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VoigllimWer Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MiMMelienzilMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt crscbeint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstag- und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-prei-, welcher ppsauw«- r-mcko zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tklr^ 26 Ngr. — Annoncen, die bis BormittagS 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königs. Gerichtsämter und Sradträthe, für welche der Doigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Rathökellcrpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. September 1884. So lange der Topf, in welchem die Geschicke der Völker und Staaten gekocht werden, am Feuer steht, und die großen Köche mit ihren Gehilfen emsig beschäftigt sind, den Brei gar zu machen, weiß natürlich Niemand, wie das Gericht endlich ausfallen werde, ob schmackhaft, delikat, mehr oder minder genieß- oder ungenießbar. So müssen wir uns auch in Geduld fassen, bis wir erfahren, was die allerhöchsten und hohen Herrschaften in Wien bezüglich der Elbhcrzogthümer-Angelegenheit vereinbart haben oder nicht. Vorläufig han delt es sich dort um eine Interims- oder Unterdessen-Regierung, bis die Recht mäßigkeit der Ansprüche des Herzogs Friedrich vom Bunde ausgesprochen und dieser selbst die Neuerung seiner Zänker zu übernehmen im' Stande ist. Eine gemeinschaftliche Regierung Oesterreichs und Preußens ohne den Bund, ein Hinausbringen der BunecStruppen., allmähliches Heimschicken der Oesterceicher und schließlich etwa Annexion an Preußen oder doch ein Mediatisiren Herzog Friedrichs, wie die wend>swen Junker anstrebten, gab Oesterreich nicht zu, und so wird denn wohl oder übet entweder ein vom Bunde ernannter Beamter als dritter interimistischer Regent mit einem österreichischen und preußischen regieren, oder es wird, was am wahrscheinlichsten ist, in der bisherigen Weise — in Holstein und Lauenburg von Bundcscommifsarien, in Schleswig von Oesterreich und Preußen — fortregiert, bis Herzog Friedrich eingesetzt wird. Auch den bescheidenen Appetit nach Lauenburg werden sich die preußischen Junker und die mit ihnen vereinigten füg- nnd schmiegsamen Vollblutdemokraten müssen ver gehen lassen. Der geschmähete Bund hat sofort die Rendsburger Gewaltthat damit wett gemacht, daß er das Herzogthum besetzte, und trotz alles Schimpfens und Drohens wagten es die ruhmes-duseligen Junker nicht, mehr zu thun, als mit den Säbeln zu rasseln, weil — Oesterreichs Centnergewicht an ihren Füßen hing. Auch die Stimmung in Scbleswig, welche bisher theils aus Dankbarkeit für die Befreiung, namentlich durch das tapfere Benehmen der Preußen bei Düppel und Alfen, für möglichst engen Anschluß an Preußen war, ist — Dank dem ungeschickten Benehmen der Preuß, und schleswig-holsteinschen Junker! — wieder gänzlich in ein Festhalten an der Selstständigkeit der Herzogthümer um geschlagen. So ein achtzehn schleswig - holsteinsche Junker, die während der Kämpfe und des Ringens mit der dänischen Unterdrückung sich verkrochen halten, wie die Mäuse thun, wenn's Lärm giebt, kamen jetzt, nachdem die Herzogthümer vom dänischen Drucke frei sind, zum Vorschein, tagten und faßten Beschlüsse, in denen sie ihre Sehnsucht nach einem Arm in Arm gehen mit den Preuß. Junkern, d. h. nach einer Annexion an Preußen auSsprachen. Dazu kam noch, daß die Bismarkschen Zeitungen es offen aussprachen, die Verfassung von 1818 für die Herzogthümer sei zu demokratisch und müßte im aristokratischen Sinne durchgesehen und verbessert werten, wozu allerdings die preußischen und schles wig - holsteinschen Junker unbezweifclt den besten Willen und das eminenteste Geschick haben würden. Noch mehr! Herr v. Scheel-Plcssen, Großgrundbesitzer auf Seeland in Dänemark, der noch vor wenigen Monaten eine Ergebenheits- Adresse an den Dänenkönig unterschrieb, worin Schleswig-Holstein Rache ge droht wurde, der verhaßteste Mann in den Herzogthümern, wurde von Bismark nach Wien berufen, um als Vertrauensmann für Schleswig-Holstein die Schulden- theilung zwischen diesem und Dänemark bewerkstelligen zu helfen! Da gingen namentlich den Schleswigern, die besonders für Preußen geschwärmt hatten, die Augen auf, und sie begriffen, daß eS sich nicht um Opfer handele, die sie für die Thaten der tapfern Preußen und für die redliche Erfüllung der von Preußen übernommenen Pflichten in dem verflossenen blutigen Kriege recht gern zu über nehmen bereit waren, zumal durch einen engeren Anschluß an Preußen dieses selbst wie die Herzogthümer nur gewinnen können; sondern um die staatliche Selbstständigkeit der letzteren, die nicht aus tributpflichtigen dänischen Provinzen wieder tributpflichtige preußische werden wollten. Die preußischen und schleswig- holsteinschen Junker haben nicht nöthig, dem kernigen Bürger- und Bauernstände der Elbherzogthümer conservative Gesinnungen vorzupredigen oder einzupressen. Tie Demokraten darunter sind keine Schreier und Schwätzer, in deren Köpfen Ideale wie Irrwische umhertanzen, sondern ruhige besonnene Männer; keine Thcilbrüder, sondern rechtliche, größtentheils so wohlhabende Leute, daß Einer darunter ein Dutzend und mehr Junker auszukaufen im Stande wäre. Das Staatsgrundgesetz von 1848 für die Herzogthümer wird und muß schon deß halb geändert werden, weil es auf die nun zerrissene Verbindung mit Däne mark mit begründet war; aber diese Aenderung ist Sache der Schleswig-Hol steiner selbst; sie brauchen dazu ebensowenig Vormünder, als ein anderer deutscher Staat. Da haben denn nun sofort 81 schleswig-holsteinsche Städte in Neu münster getagt und die Rechte des Bürgerthums gegen die Anmaßungen der Junker, sowie die Selbstständigkeit ihres Staates nach Außen hin gewahrt. Die preußischen Junkerzeitungen finden natürlich die Stimme des Volkes in den Herzogthümern durch die 18 Ritter, nicht durch die 81 Städte vertreten; allein dieses Gebelfer ist eitel Wind und blauer Dunst, und selbst die liberalen Preuß. Blätter, die bisher die Annexion eifrig befürworteten, sind still geworden. Das Recht hat wieder Aussicht, zum Siege zu gelangen, nicht, weil es Recht ist, sondern weil Oesterreich, wie wir schon oft anseinandergesetzt, nicht Blut und Geld aufgewendet haben wird, um Preußen die Herzogthümer in die Tasche stecken zu. lassen, und weil der vielgeschmähete und gering geachtete Bund denn doch auch wiegt und zählt, die Stimme des schleswig-holsteinschen und rein deutschen Volkes ebenfalls nicht zu überhören ist und em Seitenblick über den Rhein Mäßigung empfiehlt. Der seit mehr als 70 Jahren geführte Kampf zwischen Junker- und Bürgerthum, zwischen Lehnsstaat und Rechtsstaat, wird dcch am Ende auch in den Herzogthümern dem letzteren und der Gleichberech tigung des Bürgerthums zum Siege verhelfen. Zeitungen. Sachsen. Vor einiger Zeit lief in Plauen und Umgegend das ziemlich verbreitete, beunruhigende Gerücht um, Vater Döhner in Zwickau wolle sich in den Ruhe stand zurückziehen. Auf Grund der sichersten Erkundigungen sind wir im Stande, die erfreuliche bestimmteste Versicherung zu geben, daß die segensreiche amtliche Thätigkeit dieses allseitig und wahrhaft hochverehrten Mannes dem Vaterlande auch fernerhin erhalten bleiben wird. Aus dem Erzgebirge, 25. Aug. Nicht bloS in Salzburg, sondern auch hier haben die Schwalben infolge der kalten und nassen Witterung und der daraus resultirenden mangelhaften Ernährung ihre Wanderungen zeitiger begonnen. Während die graue Mauer- oder Rauchschwalbe bei günstiger Wit terung in der Regel zwischen dem 5 und 12. Mai eintrifft und am 12.—20. August (manchmal später noch) fortzieht, kam dieselbe in diesem Jahre erst Ende Mai und verließ uns bereit- einige Tage vor dem 12. August. Einige Tage