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L88 bekünte sich dabei z»m Theil ärztlicher In?.r:»mente. Co Hai er z. B dem Schänkwirlh A ein Pflaster auf die Brust gelegt, die -Paul ka.c»» abgezogen, Eiter erzeugt und dann wieder geheilt, und W dies öfie»S wiederhol», so daß — wie mau hört — dieser Mann kaum mit dem Lebe»» davonkommen wird. Ferner hat derselbe bei nr Tecktcr eines Winzers die Gelenke der Arine und Hande, welche gelahmt gewesen, erst gebrochen, dann mit Bandagen test umwickelt und zwischen beide Knie eiserne Stabe befestigt, so das; die Kranke vor Schmerz öfters in Ohnmacht gefallen ist und man ihr Schreien in der Nachbarschaft gehört hat. Aehnliche Beispiele ohne den ge ringsten Erfolg könnte ich mehr erwähnen. Mcticin und Pflaster ba» er jedes Mal schon bereitet selbst mitgebracht. Bei der Be hörde ist jetzt davon Anzeige gemacht, welche ihn sofort verhaftete, aber (vielleicht bis aus Weiteres) bald wieder entließ und jedenfalls dafür sorgen wird, daß er sein gefährliches Treiben nicht fonsetzt. Einer der von ihm Betrogenen hat ihm abschläglich nach und nach gegen 80 Thaler, ein Anderer 8 Thaler unv ein Dritter 6 Thaler bezahlt. — Yin ähnlicher Unfug ist in der letzten Zeit durch eine angebliche Somnambule auf den Trachenbergen (neben dem grauen Hecht) verübt worden. Auch sie ist jetzt ruckten aus der Schaar ihrer Patienten verhaftet worden. Zwickau, 3. Mai. Man geht damit um, im benachbarten Cainsdorf eine grossartige Brodfabrik mit Dampfmühle zu errichten und zu betreiben und eine Brauerei untergähriger Lagerbiere in's Leben zu rufen. Zu dem Ende ist bereits ein Grundstück daselbst erworben, das sich zu der Anlage jener Werke vortrefflich eignen soll. Dasselbe liegt oberhalb des Eisenwerkes: „Königin-Marien- Hüttr" unmittelbar an der neben der Mulde hinsührenren Zwickau- Schwarzenberger Eisenbahn. Dieses Grundstück enthält ein Areal von 26,680 ^Ellen, und ist die Ertheilung der erforderlichen Con- ccssion zur Errichtung und Betreibung deö in Rede stehenden Eta blissements auf dem obgedachten Grundstück von der hiesigen Kö niglichen Kreisdirectivn in Aussicht gestellt. Das Stamm-Capital von 210,000 Thlr. soll auf dem Wege der Actien-Zeichnung auf gebracht werden. Leipzig, 6. Mai. Der Bau des neuen Museums wird nun mehr in Angriff genommen. Oesterreich. Eine Korrespondenz der A. Z. aus Wien, 30. April, bestätigt den erzbischöflichen Erlaß an die Pfarrer vor den Linien Wiens und auf dem Lande, nach welchen künftig „evan gelische Leichen nicht wie bisher in der gewohnten Reihenfolge ge meinschaftlich mit den Katholiken, sondern an einem abgesonderten, eigens dazu eingefriedeten Ort des Friedhofs begraben werden sol len." Warum diese Maßregel bisher noch nicht in den Pfarren der inner» Stadt und Vorstädte, sondern bloS irr den Pfarren außer den Linien und auf dem Lande publicirt wurde, lasse man cherlei Vermuthung Raum. Es dürfte in Niederösterreich wenig Städte und Dörfer geben, wo nicht einige Protestanten lebten, »reiche durch diese erzbischöfliche Verfügung schwer betroffen werden. Wien, 5. Mai. An die Staktgemeinde Jnöbruck, welche einen neuen Kirchhof anzulegen im Begriff stehe, ist Seiten des Brirener Konsistoriums du Weisung ergangen, daß in diesem neuen Gottes acker eine eigene Abtheilung anzubringen sei sür „Nichtkatholiken jeder Art, Selbstmörder und solche Individuen, welche außerhalb des Verbandes mit irgend einer Kirche stehen." Es läßt sich wohl annehmen, daß das Brirener Konsistorium kiesen Schritt nicht aus sich selbst und vereinzelt thut.. PktUßtN. Berlin, 6. Mai. Durch Mitcheilungen aus Warschau vom 3. d. M. erfährt die „Pr. Corr ", daß in dein Be- fmden der vmrittweten Kaiserin von Rußland leider eine Verschlim merung eingetreien ist, und daß die beabsichtigte Reise der Hohm Krau in der nächsten Zett noch nicht wird staNfinden können. Der vom Kaiser der Stadt Warschau zugedachte Besuch ist daher, dem Vernehmen nach, ebenfalls ausgeschvben worden. — Die zuvorkom menden Artigkeiten, welche Frankreich und Rußland nicht nur sich gegenseitig, sondern gemeinschaftlich auch den süddeutschen König reichen beweisen, ist wohl geeignet, die Aufmerksamkeit aus sich zu ziehen. Es scheint kaum zu bezweifeln, daß Graf Orloff eine französifch-russische Allianz in Paris verhandelt und daß die eben- erwahntrn Aufmerksamkeiten gegen Sudveutfchland nicht ohne Ab sicht geschehen. — Von dem Prinzen von Preußen hofft man, daß er seine gegenwärtige Anwesenheit hier benutzen werde, um die Rhein- provmz vor der ihr drohenden neuen Städte- und Gemeindeordnung noch möglichst zu bewahren. — Der Prinz von Preußen gedenkt, wie die „N. Pr. Ztg." mittheilt, im August nach Moskau sich zu begeben, um den Krönungsfelerlichkeiten beizuwohnen. Krankrclch. Paris, 2. Mai. Die aus der Türkei anlangen- den Nachrichten sind höchst besorglicher Art. Nicht in NapluS allein wurde»» Christen massacrirt; in Syrien ist Alles unter den Waffen. Im Libanon haben die Häupter der christlichen Bevölkerung sich über gemeinsame Schutz- und VertheidigungSmaßregeln verständigt, um vor türkischen Insulten sicher zu sein. Man glaubt an wich tige Vorfälle im Oriente unv Vie französifche Regierung hat im Rückzüge ihrer Truppen wesentliche Verzögerungen eintreten lassen unv wirv nöthigenfalls Besatzungen für bestimmte Plätze zurücklaffen. Solvaten fehlen übrigens ver Pforte nicht, allein der religiöse Fa natismus, der sie beseelt, läßt besorgen, daß sie die Aufständischen nicht ernsthaft bekämpfen werde. Nach Marschall Pelissier's Ab gang bleiben zwei Divisionögenerale im Orient zurück. Der schon abberufene General Morris in der Krim hat telegraph. Gegenbe fehl erhalten. Darüber, wie die Türkei aus der über sie herein brechende»» Krisis hervorgehen, ob sie dieselbe überhaupt bestehen werde, sind die Meinungen hier sehr getheilt. — Ueber Italien hört man, daß die päpstliche Regierung entschieden die gegen sie gerichteten Anklagen zurückweist und behauptet, die möglich gewe senen Verbesserungen seien bewirkt worden. Man berechnet die Opfer, welche daö Seinedepartement gebracht hat, uu» den Preis deS BrvdeS auf vierzig Centimes und, als die Fruchtpreise am höchsten waren, auf fünfzig Centimes zu halten, auf mehr als fünfzig Millionen Franken. Paris, 5. Mai. Nach telegr. Meldung wird der Armeebe- beftaud durch die Versetzung der Altersklasse 1849 in die Reserve um 52,000 Mann vermindert werden. — Aus Anlaß der pracht vollen Vorbereitungen, welche für die Taufe deS Kronprinzen ge troffen werden, theilrn Pariser Blätter folgende Ziffern mit. Die Krönung Napoleons I. kostete 1,745,646 Fr., Lie Kosten seiner Vermählung mit Marie Louise betrugen 2,670,932 Fr., die bei Geburt deS König- von Rom 600,000 Fr., die Taufe des Her zogs von Bordeaur 668,000 Fr., die Krönung Karls X. 1,164,097 Fr., die Vermählung deS Herzog- von Orleans 600,000 Fr. Schweden. Stockholm, 30 April. Vorgestern Morgens 2*/r Uhr brach eine furchtbare Feuersbrunst in den» Quartier Sjvraen bei der Luntmakar- und Tullportgasse aus. Erst um 6 Uhr hatte man daS Feuer in seiner Macht; doch brannte es noch bis 9 Uhr in Hellen Flammen. Die Abgebrannten sind leider meist arme Arbeiter; versichert war Niemand. Es wurten 98 Haus haltungen zerstört und fast 500 Personen obdachlos. Der König, die königl. Familie, so wie viele Privatpersonen wetteifern, durch Geldgeschenke nnd andere Gaben da- Unglück möglichst zu. lindern.