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Paris, 7. Oktober. Die Baukdirection ist iu Verzweiflung. DaS Geld wird immer seltener, und mau weiß sich nicht zu helfen. Die Re gierung ihrerseits besteht darauf, diese Anstalt ihrem Schicksale zu über lassen. England. London, 10. Oktober. Der Sekretär der Krystallpalast- gesellschaft, Robson, welcher Untcrjchleife von ca 20,000 Pf. St. (130,000 Thlr.) begangen hat und flüchtig geworden war, ist in Kopenhagen ver haftet und bereits hierher anSgeliefert worden. Dänemark. Kopenhagen, 10. Oct. „Fadrelaudet" meldet, daß die SundzoUfrage als abgemacht anzusehen sei, indem Dänemark und Eng land über die Bedingungen zur Ablösung des Sundzolles einig geworden seien. Gleichzeitig mit dem Aufhören deö letztem würde auch eine Herab setzung des LandtransitzolleS eintreteu. Schweiz. Zm Waadtland ist ein solcher Lehrermangel cingetreteu, daß viele Schulen stille stehen. Ueber 100 Lehrer sind nchmlich aus dem Schuldienst ausgetreten, weil sie bei der Theuerung und schlechten Besol dung nicht leben können und andere Berufe wählen, besonders bei den Eisenbahnen Beschäftigung suchen und meistens auch finden. Spanien. DaS Ministerium O'Donnell ist verabschiedet. Der Herzog von Valencia (Feldmarschall Narvaez, geb. 1795) ist zum Conseilpräsidenten ohne Portefeuille, General UrbiStondo zum Kriegsminister, Pital zum Minister des Auswärtigen, Seifes für die Finanzen, Nocedal für das Innere ernannt worden. (Wie gedacht und vorausgcsehen, so geschehen. „Der Mohr hat seine Schuldigkeit gethan, der Mohr kann gehen." „Jeder dieser — Staatsretter wird vom andern abgethan.") Italien. Der Wiener Correspondent des Pest. Ll. vom 9. October meldet aus Neapel, daß die Kriegsreserven einberufcn worden sind, wo durch die Linimregimenter, welche im Frieden mit den 13 Jägerbataillons 65,000 M. zählen, auf beinahe 70,000 M. (ohne die Jägerbataillons) gebracht werden. Eine besondere Sorge werde der Artillerie zugewendet, und sei dem Chef dieser Waffengattung, Generallieutenant Filangieri, ein besonderer Credit eröffnet worden, um alle Erfordernisse möglichst bald beizuschaffen. Eben so groß war auch die Thätigkeit im Marinedeparte ment. Ein Befehl deS Königs verfügte die unverzügliche Ausrüstung aller KnegSfahrzeuae. Rußland. Den Schluß der Krönungsfeierlichkeiten in Moskau machte ein Feuerwerk im gigantischen Maßstabe, bei dem Raketen, Leuchtkugeln und Sterne zu Tausenden emporstiegcn und den fünf Hauptfeuerbildern, darunter die Denkmäler Pcter'S des Großen und deS Iwan Ssussanin, gleichsam als Folie dienten. Beim Erscheinen der letzten Dekoration, eines Triumphbogens mit dem Namenszuge deS Kaisers und der Kaiserin stimmten 1000 Sänger, begleitet von 2000 Musikanten, die Nationalhymne an, ber deren letzten Accvrde ein Riesenbouquet, bestehend auS 2100 römischen Lichtern mit 2l,000 Sternen, 42,000 Raketen und 384 Leuchtkugeln, bunte Sternchen von sich sprühend, über das weite Feld, auf dem nach Angabe der Nord. Biene, mit Einschluß des Militärs, über 400,000 Menschen versammelt waren, TageShelle verbreitete. Türkei. Der Abgang der Donaufürstenthümercommiffarien nach ihrer Bestimmung scheint sich endlos zu verzögern, und ginge es nach den Wün schen der Pforte allein, so bliebe eö, wie in allen Stücken, deren Reform seit dem Hatt-Humayum und dem Frieden in Aussicht gestellt war, beim Alten, in statu quo. Bis jetzt ist wenigstens noch in keinem Punkte, weder in den kirchlichen, noch finanziellen, noch legislativen Fragen irgend eine erquickliche Frucht der vielen schönen Versprechungen von Paris zu erkennen. Die Finanzwirthschaft namentlich geht ihren alten verrotteten Gang; nach einem Gewährsmann, der vollkommen kompetent ist, ist die Civilliste deS Sultans in diesem Jahr allein schon dreimal erschöpft wor den; die Schulden des Harems belaufen sich auf eine unglaubliche Summe, für unnütze Bauten wirft der Großherr unendliche Summen weg, während für das allernothwendigste LebenSprincip jeglichen Culturfortschrittes, wir meinen für die Besserung der öffentlichen Communicationswege, so gut wie nichts geschieht. Griechenland. Aus Athen vom 28. Sept, wird der„Oesterr. Z." geschrieben: Das Räuberunwesen in Griechenland blüht noch immer im üppigsten Flor. Aus den Gefängnissen von Candia sind acht Raubmörder entkommen und Hausen im Lande. Bekanntmachungen. Von dem Gesetz- und Derordnungsblatte für das Königreich Sachsen vom Jahre 1856 ist das 15 , 16. und 17. Stück, enthaltend: Nr. 72. Verordnung, einige Bestimmungen in Bezug auf die MilitärrechtSpflege betr.; vom 25. Sept. 1856. Nr. 73. Verordnung, die Gebührentare für Aerzte, Wundärzte, Chemiker, Pharmaceuten und Hebammen bei gerichtlich-medicinischen und medicinalpc- lizeilichen Verrichtungen betr.; vom 6. Sept. 1856, Nr. 74. Verordnung, die Bahn- und Betriebspolizei auf den Eisenbahnen im Königreiche Sachsen betreffend; vom 13. August 1856, hier eingegangen und in hiesiger Rathserpedition zum Lesen ausgelegt worden. Plauen, am 9. Oktober 1856. Der Rath. E. W. Gottschald. U u f ford e r u n g. Zur diesjährigen Aushebung der militärpflichtigen Mannschaften haben 1) alle im Jahre 1836 geborne Mannschaften, welche ihrer Militärpflicht noch nicht Genüge geleistet haben, 2) alle in den Jahren 1854 und 1855 zur Dienstreserve versetzte Mannschaften, 3) alle in den Recrutirungsjahren 1851 —1855 als tüchtig ausgehobene, jedoch als Ernährer zurückgestellte Mannschaften, welche sich in hiesiger Stadt aufhaltcn, bei Vermeidung achttägiger Gefängniß- oder Handarbeitsstrafe den L November dieses Jahres bei dem unterzeichneten Rathe persönlich sich anzumelken, um ihrer Militärpflicht Genüge zu leisten. Indem dies für die Bethriligten hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird, ist noch darauf aufmerksam zu machen, daß all 1) die an anderen Orten des Inlandes geborenen militärpflichtigen Mannschaften ihr Lebensalter durch dir gesetzlich eingeführten Geburtsscheine und die im Auslande gebornen durch Taufzeugnisse nachzuweisen und all 2 und 3) die sich anmeldenden Dienstreservemannschaften und Ernährer, ihre Gestellscheiue bei der Anmeldung zu überreichen haben. Plauen, den 6. Oktober 1856. Der Rath. E. W, Gottschald. B e k a n ntm a ch u n g. Die am 15. d. M. fällig werdenden Gewerbe- und Personalsteuern sind längstens bis Ende ds. MtS. bei Vermeidung der Ereeution abzuführeu. Uebrigens haben Dienstherrschaften den von ihren Dienstboten, und Handwerksmeister den von ihren Gesellen zu entrichtenden Steuerbetrag mit einzuziehen und mit ihrer Steuer an die Stadtsteuereinnahme abzuliefern. Plauen, den 13. Oktober 1856. Der Rath. E. W. Gottschalds B e k a n n t m a chu n g Nachdem folgende Personen als Bezirksvorsteher hiesiger Stadt und zwar: 1) Herr Wägermeister Vogel für den 5. Bezirk; 2) Herr Däckermstr. Fried. Freytag für den 20. Bezirk; 3) Herr Fleischermstr. Adolph Buchheim für den 21. Bezirk; 4) Herr Kaufmann Carl Wilhelm T Heisig für den 30. Bezirk; 5) der ansässige Bürger und Zimmergeselle Heynig für den 34. Bezirk; 6) Herr Schänkwirth Liebner für den 51. Bezirk; 7) Herr Schuhmachermstr. Ernst Thumser für den 55. Bezirk und 8) Herr Böttchermstr. Carl Friedrich Fischer als stellvertretender Vorsteher für den 27. Bezirk in Pflicht genommen worden sind, so wird sol ches RathSwegcn andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. . Plauen, am 11. Oktober 1856. Der Rath. E. W. Gottschald.