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führt — kurz das Alte, wenigstens vieles Alte war vergangen.* **) ) Doch sollten tn unserem Gotteshanse, wenige Jahrzehnte nach Einführung der Reformation, auch die letzte« Spure« tzeS katholischen Eultuö auf immer verschminden. Am 14. Mat 1548 wurde hei dem großen Brande, der hinnen 3 Stunden unsere ganze Stadt bis aus wenige Häuser innerhalb der Ringmauern in einen Schutt- und Trümmerhaufen verwandelte, auch die Kirche nun zum zweiten Male in Asche gelegt. Wie schwer der „ganz verderbeten Stadt," wie sie der damalige Landesherr, der Burggraf Heinrich V. von Meißen nannte, die Wiederherstellung lhreS Gotteshauses fallen mußte, ist wohl begreiflich und geht auch auS dem Umstande her vor, daß der Wiederaufbau der Kirche, bei dem nur wenig von dem Mauerwerk der alten Kirche benutzt worden zu sein scheint, sehr langsam vor sich ging und erst 8 Jahre nach dem Brande, im I. 1556, vollendet wurde. In diesem Jahre erhielt die Kirche ihr schönes kunstvolles Ge wölbe, daS heute noch selbst den Blick dcS Kenners erfreut, sowie eine feste Schieferbedachung. Leider finden sich über den Bau selbst und die darauf verwendeten Kosten in unseren Archiven keine speciellcn Nachrichten. Nur so viel besagen die ältesten RathSrechnungen, daß bis zum Jahre 1556 100 fl. alljährlich auS der Stadtcaffe zum Kirchenbau bewilligt und diese Summe dem burggräflichen Rentmeister, der wahrscheinlich die Bau- casse zu verwalten hatte, und dem Baumeister Wols Beyer übergeben wurde; ferner daß überdem die RathSziegelhütte in jedem Baujahre eine bedeutende Quantität Ziegel und Kalk auf Stadtkosten zu liefern hatte. AuS den Rechnungen vom Jahre 1553 erfahren wir noch, daß in diesem Jahre die Pfeiler gebaut und der Boden der Kirche gepflastert wurde. Aber wo bis dahin der Gottesdienst gehalten und wann zuerst die Kirche wieder benutzt worden sei (denn wahrscheinlich geschah dies schon vor der vollständigen Wiederherstellung* da bereits am 26. Mai 1554 der damalige Landesherr von Plauen, der Burggraf Heinrich V., in unserer Kirche feierlich beerdigt wurde), diese Frage muß eben so wie manche an dere unbeantwortet bleiben. Zu erwähnen ist nur noch, daß bei dieser Gelegenheit auch in den Umgebungen der Kirche manche Veränderung ein trat; die hauptsächlichste war die, daß seit dieser Zeit der Kirchhof nicht mehr zum Begräbnißplatz benutzt und dieser außerhalb der Stadt in die Nähe dcS damaligen Dobenaucr oder Wolfgangcr (später Neundörser) ThoreS verlegt wurde, während nun aus dem ehemaligen Kirchhofe neben den geistlichen Wohnungen und dem Schulhaufe auch'Bürgerhäuser sich erhoben. Von 1556 an erfreute sich Plauen ungestört seines aus den Trüm mern fester und schöner wieder erstandenen Gotteshauses ^) bis zum Jahre 1635, daS für unsere damals von den Gräueln und Schrecken des dreißig jährigen Krieges schwer hcimgcsuchte Stadt ein sehr verhängnißvolles Jahr ward. In der Nacht vom 1.—2. Mai 1635 brannten 178 Häuser ab, darunter sämmtliche geistlichen Häuser und Schulen; das Feuer ergriff auch die Kirche, legte die beiden Thürme mit den Glocken in Trümmer und drang auch in das Innere der Kirche, wobei die Orgel (im Jahre 1605 erst von dem Orgelbauer Zschuck auS Stolpen restaurirt) gänzlich zerstört, und Altar, Kanzel und Stühle stark beschädigt wurden. An eine baldige Wiederherstellung war in jener traurigen, ja furchtbaren Zeit nicht zu den ken; doch wurde sie nach und nach, besonders durch die aufopfernde Be mühung deS Superintendenten ZU. WUde (von 1643 — 1673), ausgeführt. Im Jahre 1644 erfolgte, nachdem die Kirche im Innern sogleich nach dem Brande wieder zum Gottesdienst hergestellt worden war, der Wiederaufbau der beiden Thürme, von denen jedoch der eine bald wieder baufällig warb und im Jahre 1677, mit Benutzung der Materialien von dem am 21. Februar 1677 eingestürzten rothen Thürme am Comthurhofe, wieder her-, gestellt werden mußte. Im Jahre 1649 zum Michaelisfest wurden die von zwei Lothringern, Delave und Malavet, in dem Hofe deS Mulzhauscs am 22. Juni und am 16. August gegossenen zwei großen Glocken von 45 nnd von 30 Ecntner Schwere feierlich eingcweiht, wozu im Jahre 1650 eine dritte Glocke, 7 Cenlner schwer, kam, die in dem linken Thürme auf gehängt ward, nachdem schon im Jahre 1638 auf „Ansuchen und Bitten E. (5. RalhS und der Gemeinde" eine Glocke (die Marienglocke) von 18 Ecntner Schwere von dem Chnrfürsten Johann Georg 1. der Kirche ge schenkt worden war;^). Im Jahre 1650 erhielt die Kirche auch eine neue Orgel, ein Werk des „OrgclmacherS" und Bürgermeisters Jakob Schedtlich *) Eben so gingen zwei zur Hauvtkirch, gehörige Capellen ein. die St. Wolf gang S c ap e l I e. die vor dem heutigen Neundörfer Thore im Klösterlein stand, und die St. Niklascapelle, eine sogen. Fcldcapclle zwischen der Papiermühle und Chrieschwitz auf dem linken Elsterufer. **) Die Liebe zu dem neuen Äotteöbause gab sich durch mehrere Vermächtnisse und Schenkungen kund, unter anderen auch durch die Stiftung einer Kirchen- und Schul- bibliothek von den (Gebrüdern von Reiboldt auf Neundorf im Jahre 1571. Die sogenannte „Sturmglocke" in der Haube deS ThurmcS, 422 Pfund schwer, wurde im Jahre 1677 von dtm Amt-sch-sser Zürner und den Rathöherren Löscher, Sturm und Leuthner der Kirche verehrt. zu JoachimSthal, mit 24 Registein und 8 Blasebälgen, dic950Thlr. koftrtr, aber im Jahre 1686 schon wieder einer Reparatur bedurfte. Der mit der Beaufsichtigung deS KirchenbaueS beauftragte RathSherr (Bauherr) war Wolfgang Blenmüller. Der unermüdet thälige Sup. Wtlde sorgte auch noch im Jahre 1656 für eine Renovation deS AltarS, auf welchem ver schiedene Bilder auS der biblischen Geschichte von der Haub deS Kunst malers Felix Zimmermann angebracht würben. Ueberhanpt zeigte sich die damalige Generation überaus „freiwillig zum Hause deS Herrn," wie eS in der Schrift heißt. Vom Jahre 1648 — 1695 erhielt die Kirche nicht weniger als 48 zum Theil sehr werthvolle Geschenke zur Bekleidung deS AltarS, der Kanzel, deS Taufsteins rc., sowie an heiligen Gesäßen und anderen zum Gottesdienst nöthigen Utensilien, von einzelnen Personen jeden Standes und Geschlechtes, so wie von Zünften und Innungen. Eben so wurden zur Erhaltung der Kirche und für den Gottesdienst mehrere Legate gestiftet. Dieser kirchliche Sinn, der damals die Gemeinde beseelte- ver anlaßte auch die Errichtung eines zweiten Gotteshauses, unserer Gottcs- ackerkirche, zu der zunächst in Folge eines Vermächtnisses deS Vicebürger- meisterS MyliuS am 24. August 1693 der Grundstein gelegt ward.*) Auch in dem folgenden 18. Jahrhundert geschah Manches für unsere Kirche. Drei Glocken wurden, im Jahre 1756 die mittlere von Graulich in Hof, im Jahre 1763 die Sturmglocke von demselben Meister, im Jahre 1782 die Marienglocke von Ulrich in Apolda umgegossen, was einen nicht unbeträchtlichen Aufwand verursachte. Ferner wurde durch Sammlungen, die der Superintendent vr.Strantze (1749—1786)seit 1766 veranstaltete, eine sehr nöthige Reparatur der Kirchenfenster im Jahre 1776 möglich; von diesem Jahre an wurde auch „zum Ausweißen der Kirche" gesammelt und daS eingegangene Geld verzinslich ausgeliehen, bis eS im Jahre 1815 bei der Restauration der Kirche zu dem genannten Zweck verwendet werben konnte. Nicht minder wichtig war die Befestigung des vordem KirchthurmcS, den die Baugewerken im Jahre 1775 „in dergestaltigen baufälligen Umständen befanden," daß sie den Einsturz desselben befürchteten und vorläufig den Rath gaben, die beiden größeren Glocken nicht mehr zu lauten. Nach Einholung verschiedener Gutachten von tüchtigen Maurermeistern und nach dem Rathe des Laudbaumeisters Erner wurde noch im Herbste deS Jahres 1775 der baufällige Thurm mit großen Werkstücken um 3 Ellen tiefer untermauert und an der nordwestlichen Ecke mit einem Strebepfeiler ver sehen, auch bis zur Wohnung des Thürmers fest geankert und ein neuer besser co' struirter Glockenstuhl hergestellt. Nicht unerwähnt mag hier noch bleiben, daß am 18. Juli 1756 Mittags 12 Uhr (wie schon früher ein mal im Jahre 1662) der Blitz in den zweiten Thurm schlug und „zwar großen Schrecken, doch weiter keinen Schaden verursachet," als daß er daS Mauerwerk etwas beschädigte und von den Balken einige Splitter heraus- riß. Auch wurde die Kirche im Lause des 18. Jahrhunderts zweimal be drohet, doch glücklich erhalten, als gerade während der Ehristmetten 1730 im Eubegäßchen Feuer ausbrach und die Mädchenschule nut den Wohnun gen deS Stadtdiakonus und 2. Lanvbiakouuö zerstörte, sowie zwei Jahre später bei dem großen Brande am 4. Mai 1732, der 60 Häuser in Asche legte und bis ganz in die Nähe der Kirche sich erstreckte. (Schluß folgt.) Zeitungen. Sachsen. Waldheim, 1. Oet. Infolge der Bestimmungen deS mit dem heutigen Tage in Kraft tretenden neuen Strafgesetzbuchs sind, wir wtr erfahren, auf ergangene Verordnung heute allen denjenigen Züchtlingen der hiesigen Strafanstalt, welche Zuchthausstrafe ersten Grades verbüßten, die Beiueisen und der Klotz, welches Attribut bcz. die männlichen und weiblichen Züchtlinge zu tragen hatten, abgenommen worden. Auszuneh men hiervon waren nur diejenigen, die bereits zweimal Zuchthausstrafe oder wegen eines vorsätzlichen Verbrechens ArbeitöhauSstrafe erlitten und noch nicht 10 Jahre ihrer dermaligen Strafzeit abgebüßt hatten. 157 männliche und 33 weibliche Züchtlinge gehörten dermalen noch dem ersten Grade an, und eS sind davon nur bez. 19 und 3 Individuen übrig ge blieben, die daS gedachte Attribut noch sortzutragen haben. Auerbach. Am 28. Sept, wurde das Stunde von hier entfernt liegende von milden Gaben zur Aufnahme verwahrloster, insbesondere verwaister Mädchen errichtete Erziehungshaus cingewetht. Die Feier fand auf dem freien Platze vor dem Hause statt und begann wit Gesang. Die Wcihrede wurde vor zahlreicher Versammlung von dem hiesigen Superin tendenten Körner gehalten nnd mit heißen Segenswünschen beschlossen. Die Hausmutter und Vic beiden ersten zur Ausnahme bestimmten Pflege kinder, daS eine von hier, daS andere aus Lengenfeld, standen dabei neu ') Der Bau aerietb später unter dem Drucke der Zeiten wiederholt in Stocken, so daß erst am 1v. Derember 1722 die Kirche eingcweiht werden konnte. Die erste Legatpredigt wurde 1733 von der Wittwe Leucht zum HimmelfahrtSfest gestiftet.