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Voigtländer Anztigrr. Siebenundsechszigster Fahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. IS« 14. Ottober 185«. Dienstag TischerS Angabe der Umbau im Innern der Kirche, der vorzüglich in der Verlegung und zweckmäßigeren Errichtung deS OrgelchorS, der Kanzel, der Sakristei, der RathSkapelle und mehrerer anderer Kapellen und Kirchenstände, sowie in der Entfernung von alten, die Kirche verunstaltenden Epitaphien, geschmacklosen Verzierungen u. dergl. bestand. An die Stelle der völlig unbrauchbar gewordenen Orgel trat ein ganz neues Werk von Trampeli dem jüngern in Adorf. Die Kirche wurde im Innern auSgeweißt und von außen sammt den beiden Thürmen abgeputzt (wobei am 22. Juli zwei Maurergesellen verunglückten); die Thürme erhielten neue im Feuer ver goldete Knöpfe (die ersten vergoldeten Knöpfe waren im Jahre 1677 auf gesetzt worden) und Blitzableiter; der Glockenthurm wurde mit einem neuen eisernen Geländer versehen. Im Herbst war dies Werk vollendet; der Ge- sammtaufwand, der zum größten Theil durch freiwillige Beiträge der Parochianen gedeckt wurde, betrug 13,581 thlr. 2 gr. 10 pf., einschließlich der silbernen Taufschüssel und Taufkanne und deS Altarbildes. DaS letz tere, die schönste Zierde der Kirche, wurde in Folge besonderer Umstände von dem Meister, dem Prof. Matthäi in Dresden, der Kirche für 450 thlr. überlassen (Rahmen, Emballage, Transport und Aufstellung kosteten 214 thlr.) und im Jahre 1816 ausgestellt. Am 22. October 1815, als den 22. Sonntag nach TrinitatiS, dem alten Kirchweihtag, sand die Ein weihung der in threm Innern und Acußern ganz umgeschaffenen und er neuerten Kirche unter der freudigsten Theilnahme und mit großer Feierlich keit statt; das Weihefest selbst ist im Voigtländischen Anzelger 1815, Rr. 43—45, ausführlich beschrieben. Hat auch daS, «aS damals für unsere Kirche geschehen ist, noch manchen Wunsch für eine hier und da zweck- und kunstgcmäßere Einrichtung derselben übrig gelassen, so soll dies doch daS Verdienst deS Mannes nicht schmälern, ohne dessen rastlose und be harrliche Thätigkeit unsere Stadt schwerlich solch' ein freundliches, seinem Kurz« Geschichte der Kirch« zu Plauen. (Schluß.) So war unsere Kirche zwar ungefährdet in das 19. Jahrhundert übergegangen, allein ihr Inneres, wie ihr AcußercS — daS hatte man schon längst erkannt und durch die oben erwähnten seit 1766 veranstalteten Sammlungen ausgesprochen — bedurfte dringend einer Umgestaltung und Erneuerung. Doch dazu schienen freilich die Zeitumstände nicht geeignet. Auf die Jahre der Theuerung und Gewerbsstockung zu Anfang unseres Jahrhunderts (1802—1805) waren von 1806—1814 die KriegSjahre mit ihren schweren Drangsalen gefolgt. Gleichwohl wurde noch unter den frischen Nachwehen deS Krieges „in einer erschöpften, verarmten, entmuthe- ten Zeit, in geldarmen und nothreichen Tagen DaS auSgeführt, was in früherer und besserer Zeit wohl bisweilen besprochen und gewünscht worden war, ohne daß man auch nur bis zu einer einfachen AuSweißung der Ktrche gelangen konnte."*) Der um Plauen so vielfach verdiente Superin tendent vr. Tischer (1798—1823), nieder durch frühere Erfahrungen, noch durch die entgegenstehenden großen Hindernisse abgeschreckt (er konnte wie «nst lem Vorgänger LI. Wilde nach der Wiederherstellung der Kirche im Zahre ! 549 sagen: - „kü e sauer ist mir diese Renovation worden, weil mw Niemand cko primatibus au die Hand gehen wollen"), wagte cS im Vertrauen aus Gottes Hilfe und auf den kirchlichen Sinn seiner Gemeinde, schwere Werk zu legen. Gleich nach Ostern 1815 wurde Gottesackerkirche (die vom 13. October 1813 an Vemnk«,..^ zum Lazarcth hatte und ebenfalls durch TischerS g wieder hergcstellt worden war) verlegt und sofort begann nach 18l5?im Boigtt.*^ Beschreibung de, Weihefeste« am 22. Octbr. Programm -u al- am XXII. Sonntag nach Trinitati- in Plauen feierlichen begehenden dreihundertjährigen Jubiläum der Kirche St. Johannis. Nest wird zur gewöhnlichen Zeit als hohes Fest eingeläutet. ^!ilb seckS Uhr beginnt der MorgengotteSdlenst mit Beichte und Communion. der neunten Stunde wollen sich alle erwachsenen männlichen Mitglieder der hiesigen Kirchengemeinde, ohne weitere Einladung, insbesondere aönialickcn und Städtischen Behörden, cingepfarrte Rittergutsbesitzer, Landgemeinderäthe, sonstige Corporationen, Innungen und höheren Schul- auch dle ag „5^^ ZU dem Festzug sammeln, welcher sich Schlag neun Uhr unter Geleit der Communalgarde über den Steinweg nach dem und der Hauptkirche in Bewegung setzen wird. 2-caril beginnt daselbst der VormittagSgotteSdienst und kann daS Schiff der Kirche vorher nur Frauen und Jungfrauen geöffnet werden. Halb ein Uhr ziehen die Oberclasseu der hiesigen und der fünf eingepfarrten Volksschulen zu dem Mittags ein Uhr beginnenden SchulgotteS- dieust tu ebendaselbst ein geistliches Concert. Taufen und Trauungen müssen an diesem Tage in die Sakristei verlegt werden. AbendS gegen neun Uhr wird vom Kirchthurme Männcrgesang und hierauf nochmals daS volle Geläute ertönen. Blauen, den 13. October 1856. Die Kirchen-Inspection. Der Rath. E Beyer, Sup. E. W. Gottschald. *) Die Inhaber von Sitzen in dem Schiff der Hauplkirche werden dringend ersucht, dieselben nicht nach dem Bormittag-gotteSdienstr, sondern erst nach dem Concert anzuschtleße«. . dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher AbonnementSprei«, auch bei Beziehung durch Diese« Blatt erscheint wöchen Annoncen, die bi« Mittag« 12 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen die Post, t 10 Ngr.^ der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpu«-Zeile berechnet.