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heiligen Zwecke entsprechendes GottcShauS erhalten hätte. So lange noch unsere Kirche steht und ihr Weihefest begangen wird, kann auch TifcherS Name nicht vergessen werden, noch ungenannt bleiben! — Seit der Renovation der Kirche verdient noch Folgendes der Enväh- nung. Im Jahre 1832 wurde eine ziemlich kostspielige Reparatur der Orgel, die skry nicht gerade als ein Meisterwerk bewährt hatte, nöthig; der Orgelbauer Mende in Leipzig führte sie zur Zufriedenheit auS. Im Jahre 1837 wurde das Altarbild wegen der darauf sichtbar gewordenen Flecken von dem Meister selbst, dem Pros. Mattl)äi, genau untersucht und auf seinen Rath vom Altar weg an die durch daS Verschlagen deS einen KirchensensterS gebildete Wand gestellt. In den letztverflossenen Jahren wurde die Kirche von einigen Kirchenfrcunden mit einem Crucifiv, einem Altartuch, zwei Blumenvasen, einigen Fußdecken beschenkt, an die sich nun die Pracht- und kunstvolle Gabe der Kirchengemeinde zum bevorstehenden Jubel fest aureihen wird. Daß unser Gotteshaus auch bei dem großen Stadtbrande am 9./10.Sept. 1844 wiederum in Gefahr schwebte, vom Feuer ergriffen zu werden — an diese ernste, aber zugleich zu freudigem Danke auffordernde Erinnerung, mit der dieser kurze geschichtliche Umriß geschloffen werden soll, knüpfe sich nur noch der zwiefache fromme Wunsch: daß der Herr, unser Gott, seine allmächtige Hand auch fernerhin schützend und schirmend über unser Heiligthum, daS ehrwürdige Denkmal aus der Väter Zeiten, halten, aber auch die Herzen aller Glieder der Gemeinde lenken möge, daß sie lieb haben, recht lieb haben und behalten die Statte dieses Hauses und den Ort, da Seine Ehre wohnet! — Zeitungen. Sackfen. Plauen, 11. Octobcr. Dir Ernennungen zum hiesigen König!. Bezirksgericht werden jetzt amtlich in folgender Weise bekannt gemacht: a) als Direktor Johann Karl Marggraf, GerichtSrath bei'm Landgericht Chemnitz: d) als GcrichtSrälhe Justizamtmann Emil Julius Konstantin Ludwig, HülsSarbciter bei'm Appellationsgericht zu Zwickau, die Justitiare Karl Albin Barthol bei'm Gericht zu Treuen, Julius Ferdinand Damm bei dem,Gericht zu Johanngeorgenstadt, der Assessor bei'm Appel- lationSgericht zu Zwickau Heinrich Ernst Vollmar, der Aktuar im Justiz amte Plauen Johann George Jahn; e) als Staatsanwalt Karl Herrmann Schmöger, Aktuar im Justizamte Plauen. Leipzig. Ein Theil deS großen LooscS von der jetzt im Gange befindlichen Lotterie ist, wie die Dr. N. mitthcilen, einem Hausknecht in Leipzig (in Stadt Freiberg) wieder einmal auf eine sehr überraschende Weise zugefallen. Derselbe sollte nämlich einen geschäftlichen Gang ab machen, wo ihn der Weg an der Localität der „Loosziehung" vorbeisührte. Als Bctheiligtcn der Landes-Lotterie war ihm die Lockung, einen Augen genblick der Ziehung beizuwohnen, zu mächtig; er tritt ein, wartet ein Paar Minuten, da heißt es: „17532 100,000 Thlr." Jetzt ist sein ganzer Auftrag für ihn Null! Er rennt als Inhaber eines Viertels vom großen Loose sofort nach Hause und kündigt seine Stellung. (Wenn der Mann nur sein Glück zu tragen weiß!) Von Großenhain wird der Const. Ztg. gemeldet, daß der Gesund heitszustand daselbst seit Ansang September ein ziemlich ungünstiger ist, da eine große Menge Menschen an ncrvenfieberartigen Krankheiten dar- niedcrliegen, wenn auch bisher sehr wenige daran gestorben sind. Nossen, 9. Oct. Nächstkommenden Dienstag (!4. d. M.) wird hier im neuen Seminargebäude daS von Freiberg verlegte königl. Seminar und daS Proseminar eröffnet werden. Oberwiesenthal, 5. October. Heute Mittag wenige Minuten nach 12 Uhr wurde bei Hellem Sonnenscheine hier ein etwa 1 Minute lang gleichmäßig anhaltendes donnerähnlichcS Geräusch in der Luft von Süden her wahrgenommcn, während der ganze Himmel mit Ausnahme einiger leichter Fcderwolken, Cirren, völlig wolkenlos war, und ist dasselbe Geräusch zu derselben Zeit auch auf den 2 Stunden weiter nordwestlich gelegenen „Tellerhäusern" deutlich gehört worden. Oesterreich. Wien, 6. Oetober. Ueber den Standpunkt der prote stantischen Kirche in Oesterreich erhalten wir jetzt folgende Angaben: Bei den Evangelischen, Augsburger Consession, finden wir 987 geistliche Stellen und 712 Seelsorger, also für die Gesammtzahl von 3,750,000 Protestan ten 2397 Seelsorger, demgemäß auf 5000 Protestanten circa 3 Seelsorger kommen. In Mailand befindet sich 1 Feldpredigcr beider evangelischen Confessionen. Frankreich. Paris, 7. October. Der heutige Moniteur enthält cinen Bericht deS FinanzministerS Magne über die Finanzlage. Dieselbe wird trotz verschiedener Unfälle, welche den Staat betroffen, als befriedigend geschildert. Die Bank-Maßregeln werden gerechtfertigt. Eine vorüber- gehrnde FinanzkrinS, heißt eS, habe allerdings stattgcfunden. Seit 1850 habe Frankreich an baarcm Gelbe 800,000,000 Fr. mehr empfangen, alö auSgeführt. Die letzte Anleihe werde zur Bestreitung der KriegSkosten ge nügen; die Staatseinkünfte seien im Wachsen begriffen, der Ertrag der Steuern ein bedeutender, und daS Budget deS Jahres 1858 werde der Hauptsache nach mit den gewöhnlichen Mitteln bestritten werde» können. Paris, 9. October. Auf Befehl des FinanzministerS sollen jetzt auch die Münzen zu Bordeaur, Lille und Rouen Gold- und Silbergeld zu prägen beginnen, sodaß in Kurzem sämmtlichc Münzen Frankreichs täglich für 10 Mlll. Francs geprägtes Geld werden liefern köunel^ Die hiesige Münze bat 34 Millionen in Darren liegen, die sie in Geld umwandcln soll; außerdem fließen ihr täglich 4 bis 5 Millionen zu gleichem Zwecke für Rechnung der Bank zu, die im Ganzen für 300 Millionen m Barren angekauft hat. Eine offenbar amtliche Note im Moniteur lautet: „Die Speculation deS Ausscheidens und Einschmelzens der Münzen, um daraus den Mehr- werth zu ziehen, ist ein dem öffentlichen Vermögen zugefügter Schaden und bildet ein Vergehen, daS nicht geduldet werden darf. Die Regierung ist entschlossen, dessen Unterdrückung durch alle Mittel zu betreiben, welche die Gesetze ihr zu Gebote stellen." . Gestern war der Tag, an welchem in Paris am Ansange deS neuen Quartals die kleinen MiethSzinse bis zu 100 Francs gezahlt werden müssen. Schon in gewöhnlichen Zeiten verursachte dieser Termin eine gewisse Aus regung in den Arbeiterstadttheilen, um so mehr im gegenwärtigen Augen blicke. In der That machte sich in diesen Stadttheilen eine gewisse Agi tation bemerklich, und die Polizei hat in einigen Fällen einschreiten müssen, um Wirthe und Miether in ihren Rechten zu schütze». Italien. In Uebercinstimmung mit den Nachrichten der Oeft. Ztg. wird der K. Z. auS Brüssel 9. Öct. geschrieben: Ich kann Ihnen auS sicherer Quelle anzeigen, daß die neapolitanische Frage binnen kürzester Frist und zwar in gütlicher Weise, gelöst sein wird. König Ferdinand, so wird bestimmt versichert, hat den Forderungen Englands und Frankreichs nachgegcben und eine Aendcrung seiner Regierungsweise im Sinne der Westmächte zugesagt. Ich wiederhole nochmals, daß diese Aenderung in kürzester Frist bevorsteht. In jedem Falle ist von der Anwendung der Zwangsmaßregeln und von der Absendung eines Ultimatums nicht mehr die Rede. Der diplomatische Verkehr zwischen Neapel und den Westmächten ist wieder hcrgestellt, und mau hofft, die von König Ferdinand bereits zu- gcstaudenen Conccssionen auf diesem Wege noch ausdehuen zu können. Türkei. Konstantinopel, 3. October. Omer Pascha übernimmt daS Kommando gegen Montenegro. (Also nicht in Ungnade?) — Der Finanzminister hat eine neue Anleihe von 25 Millionen Piaster zu 8"/o Zinsen und 2 °/o Commission mit Rothschild abgeschlossen. — Dem Journal de Constantinople zufolge wird die Schlangcninsel-, sowie die Bolgradfrage immer ernster, weshalb denn auch ein großer Theil deS Geschwaders von Lyons Beseht erhalten hat, wieder in daS schwarze Meer einzulaufen. Nordamerika. Der Bürgerkrieg in KansaS dauert fort. Erste öffentliche Verhandlung vor dem Königl. Bezirksgerichte zu Plauen, den 9. Oktober 1836. Am 9. Octobcr 1856 hat die erste öffentliche Gerichtsverhandlung im Königlichen Bezirksgerichte zu Plauen ftattgesunden. Diese Verhand lung betraf 3 Marktdiebstähle, deren Gustav Adolph Richter von Plauen angcklagt worden ist. Um 9 Uhr Vormittags begann in Gegenwart deS Königl. Herrn Oberstaatsanwalts vr Schwarze im Sitzungssaale, woselbst beim Ein tritt deS RichtcrcollegiumS, bestehend auS dem Herrn BczirkSgerichtSdirector Marggraf, den Herren GerichtSräthen Barthol, Damm und Jahn, dem Herrn Actuar FacilidcS als Hilfsrichter und dem Protokollführer Herrn Actuar Kretzschmar, bereits ein zahlreiches Publikum, - die Zeugen, der 'Vertheidigcr Herr Adv. Stimmel, der Königliche Staatsanwalt Hcrr Schmöger sich eingcfunden hatten, die öffentliche Sitzung. Hcrr Beztrks- gerichtSdir. Marggraf eröffnete diese öffentliche Sitzung mit folgender Ansprache an daS Publikum: „Bekanntlich ist am 1. d. MtS. eine neue Ctrafprozeßordnung inS Leben getreten, welche für die Untersuchung und Aburthelung ter Strafsachen künftig maßgebend ist. und daher heute hier zur Anwendung gelangt. Sie weicht von dem bisherigen Verfahren in mehreren Richtungen wesentlich ab, theils in den Formen, unter denen die vorgcschricbenrn Handlungen zu erfolgey haben, theils in den Organen, welche zu ihrer Vollziehung berufen sind. Während nämlich früher der Untersuchungsrichter den Schuldbeweis amtshalber in den Acten anzusammeln, das iLrkenntniß aber eine andere Behörde auS diesen Acten zu ertheilcn hatte, so sind zwar auch jetzt noch die Verbrecher von amtSwegen zu ver folgen, und schriftliche Aufnahmen zu Vorbereitung der Untersuchung zu bewirken, allein das neue Verfahren weicht von dem früheren insofern wesentlich ab, alS: 1) an dasselbe die Mitwükung einer neuen Äonigl. Behörde, der Staatsanwaltschaft gebunden ist, aus deren Antrag allein ru wichtigeren Fällen eine Untersuchung ein- geleitet werden darf, 2) als die Beweis-Aufnahme öflentlich uud unmittelbar vor den Augen de- Ange klagten erfolgt, und