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SW Und hier ist wieder eine höchst weise Einrichtung zu bewundern. Die Fähigkeit der Wärmeausstrahlung ist den verschiedenen Stoffen in verschie denem Grade verliehen; daher werden dieselben auch nicht alle gleich rasch abgckühlt. Alle diejenigen Körper, welche in der Luft zuerst kühl werden, muffen also auch zuerst und im reichlichen Maße die Thcilchen deS fallen den ThaueS an sich ziehen. AuS diesem Grunde ist an einem kühlen Sommerabend der Rasenplatz schon naß, während der daneben hinlaufende KieSweg noch trocken ist. Derselbe atmosphärische Borrath an Wafferdampf liefert den gemäßig ten Himmelsstrichen ihre erfrischenden Regenschauer und den heißen Welt- theilen jene stromähnlichen Wolkenbrüche, welche den Winter des Nordens ersetzen; bloS die Art und Weise, in welcher er nicdersällt, unterscheidet den Regen von dem Thau. In den obern Schichten der Atmosphäre stürmen kalte Luftströme fortwährend von Norden, warme von Süden; sobald sich nun zwei solcher Ströme von ungleichem Wärmegrade, ein jeder mit Feuchtigkeit gesättigt, in der Luft begegnen, so vermischen sie sich mit einander und ihre Mischung besitzt alsdann den durchschnittlichen Wärmegrad beider zusammen; aber eine Luft von dieser Mittlern Temperatur ist nicht mehr befähigt, auch die DurchschnittSmenge deS von beiden Strömen geführten Wafferdampfes in der Schwebe zu erhalten. So wird nun wie an der Bergwand, sich eine Wolke bilden, der Ueberschuß an Feuchtigkeit in Tropfen zusammenrinnen und diese werden in Gestalt von Regen auf die Erde fallen. Würde die geringe Menge deS Wafferdampfes in der Luft auf ein mal auf die Erde fallen, so würde die Wassermaffe die Gesammtoberfläche 5 Zoll hoch bedecken. Die Regenmenge, welche alljährlich niedcrfällt, be trägt in dem gemäßigten Klima Europa'S 20—30 Zoll, d. h., sie würde, wenn sie auf einmal hcrabfiele, so vlel betragen. Zn Ostindien ist der jährliche Regenfall 610 Zoll (50 Fuß), von welchen 550 in sechs Regen monaten, die mit dem Mai beginnen, fallen. An einem einzigen Tage gaben schon Messungen 25Zoll Regenhöhe. Der Regen erfüllt während seines Niedcrströmens doppelten Zweck: er reinigt die Luft von den ver derblichen der Gesundheit nachtheiligen Gasen und liefert dadurch einen großen Beitrag zur Pflanzennahrung. Wie wunderbar ist die Einrich tung, daß das Wasser unaufhörlich verdunsten und in die Atmosphäre ausgenommen werden muß ; und gleich schön und gütig waltet die Natur in allen ihren Erscheinungen, wenn wir sie nur verstehen wollen und kön nen. Sie vergeudet weder ihre Kunst noch daS kleinste Theilchen ihrer Stoffe und gießt sie so ewig frisch und freudig ihre Schätze, durch unab änderliche Gesetze veranlaßt, zum Dienst und zum Bedürfniß eines jeden lebenden Wesens aus. Vier Stoffe — Sauerstoff, Stickstoff, Kohlensäure und Wafferdampf — sind also wesentlich nothwendig zur Zusammensetzung der Luft, und gleicherweise, sowohl ihrem Wesen als ihrer Menge nach, zur Möglichkeit des Lebens von Geschöpfen erforderlich. Außer diesen enthält die Luft noch manche andere Stoffe in äußerst kleinen, fast durch Zahlen nicht mehr zu gebenden Mengen. Einige davon bilden sich in der Luft, andere steigen als Dünste empor, entwickelt aus den Wassern deS Meeres. Von den jenigen Stoffen, welche sich in der Luft selbst entwickeln, verdienen zwei besonderer Erwähnung — Ozon und Salpetersäure. Der erstge nannte dieser Stoffe ist wahrscheinlich blos ein Sauerstoff in einem erhöh- teren chemischen Zustande, als dem gewöhnlichen. Zn demselben wird er durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen, der Elektricität und mancher andern Kräfte gebracht. Zn solcher Gestalt verbindet er sich weit schneller mit allen übrigen Stoffen. Ozon ist wahrscheinlich immer in der Atmosphäre vorhanden, aber stets in so geringer Menge, daß eine Bestimmung des Gehaltes nach Maß und Gewicht bisher nicht möglich gewesen ist. Zm Winter, auf der Höhe der Berge und nach einem Sturm, der die Luft gereinigt hat, ist cS stets am reichlichsten vorhanden. Es ist das Ozon, welches nach starken Ge wittern der Luft einen so cigenthümlichen Geruch verleiht, der auch in geschlossenen Räumen wahrgenommen wird, in welchen künstlich Elektrici tät erzeugt wird. Wahrscheinlich ist dieser gcheimnißvolle, noch lange nicht genug erforschte Stoff von weit bedeutenderem Einfluß auf die Natnr Und daö Leben, als dies bis jetzt nachweisbar ist. Salpetersäure, ein anderer wichtiger Stoff der Luft, ist in der selben wahrscheinlich in größerem Maße vorhanden als Ozon. Zm ge wöhnlichen Leben ist diese Säure unter dem Namen Scheidewasser bekannt und sie besteht bloS aus Stickstoff und Sauerstoff — den beiden haupt sächlichsten Bestandthcilen der Atmosphäre. Zeder Blitzstrahl, welcher den Wolkenhimmel spaltet und jeder elektrische Funken, sei er groß oder noch so klein, der in irgend einer Gestalt die Luft durchschneidct, bewirkt, daß längs der Linie seines WegS kleine Verhältnißmengcn dieser beiden Gase sich mit einander vereinigen und Salpetersäure bilden. Ueberall und fast zu jeder Zeit findet dieser Durchgang der Elektricität mehr oder minder statt, und da derselbe namentlich in südlichen Himmelsstrichen beinahe an jedem Tage sich auch sichtbar äußert, so kann jene Säure wohl als ein steter Bestandtheil der Luft angesehen werden. Zeitungen. Sachse«. Leipzig, 10. Oktober. Der Verlauf der Messe in den letzten acht Tagen war durchweg befriedigend und ist in allen Hauptbran chen noch ein namhafter Absatz erzielt worden. Die in dieser Zeit been dete Tuchmesse ist zu allgemeiner Zufriedenheit der Fabrikanten ausgefallen und nur die wenigen von ihnen, die ausschließlich für den überseeischen Erport Dreivierteltuche sabriciren, machen davon eine Ausnahme. An nähernd dürften von Tuchen, Buckskins und Winterstoffen 200,000—230,000 Stück zur Messe gebracht und davon circa Dreiviertel verkauft worden sein. In andern wollenen Waaren, weißen und farbigen Flanellen war der Ab satz recht gut und wurde die Elle mit 2—3 Ngr. höher bezahlt. Eine gleiche Erhöhung der Preise findet in feinen wollenen Waaren, wie Mcrinoö, ThibetS auö Gera, Greiz und Reichenbach stakt, doch blieb der Absatz darin etwas beschränkt, weil viele Einkäufer aus Polen und der Moldau, der jüdischen Feiertage wegen, noch nicht in den Markt getreten sind. Zn den Artikeln aus Chemnitz, als wollene Damaste, Orleans rc>, war daS Geschäft recht gut und ist auch jetzt noch im vollen Gange. Be sonders gesucht sind fortwährend NapolitaineS, Velours, Lamas rc. Schöne halbseidene Modestoffe auS Chemnitz fanden ebenfalls guten Absatz zu er höhten Preisen. Nicht so günstig war das Geschäft in Meeraner Tüchern, da die Fabrikanten durch den großen Bedarf in Slückwaaren dem Artikel weniger Aufmerksamkeit schenken. Zn voigtländischen Weißwaaren war der Verkauf sehr lebhaft, zumal cs den betreffenden Fabrikanten nicht an In telligenz fehlt, immer etwas Neues zu schaffen. Obgleich für Strumpf- waaren und crzgebirgische Spitzen das Exportgeschäft immer die Haupt sache ist, so war das Geschäft für den Continent doch ein sehr befriedigen des. Für den Verkauf von Callico's liegt diese Messe zwar außer der Saison, aber dennoch wurden sehr ansehnliche Umsätze darin gemacht. Eben so günstig war die Messe für den Verkauf von englischen Manufactur- waaron und sind davon in einzelnen Artikeln sehr bedeutende Umsätze ge macht worden. Annaberg, 6. October. Durch Ministerial-Verordnung ist daS bisher unter der Direktion des nun verstorbenen Herrn Cantor Dietrich in Mildenau gestandene Schullehrer-Seminar aufgelöst und sind die Zög linge desselben größtentheils in daS hiesige königliche Seminar ausgenom men worden. Markneukirchen, 9. Oktober. Dem wegen vorgerückten Alters auf eigenes Ansuchen heute aus dem Stadtraths-Collegium entlassenen Saitenfabrikanten Christian Gottfried Schatz, welcher seit dem Jahre 1830 mit wenig Unterbrechung für hiesige Stadt segensreich und uneigennützig gewirkt, wurde in einer Ansprache deS Bürgermeisters Schweitzer im Namen der Stadt gedankt. Gleichzeitig wurde demselben auf einstimmigen Be schluß deS Stadtraths und der Stadtverordneten daS Diplom eines Stadt ältesten zuerkannt. Herr Schatz wird nunmehr seine Thätigkcit einzig den technischen Forschungen in Verbesserung der Darmsaiten-Fabrikrtion zuwen den, in welcher er schon so viel geleistet und gewiß ferner noch mehr leisten wird. Schneeberg, 11. Oct. Der Erzgcb. Anz. meldet, daß auf dem Rittergute zu Albernau die gegen 300 Personen beschäftigende v. Petri- kowöky'sche Wollkämmerei mit bedeutenden Vorräthcn vergangene Nacht durch eine Feuersbrunst zerstört worden sei. Bayern. Bamberg, 10. October. In der Nacht vom 4. auf den 5. d. wollte eine Polizeipatrouillc zwei Tumultuanten verhaften; da sich aber letztere mit Knütteln heftig vcrtheidigten, so machten Erstere von ihren Waffen Gebrauch. Einer der Tumultuanten blieb in Folge erhaltener Bajonnettstiche todt auf dem Platze, während der andere lebensgefährlich verwundet wurde. Frankreich. Paris, 11. Oktober. Vorigen Samstag jagten der Kaiser und die Kaiserin im Parke von St. Cloud. Der Kaiserin dienten zwei Unteroffiziere der Gardcjägcr als Büchscnspanncr. Von 53 getödteten Fasanen fielen 9 von ihrer Hand. — CS bestätigt sich, daß in der Cham pagne, bei ChalonS-sur-Marne, ein UebungSlager von 40,000 Mann er richtet werden soll, das der Kaiser, der seine Wohnung in der Präfektur zu ChalonS nehmen würde, persönlich zu befehligen beabsichtigt. — Von 104 Gendarmen, die seit einem Zahrc in Cayenne angckommeu, sind 64 an dcn dort herrschenden Fiebern gestorben. — Eine auS Ncüyork hier angelangte telegraphische Depesche meldet die dortige Verhaftung Grellet'S, eines der Hauptdiebe der Nordbahn; derselbe hatte sich zu Belmont, dem Neuyorker Agenten Rothschilds, begeben, um den Betrag für Werthpapiere zu erheben. Belmont, der bereits Kenntniß von dem Diebstahl hatte, ließ ihn sofort festnchmcn.