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Voigtländislher Anzeiger. 8iebenund sechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. DicscS Blatt erschrint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnemen p * " ' die Post, t Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingchen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spa er eingeh finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene (Lorpus-Zeile berechnt. Donnerstag. .»? 8S. 17. Juli 183«. Der Biewitz. Wir freuen uns, auf die mehrfach an uns gelangten Nachfragen über den Biewitz aus kompetenter Feder folgende Mitthcilung machen zu können: Der Biewitz stammt aus Nordamerika und gehört zum Rübseugeschlecht, unterscheidet sich aber vom Awehl und Winterrübsen durch Gestalt und Farbe der Blätter, Blüthe uud Schotenbüschel. Der Biewitz hat nament- lich dunklere, rauhere uud größere Blatter, so wie längere und stärkere Stengel als der Rübsen, jedoch etwas kürzer als der Awehl. Während der Awehl die Schoten erst in ziemlicher Höhe über der Erde und in grö ßeren Zwischenräumen als der Winterrübsen anseyt, findet sich hier der Schotcuansatz viel tiefer am Stengel und folgt Schote an Schote in weit geringerer Entfernung als bei dem Awehl und Winterrubsen. Stehen Awehl und Biewitz auf dem Acker neben einander, so wird ersterer jeden Falles den nicht sorgfältigen Beobachter durch seine längeren und stärkeren Stengel gewinnen, allein der genau Untersuchende wird sehr bald finden, daß der mehr strauchartig wachsende Biewitz unter allen Umständen eine reichere Ernte in Aussicht stellt als jeuer. Was die Farbe der Blüthe aulangt, so ist solche dunkler, als die des Rapses, ja selbst dunkler, als die des Awehl und Wintcrrübsen. Mit Winterrubsen ausgcsäet, blüht der Biewitz 12 bis 14 Tage früher und wird 14 bis 15 Tage auch eher reif. Das Korn ist etwas kleiner als beim Awehl, zeigt sich aber in den Schoten dichter aneinander gercihet, woher, trotz der geringeren Größe, das reichere Schütten erklärlich — die Farbe ist röthlich brauner. Der Biewitz lohnt sehr gut ohue Dünger bei einfurchiger Bestellung nach Klee, nach gedüngten Hülsenfrüchtcn (vorzüglich nach grün abgemäh tem Wickfuttcr) nach Wintergctreide und selbst nach Sommerhalmfrüchten. Soll er in dieser Folge nicht mißrathen, so ist nothwendig, daß der Acker noch kräftig und in guter Cultur sei, und daß der Biewitz bis Mitte Sep tember gesaet werde, damit er vor dem Winter noch zeitig erstarke. Er wird auf das eben geegte Land gesäet, bei trockener Witterung osort ge walzt. Die erforderliche Samenquantität per sächs. Acker (300 zu 7 Ellen 14 Zoll, ist 14—10 Psy. oder N/z —1^ Dreöd. Metze. Ze früher die Saat, je kräftiger das Land, desto schwächer kann gesäet werden. Ueber den Werth dieser Pflanze, namentlich dem Awehl gegenüber, Halle sich hier bis jetzt ein eigentliches Urtheil noch nicht gebildet, allein das gegenwärtige, für alle Oelpflanzen höchst ungünstige Frühjahr hat mehr denn je die Aufmerksamkeit der Landwirthe aus diese Pflanze hingelcnkt, da in hiesiger Gegend wenigstens dec Awehl fast durchgängig abgewintert, während der Biewitz mit nur sehr wenig Ausnahmen der ungünstigsten Witterung nicht allein widerstanden, sondern verhaltnißmäßig eine ziemlich reiche Ernle verspricht. In einem Bericht über die gelungenen Anbauversuche dieses Oelgc- wächseS aus dem Fürstlich von Schwarzenbergischen Gute Wondrow in Oesterreich wird sogar bemerkt: „daß selbiger in Kürze den Rapö verdrängen würde, weil er an Körnern und Stroh auf dem betreffende» Versuchsfelde gegenüber dem Rapse dreimal so viel Ertrag geliefert habe nnd auch um 4 Proc. mehr Oel als der Raps gebe." So günstige Resultate, wie die hier angegebenen, wurden jedoch in hiesiger Gegend bis jetzt nicht erzielt. Ich selbst erhielt den ersten Samen 1840 aus England, und war dieses neue OelgcwächS in Sachsen damals noch völlig unbekannt, scheint aber mehr und mehr in der Folge den Awehl und Winterrübsen verdrängen zu wollen. Samen der dießjährigen Ernte kann bei nicht zu später Be stellung von dem Unterzeichneten abgegeben werden. Trantzschen bei Pegau, am 7. Juli 1856. (S. C. Z.) E Krutzfch, Pfarrer. Zeitungen. Sacksen. Callnb erg bei Lichtenstein, Anfang Juli. EinenBeweiS dafür, daß auch die veraltetsten Gewohnheiten und Vorurtheile mit der Zeit einer vernünftigen Einsicht weichen, bietet der bei hiesiger Gemeinde mehr in Aufnahme kommende Gebrauch, ihre Todtcn ohne Sarg zu begra ben. Diese werden in einem Sarge mit beweglichem Boden bis an daS Grab gebracht, in dasselbe eingesenkt und bleiben dort, nach Eröffnung des Sargbodens mittelst einer Druckfeder unter sanftem Zurückziehendes Sarges, mit Laubwerk, Blumen, Reißigzweigeu oder auch einem Tuche bedeckt liegen, bis sie die kühle Erde vollends umschließt. Wie diese Begräbnißweise einer seits den Anstand und die Pietät gegen die Todten in keiner Art verletzt, so empfiehlt sie andererseits sich dadurch, daß sie das Schrecklichste, waS dem Menschen begegnen kann, die Möglichkeit des Wiedererwachens der Begrabenen ausschließt, auch überdies den nutzlosen, im Ganzen höchst be deutenden Holzvcrbrauch zu den Särgen beseitigt. Dieselbe verdient daher zu allgemeiner Beachtung und Nachachtung empfohlen zu werden und es ist rühmend anzuerkennen, daß, nachdem bereits mehrere Begräbnisse, einige sogar auf ausdrückliches Verlangen der Verstorbenen, in solcher Weise hier stattgefunden haben, die hiesige Gemeinde, welche sich überhaupt durch regen thatkräftigcn Gemeinsiun auszcichnct, auch durch die von ihr beschlossene Einführung eines in der obcnbemerkten Weise construirten Gemeindesarges mit gutem Beispiele vorangehen will. Pausa, 12. Juli. Die vom Cultministerium angeordnete Kirchen visitation wurde hier am 6. und 7. Juli durch die verordneten Visitatoren: den allgemein hochgeschätzten Superintendenten Beyer aus Plauen und dem Pastor 0 Ahlfeld aus Leipzig vollzogen. Eie begann am 6. Juli mit dem VormittagSgottesdienste, bei welchem unser Pastor I. S. Neidhardt über Ev. Matth. 13, 24—30 predigte, worauf Pastor v Ahlfeld an die zahlreich versammelte Gemeinde eine gediegene Ansprache hielt. Nachmit tags 2 Uhr fand durch DiaeouuS K. Neidhard Katechismus-Eramen mit der confirmirten Jugend Statt, welchen Sup. Beyer fortsetzte und auf die würdevollste Weise schloß. Diesem folgte eine Besprechung der Visitatoren mit den Kircheugcmeinde-Vertretern und Hausvätern über ortskirchliche Angelegenheiten im Rektorate. Am folgenden Tage wnrde in der Kirche die Prüfung der obersten Knaben- und Mädchen-Klassen der Stadtschule durch Rector Schanz und Cantor Hartenstein abgehalten, welche Pastor O Ahlfeld feierlichst endete. Anerkennend muß hier noch erwähnt werden, daß zwischen Geistlichen uud Lehrern, in „kirchlicher Anschauung," — seit dem Weggange des früheren DiaconnS W., jetzt Pfarrer in S. bei Dres den, — kein „Zwist" mehr obwaltet. Lößnitz im Erzgebirge. Waö von Sachverständigen und ein- fichtsvollen Industriellen schon vorlängst als eine der vielversprechendsten und für die ganze betreffende Umgegend segensreichste Spekulation erkannt worden lst, nämlich zum Zwecke einer intelligenten und möglichst schwunghaften Ausbeutung der unweit hiesiger Stadt und der im Bau begriffenen Zwickau- Schwarzenberger StaatSeisenbahn gelegenen höchst werthvollen Dachschiefer-