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daS Sicgcl, da- Schwcrt, dcn Reichsapfel, den Scepter, die beiden Män tel und die beiden Kronen, in den vom heiligen Andreas benannten Thron saal. Gestern find diese kostbaren Gegenstände in den neuen Palast von dem Orte, wo sie gewöhnlich aufbcwahrt werden, hmübergebracht worden, und cö ereignete sich bei dieser Gelegenheit ein Zwischenfall, der einen neuen Beweis der Liebe deS russischen Volkes für seinen Kaiser liefert. Die Menge, von der Uebertragung der Znsignicn unterrichtet, hatte sich in den Hof dcS Palastes gedrängt und wartete begierig auf die Gelegenheit, diese Schätze in der Rähe zu bewundern. Aber, siehe da, in dem Augen blicke, als die Träger derselben auS der „Terema" traten, hört man den Ton der Trommel und Pfeife des Ehrenpostens: der Kaiser und seine Ge mahlin kommen von Stankine, der Villa deS Grasen Scheremetjeff; Beide in Reisekleidern in einem offenen Wagen, fast ohne Gefolge. Kaum hört daS Volk das Signal für die Ankunft deö Kaisers, als cs von dem so sehnlich erwarteten Schauspiele hinweg der Kalesche dcS Kaisers zueilt und den geliebten Herrscher mit nie endenden Zurufen und HurraHS überschüttet. Die Insignien wurden in den Palast übcrgesührt, ohne daß auch nur ein einziger Muschik geblieben wäre, um sie zu sehen. Es ist daS nur ein unbedeutendes Ereigniß, aber dennoch wie bezeichnend! Gegen 9 Uhr bringen die Beamten, welche bestimmt sind, den golde nen, nnt Straußenfcderbüschcn gezierten Thronhimmel zu tragen, unter welchem die Kaiserin-Mutter gehen soll, denselben auf die untern Stufen deS roth auSgeschlagenen Perrons, von welchem der ganze kaiserliche Fest zug hcrabsteigen wird. Bald darauf dröhnt der Donner der Geschütze von Neuem und man sicht auf der Höhe der Freitreppe die erhabene Wittwe des Kaisers Nikolaus, in Begleitung des Zarewitsch und gestützt auf ihre beiden Söhne, die Großfürsten Nikolaus und Michael, erscheinen. Geklei det ist sie in weiße Seide, auf dem Haupte trägt sie eine von Diamanten strahlende Kaiserkrone und ihr mit Hermelin besetzter Mantel von Gold stoff wird von hohen Würdenträgern dcS kaiserlichen HoseS getragen. Hinter der Kaiserin zeigen sich die ju igen Großfürsten, die Großfürstinnen, Töchter und Schwestern des Kaisers, fremde am russischen Hofe lebende Fürsten und ein zahlreiches Gefolge von Ehrendamen und Hofmeisterinnen, alle in der Nationaltracht, den nationalen, mit Gold und Edelsteinen ge zierten Kakoschnik als Kopfschmuck uud ciuen Purpurmantel um die Schul tern tragend. Sobald die Kaiserin sich zeigt, fliegen die Degen aus den Scheiden, die Soldalten präscntircn, die Häupter entblößen sich, das Volk jauchzt und dazwischen tönen die Glocken und donnern die Kanonen. Die Geistlichkeit der Kathedrale, an dem südlichen Thore ausgestellt, empfängt und begrüßt die Kaiserin, welche, fortwährend auf ihre beiden Söhne sich stützend, auf dem für sie zur Rechten deS Kaisers aufgestellten Throne deS AlcriS Michaelowitsch Platz nimmt. Seit 7 Uhr hatten diejenigen Per sonen, welchen der Zutritt in die Hauptkirche gestattet war, ihre Pläye einnchmcn können, Plätze, zu denen man, beiläufig gesagt, viel leichter gelangte als man vermuthet halte; aber bis zur Ankunft der Kaiserin- Mutter waren die für das diplomatische EorpS vorbehaltenen Stufen noch leer. Die verschiedenen Gesandtschaften waren übereingekommen, um 8 Uhr früh bei dem Grafen Morny zusammenzutreffen und sich von da in Proccssion nach dem Kreml zu begeben. Eine von der österreichischen Ge sandtschaft verursachte Zögerung hielt daS diplomatische CorpS eine Stunde im Hotel des französischen Gesandten zurück, und cS ward sonach 9 Uhr, ehe die glänzenden Equipagen die verschiedenen Repräsentanten auswärtiger Höfe nach dem Kreml zu führen begannen. Unter diesen StaatSwagen zeichneten sich die deS französischen Gesandten durch ihre gewählte und ge schmackvolle Form, die dcS österreichischen durch verschwenderischen Reichthum auS. Vor dem Wagen dcS Fürsten Esterhazy ging eine Unzahl von Die nern und neben demselben eine Anzahl prächtig gekleideter Heiducken. Der Fürst selbst trug die ungarische Nationaltracht und entwickelte dabei einen Glanz, der alle schon im Voraus in dieser Beziehung gehegten Erwartungen übertraf. Sein Oberkleid war so zahlreich mit echten Perlen bedeckt, daß man in einigeOFcrne eine Silberstickerei zu sehen meinte, seine Mütze war mit einem Reihcrbusch von Diamanten unschätzbaren Werthcs geschmückt, der durch eine eines Kaisers nicht unwürdige Agraffe gehalten wurde; Säbel und Sporen erglänzten von Diamanten. Ferner sind die vergoldeten Carossen des gestern in Moskau angc- langten Repräsentanten der hohen Pforte, dessen blose Anwesenheit schon einen lebhaften Eindruck auf die Menge macht, hervorzuheben. Beiläufig sei erwähnt, daß der päpstliche Nuntius, welcher erst morgen eintrifft, un mittelbar mit dem ganzen diplomatischen Corps zur Begrüßung des Kaisers zugclasscn werden wird, ohne daß er sich über den Grund seiner verspäteten Ankunft zu erklären braucht. Es ist bckanut, daß dabei lediglich ein re ligiöses Motiv vorwaltet. (Fortsetzung folgt.) Bekanntmachungen. Aufforderung. Auf daS am sogenannttn Erholungsgäßchen liegende Gartengrundstück Nr. 356 Abth. des Flurbuchs, dessen Verkauf beabsichtigt wird, ist die Summe von 500 Thalern geboten worden. An diejenigen, die etwa ein MehrereS dafür zu geben geneigt sein sollten, ergeht hiermit die Aufforderung, ihre Gebote längstens bis zum 29. ds. Mts. Mittags 12 Uhr anher zu eröffnen. Plauen, am 22. September 1856. Der Rath. E. W Gottschald. S u b h a st a t i o n 6 p a t e n t Dom Königlichen Gericht Elsterberg sollen kommenden 1. October 1856 mehrerer ausgeklagter Schulvposten halber die dem Fuhrmann und Oeconom Carl Friedrich Noth allhier und dessen Ehefrau, Emilien Friederiken geborenen Schubert zugehörigen Immobilien und zwar «) das auf Folium 59 des Grund- und Hypothekenbuches für hiesige Stadt eingetragene HauSgrundstück und zwar dieses in Zwei verschiedenen Par- cellrn, unter Nr. 57 unv Nr. 57b. deS Flurbuches hiesiger Start, b) daS auf Folium 572 desselben Grund- und Hypothekenbuches eingetragene, unmittelbar an der nach Greiz führenden Chaussee gelegene, unter Nr. 490 und Nr. 491 des Flurbuches hiesiger Stadtflur aufgeführte Feld- und Wiesengrundstück mit Niederwald mit einem Flächeninhalt von 1 Acker 10 s^R. und 17,7^ Steuereinheiten, e) daS auf Folium 606 desselben Grund- und Hypothekenbuches eingetragene, auf dem Sachswitzberge gelegene, unter Nr. 542 des Flurbuches hiesiger Stadtflur aufgeführte Feldgrundstück mit einem Flächeninhalt von 1 Acker 95 s^R. mit 23,^ Steuereinheiten nvthwendigerweise öffentlich versteigert werden, waS unter Bezugnahme auf die an hiesiger Gerichtsstelle aushängende ungefähre Consignation nebst Tare der vorer wähnten Grundstücke andurch bekannt gemacht wird. Elsterberg, den 15. Juli 1856. - KönigltchesGericht das. , F^V. Steinhäuser^ S u b h a st a t i o n. Seiten deö unterzeichneten Stadtgerichts sollen ausgeklagter Schuld halber den 1. October 1856 die nachbezeichneten, der Frau Marie Sophie Männel geb. Seeling zu Schilbach resp. antheilig zugehörigen Feld- und Wiesengrundstücke, als: 1) das auf Fol. 856 des Grund- und Hypothekenbuchs für Schöneck eingetragene, sub Nr. 914 des Flurbuchs in der Hofstadt gelegene, 199 s^Nuthen umfassende, mit 5,57. Steuereinheiten belegte und auf 75 Thlr. localgerichtlich gewürdcrte Feldgrundstück, sowie