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neue Ordnung gefügt zu Huben; Aristokraten, Lie seit 1859 sich ins Ausland begeben hatten, sind wieder zurückgekehrt. Die Stimmung ist der Regierung günstig, die mazzinistische Partei ist gering. Nur der Widerstand der Geistlich keit ist unbesiegbar und bietet unüberwindliche Schwierigkeiten dar. Tie ge summte Geistlichkeit hält sich vollkommen abgeschlossen. Für alle öffentlichen Beamten des StuatS wie der Magistratur hat der CultuS beinahe aufgchört, da sie als in» Kirchenbann betrachtet und deshalb von den Sacramenten zurück- gewiesen werken. Jede öffentliche Kirchenfeier sindet ohne Theilnahme der Be hörden statt. Man schildert hier diesen Zustand als den peinvollsten und gefährlichsten, nicht aus religiösen Bedürfnissen, sondern weil die öffentlichen Gewalten durch dicß Schisma als exccmmunicirt vor dem noch sehr gläubigen Volke dastchen müssen. DaS neue Gesetz, welches auch die Geistlichen zum Militärdienst verpflichtet, trägt natürlich dazu bei, die Erbitterung des CleruS und die CollisionsfäUe mit ihm zu vermehren. Nicht zu sprechen von der Auf hebung der Klöster und der Seguestnrunz aller Güter der frommen Orte durch die Kirchenkaffe. In Perugia allein sind 22 Klöster aufgehoben, theilö thut sächlich, wie die Häuser der Dominicaner und Jesuiten, theils im Princip, denn allen Nonnen ist gestattet, bis zu ihrem AuSsterben im Kloster zu wohnen, und auch einige Mönchsorden, wie die Benedictiner von St. Petrus, haben dasselbe Privilegium. Die Ausgcstorbenheit dieser Klöster, in deren schönen Höfen daS > Gras wächst, ist grenzenlos. Es ist duö zweite Mal, daß die Umbrischcn Klöster aufgehoben werden; daS erste Mal geschah es im Jahr 18 lO, unter dem Regiment von Napoleon. Man schafft ihre Archive in die Städte, zu denen sie gehören, und weist sie den Communalbibliotheken zu. Wüste Massen von Pergamenten liegen seit ein Paar Monaten in den Sälen des ausgcleerten Serviten - Klosters St. Maria Nuovo zu Perugia aufgehäuft. Sie liefern neuen Stofs zur Geschichte der Kirche und der Kirchen; aber die Civil- oder Neichsgeschichte gewinnt aus jenen Urkunden nicht viel, weil diese Klöster von t keiner Bedeutung gewesen sind. Die Bilder aus den Klosterkirchen und andere Gegenstände der Kunst werden in die städtischen Museen geschafft. Eine artistisch antiquarische Commission bereist gegenwärtig Umbrien. Leider erstreckt sich ihre Sorgfalt nicht auf die städtischen Archive, welche fast überall in einer heillosen Verwahrlosung liegen. Die wissenschaftlichen Studien liegen darnieder. — Die Linientruppen Umbriens (in Perugia commandirt Masi) haben ein Lager am Trasimenischen See bezogen. Sie werden dort in diesen Tagen die Hannibals- schlacht in den alten Positionen aufführen, welche jener General, einst Garibal discher Bandenchef, wie man hier meint, aus dem Grunde herausstudirt hat. Qertliches. Ein Gang durch die Gemäldeausstellung des Thüringer Kunstv ereins. Die dießjährige Ausstellung bietet zwar nur 237 Gemälde, aber sind größtenteils von hohem Interesse auch für den Nichtkunslkenner. Abgesehen von den Prachtstücken „Judith" (57) und dem „Leichenzuge Kaiser Otto III." (127), macht schon im 1. Zimmer die dort ausgestellte „Winterlandschaft mit Iagkstaifage" von Koken, sowie die „Erholung im Kellcrhause" von Schröder in Karlsruhe, ersteres durch seine vorzügliche Ausführung, letzteres durch In vention und nicht minder gelungene Ausführung einen höchst günstigen Eindruck. Von den vielen, trefflichen LankscbaftSgemälken wollen wir nur einige erwähnen, da uns der Raum gebricht, auf alle Kunstwerke hinzuweifen. „Abendlankschaft am Thuner See" (73- von Jansen, eine „Dorfpartle aus dem bairischen Ge birge" (212) von Höfer, „Winter-Abenddämmerung" 210) von Oehme :e. — Unter den Genrebildern hat uns „der Veteran" (22- von Canow, der seinem Enkel das Schlachtscbwert zeigt, während die Enkelin die Rüstungsstücke aus ter Lade holt, in der Idee und Ausführung ebenso angesprochcn, wie „der Bilder- Händler" (139) von Schröder und „vor rem Pestscbaltcr" (193) von Zeppen feld. Noch möchten wir den Besucher auf ein meisterhaftes Architekturgemälde im 2. Nebenzimmer „Innere Ansicht der Kathedrale zu Toledo" aufmerksam machen. Unter den historischen Gemälden fesselt, außer 127, Menzels „Zu sammenkunft Friedrichs keS Großen mit Kaiser Joseph" 113) zu'Neiße außer ordentlich, und die Helden, Prinz Heinrich, Tauenzien, Seidlitz :c. aus der einen, wie Laudon, Lacy und Haddick aus der andern Seile, nehmen, jedes Portrait einzeln, eben so sehr in Anspruch, wie die Hauptfiguren selbst. Indessen gestehen wir ehrlich, daß der Eindruck von Begas „Empsang der Salzburger Auswan derer durch König Friedr. Wilh. 1. in Potsdam" (17) ein noch weit tieferer und ergreifender auf uns war. Der Haufe der kräftigen, kernigen Alpengestal ten, jede einzelne ein meisterhaftes Portrait, die ermüdeten Greise und Männer, die Neisesäckc aus dem breiten Rücken, voll schweren, heiligen Ernstes vor dem Könige, hinter ihnen die Weiber, Mädchen und Kinder, die Neugierde nicht verleugnend, aber die theure Bibel, um deren willen sie Heimath und Besitz verlassen, in den Händen, im Hintergründe die Planwagen mit ihrer Habe, der König selbst, glücklich, den glaubenstreuen Exulanten eine neue Heimath gewähren zu können und achtsam aus die Rede dcö Sprechers (die Ansicht, der Künstler habe das Gesicht des Königs treu portraitirt und daher paffe der Aus druck desselben nicht für den dargestellten Austritt, wollen wir nicht bestreiten, m ögen sie aber dem ganzen Bilde zu Liebe nicht theilen), hinter ihm die Hos- leute, selbst auf deren Gesichtern eine ernste Theilnahme nicht zu verkennen ist — wir gestehen, unS kaum von dem Bilde haben losreißen zu können. Indeß bietet die ganze Ausstellung des Sckönen und Anziehenden zu viel, als daß wir uns nicht mit Vorstehendem begnügen müssen; nur möchten wir die Be sucher der Ausstellung noch freundlich veranlassen, 24 7 nicht zu übersehen, „der Tod Cäsars, auö Kaulbachs Cornposition zu Shakespeares Dramen" als Photographie ausgestellt, deren außerordentlich lebensvolle Gestalten selbst das nicht kunstgeübte Äuge fesseln. Haupt-Gewinne bei 3. Klaffe 66. Königl. Sachs. Landes-Lotterie. Gezogen zu Leipzig am 8. August 1864 Nachmittags. 4100 Tklr. aus Nr. 6461, 37515, 53001. 200 Thlr. ms Nr. 6829, 10550, 15242, 24221, 26156, 26922, 27702, 28422, 29147, 33551, 35259, 41461, 46345, 48494. B e k a n n t m a ch u n g. Der Handarbeiter Karl August Kürschner zu Mechelgrün beabsichtigt auf der dem Besitzer der sog. Stengelmühle, Johann Gottlieb Krumbholz, ge hörigen, seit dem Jahre 1859 der Flur Mechelgrün zugetheilten Parcelle Nr. 236 deö Flurbuchs eine Pechsiederei zu errichten. Nach Vorschrift tz. 26 des Gewerbegesetzes vom 15. October 1861 wird dieß bekannt gemacht und Jedermann aufgeferdert, etwaige nicht auf Privat- rechtstiteln beruhende Einsprüche gegen das Unternehmen innerhalb vier Wochen vom Tage des Erscheinens dieser Bekanntmachung an gerechnet bei unterzeichnetem Gerichtsamte anzubringen, indem außerdem dieselben für ausgeschlossen zu achten sind. Plauen, den 9. August 1864. Das Königliche G e r i ch t s a m t. Damm. Bekanntmachung. Seiten des unterzeichneten Königl. Gerichtsamtes soll den 10. Oetober 1864 der dem Webermeister Christian Wilhelm Hochmuth und dessen Ehefrau Christianen Friederiken verehel. Hochmuth hier zugehörige Grundbesitz, als: 1) das Wohnhaus Nr. 121 des Brand-Versicherungs-Catasters für Schöneck sammt Stadtfeld und Tistriktswalkantheil (letzterer Herrn Christian August Ritter hier antheilig zugehörig), 2) Feld und Wiese, Folium 1873 des Grundbuchs, Nr. 2332 und 2333 des Flurbuchs für Schöneck (Christianen Florentinen Hüttel in Schöneck antheilig zugehörig), 3) Feld, Folium 1740 des Grundbuchs, Nr. 2175 des Flurbuchs für Schöneck, 4) Wiese, Folium 1567 des Grundbuchs, Nr. 1981 des Flurbuchs für Schöneck und 5) Wiese, Folium l495 des Grundbuchs, Nr. 1902 des Flurbuchs für Schöneck, welcher ohne Berücksichtigung der Oblasten gewürdert worden ist: zu 1) auf 1955 Thlr., zu 2) aus 210 Thlr., zu 3) aus 160 Thlr., zu 4) aus 150 Thlr., zu 5) aus 95 Thlr., nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Schöneck, am 5. August 1864. Königliches Gerichtsamt daselbst. In Stellvertretung: Becker, Act.