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«8 Bestehe» derselbe» gefährdende Aeräildermig, die diesfalls nöchigen Vor stellungen machen werde. Wenn man ferner die Behauptung ausgesprochen hat, daß die Ssnn- t^Sschulen, wenigstens in unserm Baierlanve, üderstüssig und entbehrlich geworden seien, weil Sachsen dermalen nicht nur wohleingerichtete Ele-, mentar- ünd Bürgerschulen, sondern überdies «och eine Menge Realschulen, ingleichen eine Gewerbschule und höhere polytechnische Lehranstalt besitze; so muffen wir die Richtigkeit einer solchen Behauptung in Abrede stellen. Man hat z. B gerade in Plauen eine sehr gute Bürgerschule und eine sehr gut organisirte und mit dem vollständigsten Lehrapparat auSaestattete Realschule, und doch muffen wir die neben diesen Anstalten bestehende ge werbliche Sonntagsschule sür unbedingt nothwendig und unentbehrlich er achten. Denn was zuvörderst die Bürgerschule anlangt, so wird selbst der feurigste Lobredner derselben nicht behaupten wollen, daß auch nur der dritte Theil ihrer Zöglinge beim Austritte auS derselben so durchgebildet sei, daß er die gewerbliche EonntagSschule ganz entbehren könne. Viel mehr ist cS die Aufgabe der letztern, selbst die fähigsten und besten Schüler derselben während ihrer praktischen Lehrzeit und darüber hinaus fortzubil den und weiter zu führen, ganz abgesehen davon, daß ungemein viele Knaben das Schulziel gar nicht erreichen, und daß auch viele Auswärtige hier in die Lehre treten, die emcn weit mangelhaftern Elementarunterricht genoffen haben, für welche die Regierung von ihrem höhern Standpunkte aus doch nwhl ebenfalls sorgen muß, wenn in allen Theilen des Landes tüchtige Gewerbsleute hcrangebildet werden sollen. Ebenso leugnen wir nicht und freuen uns vielmehr, die Hoffnung aussprechen zu können, daß die mit dem hiesigen Gymnasium in unmittelbare Verbindung gesetzte Real schule mit der Zeit auch dem niedcrn Gewerbstande großen Nutzen gewähren wird, gleichwohl aber müssen wir die auf Erfahrung gestützte Ueberzeugung aussprechen, daß diese Anstalt bei ihrer gegenwärtigen Verfassung und Verbindung eine längere Zeit hindurch ihre volle Wirksamkeit nur auf einen beschränkteren Schülerkreis wird erstrecken können. Zft doch selbst die frühere Gewerbschulc, ohngeachtet dieselbe weniger die formelle Bildung bezweckte, unmittelbar aus daS praktische GewerbS- und Geschäftsleben hinwirkte, den lateinischen Sprachunterricht ausschloß, Die Bedingungen der Aufnahme weit niedriger stellte und ein sehr unbe deutendes Schulgeld forderte, dennoch, sogar von den hiesigen Einwohnern, verhältnißmäßig nur in beschränkterem Umfange benutzt worden, weil die meisten Eltern ihre Söhne sobald wie möglich dem praktischen Berufe -uführen und nicht nur die auf den theoretischen Schulunterricht zu ver- wendeuden Kosten scheuen, sondern auch an der freilich irrigen Ansicht sesthalten, daß die gewerbliche EonntagSschule eine für jeden gewerblichen nnd industriellen Beruf ausreichende theoretische Bildung gewähren und sogar den Unterricht einer Real- oder Gcwerbschule ersetzen könne. Diese irrige Ansicht hat sich, wie eS scheint auch nach außen verbreitet, so daß Viele ihre. Söhne hierher in die praktische Lehre thun, unter der aus drücklichen Bedingung, daß denselben von den Lehrherren der Besuch der Sonntagsschule gestattet werde. Ebenso will man dem Vernehmen nach häufig die Erfahrung gemacht haben, daß junge Leute, wenn sie zu lange auf Realschulen uud technischen Anstalten sich aufhieltcn, wegen ihrer größeren theoretischen Befähigung nicht nur eine große Portion Anmaßung uud Dünkel mit in die praktische Lehre brachten, sondern auch zur gemei nen Handarbeit weder die nöthige Lust noch die erforderliche Beweglichkeit und Geschicklichkeit zeigten, weshalb die Meisten cS für angemessener hal ten, wie dies bei den Bauschulen der Fall ist, Theorie und Praxis zugleich Eintreten und neben einander fortschreiten zu lassen, eine Ansicht, für welche sich auch ausgezeichnete Männer vom Fach ausgesprochen haben. Ohne daher den großen Segen zu verkennen, den unsere Realschule schon setzt gewährt und gewiß in weit größerem Maaße in der Zukunft gewäh ren wird; wenn besonders einsichtsvolle Eltern ihren Söhnen den Besuch deS ganzen Lehrcursuö gestatten, behaupten wir, daß eS gegenwärtig zunächst die gewerblichen SonntagSschulcn sind, durch welche man dem Gewerbstande näher kommen und die Interessen der eigentlichen Ar beiter fördern kann. Denn diese SonntagSschulen bestehen nicht, wie die Real- und höhern Gewerbschulen für eine verhältnißmäßig geringe Anzahl bemittelter Schüler aus den gebildeten Ständen, welche die Absicht haben, dereinst im Bereiche dcS merkantilischcn, industriellen und staatS- wirthschastlichen Lebens eine höhere Stellung cinzunehmcn, sondern sie sind, wie die Handwerksschulen in England, Frankreich, Würtembcrg rc. fast ausschließlich für die große Masse der arbeitenden Klasse und selbst für die Acrmsten im Volke ins Dasein gerufen und bestimmt, Lehrlingen nnd Gesellen der Handwerker eine zwar nicht in die Tiefe gehende aber hinreichende wissenschaftliche Unterlage sür ihren praktischen Beruf zu ge währen. Zft daher auch ihrem Lehrkreise, den Real- und technischen Fach schulen gegenüber, .nur eine sehr enge Grenze gezogen, so sind sic doch in Folge des gewerblichen Aufschwungs ein überaus notwendiges und ganz unentbehrliches Glied im UnterrlchtSwesen der Neuzeit geworden, »nd stehen, vom höhern Standpunkte auS betrachtet, ta Anstchung ihrer Wich tigkeit und Unentbehrlichkeit keinem andern Institute nach^ Fürwahr, dem Staate fehlt eS nicht leicht an geschulten Technikern, an einsichtsvollen Werkführern und anderen derartigen Männern, die bereits so zahlreich geworden sind, daß viele von ihnen, weil sie in der Heimath keine An stellung und kein Brod finden, zur praktischen Arbeit aber weder Luft noch Fähigkeit in sich verspüren, sich genölhigt sehen, jenseits des Kanals oder Ozeans sich einen ihrer theoretischen Bildung angemessenen Wirkungskreis zu suchen. Wohl aber macht man häufig die Erfahrung, daß eS den praktischen Arbeitern an der ausreichenden theoretischen Bildung fehlt. Diese praktischen Arbeiter sind eS zunächst, welche in den Sonntagsschulen ihre unentbehrliche Bildung suchen und finden sollen. Dies ist ohnstreitig auch der Grundsatz, der diejenige Staatsbehörde leitet, welche daS industrielle und gewerbliche Interesse unseres Landes vertritt, weil dieselbe von jeher besorgt gewesen ist, selbst in den Städten, wo sogar neben den Gewerb schulen noch mehrere andere Fachschulen bestanden und beziehcndlich noch, bestehen, außerdem auch zur Unterhaltung von eigentlichen HandwerkS- und SonntagSschulen Beiträge auS der Staatskasse zu bewilligen. Gewiß gilt von diesen Schulen dasselbe, was Göthe von den Gewerbschulen über haupt sagt: „Bon diesen Anstalten ist nm so mehr zu hoffen, da sie auch auf Kunst gegründet sind, denn nur dadurch kann daö Handwerk immer an Bedeutung wachsen." Zeitungen. Sachsen. Leipzig, 18. Nov. Die Frage über die Nothwendigkeit eines Musterschutzes ist längst keine offene mehr. Die kaufmännische Welt ist im Allgemeinen für einen solchen entschieden und hat eS bisher nicht an den nöthigen Schritten fehlen lassen. So erfahren wir, daß in Preußen wieder eine lebhafte Agitation dafür auftritt. Die Wollenwaarenfabrikan- ten Noll u. Comp. in Brandenburg haben eine Petition an die demnächst zusammentretcnden preußischen Kammern entworfen und in Circulation gesetzt, in welcher dringend um ein Mustcrschutzgesetz gebeten wird. Wie wir hören, wird Herr Noll auch in einer bcsondern Schnft die Petition ausführlich motiviren. Bis jetzt hat die Petition bereits zahlreiche Unter schriften gefunden ; so zahlreich in Berlin mit einigen 60, in Brandenburg mit einigen 80, uud verhältnißmäßig dann noch in Bielefeld, Breslau, Burg, Danzig, Devrendorf, Elberfeld, Eilenburg, Finsterwalde, Groß- Glogau, Gollop, Görlitz, Göttin, Grünberg, Halle, Hechingen, Köln, Kotlbus, Krefeld, Kottwig, Langensalza, Lenzer, Luckenwalde, Magdeburg, Ncudam, Neuruppin, Osterburg, Perleberg, Potsdam, Prenzlau, Pritzwelk, Quedlinburg, Schönebeck, Seehausen, Stendal, Tangermünde, Wittenberg, Wittstock. Plauen, 24. Nov. Die nächste öffentliche und mündliche Verhand lung vor dem hiesigen Königl. Bezirksgerichte wird nächste» 1. Dezember Vormittags 9 Ubr in Untersuchungssachen gegen Johann Gottlieb Lenz ner auS DrochauS, Diebstähle betreffend, stattfindeu. Zwickau, 18. Nov. Zu der vergangenen Nacht hat sich ein bedeu tender Postdicb stahl ereignet. Die von Wildenthal über Eibenstock und Schneeberg nach Zwickau gehende Fahrpost wurde zwischen Eibenstock nach Schneeberg eines Beutels beraubt, der eine bedeutende Summe Gel des (eS wird, doch dies ist noch nicht zu verbürgen, von 10,000 Thlrn. gesprochen) enthalten haben soll. Zn Schneeberg NachlS 12—1 Uhr an- gekommen, war aus dem Gepäckkasten deS Postwagens der Geldbeutel entschwunden, und auS dem Umstande, daß die mit Eisenblech beschlagene Kastenthüre wieder verschlossen, der eiserne ebenfalls mit Schloß versehene Sperrriegel aber nur eingehängt, auch von den übrigen Packeten nichts entwendet worden ist, läßt sich vermuthen, daß der Dieb, mit den Ver hältnissen bekannt, einen Nachschlüssel gehabt haben muß. Pegau, 1d. Nov. DaS hiesige „W. u. A. Bl." meldet: Am 7. Nov. hat die Frau des Gutsbesitzers S. in dem 2 Stunden von hier ent fernten Großscorlopp ihr Kindermädchen ermordet. Der Hausherr, welcher auf dem Felde beschäftigt, hatte seinem Bruder mit zwei Mägden und dem Kindermädchen zu Dreschen befohlen, als die Hausfrau in die Scheune rief, man möchte ihr zur Beihilfe im Hause Emillen, so hieß daS Kinder mädchen, hineinschicken, um die Betten zu machen. Als mau endlich daS Kind stark jm Hause nach einer Weile schreien hört, begicbt sich der Bruder in daS HauS, und weil niemand in der Unterstube, hinauf zur Oberstube und Schlafkammer; als er die letztere öffnet, läuft ihm ciu Strom Blut entgegen. Auf sein Geschrei eilen Leute herbei, und man findet daS Kindermädchen mit durchschnittener Kehle unterm Bett mit Stroh zugcdeckt und darauf gemachten Betten. Die Frau hatte sich im Keller hinter daS Milchgeräthe versteckt. Wie man sich erzählt, hätte die Frau mit ciuem Beile ihr Opfer an den Hinterkopf geschlagen und ver- muthlich mit demselben Instrument die Kehle abgeschnitten. DaS Motiv