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VoigllänWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträche zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsulWebenWfler Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und ;war Dienstags, Mittwoch-, Donnerstag« und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Paufa bei Herrn Rathskellcrpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehauffeegelder-Eiuuehmer Holzmüller. Mittwoch. LOS. 8. I.li 18«. Zeitungen 8 a ch i e u. Nach einem leipziger Blatte hat das Haus Schönburg sich entschlossen, die Patrimonialgerichtsbarkeit vollständig und ohne Entschädigung an den Staat »bzutreten. Für den Bau einer evangelischen Kirche zu Reichenberg in Böhmen sind aus der Lausitz und dem Dresdner Kreise, außer den G. - A. - Spenden, durch besondere Sammlung über 5100 Thlr. eingegangen. Die landständige Bank zu Bautzen hat allein 500 Thlr. gesteuert. Die Lausitz hat Reichenberg in ähnlicher Weise zum Pflegkinde genommen, wie das Voigtland sein Waldsassen und Eger. Im tiefen Gebüsch hinter dem Leipziger Theater fand man am Morgen de- 1. Juli mehrere Kleidungsstücke, welche nach einer in der Rocktasche ent haltenen Notiz einem Schuhmacher gehört hatten. Ob Diebstahl, Raub oder Mord vorlag, blieb nur einen Tag ungewiß, indem sich bald ergab, daß der Besitzer jener Kleidungsstücke, sehr stark benebelt, das Gebüsch für seine Schlaf kammer angesehen, sich theilweise entkleidet und auf das grüne Bett gelegt hatte, bald aber, vom Nachtfrost erweckt, im Zustande des Helldunkels mit Zurück lassung der abgelegten Stücke wieder aufgestanden und in die rechte Schlafstelle gelangt war. Am 4. früh soll das Dorf Dehnitz bei Wurzen fast ganz niedergebrannt sein. Der Zwickauer Vereinsbrauerei ist die besondere Ehre widerfahren, daß das Hofmarschallamt einen Eimer von der Sorte, welche der König am 24. Juni gekostet, für die Hofkellerei bestellt hat. Der Fabrikfeuermann Funke in Reichenbach, welcher am 19. April den Versuch gemacht hatte, seine Frau zu erdrosseln, ist zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. In Nr. 82 des Voigtländischen Anzeigers wurde ein Fall mitgetheilt, wo 5 Generationen einer Familie in einem Hause vereint leben. Dieses Vorkom men wurde selten und der Veröffentlichung werth genannt. Ein ähnlicher Fall mit noch directeren Verhältnissen findet sich in Neuensalz bei Plauen. Es leben da 5 Generationen in einer Stube beisammen und zwar 1) die Urur großmutter, die 75jährige Wittwe E.; 2) deren Sohn, der 56jähcige Wittwer und Auszügler Dav. E.; 3) die 37jährige Tochter desselben, Ehr. Fr., die Frau des Bauergutöbesitzers Frdr. Aug. F.; 4) deren 21 jährige Tochter Ehr. Fr., verehel. R. und 5) deren 2jähriges Söhnchen. Seit wenigen Wochen aber ist das R. Ehepaar mit dem Söhnchen ausgezogen, um sich einen eigenen Heerd zn gründen. Es leben nun diese 5 Generationen zwar nicht mehr in einer Stube, aber doch noch in einem Dorfe beisammen. Man liest im „Württemb. Staats - Anz." : Gegenüber den zahlreichen Fällen von Hundswuth, welche neuerdings berichtet werden, machen wir auf eine von v. Lafsing in New-Ljork angewandte Methode zur Heilung der Wasserscheu mittes des Electromagnetismus aufmerksam, welche in einer medi- cinischen Zeitschrift in Dublin mitgetheilt wird. Der Patient, bei welchem alle andere Mitte! wie gewöhnlich fehlgeschlagen hatten, und welcher durch sein Umstchbeißen seiner Umgebung gefährlich war, wurde auf eine Matratze an gebunden, um beide Füße wurde ein Kupferdraht gewunden. Dieser Draht wurde an den Eonductor des negativen Pols befestigt und der Conductor des positiven Pols durch einen mit Essig und Salz getränkten Schwamm über den Hals, das Rückgrath und andere Theile des Körpers geführt mit der vollen Stärke der Batterie. Die Krämpfe hörten sofort auf und unter dem Einfluß der ElectricitLt nahm der Patient willig und ohne Abscheu Flüssigkeiten zu sich, aber nur so lange der electrische Strom in Wirksamkeit war. Nachdem der Strom in 12 Stunden zwölf Mal, je eine halbe Stunde angewendet worden, ging der Zustand der Wasserscheu und Wuth in einen der Seekrankheit ähn lichen über; der Kranke schwitzte, nahm Purgirmittel und fiel dann in Schlaf. Nach zwei Stunden erwachte er, über Kopfweh und große Schwäche klagend. Eine Woche darauf kehrte ein schwacher Anfall zurück; der electrische Strom, den er ebenso stark scheute, wie das Wasser, wurde wieder applicirt. Schlaf folgte und völlige Genesung. (Aehnliche Resultate sollen auf gleichem Wege bei Wundstarrkrampf erzielt worden sein.) Württemberg. Stuttgart, 2. Juli. Außer Hackländer find noch andere Hofbeamte vom jungen Könige plötzlich entlassen worden. Man behauptet» daß die Ent lassungen solche Männer betreffen, welche für österreichisch gesiam gelten. Oesterreich. Wien, 2. Juli. In Bezug auf die Nachricht, daß die deutschen Groß mächte das Eintreten des Bundes in die Action veranlasse» wollen, ist nur wahr, daß das Berliner Cabinet seine Ansichten in Bezug auf die Theilnahme des Bundes an der Action nicht geändert hat. Wenn indessen von einem der Mittelsiaaten ein dahin zielender Antrag am Bunde eingebracht wird, der übrigen- auch von Oesterreich unterstützt werden dürfte, hofft man, daß derselbe zum Be schluß erhoben wird. Sobald diese einmal eintritt und der Bund den Krieg an Dänemark erklärt, sind Particulargelüste, mögen sie nun auf Schleswig-Holstein oder auf Oldenburg gerichtet sein, nicht mehr zu fürchten. Wien, 4. Juli. Der „Presse" wird auS Kopenhagen gemeldet, König Christian habe direct und persönlich den vermittelnden Schutz des Kaisers der Franzosen nachgesucht. In Kronstadt ist am 27. v. M. nach einer Absperrung von neun Tagen durch die Ueberschwemmung wieder der erste Postwagen angekommen. Die Wasserftuthen sinken und nun wird an den zerstörten Brücken gearbeitet. Der Verkehr muß noch immer über Helsdorf gehen, da die Burzenbrücke längere Zeit zur Herstellung braucht. Der Verkehr mit der Walachei ist noch unterbrochen. Klausenburg, 28. Juni. Der durch 14 Tage fast ununterbrochen an dauernde heftige Regen hat die herrlichsten Saatfelder in Sandwüsten verwandelt und durchwühlt, Städte wie Mediasch und Elisabethstadt total zu Grunde ge richtet, Häuser wurden weggeschwemmt, Menschen und Thiere vom Hagel er schlagen; in offenen Wagen auf der Straße Fahrende hielten an und legte» sich unter die Wagen, um einen momentanen Schutz gegen die EiSmaffe» zu haben. Preußen. Berlin, 3. Juli. Der Kriegsminister v. Roon ist zurückgekehrt. Die Kostenanschläge für die Kriegführung treten nach dem Wiederbeginn der Feind seligkeiten gegen Dänemark unter einen veränderten Gesichtspunkt, da man auf ein ausgedehntes System der Vertheidigung und Bewachung der Küsten Bedacht zu nehmen und dafür zahlreiche Mannschaften disponibel zu halten hat. E< sind, dem Vernehmen nach, zwei ganze Brigaden zu diesem Zwecke auSerseh e^