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384 Entwurf-, nach allerhöchster Bestimmung dem im Herbste dieses Jahres zusammentretenden EtaatSrathe zur Prüfung und Begut achtung vorgelegt werden soll, bevor er zur weitern Berathung an daS Gesammtministerium gelangt, Ohne näher auf den Inhalt der Grundsätze des neuen Gesetzes für jetzt einzugehen, laßt sich die allgemeine Tendenz desselben dahin bezeichnen, daß der Gesetzent wurf, indem er den Zunftzwang im Sinne des bisherigen Gewerbe- rechts beseitigt, doch eben so wenig den laren Grundsätzen der Gr- werbefreihkit huldigt, vielmehr «ine zwischen beiden Extremen lü gende, den Verhältnissen des Landes und der tatsächlichen Entwickc- lungsftuse der Gewerbe entsprechende Mittelstraße einhält. Die wich tigsten Bestimmungen desselben befassen sich mit einer rationellen, dem heutigen Standpunkte der Technik entsprechenden Abgrenzung der Arbeits- und Handelsgebiete der einzelnen Innungsgewrrbe und einer prinzipiellen Sonderung des Handwerksbetriebes von der Haus industrie und der Fabrikindustrie. Die Bedingungen der Erlernung und Ausübung der Gewerbe, die Meisterprüsungen, die Jnnungs- versafsung und die Verwaltung der Gewerbsangelegenheiten werden einer durchgreifenden Verbesserung unterworfen, in den Vorschriften über die Behörden und das Verfahren in Gewerbesachen strebt der Gesetzentwurf dahin, einerseits die Selbstthätigkeit der einzelnen Kör perschaften zu beleben, andererseits bei allen Zweifeln und Streitig keiten in Gewerbesachen einen möglichst einfachen und kurzen Weg ihrer Lösung und Beseitigung darrubieten. Durch die vorgeschrie- bene Einrichtung der Kranken- Pensions- und Unterstützungskassen soll zugleich die materielle Eristenz der dem Gewerbe- und Kabrik- stande Angehörigen so viel als möglich sicher gestellt werden. Dresden, 16. Juni. Der Zoll- und Steuerdireclor v. Schimpfs hat sich als Vertreter der diesseitigen Regierung zur Zoll- konserenz nach Eisenach begeben. Meißen, 17. Juni. Die „Weintrauben" lassen sich durch keine Anfechtung stören, sie blühen und verblühen fort und der Wein stock treibt und trägt kiese duftige und hoffnungsvolle Zierde gern. Der Communweinberg beginnt nun allerwärts Blüthen zu entfalten, es wird unS aber auch mitgetheilt, daß auf dem Dolche'fchen Wein berge in Zscheila schon am 5. Juni die ersten blühenden Trauben gesehen worden sind und zwar an demjenigen Tage, an welchem dieselben auch im Jahre 1846 zuerst in Blüthe bemerkt wurden. Möge dies für die heurige Weinernte eine günstige Vorbedeutung sein! — Chemnitz. Der 63jährige Lämmel auS Erlbach, welcher im Iustizamte Lichtenstein wegen Ermordung seines Nachbars Jung hanns sitzt, hat vor einiger Zeit den Versuch gemacht, seinen Ge- sängnißwärter zu überwältigen, wahrscheinlich um einen Fluchtver such zu ermöglichen. Auf die in der Todesangst von dem Gewürg ten auögtstoßknen Rufe kamen zwei auf dem Hofe mit Holzspalten beschäftigte Inhaftalen herbei und befreiten den in wirklicher Ge fahr befindlichen Gefangenwärter. Der Lämmel ist nun fest ge schlossen worden, so daß er an der Wiederholung seines Beginnens völlig verhindert ist. Schönheydt, 17. Juni. Unser Ort ist heute gegen Abend von einem großen Brankunglück betroffen worden. Sieben der dürf tigsten Schindelhäuser auf dem sog. Schäklichsberge sind nieberge- brannt. Das Unglück ist um so trauriger, als es fast nur ganz arme Leute betroffen hat, die nur das Leben davon zu tragen su chen mußten. Möge also menschenfreundlich helfen, wer nur irgend kann. Ebersbach (O.-Lausitz), 15 Juni. Nächsten Sonntag, als den 22. Juni, kommt allhier der seltene Fall vor, daß drei nebeneinander wohnende Ehepaare (der Häusler Gocht, der Zimmermann Schön bach und der Ziegeldecker RöSler) ihre goldene Hochzeit und aber malige Trauung feiern werden. Kvburg. Der Schaden, den das Hagelwetter am 5. Jun herbeigefühn hat, wirb über 80,000 Gulden angeschlagen. Tie Herzog!. Landesregierung hat Subskriptionen zur Unterstützung der Verunglückten eröffnet. — In Folge des sehr glücklichen Standes der Feldfrüchte hat ein Weichen der Getreivepreise sowohl, als auch des Preises der Butter in hiesiger Gegend ftattgefunven, der Grund der letzter« Erscheinung wird namentlich auch darin gesucht, daß die Bestellungen auS Nordbeutschlanv auf diesen Artikel in letzter Zeit nachgelassen haben. . England. Dienstag, 17. Juni. In der gestrigen Par- lamentssitzung gaben Lord Clarendon im Oberhause und Lord Palmerston im Unterhause bezüglich der schwebenden Differenz mit den Vereinigten Staaten Erklärungen dahin ab, daß Herr DallaS auf seinem Posten in London verbleibe und die Regierung mit ihm über die Centralamerika betreffenden Fragen verhandle. Auch ver sicherten dieselben, bas englische Geschwader in den Gewässern von Centralamerika habe keine Instructionen erhalten, welche Collisionen mit den Amerikanern besorgen ließen. (Aus dieser Nachricht geht hervor, daß England mit Amerika keinen Krieg anzufangen Lust hat, sondern wahrscheinlich nachgeben wirb. D. R.) Frankreich. Paris, 14. Juni Die Summe, welche der Kaiser auf den Reisen in die Gegenden an der Rhone und Loire mrtheilt Hal, belaufen sich auf mehr als 600,000 Fr. Für die Ueberschwemmten hat Prinz Oskar von Schweden 5000 Fr., der Wiener Bankier Baron Sina 25,000 Fr. beigesteuert, bei dem am 13. Juni in London abgehaltenen Meeting kamen in kürzester Zeit 125,000 Fr. zusammen; im Ganzen hat der „Moniteur" bis jetzt über 1,563,937 Fr. quittirt. Paris, 16. Juni. -Der Moniteur berichtet über Festlichkeiten am Sonntag, Spiele, Illuminationen, Feuerwerke. Schon am Mor gen waren die Straßen, die Boulevards und die Plätze glänzend geschmückt; bis in die ärmsten Stadttheile die Fenster mlt Fahnen, farbigen Laternen rc. verziert. Da und dort machte die Menge Halt, um sinnreiche Sprüche zu Ehren des Kindes von Frankreich zu lesen. Nachmittags trieb sich eine unzahlbare Bevölkerung, ver mehrt durch mehr als 300,000 Fremde aus den Provinzen und den Nachbarländern, allenthalben umher, um bi- Vorkehrungen zu den Nachtfestlichkeiten zu besichtigen unv sich an ven Lustbarkeiten im Freien zu betheiligen. Um 6 Uhr künd.gten Artilleriesalven von den Invaliden den Beginn der Feierlichkeit an. Das Tagesfeft hatte seinen Hauptschauplatz auf der Esplanade der Invaliden unv an der Thronbarriöre. Don 2 Uhr an drängte sich die Bevölke rung nach diesen Punkten, um den militairischen, athletischen und equilibristischen Vorstellungen zuzuschauen, die kort gleichzeitig auf sechs Bühnen gegeben wurden. Auf der Esplanade der Invaliden ließ man von ihrem Mittelpunkte aus zwischen 2 und 4 Uhr 300 kleine Ballons mit Zuckerwerk anfsteigen. Um 4^z Uhr stieg ein großer Ballon empor und ergoß über die Massen der Zuschauer eine zahllose Menge von Fallschirmen, deren Inhalt in Säcken mit Zuckerwerk bestand. Um 1 Uhr begannen Gratisvorstellungen auf den 4 kaiserl. Theatern und auf den meisten anderen Bühnen. Der Zudrang war groß, namentlich in den kais. Theatern. Auf allen Bühnen wurden Cantaten zu Ehren der Majestäten und des kais. Prinzen gesungen. Sie erregten unter der Masse der Zuschauer einmüthigen Jubel, und tausendfache Kaiservivats erschollen Abends waren der Tuileriengarten, der Eintrachtsplatz, die große Allee und das Rondel der elysäischen Felder durch farbige Glcser und Later nen, in deren Mitte der Namenszug der Majestäten in Feuerara-