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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.04.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280405015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-04
- Tag 1928-04-05
-
Monat
1928-04
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 05.04.1928
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irr. 1S4 Sette 2 — „Dresdner Ttachrtchten" — Donnerstag. 8. April Mi sitzen hat. und die, wie die Januar-Enzyklika des Papstes zeigte. nach heute eine Einigkeit der Kirche nur unter der Bvranssetznng für denkbar erklärt, das; alle in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehren —. daß dieser katholischen Kirche eine aanze Reihe protestantischer Kirche» und Sekten gegenüberstelit, unter denen zum Zwecke der Ausstellung einer Kandidatenliste kaum eine Einigkeit herzustellen wäre. Der gewichtigste Einwanb, der gegen die Pläne, ein pro. testaulischeo Zentrum zu schaffen, vvrgebracht werden muh. ist der. da» durch eine solche Neugrlindung die einmal be» stehenden bürgerlichen Parteien nur ge. schwächt w erde» würde u. 1918 zu >919 hätte man eS kaum wagen können, eine protestantische Partei aufzustellen — obwohl es auch damals mit größten Schwierigkeiten ver bunden gewesen wäre, eine wirklich geschlossene evangelische Partei zu gründen. Heute jedoch ist es zu spät dazu. Die politischen Parteien, mit denen als festen Realitäten gerechnet und gearbeitet werden must, sind zu sehr konsolidiert, als das> sie ohne innerliche Schädigung durch eine nach ganz anders- artigen Grundsätzen zu bildende neue Partei anseinander gerissen werden könnten. Darum hat auch vor kurzer Zeit das Präsidium des Evangelischen Bundes erklärt, daß eS sich „von allen Bersucheu. eine neue evangelische Partei zu grün den, von welcher Seite das auch geschehe, grundsätzlich fern- halt", da eine solche Reugrüudung „die ernste Gefahr einer wettere» Zersplitterung unseres parteipolitischen Lebens und eine Schwächung der evangelischen Front" be deuten wurde. Der Evangelische Bund erwartet vielmehr, das; d ie be st e h e n d e n P arteten die evangelischen Inter- esse» wahren, und daß zu diesem Zwecke interfraktionelle evangelische Ausschüsse geschaffen werden. Wer also begriffen bat, das; cs in dem Kampfe der Weltanschauungen um die hohen sittlichen Werte gebt, die in der christlichen Gedanken welt enthalten sind und die unserem Bolle, den Erwachsenen wie den Jugendlichen, erhalten bleiben müssen, wenn anders nicht die ganze Nation Schade» an ihrer Seele nehmen soll: der sorge dafür, das; die Parteien aus dem kommenden Wahlkampfe gestärkt hervorgehen, die sich für diese religiösen und sittliche» Werte einsetzen. Der einzelne kann wählen nach seiner mehr konservativen oder liberalen Lebens- und Wclt- aussassnng, wenn ihm nur das Ganze über die einzelne Gruppe geht. Der aber versündigt sich an seinem Christentum, der, vielleicht aus einer augenblicklichen Verstimmung her aus, den Parteien seine Stimme gibt, die christlichem Fühlen und Denken teilnahmslos oder feindlich gegenüberstehen. Wahlpropaganda mit Staatsgeldern. Kelze gegen die Kirche. Unter der Maske der Kunst. Berlin. 4. April, Die im Malik-Verlag erschienene Mappe von George Grosz „Hintergrund" mit den Ent würfen des Künstlers für die Piscator-„Sckmeiik"-Jn- szenierung ist heute beschlagnahmt worden, und zwar wegen dreier Blätter, nämlich Abbildung Nr, 2 „Geistlicher mit auf der Nase tanzendem Kreuz", Unterschrift: „Seit untertan der Obrigkeit!", dann Abbildung Nr, ». „Geist licher speit Granaten aus", Unterschrift: „Die Ausschüttung des Heiligen Geistes!", Abbildung Nr. l», „Christus am Kreuze mit Gasmaske", Unterschrift: „Maulhalten und weiter dienen!" Diese Zeichnungen allein und in Verbindung mit den Unterschriften werden als öffentliche Be schimpfung von Einrichtungen der christlichen Kirche lEhristnSverehrung, Predigtamt, Priestertum) im Sinne des 8 166 des Straigesetzbuches betrachtet und sollen deshalb gemäß 8 41 des StGB, der Unbrauchbarmachung unterliegen. Auflegung -er Stimmlisten. Berlin, 4, April, Amtlich wird mitgcteilt: Der RcichS- miuister des Innern hat bestimmt, daß die Stimmlisten und Stimmkarteien für die Reichstagswahl vom 29. April 1 9 2 8 bis einschließlich 6. Mai 1 928 aufzulegen sind. Die Neichsliske -er Demokraten. fDraht Meldung unsrer Berliner Lchrtktleltung.I Berlin, 4. April. Tie Demokratische Partei hat ihre Reichsliste ausgestellt. An der Spitze steht die bisherige Ab geordnete Frau Dr. Gertrud Bänmer, Es folgen Erkelenz, Fischer, HaaS, Schneider und an sechster Stelle Prof, Hellpach. Dann u. a, Dernburg, Frau Tr. Lüders sowie Lemmer und an 20. Stelle der Geschäftsführer des Sächsischen Einzel- yandelsverbandes Prof, Kästner. Um die Nachuntersuchung der Kriegsbeschädigten. Amtlich wird mitgcteilt: Einer Entschließung des Reichstages ent sprechend, hat der ReichSarbeitsministcr angeordnet, daß die von Amts wegen vorzunehmenden Nachuntersuchungen der Kriegsbeschädigten bis zum 31. Dezember 1928 einzustellcn sind. „ Lohnbewegungen überall. Berlin, 4. April. Die gestrigen Einigungsverhandlungen im Berliner Speditionsgewerbe haben zu einer Einigung geführt. Es wurde ein von beiden Teilen an erkannter Schiedsspruch gefällt, der eine Erhöhung des Wochenlohns um 3 Mark ab 1. Slpril und um 1 Mark <rb I. Juli bis 81. März 1929 Vorsicht. Berlin. 4. April. Im Berliner Konditoren gewerbe bestehen zurzeit Lohndisserenzen, so daß mit einem Streik des Personals zu Ostern gerechnet werden muß. Der vom Schlichtungsausschnß gefällte Schiedsspruch wurde von dem Konditorcnpcrsonal abgelehnt. Zurzeit be schäftigen sich die Funktionäre des Verbandes mit der Frage, ob die Arbeit niedcrgelegt werden soll. Kattowitz. 4. April, Nachdem die Lohnverhand- lungen der ostoberschlesischcn Straßenbahner nach einer Dauer von drei Monaten noch keinen Eriola gehabt haben, fand gestern in Königshütte eine össentliche Versammlung der Straßenbahner statt, in der zu einem eventuellen Streik beschluß Stellung genommen wurde. In der Abstimmung er klärten sich 95 Prozent der versammelten Straßenbahner für sofortigen Streik. Dieser wird am Donnerstag früh beginnen. Ablehnung des Schiedsspruches für das Baugewerbe. Der kürzlich ergangene Schiedsspruch für das Baugewerbe, der ab I. April eine Erhöhung von 6 Pfennig pro Stunde für alle baugewerblichen Arbeiter vorsteht, ist von beiden Teilen abgelehnt worden. Die Verbindlichkeits- erklärung ist noch ungewiß. Schiedsspruch für die Meierei Bolle. Er steht «ine Auf besterung der Bezüge um 5 Prozent ab 1. April und weitere 8 Prozent ab 1. Oktober vor. Die Parteien haben sich bis zum Sonnabend nächster Woche zu diesem Spruch zu er klären. Wie aus G e we r k s ch a f t s k r e i s e n verlautet, ist Mit einer Ablehnung durch die Arbeitnehmer zu rechnen. Ablehnung der Lohnforderungen der Nuhrbergarbeiter durch die Arbeitgeber. Die gedrückte Lage des Ruhrbergbaues, wie sie auch im Schmalenbach-Gutachten zum Ausdruck kommt, laste nach Ansicht der Arbeitgeber auch nicht die geringste Er» Höhung der Löhne oder eine Verkürzung der Arbeitszeit zu. Berufung gegen das Darmal-Arlell. Berlin. 4. April. Die Staatsanwaltschast hat gegen daS Urteil gegen die Brüder Julius nnd Henry Barmat in bezng ans bas Strafmaß vorsorglich Bernfnng eingelegt. Der Haftbefehl gegen Henry Barmat ist aniaehoben «n» di« von ihm gestellte Kaution sreigegebe« worbe». Der Hast» beseht gegen JnlinS Varmat bleibt bestehe«. «WTB.) Was -er Preupen-Reglerung erlaubt ist. iDea-imrlduag unterer Berliner « ch r t t t l r t» n « a.» Berlin. 4. «prll. «ie legt bekannt »ird. bat die preußische Regierung kurz vor Schluß deS Landtages durch die Regiernngspräsidcnten nnd Landräte, insbesondere in Pommer« bei einer große« Anzahl oo« Zeitungen «ine Jnseratenosserte eingebolt. die sich ans die vervsfent» lichung deS sogenannte« Rechenschaftsberichtes der preußischen Regierung, einer ausgesprochenen WahlagttationS, rede, die im preußische« Landtage der WohtsabrtSministcr Hirtsiefcr kurz vor Abschluß der Landtagssitzunaen hielt, erstreckte. Die preußische Negierung bat bei den Zeitungen ansragcn lasten, z« welken „ortsüblichen Gebühren" der Be richt der preußischen Negierung als Beilage in den Zeitungen veröffentlicht werden könnte. Man wird mit Recht die Frage auswerfeu müssen. woher die preußische Regierung die eiaismäßigen Mittel für diele »sseuknndige Wahlpropaganda «immt. Sehr richtig erklärt heute das volkSparteiltche Organ, die „Tägliche Rundschau", daß eS sich hier ganz ossenkunbig um Wahlpropaganda handle, die für die Weimarer Koali tion und ihre Regierung auf Kosten der Steuer zahler erfolge. Der „Rechenschaftsbericht" sei von vorn herein so sehr aus Wahlzweckc zugcschnttten gewesen, daß seine Verbreitung mit Hilfe öffentlicher Mittel nur als Wahlmache aufgefaßt werden könne. Bon dem gleichen Gesichtspunkt wäre wohl auch die RetchSregierung befugt gewesen, einen Rechenschaftsbericht über die Tätigkeit der letzten Koalition mit Reichsmttteln in der Gestalt von bezahlten ZeitungS- bctlagen und mit Hilfe von Reichsmttteln zu verbretten Selbstverständlich wäre dieses Vvrgehen, daö sich mit dem Verfahren der preußischen Regierung vollständig deckte, von der Linkspresse mit wildem Geschrei anfgcnommen worden Wenn es aber die preußische Regierung tue, sei alles in bester Ordnung, Man wird diesen Feststellungen des volkSpartei- lichen Blattes nur zusttminen können. Diese Feststellung der „Tägl. Rundschau" wirft aber zu gleich gerade in der Schärfe ihres Borwurfs gegen eine solche Wahlmache der preußischen Negierung ein merkwürdiges Lichl ans den bekannten Artikel der gleichfalls volksparteilichen „Kölnischen Zeitung", in dem diele die Weimarer Koalition in Preußen nach Strich und Faden lobt und be hauptet, das; das System Braun bet weitem größere Verdienste aufzuweisen habe, als die Rechtskoalition im Reiche. Grzesinski inslruierl für den Wahlkamps. Konferenz der preußischen Ober» und Regierungspräsidenten. Berlin, 4. April. Gestern fand im Preußischen Ministerium des Innern unter dem Vorsitz des Ministers Grzesinski eine Besprechung statt, an der neben den Ober- und Regterungs- Präsidenten leitende Beamte des Preußischen Ministeriums des Innern und der anderen preußischen Restorts tetlnahmcn. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, cröffnete Minister Grzesinski die Besprechung mit einer Ansprache, in der er kurz auf die allgemeine politische Lage etnging, die in der letzten Zeit durch die in nngewöhnlichem Umfange ab- gchaltenen Versammlungen und Umzüge auf dem Lande ge kennzeichnet werden. Der bevorstehende Wahlkampf lege den Verwaltungsbehörden eine vermehrte Verantwortung und Arbeit auf. Jeder Staatsbürger Hab« daö Recht, sich in voller Freiheit im Wahlkampfe zu betätigen. Die Staatsregierung habe die Pflicht, den Wählern den ungehinderten Wahlkampf zu sichern. Er habe daher de« Ober, und Regierungs präsidenten anhcimgestellt, die erlassenen Verbote von Zeitungen und Bereinigungen aufzuheben, ebenso noch etwa bestehende Beschränkungen der Umzugsfreiheit. In seinen weiteren Ausführungen ging der Minister dann auf dt« Notwendigkeit ein. die Politik der StaatSregte- rung vor der Oeffentltchkeit zu vertreten und zu begründen. Nach einer Diskussion erklärte Minister Grzesinski In einem Schlußwort, daß die Behörden tm Wahlkampfe die Ruhe nnd die Nerven behalten müßten. ES käme nicht darauf an. jeden kleinen formal«» Gesetzeöverstvß mit allen Mitteln zu ver folgen, sonder» darauf, grobe Störungen zu verhindern i,»d unnachsichtlich zu ahnden. lWLB.) Drunler und -rüder bei -en Demokraten. «Drabimeldung untrer Berliner Gch rlstl eitun g,> Berlin, 4. April. Die Aufstellung geeigneter Kaiilüdalev mag für jede Partei, wenn Wahlkämpfe nahen, gewisse Schwierigkeiten haben. Ganz besonders arg scheint cs aber bet der Ausstellung der demokratischen Kandidaten für Berlin zugegangen zu sein. Sin Berliner demokra tisches Blatt fühlt sich veranlaßt, diese Dinge unter der Ncberschrist „Welcher Kamps tobt da hinter den Kulissen«' der Oesfentltchkeil zu unterbreiten. Was da so aus der Lcliule geplaudert wird, ist kennzeichnend für die ganze Ziellosigkeit des politische» Wollend und für den Verfall der Demokraien, Was das demokratische Blatt erzählt, spricht auch ohne Kam. mentar für sich. Ten Berliner Oberbürgermeister Bös,, d«r für die demokratische Sache immerhin allerlei geian Hai — man denke nur an seinen Flaggenkrieg mit den Berliner Hotels — hatte man so weit gekriegt, daß er sich beretterkiärte, für die Demokratische Partei zu kandidieren. Aus der Tat. sache, daß eS großer UeberredungSkünste bedurfte, um Herrn Büß dazu zu bewegen, kann man unschwer erkennen wie gering selbst führende demokratische Persönlichkeiten die Ehre schätze», die Demokratische Partei im Reichstag zu vertreten Also Büß war dazu bewogen worden, wurde aber — an zweiter Stelle placiert. Natürlich lehnte er nun schwer verärgert ab. Das demokratische Blatt hält seiner Partei vor, welche Er folge beispielsweise die Kmnibnrger Demokraten mil ihrem Oberbürgermeister Petersen erzielt hätten, den sie immer an die Spitze stellten bei allen Wahlkämpfen. Nachdem der Oberbürgermeister sich bedankt hatte, sollte Professor Bonn, der bekannte Wirtschaftsschriftsteller und Professor an der Handelshochschule Berlin, kandidieren. Aber die Leute, die die Kandidaten aussuchten, entschieden sich für einen Maler, mcifter Könke. WaS das demokratische Organ hier sagt, ist wert sestgeliallen z» werden: „Herr Malermeister Könke, für den sich schließlich die Mehrheit der Demokraten entschied, ist gewiß ein ausgezeich neter Vertreter der Mittelstandsinteressen. Sr hat sich in den verschiedensten Ehrenämtern der Partei bewähr« nnd mag ge eignet erscheinen, eine Abwandernug demokratischer Wähler zur Wirtschaftspartci zu verhindern, aber er ist kein Repräsen tant der geistigen Kräfte, die hinter der Demokratischen Partei gerade in Berlin stehen. Es ist unbegreiflich, daß man ihn dem gleichzeitig vorgeschlagcnen Prof. Bonn vorgezoge« hat. Der Name Bonn hat über Deutschlands Grenze» hinan guten Klang. Bonn ist ein Mann, der für den Reichstag eine Bereicherung bedeutet hätte und der zugleich eine große Wahl attraktion für die Partei gewesen wäre." Daß man über eine Partei, die sich ihre „Wahlattraktionen' verscherzt, sich erbosen kann, ist zu verstehen, und so wird dem sündigen Wahlkretsvorsitzcnden, einem Schulrat Mertens, u. a, folgendes t»S Ltgnimbuch geschrieben: „Es darf für eine Kandidatur nicht der Gesichtspunkt der Parteitreue, sondern nur der deS Formats deS Aufzustcllenden maßgebend sein.' — Diese Worte sind hochinteressant. Sie zeigen, daß der Zer- fall der Demokratische» Partei bereits so weit vorgeschritten ist, daß eS nicht mehr darauf ankommt, ob einer treu zur Partei sicht oder nicht, sondern nur darauf, daß sein Name Zugkraft genug besitzt, um die Wähler locken z» können. Wie eS mit seiner politischen Gesinnung bestellt ist. ist etwas Nebensächliches, Darum waren die Demokraten, weil der Name Wirth ebenfalls eine „Wahlattraktion" bedeutet hätte, so schnell bereit, dem „großen Netchsbannerkameraden Wirth' zn helfen. Jedenfalls kann man aus diesen Dingen schließen, baß das Drunter und Drüber bet den Demokraten schon ziemlich heillos sein muß, wenn sich die eigene Presse ver anlaßt sieht, in großen Artikeln und tu so grober Form Be- schwerde zu führen. Der Anhalt der London-Note an Aegypten. Für Unabhängigkeil mit Dorbehallen. Kairo, 4. April. Der englische Oberkommissar für Aegypten hat Nahas Pascha die Antwort der englischen Regierung auf die ägyptische Note vom 80. März übermittelt. Die britische Regierung erklärt, daß sie die von Nahas Pascha vertretene Auffassung über die Beziehungen zwischen Großbritannien und Aegypten und über die daraus sich ergebenden Ver. pflichtungen für beide Teile nicht als zutreffend anerkennen kann. Die englische Note gibt dann eine Schilderung der staatsrechtlichen Lage nach englischer Auffassung und stellt fest, daß die englische Erklärung vom 28. Februar 1923 die darin zugestandene Unabhängigkeit Aegyptens von vier Vorbehalten abhängig gemacht hat. England habe sich Vorbehalten, folgende Fragen gänzlich nach eigener Entscheid«»« zu regeln: 1. den Schutz der Ver kehrswege des britischen Reichs in Aegypten; L die Ver teidigung Aegyptens gegen alle Angriffe und direkten oder indirekten Einmischnngsversuche vom Auslaude her; S. Schutz der ausländischen Interessen in Aegypten sowie der Minder heiten; 4. die Frage des Sudans. Diese Vorbehalte sollten in Kraft bleiben, bis über die betreffenden Fragen eine Vereinbarung zwischen den beiden Regierungen zustandegekommen sei. Die englische Regierung habe in dem Vertrag, über den sie mit dem vorigen ägyptischen Premierminister verhandelt habe, ein M i tte l z u r L v s u n g dieser Frage gesehen. Da aber der Vertrag von A«gypten zurllckgewiesen worden sei, bleibe der Status quo ants bestehen und die englische Regierung behalte sich hinsichtlich der vier angeführten Punkte jede Entscheidung vor. Di« ägyptische Regierung könne eine unabhängige (!!) Regier ungsgewalt nur unter der Voraussetzung aus üben, daß sie den englischen Wünschen Nachkomme. BaSra, 4. April. Da eine neue Wahabiten-Armee von 4000 Mann gegen den Irak im Anmarsch ist und die Grenze schon beinahe erreicht hat, werden dieenglischenFlieger- tr uppen und die Panzergeschwader im Irak in Alarmbereitschaft gehalten. (WTB.) Die Aohgummisrage im Unlerhaus. London, 4. April. Die vom Premierminister Baldwin bekanntgegebene Aufhebung aller Ausfuhr beschränkungen für Rohgummi auS dem Gebiet der föderierten Malayenstaaten und von Ceylon hat nicht nur In den interessierten HanbelSkretsen. sondern auch in politischen Kreisen einen tiefgehenden Eindruck gemacht. Der Hanptetnpeitscher der Liberalen erklärte, die Mitteilung des Premierministers sei eine Katastrophe für die Kautschnk- industri«. Tausende von Leuten würben durch die Maßnahme ruiniert, und der beherrschend« Einfluß in der Gummi» inbnstrie «»erde schließlich in amerikanische Hände übergehen. Die ganze Behandlung der Kautschukfrage zeige, daß das der- zeitige Kabinett vollkommen unfähig sei, das Interesse des britischen Handels z« wahren. Auch das konservative Mitglied Frank Nelson bedauerte den Beschluß der Regie- rung. auch vom Standpunkt der Wahlen. Andere konservative und liberale Mitglieder erklärten sich mit dem Beschluß der Regierung einverstanden. Aman Ullah besucht die englische «tlantskflotte. König Aman Ullah stattete am Dienstag der britischen AtlaiuilslvIIc einen Besuch ab. Bon dem Flaggschiff „Nelson" wurde bei seiner Ankunft ein Salut von 21 Schützen abgefcuert. Die veranstalteten Hebungen fanden bei anhaltendem Regen und unsichtigem Wetter statt. Besprechungen über -ie Pariser WSHrungs- anleihe. Paris, 4. April. Die Agentur Havas berichtet, baß heute nachmittag im Finanzministerium eine längere Konferenz zwischen zwei Direktoren der Schatzverwaltung im Finanzministerium und den Direktoren der großen Kredit- anstalten stattgefunben hat. Man versichere in gut unter- richteten Kreisen, baß die Besprechung hauptsächlich der Prüfung der Währungsanleihe im allgemeinen gegolten habe. Abfchassung -es Manischen Parlaments. Kowno, 4. April. Durch Verfügung des litauischen Ministerkabinetts ist die Kanzlei des litauische» Parlaments aufgelöst und die gesamte Beamtenschaft an di« verschiedenen Ministerien verteilt morde». Die gesamten Parlamcntsakten wurden versiegelt. Damit dürfte das litauische Parlament als endgültig aufgelöst zu be trachten sein. Moskaus Unzufriedenheit mit -en Donez- beamlen. Kowno, 4. April. Wie ans Moskau gemeldet wird, Ist die Unzufriedenheit mit den Parteibeamten im Donczgebtet so groß, daß einige von ihnen wegen wirtschaftlicher Sabotage vor Gericht gestellt werden. Der Leiter der GPU. in Rostow wurde durch einen besonderen B«r- trauensmann der GPU.-Zentrale in Moskau ersetzt. — Ent gegen den Versprechungen von russischer Seite ist die An klageschrift den dentschcn Angeklagten immer noch nicht anSgehändigt. obwohl nur noch zehn Tage bis zum Prozeß- beginn verbleiben. Kein Mordanschlag aus Trotz«. AuS Moskau wirb gemeldet: Die Gerüchte über einen Morbanschlag auf Trotzkt werben für vollkommen erfunden erklärt. korsourü »1mm IruxosLmI Ko8tvülo8 vom ^rdolkowl ^anik: 23881
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