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HiekemmdsecfMgjler Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen Dieser Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher A bonnementSprei-, auch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in ter nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für dir gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. LSI. 1«. Oktober 1858. Programm zu dem am 19. Oktober, als am XXll. Sonntag nach TrinitatiS in Plauen feierlich zu begehenden dreihundertjährigen Jubiläum der Kirche St. Johannis. Das Fest wird zur gewöhnlichen Zeit als hohes Fest eingcläutet. Halb sechs Uhr beginnt der Morgengottesdienst mit Beichte und Communion. , . . In der neunten Stunde wollen sich alle erwachsenen männlichen Mitglieder der hiesigen Kirchengemeinde, ohne wettere Einladung,, insbesondere auch die Königlichen und Städtischen Behörden, cingepfarrte Rittergutsbesitzer, Landgemeindcräthe, sonstige Corporationen, Innungen und höheren Schul anstalten in der Bürgerschule zu dem Festzug sammclu, welcher sich Schlag neun Uhr unter Geleit der Communalgarde über den Steinweg nach dem Markt und der Hauptkirche in Bewegung setzen wird. Halb zehn Uhr beginnt daselbst der Vormittagsgottesdienst und kann daS Schiff der Kirche vorher nur Frauen und Jungfrauen geöffnet werden. Halb ein Uhr ziehen die Obcrclaffen der hiesigen und der fünf eingepfarrten Volksschulen zu dem Mittags ein Uhr beginnenden SchulgotteS- dienst in die Hauptkirche*) Um drei Uhr beginnt ebendaselbst ein geistliches Concert. Taufen und Trauungen müssen an diesem Tage in die Sakristei verlegt werden. Abends gegen neun Uhr wird vom Kirchthurme Männergesang und hierauf nochmals das volle Geläute ertönen. Plauen, den 13. October 1856. Die Kirchen -Inspektion. Der Rath. E. Beyer, Sup. E. W. Gottschald. *) Die Inhaber von Sitzen tn dem Schiff der Hauptkirche werden dringend ersucht, dieselben nicht nach dem DormittagSgotteSdienste, sondern erst nach dem Concert anzuschließen. Die Lust, welche wir athmen.*) ES ist die Feuchtigkeit der Atmosphäre hochwichtig für Erhaltung des Lebens der Thiere und Pflanzen und für den körperlichen Zustand dersel ben ; sie durchdringt die Blätter und Poren der Gewächse und findet ihren Meg in den Körperbau thierischcr Wesen. Aber die Feuchtigkeit muß auch noch außerdem zu andern wunder vollen Zwecken dienen. Wenn die Sommcrsonne hinabgcstiegen ist unter den Horizont und die Kühle der Nacht sich auf die von der Hitze verseng ten Pflanzen und den Boden senkt, dann steigt mit dieser der frische Thau herab und tiänkt mit seinen Hellen Tropfen daS grüne Blatt wie das durstige Land — die unsichtbare Feuchtigkeit der Luft rieselt in leisen Nebeln nieder und beschlägt jeden bereits abgeküblten Gegenstand mit durchsichtigen Perlen. Die Ursache des Thaufalls und der Grund, warum er, wie cS scheint, gewisse Stellen und Plätze auSwählt, wo er sich niedersenkt, verdienen eine nähere Betrachtung. Alle Körper der Erdoberfläche sind strahlend, daö heißt, sie strömen Wärme aus in Strahlen oder in geraden Linien — und zwar jeder wär mere Körper nach jedem kälteren — und die ganze Erde selbst sendet un aufhörliche Wärmestrahlcn durch die klare Luft in den kalten Raum der hohem Luftschichten. Sämmtliche Körper der Erdoberfläche streben nun nach einer Gleichmäßigkeit ihrer Temperatur, einem Wärmegleichgewicht, während die Oberfläche selbst als ein Ganzes allmäUg einen kühlem Zu stand zu erlangen strebt. Allein so lange die Sonne noch irgend einen Fleck bescheint, vermag diese Abkühlung nicht stattzufindcn, denn die Erd oberfläche empfängt dann an dieser Stelle weit mehr Wärme, als sie ab- *) Mitgethcilt aus Johnslun'S Werke: „ChemischeBilder aus dem täglichen Leben." Zur Crllärung von „Ozon" oder auch „Ozonometer" auszugsweise entnommen. giebt; und wenn nach Sonnenuntergang der klare Himmel sich mit einem Wolkcnschleier bedeckt, so wird dieser wiederum einen Theil der auSge- strahlten Wärme auffangen und der Erde zurückgeben. Bei Nacht, wenn die Sonne verschwunden ist, kühlt sich die Erde am meisten ab — aber in klaren und Hellen Nächten weit mehr als in trüben, wolkigen; und wenn daS Gewölke bloS einen Theil des Himmels verhüllt, so werden immer diejenigen Stellen der Erdoberfläche am kältesten sein, auf welche der wolkenlose Himmel niederschaut. Die Menge des Wasscrdampfes, welche die Luft in der Schwebe zu halten vermag, ist durchaus abhängig von der Temperatur desselben. In heißen Klimaten, bei höheren Wärmegraden und warmem Wetter vermag sie mehr davon zu halten — bei niedrigem Wärmegrad oder in kaltem Wetter weniger. Wenn nuu ein vergleichsweise warmer, mit Feuchtigkeit geschwängerter Luftstrom sich niedersenkt und in Berührung mit kalten Ge- birgSwänden kommt, so wird er abgekühlt und auf diese Weise unfähig, seinen ganzen Wafferdampftnhalt in der Schwebe zu halten; er läßt des halb einen Theil seiner feuchten Bürde in der Gestalt eines Nebels oder einer Wolke zurück, die sich um die Bergspitze lagert und sich theilweise daran niederschlägt. Wenn die Oberfläche der Erde durch Wärme-AnSstrahlung kühler wird, so muß auch die Luft, welche mit ihr in Berührung kommt, sich abkühlen, und dann eben so, wie der warme Luftstrom an'den Berggipfel, einen Theil dcö Wasserdampfcö abgeben, den sie bis dahin zurück gehalten hat. Gleich dem fluchenden Nebel, der die Gebirge benetzt, schlägt auch dieses Wasser sich in den kleinsten außerordentlich fein geschiedenen Theilchen nieder; ein jedes Blättchen nimmt sie auf und an jedem Grashalm glän zen sie in den Strahlen der aufbrcchenden Sonne mit siebenfarbiaem Schein als Thautropfen. °