desselben, in welches ihm morgen seine Ehefrau beigesetzt werden wird, so daß auch im Tode verbunden bleibt, was im Leben vereiniget war, sprach Herr Pastor Richter hier, obwohl selbst gerührt, über Joh. 11, 11 zu der großen Versammlung in gewohn ter beredter Weise Worte des Trostes und der Hoffnung, Herr Pastor Germann ans Reuth den Segen, und der hiesige Gesangverein schloß die Begräbnißfeier mit einem: Wiedersehn! Friede ihrer Asche! Leipzig, 9. Februar, lieber die Besetzung des Pastorats an der Thomaekmhe berichtet die D. A. Z. weiter: Von der Staatsregierung hängt eS nunmehr ab, ob sie dem Gewählten (Decan Lechler) zugleich die erledigte ordentliche Profifsur in der theologischen Facultät und das Amt des Superintendenten übertragen, und so alle Würden seines Vorgängers in ihm wieder vereinigen wird. Zuverlässig läßt sich annehmen, daß zwischen dein Cultusministerium und dem Rathe hierüber bereits vor der Wahl die erforderliche Verständigung staltgefunden hat, und wir sollten auch meinen, daß nach den Aimcedenticn Lechler's kaum ein Bedenken sein könnte, lhn in das volle Amt eintreten zu lassen, denn als Decan Hal er in Wnrlemberg bereits die Functionen eines Superintendenten zu erfüllen gehabt und, wie wir hören, sehr tüchtig erfüllt, und als Gelehrter geht ihm ein wohlgegründeter Ruf voraus. Seine bedeutendgen Schriften, namentlich die „Geschichte dcS englischen Deismus," „Das apostolische und nachüpostolische Zeitalter," in zweiter Auflage 1857 erschienen, und die von der Haager Gesellschaft znr Verlheidigung des Ehrlstenihums ge krönte „Geschichte der Prcöbylelial- und Synodalverfasfung seit der Re formation" haben von der wissenschaftlichen Kritik überall die günstigste Bcurlheilung erfahren. Sein kirchlicher Standpunkt ist, nach seinem bis herigen Wirken zu urtheilen, bei aller BekenntNlßtrcue doch dem modernen Orthodonsmus und dem Hochklrchenthum entschieden nicht zugethan, und ist dleß der Fall, dann hat, so meinen wir, der Rath im Geiste Grcß- mann's gewählt. Die Einstimmigkeit seiner Wahl kann nicht ohne den voriheilhaftesten Einfluß auf seine künftige Stellung in der Gemeinde bleiben. Preußen. Berlin, 11. Febr. Die Reihe der zu Ehren der Ver mählung des Prinzen Friedrich Wilhelm veranstalteten Hoffestlichkeiten schließt nach d<m officiellen Programme mit der gestrigen Gala-Dper und der heute bei dem Prinzen von Preußen statlfiudenden großen Cour. Die gestrige Gala-Oper bot in dein in tagheller Beleuchtung strahlenden Opern hause mit den zahlreichen Gala-Uniformen der-Militärs, Civilbeamten, Diplomaten, Landstände, Johanniter-Ritter und Professoren-Ornate im Gegensätze zu den strahlenden Toiletten der Damen, welche ausschließlich im ersten und dritten Range placirt waren, einen überaus glänzenden Ein druck. Man gab Spontini'ö „Vestalin" mit neuer großartiger Ausstattung. — Die hier vielfach verbreitete Hoffnung auf Erlaß einer Amnestie scheint sich bewahrheiten zu wollen. Neber sämmtliche Festungsgefangene sind vor einiger Zeil Berichte eiugcfordert worden; Vorbereitungen, welche aller dings die gehoffte Maßregel wahrscheinlich machen. Weimar. Am 2. Febr. sind eS 300 Jahre gewesen, daß die Uni versität Jena feierlich eingeweiht wurde. Daö Jubiläum wird aber erst am 15. August begangen, weil von diesem Tag daö kaiserliche Privilegium dalirt. Jena ist übrigens die erste protestantische Universität Deutschlands. Am 6. Februar fand eine Art Vorfeier deS Jubiläums statt, wobei der Prorector Kirchcnrath Ur. Rückert eine treffliche Rede hielt. Frankreich. Wie großes Aufsehen die Ernennung des Generals Espinaffe hier erregt, geht schon daraus hervor, daß der neue Minister selbst eine Erklärung hierüber abzugeben sich veranlaßt fühlte. Das hat übrigens eine nicht geringere Sensation erregt, als die Ernennung selbst. Die sehr offene Sprache des Ministers, der die Ausrechterhaltung der Ruhe und Ordnung als den Haupttheil seiner Mission darstcllt, ist all gemein aufgefallen. Auch auf die Börse machte dieselbe einen sehr trüben Eindruck. Der Wiener Corresp. der K. Z. bringt folgende auffällige Mit- theilung aus Paris: Nach Briefen vertraulichen Inhalts auS Paris von Persönlichkeiten, denen Urtheil und vollständige Kenntniß deS Sachverhalts zugctraul werden kann, hat die kaiserliche Regierung am 14. v. M. am Rande des Abgrundes gestanden. Die Maßregeln, die sic seitdem ergriffen hat, beweisen, daß sic sich ein zweites Mal nicht unvorbereitet überraschen lassen will. Die Nacht vom 14. auf den 15. soll zum Aus bruche zweier Aufstände, und zwar im republikanischen und im Interesse eines verbannten Königsgc schlechte, daS sich in den Mittelclassen eines bedeutenden Anhanges erfreut, bestimmt gewesen sein. Es soll noch keine ganz klare Einsicht darüber zu gewinnen sein, ob die Führer der angezcttelten Verschwörung (die sich aber in Sicherheit befin den) einverständlich gehandelt haben, um die bestehende Regierung zu überrumpeln und schließlich, je nachdem sich die Armee ausgesprochen hätte, eine über die andere Partei den Sieg davon zu tragen. Paris, 11. Febr. Der heutige „Moniteur" meldet, daß der Kaiser 520 Mllitäre begnadigt, und 253 ihre Strafen gemildert habe. Paris, 6. Februar. Die Absichten der Regierung auf Cochinchina scheinen ziemlich ernsthafter Natur zu sein. Der „Moniteur" enthält heute einen längeren Artikel über den 1767 von Ludwig XVI. abgeschlossenen Vertrag, nach welchem Frankreich gegen gewisse Leistungen, die freilich später unterblieben, ein ansehnliches Küstengebiet erlangen sollte. ES scheint, daß man diesen Rechtstitel hcrvorgesucht hat, um ihn jetzt mit Entschiedenheit zur Geltung zu bringen. Man spricht bereits von Trup- pensendungen, die nötigenfalls den Weg über Aegypten nehmen würden. England. London, 10. Febr. Wie wenig man der, Frankreich zu Liebe vorgelegten, neuen FlüchtlingS-Bill geneigt ist, beweisen zwei jüngst vorgekommene Demonstrationen. Zuvörderst wurde nämlich ein ganz un bekannter französischer Flüchtling bel seiner am 7. stattgefundenen Beer digung von mehr als 3000 Engländern begleitet; und sodann wärmt die „Times" die alte Geschichte auf, daß einst ein französischer Offizier, Na mens Eantillou, in den Straßen von Paris eine Pistole auf den Herzog von Wellington abfeuerle. Er wnrde verhaftet und sru gesprochen — weil die Kugel nicht gefunden wurde. Napoleon I. vermachte Eannllon 10,000 Francs, „weil er Lord Wellington ermorden wollte, zn dessen Ermordung er alles Recht hatte," und „wenn Eantillou diesen Lord ermordet hätte, so würde er durch die Interessen Frankreichs gerechtfertigt woiden sein." Der TtmeS-Eorrespondenl sagt schließlich, daß Napoleon U!. den Mörder Canlillon aafsnchen ließ, der in einer obscuren Lage in Brüssel lebte, wo er Gehülfe bei einem Gewürzkrämer war, und zahlte ihm die 10,000 Fr. sammt Zlnfin aus. London, 12. Febr. In der soeben beendigten Sitzung dcS Unter hauses erklärte der Staatssekretär des Innern, Sir George Grey, die französische Negierung habe der englischen Niemand zur Verfolgung be zeichnet. Lord Palmerston beantragt die Abschaffung der ostmdischen Com pagnie und will- statt derselben einen verantwortlichen Minister mit acht erfahrenen Rälhen zur Negierung Indiens berufen wissen. Die Debatte über diesen Gefetzvorfchlag wnrde vertagt. Spanien. Aus Madrid, 1. Febr., wird der Indcpendance Belge geschrieben, daß die dortige Polizei in einem Hause, das in der Nähe dcS