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Voigllimd i scher Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen GerichtsSmter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MttsmWebmzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher präo»»*- r«n«io zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag« 11 Uhr eingehen, werden in die TaaS darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländifche Anzeiger Amtsblatt ist. bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Rathskellerpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn E. Ä. Hüttel »vn.» in Mühltroff bei Herrn Ehaufseegelder-Einnehmer Holzmüller. .V ISS Dienstag. 27. September 1864. Zeitungen. Sachsen. Wie die Lotterie-Direction bekannt macht, werden von nächstfolgender Lot terie ab die Clafsenloose der Landeslotterie „aus bewegenden Gründen auf ab wechselnd farbiges Papier gedruckt und ausgegeben" werden. In Loschwitz bei Dresden ist ein Pole, Namens Poanasiewick, verhaftet worden. Seine Wohnung wurde gerichtlich versiegelt. Eine polnische Fürstin, deren Gemahl in Sibirien detinirt ist, die stets um ihn war und in Loschwitz ebenfalls wohnte, verwendete sich für ihn bei den betreffenden sächsischen Be hörden, scheint aber keinen günstigen Erfolg erzielt zu haben, weil die Sache bereits der königlichen Staatsanwaltschaft übergeben sein soll. Zwei Söhne des Arrestaten sind bereits schon nach Sibirien geschickt. Gestern wurde die vorgefundene sehr elegante und ganz neue Handpresse mittelst Schiebebocks, in Begleitung des Loschwitzer uniformirten Polizeidieners, nach Dresden gefahren. Die Vorgefundenen Flugschriften waren in polnischer Sprache gedruckt. Leipzig, 21. Sept. Der Grundbau unseres neuen Stadttheaters stößt aus größere Schwierigkeiten, als man anfangs glaubte. Am westlichen Theile ist bekanntlich Wasser zu Tage gedrungen und scheint bis jetzt, trotz aller im Gange befindlicher Pumpen und anderer Vorkehrungen, noch nicht bewältigt wer den zu können. An der entgegengesetzten, nach der Post zu gelegenen Seite ist man auf große Steinblöcke und feste Grundmauern der alten Befestigungswerke gestoßen, deren Wegschassung der zur Verfügung stehenden Menschenkräfte spot ten, und die deßhalb mittelst Sprengungen zerstört und beseitigt werden müssen. Man ist zu dem Ende jetzt mit dem Bohren von Löchern in jene Steinmassen beschäftigt, welche mit Pulver gefüllt werden. Gestern früh ist mit dem An zünden einer solchen Mine begonnen worden, und cs soll, natürlich unter An wendung der größten Vorsicht, mit diesen Sprengungen in den nächsten Tagen fortgefahren werden. Leipzig, 23. Sept. Wie wir bereits mittheilten, war in voriger Woche von Dessau aus die Nachricht anher gelangt, daß man daselbst das Schau fenster eines Juwelierladens erbrochen und eine große Anzahl goldener Ringe, 126 Stück, nebst andern Schmucksachen in bedeutendem Werthe gestohlen habe. Wie sich aber jetzt herausstellt, scheint ein solcher Einbruchsdiebstahl gar nicht ftattgefunden zu haben, denn wir hören, daß heute morgen der Eigenthümer jenes Juwelierladens hier polizeilich angehalten worden sei, weil gegründeter Verdacht gegen ihn vorliegt, damals eine falsche Anzeige erstattet und die als entwendet bezeichneten Goldsachen selbst bei Seite geschasst zu haben. Das Geschäft der Taschendiebe wird auf der Leipziger Messe nach wie vor flott getrieben. Vorigen Donnerstag wurde z. B. wieder ein Paket mit 540 Thalern gestohlen. In der Lausitz ist seit 14 Tagen die Kartoffelkrankheit ausgebrochen. Chemnitz, 22. Sept. Die Theilnehmerzahl zur Lehrervcrsammlung in Chemnitz stellt sich auf 1619, zu denen 101 Chemnitzer gehören. Man bedarf, da etwa 130 auswärtige Theilnehmer auf Quartiere verzichten, 1372 Frei wohnungen. Diese Zahl ist beinahe erreicht. Von Massenquartieren kann man ganz absehen, und nur als Reserve sollen einige größere Zimmer, wahrschein lich in der neuen Bürgerschule, mit Lagerstätten versehen werden. Glauchau, 22. Sept. Gestern hat hier in „Stadt Dresden" die von uns bereis'' angekündigte Versammlung von Musikdirectoren stattgefunden. Es waren nahe an 40 dazu erschienen, und man hat sich rücksichtlich der Schritte, welche man gegen daS etwa beabsichtigte Freigeben des Musikmachens zu thun gedenkt, vollkommen geeinigt und einen der hiesigen Herren Rechtsanwalte mit der Vollziehung der gefaßten Beschlüsse betraut. Oesterreich. Wien, 23. September. Der Grund der Hierherkunft des Freiherrn v. Beust ist die Wahrung des Bundesrechts bei den FriebenSverhandlungen. — Die Commissionen der Friedensconferen; tagen ununterbrochen fort. Die Grenz operate sind den beiderseitigen Kriegsministerien vorgelegt worden. — Der Reichsrath ist auf den 8. November einberufen. — Die „Wiener Abendpost" bringt einen finanziellen Artikel, rer die Lage der österreichischen Finanzen ak- günstig darsteüt. — Auö Prag wird das Fallissement des Reichsrathes Brosche (mit 1*/z Mill.) gemeldet. Italien. Turin, 23. September. Während im Verlaus des gestrigen Tages die Ruhe nicht unterbrochen worden, erneuerten sich gegen Abend die Unruhenp man hörte aufrührerische Rufe, es bildeten sich Zusammenrottungen; es fielen DchÄffe. Steine wurden gegen den Polizeipalast geworfen. Die auf dem Karlsplatz ausgestellten Truppen gaben Feuer. Etwa 20 Todte und Verwundtete. Auch unter den Truppen viele Verwundete, darunter ein Oberstleutnant. Der heu tige Morgen war ruhig. Die Läden waren geöffnet. Eine Proclamation der Munizipalbehörde empfiehlt die Aufrechthaltung der Ruhe. Man hofft allge mein, daß die Unruhen sich nicht erneuern werden. Die Börse ist geschloffen. Turin, 23. September. Die Ruhe ist herzestellt. Der Köniz hat den General Lamarmora mit der Neubildung des Kabinets beauftragt. Die Con vention mit Frankreich in Betreff Roms ist in ganz Italien mit der lebhaftesten Genugthuung ausgenommen worden. Turin. Der Turiner Opinione wird aus Rom geschrieben: „Wir haben dieser Tage ein entsetzliches Schauspiel erlebt. Wie Sie wissen, ist der jüdische Knabe, welcher als Schusterlehrling von einem Franziskanermönche durch Leckereien aller Art auf seine Zelle gelockt und dann mit Gewalt in die Anstalt der Katechumenen geschleppt wurde, umsonst von seinem alten Vater reklamirt worden und die französische Gesandtschaft hat bisher freilich versprochen, in der Sache etwas zu thun, aber sie hat es bei bloßen Worten bewenden lassen. Die arme Mutter des den Seinigen so schmählich geraubten Kindes erschien am letzten Montage an der Pforte der Katechumenen-Anstalt, zog heftig die Glocke und als der Pförtner erschien, verlangte sie ihren kleinen Abraham zu sehen. Dies wurde ihr rund heraus abgeschlagen. Da zerraufte sie sich die Haare und erfüllte die Straße mit furchtbaren Flüchen und Verwünschungen gegen den Papst und die Kirche. (Eine Kirche, die so handelt, darf freilich keine Segenßsprüche erwarten.) Es sammelte sich sofort eine große Menschen masse vor der Anstalt für Neubekehrte, welche eine sehr drohende Haltung an nahm und sogar die Thür zu stürmen drohte. Plötzlich erschienen berittene Carabinieri, hieben auf die Menge ein und schlugen die unglückliche Mutter zu Boden, die dann an den Haaren ins Gefäogniß von St. Michele geschleppt wurde, wo sie nach drei Tagen vollständig wahnsinnig geworden ist. Man mußte ihr die Zwangsjacke anlegen, denn sie drohte, sich den Schädel an der Wand zu zerschmettern und stieß fortwährend herzzerreißendes Geschrei au-, das weithin gehört wurde. Sie werden sich wunden», daß der Papst solche