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Voiglländi scher Artiger. Äebmundsechszigfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen Dies«» Blatt erschtint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag». Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher A bonnementSprei-, auch bu Beziehung durch die Post. 1 Thlr. IS Ngr. — Annoncen, die bi- Mittag» ,2 Ubr eingehen. werden in die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit I Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. i s o SZ. Oktober 185«. Nachdem die Königliche KreiS-Direction zu Zwickau die Entlassung deS Rittergutsbesitzer» Herrn Gustav von BrandcnsteuiS auf SachSgrun von i"ner zeUherigen Function als Stellvertreter des Feuerpolizei-Kommissars im 18. Distrikte, inglcichen des Rittergutsbesitzers Herrn Johann David Stengels auf Schont^unn von seiner Kunulon als Feuerpolizei-Commissar im 20. Districte auf Ansuchen genehmigt und an die Stelle deS Ersteren den Gutsbesitzer Herrn Johann Christoph Gottlos »^ora ln Troy- zöbern, an Stengels Stelle aber Herrn Rittergutsbesitzer Ludolf Hickmann auf Dobeneck ernannt hat. so werden die resp. Obrigkeiten hiervon mit der Beraniapung m Kenntniß gesetzt, den betreffenden Districtsbewohnern Solches bekannt zu machen und dieselben mit Beziehung auf die Instruction St. 5 Nr. 14 der Getetzsammlung vom Jahre 1836 und namentlich §. 6 derselben anzuweisen. daß sie den neuen Beamten die Erfüllung ihrer Obliegenheiten möglichst erleichtern und deren Anordnungen insbesondere btt entstehenden FeuerSgefahren willig Folge leisten. , . . . Zum 18. Districte gehören die Ortschaften: Großzöbern. Drvda. Verglas. Ottengrün. Burkbardtsgrün. EngelbardtSgrün, Zettlarsgrun, Dechengrun. HeinerSgrnn, Bobenneukirchen. Rammoldsreuth, Lloscnberg. Gassenreuth. SachSgrün. -ottenreuth. Troschenreuth, Edersberg, Wiederöberg. Kleinzöbern, wogegen der 2V. District die ^tec Schönbrunn, Bösenbrunn mit Untertriebclbach und Kulmhäusrrn. Pla.ischwitz mit Hammcrhaus, Magwitz mit Streit- und Osterhaus, Dobeneck mit Eulenstein, Taltitz, Raschau, Untermarxgrün, Loigtsberg, Steinmühlenbäuser, Görnitz. Nnterhermsgrün, Ol'erhermsgrün und Lauterbach mit den Schaafhäusern, Hobekreutz und Obertriebetbach umfaßt. Plauen, den 17. October 1856. Königliche AmtShaupt Mannschaft das. I»--. Braun. Rundschau. Von England über's Meer herüber, vom Rhein herein und unserem sächsischen Niederlande herauf berichtet man von häufigem Regen, der ge fallen sei und am Rhein sogar dem Weine geschadet habe. Nun, wir im Voigtlande und die Leute im Erzgebirge hatten das schönste Herbstwetter von der Welt, welches uns gestattete, die Kartoffeln trocken herein zu dringen und die Herbstsaat ohne Beschwerde zu bestellen, den Gebirgern aber, ihre Körnerfrüchte zu ernten. Hatten wir irgend einen Wetterwunsch, so ging er nach etwas Regen. Der Herbst, so unfreundlich er sich an fänglich stellte, hatte Heuer bei unö vortreffliche Laune. Die Schwalben und Staare freilich sind fort; eS ging ihnen das Futter aus und die Zeit ihres Hierseins war um. Wenn deS Menschen Zeit um ist, kann er auch nicht mehr hier bleiben. Zn der Politik siehl's nicht so freundlich aus, wie in der Natur; auch haben die Herren Staatsmänner in ihren Angelegenheiten lange nicht Alles so abgcwickelt und fertig gemacht, wie unsere Landwirthe die Arbeit in Feld und Wiese. Hatten jene hochweisen und hochgelehrten Herren etwa ungünstigere Witterung für ihre Geschäfte, oder waren sie nicht fleißig genug? Wir wissen cS nicht; aber daß seit dem Pariser März- frieden, also in fast sieben Monaten, nicht um einen Schritt vorwärts ge kommen ist, waS dort und damals verabredet und beschlossen wurde, steht bombenfest. Die Grenze zwischen Rußland und der Türkei in Europa und Asien sollte berichtigt werden; heute aber hat man die damals bestimmte Grenze noch gar mcht gefunden, geschweige denn einen Rainstein gesetzt! Die Donaumündungen sollten frei werden; die Russen sitzen heute noch wie angeklebt und angcnagelt auf der Schlangeninsel fest, und man weiß gar nicht, ob die abzutretenden Zuseln an den Donaumüudungen zur Wal- lachci oder Tüxkei gehören sollen, weil in, Frieden nichts darüber ausge macht worden ist. Die Donausürstenthümer sollten, wie alles türkische Gebiet, so schleunig als möglich von den Truppen der Feinde und Freunde geräumt werden. Nun, wenn jeder Miethbewohncr vergangene Michaelis so fest in seiner Wohnung gesessen hätte, als die Oesterreicher noch heute in der Moldau und Wallachei liegen, es hätte nicht Einer auszuziehen nöthig gehabt. Die Oestcrreicher sind dort Kraft eines Vertrages mit der Türkei bis zur Ausführung der Bestimmungen des Pariser Friedens -7- wie lange werden sie also do t sein? Die Donausürstenthümer sollten eine Verfassung bekommen, die Donauschifffahrt sollte frei werden. Es ließe sich fast eine Wette darauf eingehen, daß das jetzige Geschlecht der Moldauer und Wallachen seine ihm verheißene Verfassung eben so wenig erleben werde, als die gewünschte Vereinigung beider Länder. Und die freie Donauschifffahrt? Ei, aus der kann schon mit der Zeit etwas wer den, wenn nicht unterdessen Schlamm und Sand die Mündungen de- Slromes gänzlich verstopft! Und wie sieht's in und mit Neapel aus? Za, wer das wüßte, könnte in Acticu und Staalspapiercu spcculiren und viel Geld gewinnen oder — verlieren. Wenn nicht jedes Zeitungöblatt wen gstens zwei sich gänz lich widersprechende Nachrichten über Neapel enthält, so hat der Leser desselben vom Glück zu reden. Auf der ersten Seite laufen die Kriegs flotten ans den englischen und französischen Häfen aus, die Sarden schicken auch etwas Westhilfe mit, das Ultimatum oder letzte Wort der Westmächte geht ab, die Gesandten lassen einpacken — hu, das sieht gefährlich aus, wie Bombardement der schönen Stadt Neapel, Aufstand aller Maccaroni- esscr, Krieg und gräuliches Blutvergießen! Aber sei ohne Sorge, lieber Leser, es hat keine Gefahr! Auf der nächsten Seite ist die Ausgleichung so gut als gewiß, die „neapolitanische Frage" gelöst. Wer soll daraus klug werden ? Die große Freundschaft zwischen England und Frankreich scheint sich mit der Herbstluft eben auch allmählig abzukühlen und frostiger zu werden. Louis Napoleon sitzt gegenwärtig in keinem Rosengarten. Seine muntern Franzosen machen lhm schwere Sorgen. Die Ueberschwemmungen und die geringe Ernte in einem großen Theile des Landes, die hohen Preise aller Lebensbedürfnisse, namentlich der Miethen in Paris, die er in aller Stille den Arbeitern theilweise aus dem Staatsschätze hat bezahlen lassen — ein mehr als bedenkliches Außkunftömittel! dle Geldklemme rc., die Thätigkeit dec geheimen Gesellschaften gar nicht gerechnet, verursachen ihm viel Kopf zerbrechen, so daß er nicht vi. l Lust zu haben scheint, England zu gefallen in Italien Händel anzufaugen, da er zu Hause überflüssig zu thun hat. Dazu kommt der Verdruß der Engländer darüber, daß er heimlich mit Rußland liebäugelt, in Spanien seit der O'Donncl'schen Revolution und Leger geworden ist, daß der neue russische Minister des Auswärtigen, Furst Gortschakoff, die Forderungen des Westens an Neapel für völker rechtswidrig erklärt und so ein unliebsames Zeichen gegeben hat, daß Rußland auch noch lebt und in die Welthändel reden will — dieß AlUS söidcrt die Zärtlichkeit zwischen den zeilherigen Spezialfreunden wenig. Wu- müßen nun abwarten, oh aus den von Rußland vorgcschlagenen, England aber nicht genehmen neuen Pariser Conferenzcn etwas werden wird. Zn^panlen gcht'S mit Dampf rückwärts zur alten Wirtlschast d^e a^chassen die Spanier vor 2 Zähren eine Revolution machten. W'r