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200 Thaler Reinertrag einbrachte, so gab dieß einen Werth von 5000 Thlr. nach Zinsen von 4°/». Sollte nun der Zinsfuß sogar aus 5°/„ steigen, so würde der Werth dieses Grundstückes nur 4000 Thaler sein und der selbe demnach um den fünften Theil gesunken sein. Solche auf dem Ge« biete deS Geldmarktes, ans den Erhebungen dcS wirthschaftlichen VolkS- lebenS entstandene Wirkungen können, auf die spätere Zeit berechnet, höchst nachtheiligen Einfluß auf den Grundbesitz äußern, und eS darf wohl nicht befremden, wenn man auf Grund der Befürchtung, daß hierdurch na tionaler Wohlstand erschüttert werden könne, den Wünsch aüS- zusprcchen sich erlaubt: daß diesen drohenden Verhältnissen, indem sie zur Sache der Vertretung der VolkSwohlsahrt werden dürfte, mit Errichtung von Hypothekenbanken entgegen gewirkt werden möchte, da man schon von dieser Seite her immerhin mit anerkennender Aufopferung für die Her stellung der Verkehrs- und Transportmittel zu sorgen bereit war, um so mit daö Wohl dcS Volks zu heben und zu schützen; und ehe eine Haupt krise dcS Kapitalmangels sich entwickeln und immer weiter auSbildcn dürfte, mit allseitig gewohntem Schutze auch dem Grundbesitze als Trägern der Steuerlasten hülfreich zur Seite zu stehen! — Dieser Mangel an Kapi talien besonders für den kleinen Grundbesitz deS platten Landes, sowie für den der Städte, wird in solchen Gegenden fühlbarer, wo die Industrie in Zeiten einer schwunghaften'Geschäftsperiode außerdem noch cineu großen Theil dcS Kapitals an sich zieht und für ihre Zwecke verwendet. — Zeitungen. Sachsen. Plauen, 24. Aug. Mit tiefem Bedauern müssen wir ein, auf sächsischen Bahnen zum Glück sehr seltenes Unglück melden. Der heute früh gegen halb acht Uhr von Leipzig kommende Eilzug gerieth in unmittelbarer Nahe des Dorfes Haselbrunn und deö dabei befindlichen kleinen ViaductS auS den Schienen. Die Lokomotive wühlte sich in den Bahnkörper, sprengte, indem sie quer auf der Bahn zu stehen kam, die Eisenstränge sammt vielen Schwellen los und blieb dann nebst Tender und einem Packwagen quer auf dem Bahndamme liegen. Der erste Per sonenwagen stand oder lag fast senkrecht auf dem Packwagen. Die Rei senden kamen, einige unbedeutende Contusioncn abgerechnet, mit dem Schrecke davon; der Lokomotivenführcr dagegen wurde auf der Stelle getödtet, ein Heuermann so schwer verwundet, daß er heute während oder kurz nach der Amputation verschied, der andere lebt noch, giebt aber wenig Hoffnung für sein Aufkommen. Plauen, 24. Aug. Inhalts einer hiehcr ergangenen hohen Ver ordnung des König!. Ministerin des Cultus und öffentlichen Unterrichts soll im Einverständniß mit den La LvanKelicis beauftragten Staatsmi nistern das Constitutionsfest auch in diesem Zahre kirchlich, nicht am 4. Sept, selbst, sondern an dem dem 4. Sept, vorausgehcnden Sonn tage, also den 31. August, wie cS eine frühere Verordnung vom Jahre 1833 vorschreibt, begangen werden. Plauen, 25. August. Den 24. dss. traf Se. Exc. der Herr Mi nister von Beust, von Dresden kommend, in Plauen ein, übernachtete in Deil's Hotel und reiste den andern Morgen nach Elster ab. — Ihre kvnigl. Hoheit die Frau Herzogin von Orleans nebst Gefolge traf den 22. von Eisenach in Plauen ein, übernachtete in Deil's Hotel und setzte den andern Morgen Ihre Reise nach Nürnberg fort. Dresden, 20. August. Die Ökonomische Gesellschaft im König reich Sachsen hat in ihrer 71. Hauptversammlung zu Dresden am 30. Mai d. I. beschlossen, die Beantwortung folgender beiden Fragen zum Gegenstand einer Preisbewerbung zu machen: 1) Welche Ursache liegt der Thcucrung landwirthschaftlicher Producte zum Grunde? Giebt es einen Kornwucher ? Erscheinen gesetzliche Vorkehrungen, als Ausfuhrverbote, Ein stellung der technischen Verarbeitung landwirthschaftlicher Producte, Maga- zinirungen (Nothspcicher) u. f. w., für Zeiten der Thcucrung wünschens- werth und von entsprechender Wirkung? oder was sonst? mit einem Preis von 30 Ducatcn. 2) Welche Nachtheile sind aus der Verwüstung der Privatwaldungcn hervorgegangen und welche Maßregeln sind ans staals- und volkSwirthschaftlichcn Rücksichten wünschcnswerth, um solche zu ver hindern? mit einem Preis von 25 Ducaten. Die Abhandlungen sind längstens bis Ende d. I. an das Sekreta riat der Ockonomischen Gesellschaft für das Königreich Sachsen cinzusen- den und die Zuerkennung der Preise wird in der Hauptversammlung, Ostern 1857, erfolgen. Dresden. Am 21. August Morgens hat sich in der Nähe deö schlesischen Bahnhofes folgender Unfall ereignet: Zwei Knaben holen im Auftrage der Eltern, die mit dergleichen Getränken handeln, drei Kannen Branntwein. Auf dem Nachhausewege kommt ihnen die Lust au, davon zu triuken, dies geschieht, und zwar trinken sie nach und nach den ganzen Inhalt der Flasche. Der eine, neun Jahr alt, ist hingestürzt und nach Hinzukommen der Leute per Droschke nach Hause geschafft worden, wo er bald nachher gestorben ist; der andere ist mit Unwohlsein davon gekommen. Leipzig, 22. Aug. Heute Vormittag wurde ein Fremder, ein Mann in schon vorgerückten Jahren, welcher mit dem drei Viertel auf 9 Uhr nach Dresden abgehenden Zuge hatte abreisen wollen, aus dem Perron der Abfahrtshalle deS Leipzig-Dresdner Bahnhofs vom Schlage getroffen, so daß er augenblicklich starb. Waldheim, 19. August. Der wegcn HochverratHS zu lebensläng licher Zuchthausstrafe ersten Gradeö verurtheilt gewesene, jedoch vor seiner Einlieferung zu Zuchthausstrafe zweiten GradeS in der Dauer von 10 Jahren begnadigte meck. ?ruct. Günther auS Potschappcl ist nach 4jährigcr Hast von Sr. Majestät dem König gänzlich begnadigt und heute auS der Strafanstalt entlasten worden. Bautzen. Nach 11 Monaten ist die Aufführung dcS neuen Semi- nargebäudeS soweit gediehen, daß am 15. d. M. die Hebung desselben stattfinden konnte. Dessau, 15. August. Bekanntlich hat der Herzog von Anhalt in Tannen (Krim) große Besitzungen. In diesen Tagen ist der Verkauf der selben (Ascania Nova), für welche erst vor Kurzem ein Seelsorger und ein Arzt engagirt und hingeschickt worden waren, znm Abschluß gelangt. Der Käufer soll ein reicher russischer Kronbauer auS dortiger Gegend sein und der Kaufpreis 525,000 Thlr. betragen, außer welchem noch eine beträcht liche Lieferung Pferde zugesagt worden sein soll. Wegen der herzoglichen Angestellten ans jener Besitzung soll, wie es heißt, ein Abkommen dahin getroffen sein, daß dieselben sich verpflichten müssen, noch drei Jahre lang in ihren bisherigen Stellungen zu verbleiben, wogegen ihnen während dieser Zeit von dem gegenwärtigen Besitzer die bisher bezogenen Gehalte und sonstigen Gegenleistungen fortgcwährt werden. Bei den jetzigen Finanz- Verhältnissen Dessau-Köthens kann dieser Berkans eines so entfernten Be sitzthums, welches lange Zeit noch Opfer gekostet hätte, nur willkommen geheißen werden, zumal, wenn sich bestätigen sollte, daß, wie vielfach ver sichert wird, das Kaufgeld zur Verringerung der unverzinslichen Schuld und besonders zur Einlösung der noch cursirenden anhalt-köthenschen Cas- scnscheine verwendet werden würde. Preußen. Berlin, 19. August. In militairischen Kreisen ist jetzt viel von einer neuen Erfindung auf dem Gebiete des Artilleriewesens die Rede, welcher der Flügeladjutant Sr. Maj. des Königs, Oberst v. Schle- gell, besondere Aufmerksamkeit zuwendet. Diese Erfindung besteht in leich ten, auf kleinen Rädern ruhenden Feldgeschützen, die von einem Mann gezogen und bedient werden und auf 1000 Schritt sicher treffen. Man . will sie der Infanterie beigeben und vorläufig bei dem Garde-Eorps mit Versuchen beginnen; jedes Bataillon des letzter» erhält demnächst zwei solche Geschütze — man verspricht sich bedeutende Wirkungen. Dagegen ist die ursprünglich in Angriff genommene Anzahl der zu fabricirenden Minie-Büchscn verringert worden, da trotz der Tragfähigkeit dieser Waffe, der Umstand, daß die Patronen zu schwer sind und der Mann nur den dritten Theil der feldmäßigen Anzahl tragen kann, der practischen An wendung hemmend cntgegcntritt. Berlin, 22. August. Großes Interesse erregt, wie di: „Zeit" mit- theilt, die Anwesenheit einer Deputation der ungarischen Protestanten, an deren Spitze der Psarrer Moritz Kolbenheyer a»ö Oedenlurg steht, und deren Zwecke dahin gehen, der Sache deS durch das österreichische Cou- cordat ebenfalls gefährdeten ungarischen Protestantismus Theilnahme und Unterstützung in den preußischen Landen zu gewinnen. Speciell soll die Absicht die sein, die Erlaubniß zur Einsammlung kirchlicher Collecten für einen protestantischen Kirchenbau in Ungarn zu erhalten. Der König soll diese Deputation in einer ihr bewilligten Audienz sehr gnädig empfangen haben. ' . Frankreich. Der Kaiser und die Kaiserin mit dem kaiserlichen Prin zen sind gestern (Dienstag) Abend nach Biarritz abgercist. — Die letzte» französischen Truppen haben vorgestern (18.) Konstantinopel verlassen. - - Graf Morny hat dem Kaiser von Rußland den Orden der Ehrenlegion überreicht. Paris, 20. August. Von St. Cloud hort man eine Anekdote, die recht lustiger Art ist. Die Amme deS Prinzen hat Etiketterücksichten zu beobachten, die ihr sehr widerwärtig sind, und worüber sie oft schon in Verzweiflung gerieth. Sie darf das Kind nicht küssen und eben so wenig ihrer Zärtlichkeit in Worten Luft machen. Gerade am Tage der Rückkehr Louis Napoleons hatte sie eine stürmische Scene deshalb mit der Admira lin Bruat, welche bekanntlich Gouvernante deö Kindes ist. Sie weinte darüber stundenlang, und als Louis Napoleon ciutraf, war die Amme mit dem Kinde nirgends zu finden. Noch in Thränen schwimmend, erschien sie vor dem Kaiser, dem sie ihr Leid klagte. „Beruhigen Sie sich doch," sagte Louis Napoleon. Wir wollen einen Vergleich schließen. Küssen Sie den Säugling so viel wie Sie wollen, ich verbiete Ihnen aber, Schmeichelworte zu brauchen, die seines Ranges unwürdig sind.