Volltext Seite (XML)
Und gleichwie an die Stelle deS alten InnungSwesenS die Association, I d. h. die Bereinigung von Geschäft-- und Handwerksgenoffen zu gemein- ! sawen Betriebe deS Gewerbes treten dürfte wenigstens ist dieß die Anffcht der tüchtigsten VolkSwirthschaftSlehrer — so wird wohl auch das Müller» und Bäckergewerbe sich vereinigen muffen, um dem großen Capi- tale Concurrenz machen zu können. Unsere Absicht, indem wir Gegen wärtiges unsern Lesern bieten, ist allein, dieselben aufmerksam zu machen und auf dem Laufenden zu erhalten über das, waS in der Welt vprgeht. Wir zeigen an, dafür sind wir der Anzeiger. » Zeitungen. Sachse«. Plauen, 26. August. Der bei dem Eisenbahnunglücke tödtlich verwundete Fenermann ist, wie wir nachträglich erfahren, schon gestorben, ehe ärztliche Hilfe wirksam sein konnte. Dresden, 24. August. Se. Majest. der König haben die Absicht, im Laufe dieser Woche die Lausitz mit einem Besuche zu beehren. So viel bis jetzt bestimmt ist, gedenken Se. Majest. morgen früh Sich von Pillnitz nach PulSnitz und von da nach Kamenz und Bautzen zu begeben, Dienstag Nachmittag die Reise über Weißenberg, Löbau und Herrnhut, wo übernachtet werden soll, fortzusehen und Mittwoch in Herrnhut und Umgebung, sowie in Zittau zu verweilen, während der Donnerstag der Besichtigung von Zittau und Umgegend gewidmet sein soll, sodaß die Rückreise wahrscheinlich den Freitag erfolgen dürfte. Die Reiterei bezieht zu ihren diesjährigen Herbstübungen brigaden weise CantonnementS, und zwar die 1. Brigade (Garde- und 1. Reiter regiment) in der Gegend von Dahlen, und die 2. Brigade (2. und 3. Reiterregiment) zwischen Kieritzsch, Lobstädt, Regis, Maltitz und Groitzsch. Chemnitz, 24. August. Uebermorgcn, am Jahrestage der hochher zigen Stiftung deS JohanneumS, wird die Einweihung des zur Aufnahme von 12 Knaben bestimmten ersten FamilienhauscS stattfinden. Preuße«. Berlin, 23. Angust. Auch Berlin hat ein Erntefest gefeiert. Die „Nat. Ztg." meldet darüber: Schon ehe am Donnerstag das Fest begann, war zwischen den Marktbuden ein buntes Treiben. Es nahte sich dann der Zug vom Thore her, die Herolde voran, hinterdrein der unvergleichliche Wagen mit den Trompetern, deren Jeder in Anzug und Gcberde hinreichend war, ein niederländisches Bild zu füllen, hierauf die Ceres (Göttin der Feldfrüchte) und ihre Begleiterinnen in reichstem Kostüm, aber mangelhaft rasirt — denn alle Frauen wurden durch Män ner dargestellt — überall Jubel und Händeklatschen. Mit lautem Zuruf wurden dann die schmucken Schnitter auf dem folgenden Wagen begrüßt und mit gemischter Bewegung die sich an sie schließende Schrippenkönigin. (Schrippen sind eine Art Dreierbrode.) Denn cS schwebte oben ein rie siges, mannshohes Brod nnd daS Decret deS Polizeipräsidiums darunter, daß im Jahre 1857 ein Groschenbrod diesen Umfang haben müsse, und cs mußte wahr sein, denn neben dem Decret ritten zwei Polizeier. Alle Herzen schlugen in Hoffnung auf die bessere Zeit. Und als der reiche Gcmüsewagcn sichtbar wurde, auf welchem aus Maiskolben und andern Früchten heraus Menschcngcsichter lugten und vor dem eine Mohrrübe ge tragen wurde, hoch hinauSragend wie ein Dampfschornstein, richteten sich doch mit dem meisten Interesse die Blicke deS Volks auf jene Kartoffel, von der ein Eremplar vom Wagen herabnickte, daS so groß war, daß eine Berliner Familie eher daran satt werden kann, als eine arabische an einem Straußen-Ei. König GambrinuS folgte mit mächtigen Tonnen Biers, und ein Füllhorn schüttelte, vorläufig noch an Strippen gehängt, Semmeln und Würste auS, die jedoch die Jugend von ihren Fesseln zu befreien wußte. Auch der Wein stellte sich als gcrathen dar, und die letzte Person im Zuge war der Teufel, der sich entsetzlich wehrte gegen den Grüncbergcr und Naumburger, den man ihm krendcnzte. Auch die Kornbörse fehlte nicht, und mit ihr der Fuchs und der Rabe; man hatte ihr eine riesige Nuß vorgelegt, die sie knacken sollte, und die Zuschauer schienen zu wünschen, sie möge damit nicht zu Stande kommen. Berlin, 24. August. Für heute ist in sämmtlichcn hiesigen evan gelischen Kirchen eine Collecte zum Besten der evangelischen Ungarn, deren Deputation von Sr. Majestät dem Könige empfangen wurde, angekündigt. Bayer«. Die Aschaffenburger Zeitung berichtet: „Wir finden uns leider in der Lage, von einem höchst beklagenswertsten Eisenbahnunglücke Erwähnung zu thun, daS sich am 22. August früh bei der benachbarten Station Laufach zutrug. Zwölfhundert Mann des k. k. österreichischen Regiments Degenfcld (welches auf dem Marsche nach Mainz befindlich ist) befanden sich in cincm früh 3 Uhr von Würzburg «begangenen Zuge und waren gerade im Begriffe, in jener Station einzufahren, als, wie man hört, durch daS Reißen eines ZughakenS drei der vordcrn Wagen auS den Schienen gericthen, die sodann von den nachkommendcn Wagen in tausend Stücke zertrümmert wurden. Sechs Mann blieben sofort todt, neun wurden schwer, elf leicht verwundet in das. Militairspital von Aschaf fenburg gebracht, darunter auch 2 Offiziere. DaS Hiuwegräumen der Trümmer nahm mehrere Stunden in Anspruch, sodaß die unversehrt ae» bliebencn Wagen deS Zuges, immer noch nahe an 40, erst um 1*/, Uhr im Bahnhofe von Aschaffenburg anlangten, woselbst ein weiterer mit 3 Locomotiven versehener Zug, der gleichfalls österreichische Truppen von Frankfurt nach Aschaffenburg brachte, bereits seit 10 Uhr früh auf die Wciterfahrt harrte. DaS wahrhaft entsetzliche Unglück konnte nicht ver fehlen, in ganz Aschaffenburg die größte Thcilnahme zu erwecken, und ge schah auch sofort AtleS, um den Unglücklichen Hilfe zu gewähren, waS namentlich in lobenSwerther Weise von den dasigen Aerzten gilt. Bereits hat sich eine GerichtScommission an Ort und Stelle begeben, um den Thatbestand aufznnehmen." Krankreich. Paris, 19. August. Ueber die in Aussicht gestellte Milderung deS RegierungSsystcmS im Königreiche Neapel liegen noch im mer keine zuverlässigen Nachrichten vor. Man weiß bis jetzt nur, daß König Ferdinand, welcher die Forderungen Englands und Frankreichs mit großer Entschiedenheit zurückgewicsen, sich den Vorstellungen Oesterreichs etwas geneigter gezeigt nnd einige dürftige Zugeständnisse zugesagt hat. — Nach der Versicherung eines belgischen Blattes hat sich die in Neapel herrschende Aufregung anch auf die Armee übertragen und die Regierung soll eigentlich nur an den 10,000 Mann zählenden Schweizern eine zu verlässige Stütze haben. Eö ist beroitS zu Meutereien gekommen und als Grund der Unzufriedenheit wird die Bevorzugung der fremden Truppen angegeben; man murrt ferner über die reichliche Anwendung deS Stocks und über die Polizei, der die Armee ebenfalls untergeordnet ist und die daher in den Kasernen Verhaftungen vornimmt. — Die Schwangerschaft der Kaiserin wird jetzt als ausgemacht betrachtet. —- Seitdem die Krö nung in Moskau so nahe bevorstehend ist, wird hier wieder sehr viel von der Krönpng deS Kaisers Napoleon M gesprochen, und man behauptet, der Papst habe zugesagt, in den ersten Monaten deS nächsten Jahres zu diesem Ende nach Paris zu kommen. Vielleicht wird man genöthigt sein, wieder zn dementircn, aber Sie können sich darauf verlassen, Ludwig Na poleon wird nicht eher nachgeben, als bis er seinen Willen durchgesetzt hat. Paris, 20. August. DaS Gerücht erhält sich, der Kaiser fei ernst lich krank, habe bei Berliner, Prager und Wiener Aerzten sich nach den l Wirkungen Karlsbads erkundigen lassen nnd nur anS politischen Gründen den Besuch eines österreichischen BadeS unterlassen. — Die Ernennung RoulandS zum CultuSminister erregt Aufsehen, da derselbe bekanntlich ein ganz entschiedener Gegner ultramontancr Uebergriffe ist. Der KleruS macht deshalb zu der Ernennung nicht gerade eine freundliche Miene. Paris, 23. August. Ueber die Reise deS Kaisers und der Kaiserin berichtet daS Journal du Const. auS AubraiS, wo Ihre Majestäten Dienstag Abend um 8^/4 Uhr durchpassirten. ES war bereits vollständig Nacht, doch da der Salon, in welchem der Kaiser und die Kaiserin waren, glän zend erleuchtet war, so konnte Jedermann Ihre Majestäten sehen. Der Kaiser unterhielt sich während deS ^stündigen Aufenthalts mit den zu AubraiS versammelten Beamten und die Kaiserin grüßte die Menge mit ihrer gewohnten Liebenswürdigkeit. Da eine Stimme rief: „Madame, wir möchten gern den kaiserl. Prinzen sehen!" erwiderte die Kaiserin: „Ich würde gern Ihnen den Prinzen zeigen, aber er schläft." „Wecken Sie ihn nicht," antwortete man und vermied nun zu rufen, um den Schlaf des Kindes nicht zu stören. Die Pariser Jagdlicbhabcr, welche um Paris wenig Stoff zur Un terhaltung finden, suchen sich jetzt in Algerien zu entschädigen, wo cs Wild in Hülle und Fülle giebt. Der erste Jagdzug nach Afrika wird auS 150 Mitgliedern der verschiedenen JagdclubS bestehen. Demselben werden meh rere folgen. Der Aufenthalt ist auf 3 Wochen festgesetzt. In den Häfen zu Marseille — deren Ueberfüllung außerordentliche Maßnahmen erforderlich machten, — liegen in diesem Augenblicke 3500, meist mit Getreide befrachtete Schiffe. England. Auf die anhaltenden Regengüsse, die in den letzten 7 Tagen die Hitze nicht nur in London, sondern im ganzen vereinigten Königreich bis zum Frösteln abgekühlt haben, ist wieder Sonnenschein ge folgt nnd erwärmt alle Hcr.cn mit der Hoffnung, daß er die rückständigen Keldfrüchte glücklich in die Scheuer bringen wird. In Schottland, wo sich der Regen 10 Tage früher eingestellt hatte, war cs die Woche über zwar trocken, aber ungewöhnlich kalt, und die Felder sahen noch grün auS wie sonst zu Ende des Monats Juli. Die Ernte wird jedenfalls 3 Wochen später als gewöhnlich eingeführt werden können. Wiesen und Wurzelge müse haben durch den Regen unglaublich gewonnen. — In Irland lst nach dem „Dublin Packet" die Ernte an vielen Orten sehr behindert, auch beschädigt worden. Der Schnitterlohn ist beispiellos hoch. Männer bekommen 3, Weiber biö 2 Schilling täglich nebst freier Kost. (1 Schil ling ist gleich 10 Ngr. UebrigenS ist der Schnitterlohn bei unS auch hoch.) Spanien. Madrid. Ueber die Lösung, welche die Regierung Vcn