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68. Jahrgang. As 806. ««,»,» G«»»rr otertelllltzri. für Dk«»- de» »,« ,,^t« Malier Zuttaaun» <»» S»a». un» Mini««» nur «Inmast 2,50 M , durch «u»w»rila« Kam- mManitr« dl» L.do M. «et einmaliger Zu. fteluna durch »I« Polt SM.<»»ne«tst,ll,«Idj. «u»I»nd: Viper. reich.Ungarn 5,15 Kr., Schwei, 5.05 Frk»., Italien 7,17 Ltr«. — »lachdruck nur «tt d«»tltch«r vueN«»- .»»ab« l,,Dre»dner Rachr.»)MIst,.-lln. «erlangi« Manuslripi» »«rd. nichiausdewahrt. Telegramm-Adresse: RachrichtenDreSden. Eammelnummer für sämtl. Telephonanschlüsse: SSS41. Nachtanschluß: 11. Dienstag, 4. November 1913. Hegi?ÄnHsL 18SV Druck und Verlag von tiepsch 6c Reichardt in Dresden. kile« keinictimacicarr ^«rir-vrelnml. , 5'onk/ont'- L/ioao/scks > /iskun- t/,oco/scks jpei>7»fet 8ÜZ ' ch-a- S,>?ev- ebocolscks j Lsoso ^«5 '/r tkg. Lore 2.40 n. Vs»««/'/' -k5 Lortoc, 2. S v.- Ü Anzeigen-rarif. Annahme von Antün- diaunxe» di» nachm, il Uhr. Lonnla«o nur Manciistratzc Sü von Il bi« >/,l Uhr. 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UllllSIlM AM 2? » 7 ^ 6s06ss I-SgSI' H4,R«»d aP>ch6 1» Or*LLNO KMKMKlli-mii,!>-»..tmsllemilstr Iliill«imMSe. rnillüiikiii'liiililignsclireielillliilii. K uLLRLK erkigo Lesov. Mutmaßliche Witterung: Sübwcstwinde, wechselnde Bewölkung, mild, kein erheblicher Niederschlag. Der König ist mit dem Prinzen Ernst Heinrich und den Prinzcssinncn-Töchtcrn gestern früh von Lindau nach Dresden zurttckgekehrt. Die feierliche Eröffnung des sächsischen Land tages findet am 13. November im Thronsaale des Königlichen Schlosses statt. Das Herzvgspaar Ernst August hielt gestern mittag unter dem Jubel der Bevölkerung seinen feierlichen Einzug in Braunschweig: in seiner Thronrede berief sich der Herzog auf das von ihm jüngst erlassene Patent. Die Eidesleistung, mit der Prinz-Regent Ludwig als Ludwig III. die bayrische Königs würde über nimmt, wird voraussichtlich morgen oder übermorgen er folgen. Im Brandt-Prozeß wurde am Montag der Ab geordnete Dr. Liebknecht als Zeuge vernommen. I« unterrichteten Kreisen Wiens wird bestätigt, daß Prinz Wilhelm zn Wied die Kandidatur für den albanischen Thron angenommen hat. Die serbisch - bulgarischen Beziehungen haben sich so verschlechtert, daß von Sofia aus eine Verstärkung der bulgarischen Grenzwachen angekündigt wird. - Der französische General st ab hat seit einem Jahre an der französisch-italienischen Alpen- grenzc eine'Reihe neuer Befc st igungs werke auf- sühren lassen. Armenien, der zanlavlel der znlnnlt. Die armenische Frage ist seit einigen Tagen wieder in den Vordergrund drS Interesses getreten. Die Kabinette der europäischen Großmächte selbst beschäftigen sich sehr lebhaft mit ihr. Es ist das eine Frage, die zweifellos große Aktualität beansprucht, denn hier spitzen sich die Gegen sätze in den Interessen der Großmächte auf wirtschaftlichem und ans politischem Gebiet in beängstigender Weise zu, und es hat ganz den Anschein, als wenn das viel begehrte und umstrittene Armenien der Zankapfel der Zukunft werden sollte, ein zweiter Balkan, der den eigentlichen an Gefähr lichkeit des Untergrundes womöglich noch übcrtrifft, weil hier zu den Gegensätzen der Nationalitäten die sehr ernst zu nehmenden Rivalitäten der Großmächte treten und eine kriegerische Austragung dieser Differenzen die ganze Zu kunft der asiatischen Türkei bedrohen und anfrvllen müßte. Mit Recht wendet daher auch die deutsche Neichsrcgtc- rung den Vorgängen in. dem östlichen Teile der asiatischen Türkei ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zu, und es ist ein Zeichen von großer Kurzsichtigkeit, wenn einzelne deut sche Presseorgane sich noch immer auf den Standpunkt stellen, daß uns Armenien Hekuba sein könne. Ein ein facher Blick auf die Karte zeigt, daß das Schicksal dieses Landcstcilcs mit Rücksicht auf die Nähe der Bagdad- Bahn, ihre Sicherstellung und zukünftige Entwicklung für uns eine außerordentliche Bedeutung beansprucht. Es scheint nun. als wenn die ganze Angelegenheit neuerdings in ein neues Stadium getreten ist. Rußland und Frankreich haben in diesen Tagen Besprechungen gepflogen über ein gemeinsam durchznführendes Reform programm in Tttrkisch-Armenicn. Dieses Programm geht im Wesentlichen auf das im Jahre 1000 zwischen Eng land, Rußland und Frankreich vereinbarte Programm zurück, das eine administrative Dezentralisation Arme niens, eine prozentuale Beteiligung des armenischen Ele ments an der türkischen Verwaltung und die Ernenn ung eines europäischen GcneralgouvcrncurS vorsah. Nur in einem Punkte hat man eine Modifikation getroffen. DaS Projekt eines europäischen Generalgouverneurs hat man, wohl wegen des Widerstandes der Türkei, fallen lassen und dafür einen christlichen Statthalter für die ver einigten WilajetS in Aussicht genommen. Auch England soll für dieses Projekt gewonnen sein, und der Zustimmung Deutschlands soll der russische Außenminister Ssasonow auf der Rückkehr von der Pariser Reise sich in persönlichen Unterredungen mit dem Reichskanzler und dem Untcr- staatssekretär Zimmermann vergewissert haben. Man kann nur wünschen, daß die Interessen Deutschlands bei diesem Pakte genügend gewahrt worden sind. Tenn für Deutschland steht außerordentlich viel auf dem Spiele und die russische Politik, die in Asien immer schr/wcit- schauend, gleichzeitig aber auch sehr rücksichtslos vor- gegangen ist, steuert mit allen Segeln auf die Be herrschung Armeniens und die Nuisifizicruug ganz Vordcr- asiens hin. Rußland hat in jüngster Zeit cingcsehcn, daß es bei wohlwollendem Eingehen auf die berechtigten nationalen Wünsche der Armenier, bet entgegenkommender Kirchen- und Schulpolitik in diesen jahrzehntelang von der türkischen Herrschaft vernachlässigten und den Gewalttaten der Kurden ausgcliefcrtcn Gegenden schneller zum Ziele gelangt. Es hat dabei zweifellos sehr geschickt operiert, denn die Schwenkung der russischen Politik ist in Arme nien nicht unbemerkt geblieben und hat überraschend schnell Sympathien für das russische Autonomieprograinm aus- gelöst, weil man zu dem Neformcifcr der Machthaber am Goldenen Horn kein ernstes Vertrauen hat. Die Arme nier vertrauen sich natürlich gutgläubig den ihnen in Sprache, Sitte und Religion verwandten Russen an, sic merken aber offensichtlich nicht, baß Rußland cs nur ans die allmähliche Aneignung dieser wertvollen Landstriche abgesehen hat. Ein Teil der russischen Presse betrachtet schon, heute Türkisch-Armenien, das den Russen so bequem vor der Nase« liegt, als alleinige Einfluß- und Interessen sphäre Rußlands. Ein viclgelesenes Petersburger Börsenblatt glttubt die Gewinnung Armeniens für das Zarenreich bereits als Tatsache ansprechcn zu können, und spricht von einem „schönen Erfolge". Andere mosko- witischc Politiker mahnen die leitenden Staatsmänner an der Sängcrbrücke, den zurzeit vorherrschenden Einfluß der russischen Diplomatie in Konstantinopel besser als bisher auöznnntzcn, und machen in diesem Zusammenhang giftige Ausfälle gegen Deutschland, das den Russen in Bordcr- asien überall im Wege stehe und dort bereits zu viel „Ell- bogensrcihcit" habe. Die Nationalisten warnen, Arme nien nicht z» einem zweiten Mazedonien zu machen, und meinen, Rußland müsse sich ein europäisches Man dat für Armenien geben lassen. Dieser Chorus der Nationnlistenblätter darf zur Beurteilung der gegen wärtigen russischen Stimmung nicht unbeachtet bleiben, weil er letzten Endes doch die Ziele von Rußlands aus wärtiger Politik bestimmt, auch wenn sein Einfluß an der Sängcrbrücke nicht sofort in die Erscheinung tritt. Auf jeden Fall ist der russische Neformeifer in Arme nien verdächtig, und es wird nötig sein, den Russen scharf auf die Finger zu paßen. Die Aufsaugung Armeniens durch Rußland würde für die Bagdad-Bahn und die in ihr investierten deutschen Kapitalien eine große Gefahr und würde das Ende des Grund satzes der „offenen Tür" in Vorderasien bedeuten. Wo der russische Bär seine Tatzen einmal hingestreckt hat, ist für andere Nationen nichts mehr zu holen. Dem wirtschaft lichen Einfluß des russischen Kaufmanns folgt auch sogleich oder in absehbarer Zeit die politische Beschlagnahme des Territoriums. Das beweisen die Schicksale NordpersienS nnd der chinesischen Außenprovinzen. Ist aber erst einmal Armenien von dem Leibe des türkischen Reiches losgeriffcn, dann ist der weitere Zerfall dieses Reiches nicht mehr zu halten, ist das Signal zur allgemeinen Aufteilung deS Lüzvenfelles gegeben, ein Beuteverteilungsprozeß, bei dem Deutschland natnrnotwendigcrwcise leer ausgehen müßte, weil es sich in jenen Gegenden zur Vermeidung einer Schwächung seiner ganzen politischen und militärischen Stellung nicht territorial festsetzen kann. Besorgnissen dieser Art kann man sich nicht entziehen, wenn man hört, baß Rußland sich von der Türkei Bahn- konzessionen in Armenien und Ostanatolten hat geben laßen, und das zu derselben Zeit, wo russische Staatsmänner sich mit den deutschen in Berlin über das armenische Re- formprogramm besprechen. Es ist indessen anzunehmen, daß Rußland vorläufig gar nicht daran denkt, die ihm konzedierten Bahnen auch zu bauen, es ist vielmehr wahr scheinlich, daß es lediglich sich ein Vorrecht hat sichern wollen nach persischem Muster, um zu gegebener Zeit die Hand auf Armenien zu legen und zugleich den deutsch-eng lischen Abmachungen über Vorderasien ein Gegen gewicht zu bieten. DaS Zarenreich arbeitet hier durch aus konsequent und zielbewußt, und Frankreich steckt mit ihm unter einer Decke. Darauf deutet die Meldung hin, daß Rußland einen Teil der erlangten Bahnkonzessto nen wieder an Frankreich abtrctcn will, das beweist der Umstand, daß die Republik sich schon vor Wochen auf eigene Faust Bahnkvnzcssionen in Wcstarmenien gesichert hat. Was Frankreich hier gewinnt, kommt auch Rußland zugute und umgekehrt. Beide Staaten streben planmäßig danach, die Zufuhrbahnen zur Bagdadbahn in ihre Hand zu be kommen. Deshalb ist cs außerordentlich wichtig, daß auch die anderen Staaten, namentlich Deutschland, bei der Erteilung von Vahnkvnzcssivncn in Anatolien und Ar menien ein Wort mitreden. Es wäre sehr erfreulich, wenn die Verhandlungen zwischen französischen und deutschen Finanzlcutcn über die türkischen Bahnen, von denen letzt hin mancherlei gemunkclt wurde, ein greifbares Resultat erzielten und bald veröffentlicht würden. Darüber hinaus muß man wünschen, daß die Türkei für ihre am meisten bedrohte Provinz, Armenien, bald etwas Positives tut und die versprochenen und mit den Mächten vereinbarten Re formen wirklich durchführt. Von dem Gelingen dieser Aktion wird die Zukunft und das nächste Schicksal der Türkei zu einem großen Teile abhängen. Ser Anzug drr Herrogrpaarer tzrnft August in Braunschweig. Der Abschied VN« Rathenow vollzog sich folgendermaßen: Gestern vormittag 0 Uhr 58 Mt», haben Herzog und Herzogin Ernst August von Braunschweig und Lüneburg im Sonderzuge Rathenow verlassen. Gegen 0)4 Uhr fuhren sie von ihrer Villa durch die reichbeflaggte Bahnhofstraße zum Bahnhofe. In den Straßen hatten Zietenhusaren Aufstellung genommen. Eine große Menschenmenge brachte dem jungen Paare herzliche Abschicdsgrüße dar. Aüß^dem Bahnhofe hatte die 4. Schwadron, die der Prinz Ernst August ge führt-hatte, mit Standarte und Regimcntsmufik sich einge- fundcn. Ebenso waren die direkten Vorgesetzten, der Korps-, Divisions- und Brigadekommandcur, sowie Ver treter der Kreis- und StadtbeßVrden erschienen. Der Her zog und die Herzogin schritten die Front der Schwadron ab und verabschiedeten sich von allen Offizieren, dem Bür germeister, Landrat usw. Unter begeisterten Kund gebungen des Publikums verließ der Sondcrzug den Bahnhof. Braunschweig in Erwartung des Herzogspaares. Anläßlich des Einzugs des Herzogs Ernst August und seiner Gemahlin hat die alte Wclfcnstadt Braunschweig allenthalben festlichen Schmuck angelegt. Besonders die Einzugsstraßcn zeigen ein prächtiges Bild. Der Fremd cnzustrom ist enorm. Namentlich stellen die Engländer unter den zahllosen Ausländern das Haupt- kontingent. Ueberall freudig erregte Menschen. Seit den ersten Morgenstunden herrscht ein lebhaftes Treiben in der Stadt. Besonders zahlreich ist die Landbevölkerung vertreten. Viele Son Verzüge aus allen Richtungen bringen Scharen von Schaulustigen aus der näheren und weiteren Umgebung. Der Fahnenschmuck hebt sich dadurch besonders hervor, daß man auch verschiedentlich — kaum glaublich und früher ganz unmöglich für Braunschweig — die schwarz-weiße Fahne erblickt: eine Ehrung für die liebreizende Kaiserstochtcr. Die Begrüßung an der LandcSgrcnzc. Die Mitglieder ScS braunschweigischen Staat s- ministeriums waren dem HerzogSpaare bis an die Landesgrenze bei Velpke entgegcngcfahrcn. Bei der An kunft des herzoglichen Sondcrzugcs hielt Staatsministcr Hartwteg an den Herzog folgende Ansprache: „Durchlauchtigster Herzog und Herr! Durchlauchtigste Herzogin und Frau! Euere Königlichen Hoheiten haben nach Verkündung der Ucbcrnahme der Negierung durch Euere Königliche Hoheit, gnädigster Herzog und Herr, so eben vaterländischen braunschweigischen Boden betreten. Das langjährige Sehnen und Hoffen des braunschweigischen Volkes ist erfüllt und mit Dank gegen Gottes, des Allmäch tigen, Gnade, die uns bis hierher gebracht hat, heiße ich namens des Herzogtums Euere Königlichen Hoheiten elir- furchtsvollst und hcrzlichst willkom m c n. Daß alle Her zen Eueren Königlichen Hoheiten cntgegcnschlagen. daß öaS ganze Land mit vollem Vertrauen zu Eueren König lichen Hoheiten aufbltckt und von der festen Ueberzcugnng durchdrungen ist, die Regierung seines angestammten Herrn werde dem Herzogtum auf allen Gebieten zum Legen ge reichen, das zu erkennen, werden Euere Königlichen Hoheiten baldigst Gelegenheit haben. Gott der Herr schirme, schütze und segne Euere Königlichen Hoheiten aller Wegen in der Regierung deS Landes wie im häuslichen Frieden!" Der Einzug in Braunschweig. Der Herzog Ernst August nebst Gemahlin traf mittags um l2 Uhr 37 Min. auf dem Hauptbahnhofe in Braunschweig ein. Zur Aufwartung waren die Ver treter de» staatlichen Behörden, die Hofstaaten usw. er schienen. Herzog Ernst August trug die Uniform des braun schweigischen Hnsarcn-Negiments Nr. 17. die Herzogin eine wcißseidene Robe mit blauscidcncm Ucbcrmantcl. Mit dem Herzogspaar trafen die Mitglieder des Stantsministerinms nnd die anderen Herrschaften ein. Im Aufträge des Kaisers überreichte der preußische Gesandte -er Herzogin einen