Volltext Seite (XML)
gewesen, als gegenwärtig, indem von der ganzen Produktion in diesen noch vorhandenen Kreisen damal- auf einen Kops circa 1 */, Schsfl. Korn, ^8 Schffl. Weizen, Schffl. Gerste und Schffl. Kartoffel« sich be rechnen ließ. Die Uederstcht de- JahreS 1853 zeigt dagegen bei einer fast verdreifachten Vermehrung der BolkSzahl, dafi ca. 1'/- Schffl. Korn, */co Schffl. Weizen, Schsfl. Gerste und 5^ Schsfl. Kartoffeln per Kops' sich berechnen lasten. Auch diese ProduktionSzahlen durften sich bei immer reger werdender Theilnahme am Fortschritte der Landwirthschast, trotz aller steigenden Bevölkerung aber auch in steigender Progression er höhen; Sachsen wird aber das niemals erzeugen können, waS cS an Ge- treidefrüchtcn bedarf. DaS heißt nun mit andern Worten so viel, als SachscnS Kapital, welches im Grund und Boden angelegt ist, ernährt die Bevölkerung nicht. — Vin zweites und eben so großes Kapital liegt in Sachsenö Bergbau und entwickelt nicht geringe Zinsen. Vin drittes noch immer im Steigen begriffenes Kapital treibt das Rad, welches eine Kette gewerblicher Industriezweige in Bewegung setzt, welche in unserm Sachsen so angemessen in kleinen Bezirken verthcilt sind, so, daß wenn auch das Absterben eines der Zweige im Herannahcn ist, so trifft die Anbahnung anderer Thätigkeit nicht ganze Provinzen, noch weniger den ganzen Staat. Diese Kapitale, welche im Bergbau und sür industrielle Gewerbe thätig sind, entfalten eine reiche Quelle sachlicher Guter, welche geeignet sind, den fehlenden Bedarf an Getreide eintauschcn zu können. Kapital und Arbeit sind demnach die beiden Hauptfaktoren zur Grund» läge materiellen Wohlbefindens, mithin zur materiellen und daraus sich kräftigenden geistigen Thätigkeit für Gewerbfleiß eines Volkes, und hier aus folgt die Hauptfrage: wird Sachsen bei einer auch noch weit größer» Bevölkerung übervölkert zu nennen sein, wenn Kapital und Arbeit im Dienste einer dem sächsischen Volköstammc angebornen geistigen Thätigkeit, mithin eines geistigen Kapitals, wenn auch nicht immer so schwungreich wie jetzt, in Bewegung gesetzt bleibt? Man muß diese Ansicht entschieden verneinen! SachscnS Nährfrage bezüglich Ersatzes fehlender Getrcidefrüchte anlangcnd, so ist die Zeit vorüber, wo Hunger die Bewohner einer Ge gend fast zu Tode quälte, ehe bei noch uugcbauten Kunststraßcn in Jahren des Mangels der Fuhrmann eintras, um wenige Früchte zu bringen. Die Gegenwart kennt sür die Orte des Bezugs unserer etwa noch fehlenden Brodfrachte keine Entfernung mehr, und weil es diese nicht mehr gicbt, so ist der Boden der österreichischen, sowie der russischen und preußischen Monarchie, ebenfalls auch als Sachsens productiver Boden zu bezeichnen, und jene Länder erkennen die Wohlthat solcher Abzugsquellen sicher dank bar an. Die Mittel, mit welchen sich Sachsens Gewerbfleiß sein noch feh lendes Drodgetreide fortdauernd verschaffen wird, werden niemals versiegen, und werden weniger groß nöthig sein, wenn neben dem vorwärts schrei tenden Geiste der Industrie, auch der Geist der Landwirthschast fortschrcitet und der Geist der gewerblichen Industrie ferner auch immer jung bleibt. Taher vermag man zu behaupten: Sachsens Bevölkerung ist noch lange nicht so groß, als daß man an Uebervölkerüng denken kann, und ist über haupt Uebcrvölkerung irgend eines deutschen Landes nicht wohl denkbar, so lange der Osten noch Millionen Aecker sogar noch unbebauter Lände reien hat, deren Inhaber, wenn sie bebaut sind, auf Entnahme ihrer Pro dukte harren; und um diese hcrbcizuschaffen, haben wir so zu sagen keine Entfernung mehr! — Wir tauschen demnach nur einen geringen Theil der Erzeugnisse unsers Gewcrbfleißes um, damit unser noch fehlendes Brod- gctrcide nnS zu verschaffen; oder auch mit andern Worten: wir tauschen unsern Nachbarn den erzeugten Uebcrfluß zum Theil gegen das durch unsere Industrie erworbene Geld ab. Diese Wohlthat, schnell helfen zu können, wurde durch die Dampfkraft entfaltet und daher giebt es da keine Uebcr- völkerung mehr, wo Kapital und Arbeit, durch die Intelligenz geleitet, i nmerhin nutzbar angelegt wird! Zeitungen. Sachsen. Dresden, 6. Deccmber. Nach statistischen Nachweisen dcS Dr. I. haben von 1817 bis Anfang 1856 die in Sachsen bestehenden Spciseanstalten 4,921,533 Portionen verabreicht. Die Einnahme betrug 65,545 Thlr. 21 Ngr. 1 Pf., die Ausgabe 61,741 Thlr. 11 Ngr. 8 Pf. Dresden, 5. Dezbr. Der „Verein fsjr Hühnerzucht" beging am Montag die Feier seines einjährigen Bestehens. Bei diese, Gelegenheit wurden Mtttheilungen über die hiesige Brutanstalt gegeben. Nach jahre langen Mühen und vielen Gelvopfcrn ist es nunmehr Herrn Apotheker Banmeier in Friedrichstadt gelungen, feilte Brutanstalt so zu vervollkomm nen, daß in derselben 1100 Stück Eier in 21 Tagen auf einmal ausge- brütct werden. Die Jahreszeit äußert gar keinen Einfluß auf das Brüten, da dre Eier in der Anstalt eben o im strengen Winter als im Sommer auSgebnuet werden; gegenwärtig z. B. ist der Apparat in voller Thätig- kcit, und Lie Resultate sind überaus günstig. Nach den gemachten Erfah- run-cn stur bei dem künstlichen Ausbrüten nur 25 Proc. Verluste, wah rend man beim natürlichen Brüten im Durchschnitt 50 Proc. Verluste rech nen kann. Leipzig, 4. December. Der Wagenschleber Gehre ist vorgestern auf dem bairischen Bahnhofe zwischen die Puffer gcrathen und schnell an den Quetschungen gestorben. Freiberg, 5. Dezbr. Die Zahl der hiesigen Bergakademisten be zögt z. Z. 92; der Inländer sind 41, der Ausländer 51. Unter letzteren befinden sich Angehörige von Polen, Rußland, Serbien, Kleinasien, Bel gien, England, Schottland, Nord- und Südamerika. Preußen. In der heutigen Sitzung dcS Abgeordnetenhauses legte der Finanz ninistcr den StaatShauShaltS-Etat für das Jahr 1857 vor, welcher in Einnahme und Ausgabe mit 120,242,312 Thlrn. abschließt. Oesterreich. Die Wiener Ztg. zeigt an, daß Se. Maj. der Kaiser 25 politischen Sträflingen, größtentheilS Ungarn, den Rest ihrer Strafzeit gänzlich nachgesehcn habe. AuS Ungarn wird bestätigend gemeldet, daß in Folge deS Concor- datS der ElscnwcrkSbesitzcr I. v. K. mit 200 Arbeitern zum Protestan tismus übergctrcten ist, und daß sich überhaupt seitdem die Uebertritte mehren. Frankreich. Man schreibt auS Paris, 4. Dez., an den „Nord": „Man glaubt hier nicht, daß die neuen Conferenzen länger als 10 bis 12 Tage dauern werden; Jedermann hat Eile, mit der Sache fertig zu werden. Bin ich recht unterrichtet, so werden die Bevollmächtigten wäh rend dieser zweiten Congreßsession sich nur mit der Frage wegen BolgradS und der Schlangcninsel beschäftigen; die wegen der Donaufürstenthümer und der Donauschifffahrt wird später an die Reihe kommen." Paris, 7. Dez. Der heutige amtliche Moniteur sagt, daß der Pa riser Friedensvertrag in der Ausführung auf Schwierigkeiten gestoßen sei, welche zu Divergenzen in den Anschauungen unter den contrahircnden Höfen Veranlassung gaben und die Nothwendigkeit cincS Zusammentritts der Be vollmächtigten herbeiführten, um die vollständige Ausführung der Friedcns- bedingungeu zu beschleunigen. Der größte Theil der Mächte, die den Friedenslractat unterzeichnet, haben der Zusammcnberufung der Confcrenz in Paris bereits ihre Zustimmung gegeben. Man kann demnach anneh men, daß dieselbe vor Ende Dezember zusammentreten werde, und AUcS läßt die schleunige Wiederherstellung des Einvernehmens hoffen. Neapel. Der Moniteur vom 6. enthält eine Mitthcilung auS Pa lermo vom 28. v. M. Nach derselben ist die Ausdehnung der Bewegung in Sicilien nicht zu bestimmen, aber eS scheint in der Provinz Palermo der Sieg der Regierung gesichert. Die Bewegung hat am 22. mit einem Angriff auf die Diligence begonnen; die Truppen umzingelten die Insur genten in einem Walde und nahmen 16 von ihnen gefangen. Ein Theil derselben entfloh nach Cefalu. 800 Soldaten drangen, nachdem sie den Platz drei Stunden lang beobachtet hatten, in denselben ein. Heute am 22. ist die Straße zwischen Palermo und Messina frei geworden. — AuS Messina vom 29. wird gemeldet, daß ungeachtet der Aufregung, die durch Nachrichten auS Palermo entstanden, Messina ruhig sei. Die Polizei hat Vorsichtsmaßregeln genommen und die Posten verdoppelt. Verhaftungen haben noch nicht stattgefunden. In Catanea wurden Maucranschläge ge funden mit Vivats für den Erbprinzen, für die Freiheit und die Verfas sung vom Jahre 1812. Tic Polizei hat diese Plakate ohne Widerstand entfernt. — Eine neapolitanische Corvette hat Messina heute (29.) ver lassen, um 1000 Mann und Artillerie auS Neapel zu requiriren. Nachrichten aus Neapel vom 3. Dez. zusolgc hatte die Regierung von Palermo aus nur 300 Manu zur Unterdrückung deö AufstaudeS nach Cefalu abgesandt. Die Aufständischen hatten sich in die benachbarten Ge hölze geflüchtet, und mau betrachtete die ganze Sache als beendet. AuS Paris vom 6. Dez. schreibt mau dagegen der „K. Z.": Die Nachrichten, welche die Regierung heute auö Neapel erhalten hat, lauten beunruhigender, als die, welche der heutige Moniteur (s. o.) veröffentlicht hat. Denselben zufolge ist der Aufstand keineswegs gedämpft, sondern im Zunchmen begriffen. Bewaffnete Banden durchziehen das Land. Waffen aller Art sind in Masse vorhanden. Sechste und siebente Hauptverhandlung des Königl. Bezirks gerichts zu Plauen. Plauen, 8. Deccmber. Zwei Hauptverhandlungen fanden heute im Königs. Bezirksgerichte statt. Von Vormittag 9 Uhr bis nach 12 Uhr eine geheime, die Untersuchung gegen den von Hrn. Adv. Ste in bc rg c r zun. vertheidigten Handarbeiter Wolf Adam Bauman n auS Rebersreuth wegen Notbzucht, deren Resultat, wie auS dem Nachmittags 2 Uhr in öffentlicher Sitzung publicirten Erkenn tu l^e hervorging, eine Freisprechung des Ange- schuldigten auS Mangel am vollständigen Beweise der Schuld war, und eine öffentliche, die von 2 Uhr Nachmittags bis gegen 5 Uhr dauerte und