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»sr StaatSregierung die Zustimmung nicht fehlen, damit daS nun einmal Un vermeidliche, welches in den Gedanken der beteiligten Gewcrblreibenden, wie so manches Andere, viel gefährlicher auSsehen mag, als cS sich in der Wirklichkeit erweisen dürfte, sobald als möglich eintrete, und unsere Stadt in dieser Beziehung hinter den übrigen Städten dcS Landes, in denen schon seit längerer Zeit die unbeschrankteste Concurrenz als Regulator der Brod-, Fleisch- rc. Verhältnisse auf das Trefflichste sich bewährt hat, nicht länger zurückstehe. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 18. Scptbr. Heute sind sämmtliche Staats anwälte Sachsens verpflichtet und Sr. Majestät dem Könige vorgestcllt worden. Chemnitz, 20. Septbr. Der Unternehmungsgeist unserer Fabrikanten und die allgemeine Ucberzeugung, daß wir durch die bestehenden Verhält nisse dringend aufgefordert sind, die bisherigen geschäftlichen Unternehmungen durch neue, in größerem Maßstabe und mit Benutzung aller technischen und financiellen Vorthcile angelegte zu vermehren, verspricht in der nächsten Zeit eine Erweiterung und Erhöhung dcS Chemnitzer GcschäftslelnnS, von der wir unS >>ie segensreichsten Folgen für unser Gemeinwesen, ja für daS ganze Vaterland versprechen dürfen. Außer einer großen Bierbrauerei auf dem so ausgezeichnet gelegenen Schloßberge, zwei größeren Fabriken für Buntwaaren, deren eine noch in diesem Zahre unter Dach kommen, die andere mit nächstem Frühjahre im Bau begonnen werden soll, ist cs ganz besonders eine in großartigem Maßstabe entworfene Baumwoll spinnerei, von der seit längerer Zeit hier viel gesprochen wird. (CH. Tgbl.) Unter den Geschäftsleuten erregt die erste RechnungSübcrsicht der Leip ziger Crcditanstalt Aussehen, da in Zeit von 3^/z Monaten ein Betriebs überschuß von 226,000 Thalern, einer Dividende von 35 Procent ent sprechend, gemacht worden ist. Aus Bautzen wird der „S. C. Z." geschrieben, daß daselbst am 18. früh nach 5 Uhr ein Candidat der Theologie Namens Flemming in der Domkirche öffentlich zur katholischen Kirche übcrgetrcten sei. Derselbe will die noch nöthigen Studien in Prag machen, um sich dann znm Priester weihen zu lassen. Buchholz, 19. September. Die O. E. Z. verbürgt folgenden Vor fall: Ein junger Mann aus unserer nächsten Nähe, welcher eine geraume Zeit lang in Lyon gearbeitet, erzählte uns folgenden hübschen Spaß. Vor ein paar Zähren fragte ihn auf einer der lebhaftesten Straßen Lyons ein vornehmer und ehrwürdiger Herr, wo sich die ausgezeichnetste Lyonescr Mode- waarcnhandlung befinde. „Ich will sie Ihnen gern zeigen." Sie gingen zusammen, und auf dem Wege dahin ergab das Gespräch bald, daß beider liebe Heimath Annaberg sei. Der vornehme Herr wollte seine Frau Ge mahlin bei der Nachhausekuuft mit einem ächt Lyoneser seidenen Kleide erfreuen und kaufte in der berühmten Handlung ein solches. Nachdem dicß geschehen, fragte der freundliche Kaufmann, wcß Landes der Herr sei. — „Mein Vaterland ist Sachsen, mein Wohnort Annaberg." — „„Das trifft sich wunderbar. DaS Kleid, welches Sie kauften, cs ist in Annaberg gefertigt, in der Röhlingschen Fabrik. Wir beziehen viel seidene Waarcn von derselben."" Reußische Fürstenthümer. Gera, 17. Sept. Am 15. d. M. ver starb auf einem seiner Güter nahe bei Wien Se. Durch!. Herr Heinrich L.XIV Fürst Reuß von Köstritz. So viel verlautet, geht nach testamen tarischer Bestimmung die Herrschaft Köstritz an den Fürsten Heinrich I^XIX. von Köstritz über, während die übrigen Güter der Fürst Heinrich IV. erbt. Preußen. Berlin, 20. Sept. Heute Abend fand die Trauung deS Großherzogs von Baden mit der Prinzessin Luise von Preußen statt. Köln, 20. Sept. Durch daS Hauö Oppenheim ist hier soeben ein deutsch-belgisches Consortium zur Uebernahme der sämmtlichen russischen Eifenbahncu mit einem Capital von 268 Millionen Rubeln gebildet wor den. Herr Eduard Oppenheim begiebt sich, mit den entsprechenden Voll machten versehen, morgen nach St. Petersburg. Baden. Se. k. H. der Großherzog hat daS Fest seiner Vermählung durch Amnestie- und Gnadenacte verherrlicht. Großherzogtbum Hessen. Tie „Wormser Zeitung" vernimmt aus sicherster Quelle, daß die Genehmigung großh. Ministeriums deö Innern für die projectirte Einrichtung eines Luther-Denkmals in WormS ciugc- troffen ist. Frankreich. Der Köln. Ztg. wird geschrieben, daß iu Paris ein Complott, dessen Zweck der Umsturz der kaiserlichen Dynastie war, entdeckt worden sei. Die Verhaftungen, 40 bis 50 an der Zahl, seien am letzten Dienstag Morgens in mehreren Weinstuben an der Barriere vorgenommen, wo die Verschwornen ihre geheimen Zusammenkünfte hielten. Die Ver haftungen in Paris dauern fort. Paris, 20. Sept. Dem Constitutionuel zufolge hat in Algerien am 10. die Erpedition gegen die Kabvlen ihren Anfang genommen. — Die angeknndigte Abbrechung der diplomatischen Beziehungen mit Neapel machte große Sensation. Paris, 16. Sept. Folgende Angaben der „Revue municipale" geben einen Begriff von der Umgestaltnng, welche Paris in Folge der fortwäh renden Neubauten erleidet. Zur Vergrößerung der Centralhallen wurden 20 enge nnd finstere Gasseu mit 249 Häusern niedergeriffen. Die Ver längerung der Rivolistraße, welche schon jetzt 3,146 Meter beträgt, erfor derte die Nicderreißung von 32 Straßen mit 587 Häusern. Man begreift leicht, daß zwilchen der Zahl der Neubauten und der Demolirungen ein großer Unterschied besteht, da beträchtlich weitläufiger als früher gebaut wird, und die Häuser nicht mehr so eng wie die VeS alten Paris sind. Im Durchschnitt kommt auf daS Terrain von drei alten Gebänden nnr ein neues HanS, so daß für die seit sechs Jahren zerstörten 2000 alten Häuser nur 650 neue an die Stelle getreten sind. Mehr als 80,000 Personen haben in Folge dieser Bauten neue Wohnungen aufsuchcn müssen. England. London, 17. Sept. Wie die heutige Times meldet, sind England und Frankreich einig in der Neapel, den Donaufürstenthü- mern und Spanien gegenüber zu beobachtenden Politik. London, 20. Sept. Die Morningpost spricht davon, daß die Ab- bcrufnng der Gesandten der Westmächte in Neapel beabsichtigt werde. (Eine andere tel. Depesche sagt, das Chronicle melde die Abberufung.) Auch Times brachte gestern in einer zweiten Ausgabe eine Korrespondenz aus Paris, welche wenig Hoffnung für Beilegung der Irrungen mit Neapel ansspricht und den Wcstmächten die Absicht zuschreibt, ein Ultima tum erlagen und ihre diplomatischen Beziehungen mit Neapel aufhcben zu wollen. — Von Portsmouth sollen zwei Linienschiffe nach dem Tajo abgegangen sein. Nach tclegr. Angaben der K. Z. wollen die Westmächte 4 Linienschiffe und eine entsprechende Anzahl von kleineren Schiffen in die neapolitanischen Gewässer schicken. Mannichfaltiges. Die Krönung Kaiser Alexanders II. iu Moskau. Moskau, 7. September. Seit wenig Stunden schmückt die dem Kaiser Nikolaus entfallene Krone die Stirn Alerandcr'S II. — ES ist nicht unwahrscheinlich, daß cS sehr Viele gegeben hat, welche, um sicher zu sein, des andern Morgens als Augenzeugen der Ceremonie beiwohnen zu können, die ganze vorige Nacht im Kreml zugebracht haben; so viel aber steht fest, daß schon vor 5 Uhr des Morgens eine ungeheure Menschenmenge sich vor den Haupteingäugen der heiligen Pforte, dem Arsenal- und dem Nikolausthore drängte. ES waren zu den verschiedenen im Zarenhofe und um den Glockenthurm von Iwan Weliki herum errichteten Tribunen gegen 6000 Eintrittskarten und 40,000 für das Innere des Kremls vertheilt worden. Der AnSerwählteu, welche daS Innere der Kirche betreten durften, waren kaum 500. Um 7 Uhr hatten sich ungefähr 50,000 Zuschauer auf dem Wege versammelt, welchen der kaiserliche Festzug nehmen sollte. — Eö herrschte, trotzdem daß weder Gendarmen noch BuschnikS sich zeigten, vollständige, durch Nichts getrübte Ordunng uud Ruhe. Wer sich durch die Menge wagt, um von dem ihm vorbehaltenen Platze Besitz zu nehmen, gefährdet höchstens die Reinheit seiner Kleidung durch zu nahe Berührung mit russischem Leder — welch' geringes Opfer für den zu hoffenden Genuß! Wiegeschätzt übrigens solche rescrvirte Plätze waren, das beweist die Tbatsache, daß man Ein trittskarten iu das Innere des ZareuhofS mit 150Silberrnbeln bezahlt hat. Eine Batterie von 8 Geschützen, auf der Plattform des einen ThurmeS der Ringmauer ausgeste lt, gab Punkt 7 Uhr das Zeichen für das allgemeine Glockengeläute. Vor Allem hört man den tiefen und majestätischen Ton der großen Glocke der Kirche Iwan Weliki. Sie gicbt das tiefe x mit einer Kraft, die noch mehr hcrvortreten würde, wenn man sie läutete, an statt sie anzuschlagen. In demselben Augenblicke reiten die Garde-Cavaliere und die Küras siere in den Hof uud besetzen das Innere der in ihrer ganzen Ausdehnung mit rothem Tuche überzogenen Holzbalnstrade, welche das Gefolge vom Hofe trennt. Hinter dieser Schranke schaaren sich Infautcrie-Abtheilungen von allen Regimentern der kaiserl. Garde; in der Mitt?, gerade gegenüber der Ostseite deS Himmelfahrtsdomes, stellen sich Deputationen der leichten Reiterei derselben Garde auf. Auch sehe ich zum ersten Male ein Peloton der Elite-Compagnie der Palastgrenadiere, eines Corps, welches ausschließ lich zum iunern Dienste und dazu bestimmt ist, bei der Alcxandersäule den Wachdienst zu versehen. Ihre Uniform ist ähnlich der der belgischen Gre nadiere, nur viel glänzender. Während außen diese Vorbereitungen vorgcnommen werden, geleitet ein Zug von Beamten zweiter Klasse die zehn Insignien der Kaiserwürde, nämlich die OrdenSkette des heiligen Andreas, die Standarte deS Reiches,