Volltext Seite (XML)
folgen vom Kopf über die eine Schulter herab bis an den Fuß; auch an dem Beine war er versengt, die Kleider jedoch vollkommen unversehrt ge blieben. Der Mann war 54 bis 56 Jahr alt. — Zn der Geschäftswelt macht der nur erst bekannt gewordene Verkauf der SalamoniSapotheke Seiten des durch seine Mineralwasser und seine hiesige Trinkanstalt be rühmten vr Struve an einen hiesigen Apotheker viel Aufsehen. Oesterreich. Rach der BreSl. Ztg. ist mittels des Telegraphen in Gratz der Befehl angekommen, auS den dortigen Magazinen 3 Millionen Patronen nach Italien zu crpcdiren; gleichzeitig Hal das KriegSministerium Befehl crtheilt, die Pferdeverkäufe von der ans den FricdenSfuß gesetzten Kavallerie und Artillerie zu sistireu, und endlich ist an alle in Istrien, Krain, Kärnthcn und Steiermark cantonnirten TruppencommandoS Ordre ergangen, sich in Marsch zu setzen und vorzurücken. Bremen, 18. Zuli. Der in Bremen erscheinende Courier an der Weser vom 17. Juli enthält folgenden Artikel über die Ernteaussichten: Mit dem heute von Newyork über Liverpool eingcgangenen Dampfschiff sind über die bevorstehenden Ernten von Cerealien in den Vereinigten Staaten von Amerika überaus glänzende Nachrichten eingetroffen. Die Ernte war in den westlichen Staaten als vollkommen gesichert anzusehen, und in der ersten Hälfte deS gegenwärtigen MonatS sollte mit dem Mähen deS Roggens der Anfang gemacht werden. Die ältesten Leute wissen sich nicht einer so reichlichen und gesegneten Ernte zu erinnern ; namentlich Roggen, welcher in dem letzten Herbst sehr viel gesäet war, verspricht ein überaus brillantes Resultat. Der uns vorliegende Bericht eines der ersten Newyorker Vcrschiffungshäuser meldet, daß im Rothfall und wenn die PreiSnotirungcn der Alten Welt nur einigermaßen zu Verschiffungen von Getreide ermuntern werden, ein Quantum von 10,000 Last oder 20,000 WiSpel Roggen bis zu Ende Oktober mit Leichtigkeit auf die norddeutschen Märkte geworfen werden könnte. Aus den Donausürstenthümcrn sind unS Berichte von Anfang Zuli hier zugekommen, welche ebenfalls melden, daß man von allen Getreidearten eine so außerordentliche Ernte als gesichert ansehen könne, wie man sie seit 25 Jahren nicht reichlicher gekannt habe. Von unserer Umgegend, namentlich aus dem ganzen Hannoverschen und Braunschweigischen, haben wir über Getreide und Kartoffeln ebenso günstige Berichte erhalten, und cs zeigt sich jetzt deutlich, daß daS heftige Rcgen- wetter, von welchem wir hcimgesucht wurden, nicht den allergeringsten Nach theil ungerichtet hat. Dänemark. Kolding (nördlich von Schleswig), 19. Juli. Im Jahre 1849 am 7. Mai, als die deutschen Reichstruppen durch Nordjüt land vordrangen, fand unter Andern, wie damals jo häufig an unserer Grenze, auch in der Nähe von Blaakjerskoy (blauer Wald), nördlich von Muf, ein Scharmützel statt, wo ein deutscher und dänischer Soldat — er sterer war, wie man sagt, aus Sachsen — todt auf dem Platze blieben und sodann, als sie aufgefundcn worden, von Bauern an Ort und Stelle in einer Grube brüderlich vereint begraben wurden. Der Besitzer dieses WaldeS, ein tüchtiger SchleSwig-Holsteiner, ein gut deutschgesinnter Mann, konnte eS nie und nimmer leiden, daß die beiden Feinde in einem Grabe und überhaupt auf seinem Grunde, nicht aber auf einem Gottesacker, wo hin sie doch nach /einer Ansicht gehörten, den ewigen Schlaf schlafen soll ten. Er ging zur Behörde und verlangte, daß die beiden Soldaten von ihrer jeweiligen Ruhestätte auSgegraben und in einem ordentlichen Fried- Hofe begraben würden. Die Behörde wies seinen Antrag ab, und nun kam der Mann mit einer schriftlichen, wohl abgefaßten Klage, worin er forderte, daß, wenn die beiden Begrabenen auf seinem Grunde liegen blei ben sollten, er nicht weniger als eine jährliche Entschädigung für diesen seinen Grund von 100 Thalern verlange. Es war natürlich, daß dies zuletzt half. Man machte sich an die Arbeit, die beiden Soldaten wieder auszugraben. Dies geschah denn endlich, und man führte die beiden ver westen Leichen, in einer hölzernen Kiste nebeneinander liegend, nun nach dem Kirchhofe in Muf, wo man sie aber nicht an einer solchen Stelle be grub, wo ordentliche Leute begraben werden, sondern an derjenigen Stelle, wo die Selbstmörder cingcscharrt zu werden pflegen. Da die Leichenkiste halb verfault war, so war eine neue bestellt worden, die aber unglücklicher weise der Art gemacht war, daß eine Leiche auf die andere zu liegen kam. Nun mag cs dcr Zufall oder die wirkliche Absicht gewollt haben, kurz cs kam, daß der Deutsche oben auf den Dänen zu liegen kam und beide nun in dieser Lage wieder begraben wurden. Hinterher — hören Sie nur und staunen Sie! — erfuhren dies einige „gutgesinnte" Koldinger Spieß bürger, die cS wieder flugs dem dänisch gesinnten Redacteur der „KoldingS- Avis" als einen entsetzlichen, gegen die dänische Nation begangenen Fre vel mitthciltcn. Nun waren alle Berserker los! „Koldings-Avis" schrie in seinem Zorn Zeter und Mordio und die ganze dänische Presse heult in Chorus nach, was wahrscheinlich zur Folge haben wird, daß die armen KcrlS noch einmal auSgegraben und ihre Plätze vertauscht werden müssen. Der Deutsche wird nun unten und der Dane oben zu liegen kommen! Unserer Ansicht nach aber wäre eS besser, die beiden Leichen zu separiren, denn wenn die Stimmung dcr Deutschen und Dänen am jüngsten Tage hier zu Lande noch so ist, wie gegenwärtig, so könnte eS leicht sein, daß sie sich sofort nach der Auferstehung wieder todt schlagen. Belgien. Brüssel, 22. Zuli. Der Könitz hat auf den Antrag deS ZustizminifterS durch Decret vom 21. Zuli 704 Verurtheilte begnadigt; 272 derselben hatten ihre Strafe noch gar nicht angetreten. Frankreich. Paris, 22. Zuli. Die Schauspielertruppe deS PalaiS Royal, die dreimal in der Woche zu Plombiere- spielt, wird auS deS Kaisers Privatkasse bezahlt; die Kosten betragen täglich 2000 Franken. Die Soldaten haben abwechselnd freien Eintritt. — Nach einer Depesche auS Marseille vom 22. Zuli waren dort flüchtige Familien auS Barcelona angekommen. — Dem „Nord" schreibt man auS Paris vom 21. Zuli: „In dem Kampfe am 15. und 16. zu Madrid sind französische Flüchtlinge getödtet worden. Narvaez ist zu Bayonne mit dem Prinzen Louis Lucian Bonaparte angelangt, der sich ebenfalls nach Spanien begiebt. Ein Ba- yonner Blatt behauptet, daß die Reise dieses Prinzen der kaiserlichen Fa milie einzig das Studium der baskischen Sprache zum Zwecke habe." — Eine telegraphische Ordre ist heute Morgen nach Toulon abgesandt wor den, die dem Linienschiffe „Napoleon" Befehl ertheilt, sofort nach den spanischen Küstcn abzusegeln. Zugleich erhielt der Kommandant dieses Schiffes versiegelte OrdreS, die er erst bei seiner Ankunft an der spanischen Küste eröffnen soll. Wie man ferner erfährt, haben 5000 Mann deS Lagers von Sathoncy (bei Lyon) Befehl erhalten, nach der spanischen Grenze abzumarschiren; 15,000 Mann der Armee von Algerien sollen ebenfalls dorthin gebracht werden. ES scheint danach, daß die Regierung keineswegs beruhigt ist über den Ausgang der le-ten spanischen Ereignisse. — 24. Zuli. Dcr heutige „Moniteur" meldet, daß in Barcelona der Kampf vom 18. bis zum 20. Zuli gewährt habe. Die Insurgenten ha ben sich ins Feld geworfen und wurden durch Reiterei verfolgt. — Die „Patrie" theilt mit, daß eine im Nordlager befindliche Division in PanS die zur Bildung eines BeobachtungScorps abgegangcne Division ersetzen werde. Spanien. Der Zndcpcndance Belge schreibt man aus Madrid vom 19. Juli: Espartero ist noch hier; da ihm der verlangte Paß ver weigert wurde, so hat er heute Morgens ein Haus in der Gredastraße bezogen. Die Regierung hat ihm untersagt, für den Augenblick die Haupt stadt zu verlassen. O'Donnell soll mit großer Besonnenheit verfahren und die zwei Er klärungen fortwährend im Munde führen, daß der Sieg vom 14., 15. und 16. Juli 1856 eben so wenig ungemeffenen Rücktritt bedeuten solle, als dcr Sieg vom 17., 18. und 19. Juli 1854 ungemeffenes Voranschreiten bedeuten durfte, und ferner: „Wenn uns nicht besondere Umstände zwingen, wollen wir kein Blut vergießen." Selbst wenn das Kriegsgericht zum Tode verurtheilen sollte, ist O'Donnell entschlossen, Begnadigung, zum mindesten Milderung dcr Strafe bei der Königin auszuwirken. Es ist kein Zweifel, daß er die ganze Bedeutung deS gethanen Schrittes kennt. Darum tritt er zwar fest, aber auch schonend auf. Von der schleunigeren oder langsameren Ueberwindung der noch widerstrebenden Elemente hängt cs mit ab, welchen Weg die Politik des gegenwärtigen Cabinets einschla gen wird. Die Zahl der Truppen, welche binnen drei Tagen vor Sara gossa stehen werden, beläuft sich auf nahe an 10,000 Mann. Mannichfaltiges. Für Weber. (Von einem Weber eingefaudt.) In Bezug auf den Artikel „Für Weber" in Nr. 81 dieses Blattes ist Folgendes zu bemerken: Isländisches MooS oder LungenmooS (Ovtruria IslsnckieL) der Kartoffel schlicht beigefügt, macht den Faden glatt und geschmeidig und ist deshalb sehr zu empfehlen. Jedoch darf Salz unter keiner Bedingung beigcgeben werden, da dasselbe, obgleich es den Faden feucht erhält, doch nicht glatt sondern wollicht macht und man somit ein schlechtes Arbeiten erzielt. Ueber- dieß macht derjenige Weber, welcher Sal; anwendet, seinem Verleger und dem Senger Schaben; denn Salz bräunt nicht nur die Waare, sondern bewirkt auch noch, daß, wenn dieselbe auf den Scngcyliuder gebracht wird, ein Knistern und Funkensprühen entsteht, welches sehr oft die Waare ver brennt. Schon Seifensiederlauge, worin das zu verwebende Garn öfters gekocht wird, und welche doch bei weitem nicht fo viele Salztheile enthälr, als in genanntem Artikel angegeben, verursacht diefeS Uebel und ist des halb jedem Weber abzurathen. Kirchliche Nachrichten. Vorn 17. — 28. Juli wurden 1. getraut: 68 — 70) 3oh. Adam Michael Walther, Handarbeiter, mit Christiane Friederike Richler. — Mfir. 3oh. Gottlieb Petzold, Weber in Cossen-