Volltext Seite (XML)
626 rechten FußeS heraus- und Spörln das ganze Fleisch vom Knochen deS rechten Oberschenkels abzequetscht, sowie das Gesicht verletzt. Meißen, 2. Nov. Am 31. October hat man bei Semmelberg oynweit der Fichtenmühle ein neugeborneS Kind todt in einer Schachtel gefunden, und eS soll die Thäterin bereits gerichtlich eingezogen worden sein. Wechselburg, 30. Oct. Vergangene Nackt brach in einem der schlechtgebautesten Theile unsres OrteS (in dem WobnhanS der Wittwe Otto) Feuer auS, das in ganz kurzer Zeit neun Häuser verzehrte und fünfzehn Familien obdachlos machte. Oesterreich. Wien, 29. Oct. Die Verhaftung deS Lieferanten Sch., cineS der ersten Fabrikbesitzer von Tuch und Kotzen zu Stockerau, hat hier ungeheures Aussehen erregt. Die Verhaftung ist die Folge von großartigen Malversationen, die sich derselbe in der k. k. Montur-Commission von Stockerau soll haben zu Schulden kommen lassen. Mit ihm zugleich und wegen ähnlicher Unterschleife stehen noch 30 biö 40 Personen in Unter suchung. Daö Militär-Aerar hat die Beschlagnahme von Sch's. sämmt- lichen immobilen Besitzungen im Wcrthe von 600,000 st. verlangt. Der größte Theil der Beamten der Montur-Commission sind bei diesem beispiel losen Betrüge compromittirt, welcher förmlich organisirt war und dessen Operationen im Jahre 1848 begannen. Der dem Militär-Acrare zuge- sügte Schaden beläuft sich auf nahe an 2 Millionen Gulden. Der Kaiser wird am 20. Novbr. die Reise nach Italien antreten. Der greise Marschall Radetzky, der nunmehr das Alter von 90 Jahren erreicht hat, wird nur noch die Reise deS Kaisers nach Italien abwarten, um dann die schon lange erbetene Versetzung in den Ruhestand gewährt zu erhalten. Der Marschall hat sich ausdrücklich die Ehre ausgebeten, dem Kaiser die italienische Armee vorzuführcn und sodann sich von seiner ruhmvollen Laufbahn zurückzuziehen, nachdem der Kaiser in einem in den gnädigsten Ausdrücken abgefaßten Handschreiben den schon lange kundge- gebenen Wunsch deS Marschalls gewährt hatte, ihn seiner Stellung in Rücksicht des durch hohes Alter geschwächten Gesundheitszustandes zu ent heben. Wie cS heißt, würde dem Marsckall zugleich mit Verleihung des Herzogtitcls eine demselben entsprechende Dotation an Grund und Boden als Anerkennung seiner Verdienste um den Kaiserstaat verliehen werden. Frankreich. Paris, 29. Octbr. ES ist wohl nur ein öffentliches Geheimniß, daß unter den italienischen Revolutionsmänuern jetzt großes Einvernehmen besteht. Die letzten franz. Noten an den König von Neapel haben alle ihre Hoffnungen rege gemacht. Mehrere sind schon hinüber nach Italien, und wenn auch die Mazzini'schc Partei sehr verloren hat, wird man doch bald von ihr hören. Andere aus England Herbeigeeilte befinden fich in der Schweiz; auch in Paris befindet sich eine Anzahl Flüchtlinge, welche die Vorgänge auf der Halbiusel sorgfältig beobachten und auf die Gelegenheit lauern, je nach der Wendung der Dinge Partei zu ergreifen. Die Abreise deS franz. Gesandten von Neapel verdrehte ihnen die Köpfe, zumal sie sich cinbildeten, die franz. Regierung stehe im Geheimen auf ihrer Seite. Die saubere Gesellschaft kam daher zusammen, um zu berathen, was zu thun sei, und wie ich zu wissen glaube, fiel ihr das verrätherisckc Herz vor die Füße, als sie auf nicht zu bezweifelnde Weise erfuhr, daß die Regierung des Kaisers Napoleon fest entschlossen sei, nicht nur jeden AuSbruch zu hindern, sondern auch die Bestrebungen der Propaganda zu bekämpfen, wenn von dieser Seite jetzt auf eine Be wegung in Neapel hingearbeitet werden sollte. Man kam daher überein, sich im Status quo zu verhalten, obgleich die Italiener in höchster Auf regung sich trennten. Der kaiserlichen Regierung können übrigens diese Vorgänge nicht unbekannt geblieben sein. — Hier ist jetzt stark von der Vermählung des Prinzen Napoleon die Rede und seine Reise nach Stutt gart wird damit in Beziehung gebracht. Doch ist daS nicht ganz richtig. Man unterhält sich von einer Trennung der Prinzessin Mathilde von Hrn. von Demidoff und daß der Papst zu der beantragten Scheidung seine Zu stimmung verweigert habe. Paris, 28. Oct. Seit einigen Tagen haben bedeutende Verhaf tungen in den FaubourgS St. Denis und St. Martin stattgefunden. Die Verhaftungen wurden zum Theil wegen Arbeiter-Koalitionen und zum Theil wegen aufrührerischer Rufe und Anschlagzettel vorgsnommcn. Viele dieser Zettel wurden deS AbendS an dunkeln Stellen angehestet und waren mit Phosphor geschrieben. — Vorgestern AbendS wurden interessante Be- leuchtungSversuche mit elektrischem Licht auf dem Triumphbogen der Stern barriere vorgenommen, auf dessen Gipfel man vier Apparate ausgestellt halte. Zwei derselben warfen ihr Licht auf die Mittel-Chausseen der Ely- säischen Felder, und die zwei anderen erleuchteten die Seiten-Cbausseen. Die Versuche, die in Bezug auf die Stärke und Reinheit der Lichtstrahlen ausS Befriedigrndfte auöfielen, wurden gestern AbendS an Stellen wieder holt, wo daS Fehlen der Gasbeleuchtung die mächtige Wirkung der Leucht- Apparate um so mehr hervorhob. Paris, 29. Oel. Der Gang der Dinge in Spanien scheint hier zu ernsten Besorgnissen Anlaß zu geben. ES tauchen neuerdings allerlei Gerüchte auf, welche mehr oder weniger einen Dynastiewechsel zum Gegen stand haben. Paris, 3> Novbr. DaS türkische Ministerium ist nach Mittheilung der Patrie definitiv gestürzt und Resckid Pascha hat daS neue Ministerium gebildet. Die der Fortdauer der Occupatio» der Donaufürstenthümer gün stige englisch-österreichische Politik feiert damit einen Triumph. Italien. Nach einer Korrespondenz der „Ind. belge" aus Genua scheint mau in Rom fortwährend eine Landung von Emigrirten an der mittelländischen Küste des Kirchenstaates zu fürchten. In Civitavecchia ist die Weisung cingetroffen, die Küste, an welcher fortwährend zwei päpst liche Dampfer kreuzen, strenge zu überwachen. Zahlreiche Patrouillen durch streifen Tag und Nacht die Küstengegend. — Zur ungelegenen Zeit gcbei die Schweizer zu Rom eine Vorliebe für den neapolitanischen Dienst kund in dem Maße, als ihre Kapitulationen zu Ende gehen, treten sie in jene, über. Mehrere hundert haben bereits Rom verlassen; fünfhundert ander« werden mit Ende des Jahres in neapolitanischen Dienst treten. Türkei. Konstantinopel, 24. Oct. Die Nachrichten auS Per sien sind, wenn sie sich bestätigen, sehr wichtig. Die Regierung deS Nasrcddin Schah war bereits von den Vorbereitungen in Ostindien zur Expedition nach dem persischen Golf unterrichtet, und man hegte in Tehe ran deshalb Besorgnisse. Der ehemals blühende Hafen von Bender-Bu- sckir ist verfallen und die Engländer dürften dort kein genügendes Pfand für die Umstimmung des persischen CabiuetS zu ihren Gunsten finden; allein dieser Hafen würde ihnen immerhin die reiche Provinz Schiras öffnen, und cö ist sehr zweifelhaft, ob die persische Armee stark genug sei, um den Marsch eines englischen CorpS gegen diese Stadt über die Bak- thiargebirge aufzuhallen. Mannichfaltiges. Uebcrsicht dervondcr brau e nden Bürgerschaft i n P l a u e ir erlegten Malz st euer. Im Jahre 1849: 2730 thlr.; 1830: 3824 thlr.; 1851: 3336 thlr.; 1852: 3406 thlr. 20ngr.; 1853: 2822; 1854: 1746 thlr.; 1855: 2890 thlr. Für Schöneck! Von Schöneck sind uns durch Freundes Hand eine Partie Exemplare einer sehr g'lungenen Lithographie: „Schöneck vor dem Brande" (Thondruck) mit der Bitte zugegangcn, dieselben zum Besten der dortigen Schulbibliothek, daS Exemplar zu 5 ngr., ohne jedoch der Wohlthätigkcit Schranken zu setzen, verwerthen zu wollen. Indem wir dieß hiermit be kannt machen, ersuchen wir zugleich alle so zahlreichen Freunde des ehe maligen, Heuer so schwer geprüften voigtländischen FreistädtcheuS, durch Ankauf einer solchen Abbildung desselben, wie es vor dem Brande von seiner Höhe herab sich zeigte, einerseits eine Rückerlunerung an die Ver gangenheit und einen freundlichen Schmuck für die eigene Wohnung zu gewinnen, anderseits aber auch den milden Zweck zu fördern, den diese Lithographie zu erreichen sucht. Plauen, 4. Nov. 1856. Die Expedition des Voigts. Kitzeigers. Bekanntmachung? n. Bekanntmachung. Anher erstatteter Anzeige zufolge sind in der Nacht vom 28. zum 29. vor. MtS. auS dem Schallerschen Gute zu Haselbrunn mittelst Durchbruchs einer Mauer fünf Stück Gänse mit weißen und blaugrauen Federn entwendet, und zwei Stück davon am Nachmittage des 29. auf dem bei hiesiger Stadt gelegenen Bä- revsteine aufgefunden worden, was zur Ermittelung der Diebe und zur Wiedererlangung deS theilweise noch unermittelt gebliebenen Gestohlenen zur öffentlichen Kennt- niß gebracht wird. Planen, den 4. November 1856. K ö n t g l i ch e S G e r i ch t S a m t allda. Bcyer.