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PouMndilchcr Anztigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MlifulMebeiMster ZHrgMg. Verantwortliche Redaclion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich viermal, und ;war Dienstag-, Mitlwcch-, Donnerstag- und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher prsonm»- n»o<to zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Ldlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag« 11 Uhr eingcben, werden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Eerichtsämte: und Stadträthe, für welche der Boigtländischc Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Rathslellcrpachter A. Oschütz, in Elsterberg lei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. 16. Juni 1864. Zeitungen. H u cL I e u. Aus Magwitz geht uns felgende Nachricht zu. Am I I. Juni feierte der auf dem hiesigen Nittergute dienende Pferdeknecht Johann Christian Mi litzer aus Planschwitz sein 25jähriges Ticustjubiläum. Seine Dienstherrschaft, Herr Emil Gräf und Fran Gemahlin, haue ihn diese Feier in derselben Weife bereitet, wie sie schon einmal, vor 6 Jahren, die silberne Jubelfeier ihres Kost- schäferö veranstaltet hatte. Der Jubilar empfing von seiner gütigen Herrschaft nach einer Ansprache an das ganze, 'Nachmittags 4 Uhr auf dem Gutshofe versam melte Dienst-und Tagelöhncrpersonal, die der Drtsgciftliche auf Grund von Pf. 101,6. hielt, ein Geschenk von 25Thlr. und dessen Familie 4 Stück zinnerne Deller. Darauf wurde die ganze Versammlung schlich bewirt', et und vergnügte sich in harmloser Heiterkeit durch Mufik und Tanz bis an den Abend, hielt auch noch Tags darauf, am Nachmittag des Sonntags, eine fröhliche Nachfeier. Wohl den Herrschaften, die ihre treuen Dienstboten also ehren, aber Wohl auch den Dienstboten, die ihren Herrschaften durch ihre Treue eine solche ehrende An erkennung ermöglichen! — Im Dorfe Mulda bei Frauenstein ereignete sich vor ungefähr 8 Tagcn ein Unglücksfatt. In der Stube eines dortigen Begüterten stand ein Fäßchen mit Buttermilch; die Kinder, darunter ein ! jähriger Knabe, spielten in der Stube, während sich die Mutter wegen Unwohlseins auf kurze Zeit zu Bett gelegt hatte. Da verlassen die ältern Kinder die Stube und lassen den kleinen Knaben allein; als sie aber wieder zurückkehrten, ist derselbe in Ler Buttermilch ertrunken. Jüngst kaufte Herr Fleischermcistec Weise in Rabenau aus dem Gme Heils berg bei Haiusberg ein Schwein, das 635 Pfd. weg und bei dem er nach dem Schlachten 85 Psd. Schmeer fand. Buchstäblich getreue Copie einer in der Nähe von Werdau angebrachten Warnungstafel: „Wer auf die sen Fuß weg Reuden fahren oder Träuben duth fällt in die Gesetzliche Strafe." Zwickau, 13. Juni. Bei dem Gewitter am Freitag Abend hat der Blitz in einem kurzen Zwischenraum zweimal in den Marienkirchthurm geschlagen. Beide darauf folgende Donnerschläge halten übrigens einen ganz eigenthümlichen Ton, und Personen, welche sich zufällig in der Nähe des Thurms auf dem Kirckhof befanden, behaupten übereinstimmend, es hätte nach jedem der Blitze ähnlich wie nach losgebranntem Pulver gerochen. — Vergangene Nacht in der 3. Stunde wurde die Einwohnerschaft durch die Feuersignale alarmirt. Es ist ein zum Fickentscherschen Etablissement gehöriger Vorrathschuppen, in welchem sich eine ziemliche Menge Breter, Latten, Heu und andere leicht brennbare Stosse befanden, niedergebrannt. Wie wir hören, wird Brandstiftung vermuthet. Mühltroff, 14. Juni. Heute hatten wir wiederum starke Gewitter mit partiellem Hagelschlag. Reuß. ck ü rsteu 1 h ü m e r. Schleiz, den 11. Juni. Der 10. Juni wird in allen, selbst den be herztesten Gemüthern, ein Tag des Schreckens bleiben. Ein sogenanntes böh misches Gewitter, dem der ganze Artilleriepark des Himmels in grauenerregen der Weise Respect verlieh, entlud sich gestern Nachmittag über uns. — ES schien, als ob die stets einander feindlichen Elemente, Feuer und Master, einen Bund geschlossen hätten, um unsere Stadt dem Untergange zu weihen. Denn es ist nunmehr sicher feftgestclll, daß der Blitzstrahl in und in der nächsten Umgebung von Schleiz nicht weniger als 16 Mal in ununterbrochener Reihen folge verderbcudrohend herniedergrollte, darunter ein Mal auf das Willweber'sche j Haus und die Neutcr'sche Scheune am Löstauer Weg. Zum Glück aber zündete ! er au keiner Stelle. Dabei war völlige Windstille, der Wolkenstand ein so ' niedriger und die Wolkenschichten lagerten so dicht über einander, daß allgemein ! die Befürchtung Platz grisf, ein Wolkenbruch werde niedergehen. Das Gewitter f erreichte seinen Höhepunkt Nachmittag halb 3 Uhr, nachdem cs bereits Vor- i mittags zwischen 10 und 11 Uhr von der Ferne inhaltsschwere Signale ge- geben hatte. Das Feuer siel im wahren Sinne des Worts vom Himmel, > und waS den Schreck und die Angst noch erhöhte, war die tiefe Dunkelheit, t welch: fick' gleich der Nackt weit über daö Land ausoreitete, daö gehc.mnißvolle, - hagclvcrheißcndc Rauschen und im Augenblick der höchsten Gefahr der Feuerruf, s vermischt mit dem dumpsen Stöhnen der Sturmglocke. Während ich dies schreibe, ist Friede und Ruhe in der auf's Aeußerste empört gewesenen Natur f bereits wieder cingezogen — die befiederten Sänger bringen uns auch heute i aut den segenverheißeudcn Obstbäumen ihren alten, lieben Morgengruß und der hoffnurrgsvolle Stand unserer Feldfrüchte verkündet, daß die Gnade des Him mels über uns gewaltet hat. Nur noch leichtes, zerrissenes Gewölk giebt Zeug- ! niß von dem gewaltigen Nalurereigniß. (Oberl. An;.) Oesterreich. Wien, 12. Juni. Daß die deutschen Mächte die Verlängerung der Wasscnruhe aus weitere 14 Tage angenommen haben, hat hier einigermaßen überrascht, da man nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen überzeugt sein mußte, daß Dänemark diese Waffenruheprolongation nur dazu benutzen wird, um mit seinen Seerüstungen, die es im Geheimen betreibt, fertig zu werden. Man sagt jetzt freilich, England werde inzwischen einen neuen Vermittlungs- Vorschlag aufstelleu, der „alle Aussicht habe," angenommen zu werden. Darauf ist aber nicht zu bauer,, und ist cs unter solchen Umständen begreiflich, daß auch die alliirten Mächte nicht müßig sind. Oesterreichischer Seits ist eine Verstär kung des sechsten Armcecorps angeordnet worden, und die zur Verstärkung der Nordseeflotille bestimmten drei Fregatten sind zum Auslaufen bereit. Diese letzteren gehören zu den schnellsten Schiffen der kaiserlichen Marine, und da die Zeit der Stürme vorüber ist, so werden dieselben die Fahrt in die Nordsee in verhältnißmäßig kurzer Zeit machen können. In Bezug auf den weiteren Ope rationsplan für den Fall der Wiederaufnahme des Kampfes ist bereits eine Einigung erzielt und wird als erste Altaqne von Fridericia auS der Augriss auf Fühnen bewerkstelligt werden. Preußen. Berlin, 13. Juni. Wie die Nordd. Allgem. Ztg. heute Abend meldet, sind von Seiten Preußens nicht in Frankreich, sondern in Amerika Ankäufe von Kriegsschiffen erfolgt, und zwar als die drei Schiffe, von welchem die „Cor- rcspondenz Stern" redet. Schleswig-Holstein. London, 14. Juni. Die heutige „Times" schreibt: England möchte die Grenzbestimmung zwischen Schleswig und Dänemark einem Schiedsrichter anvertrauen. Der BundeSbevollmächtigte, Frhr. v. Beust, proponire für Schles wig eine zonenweise, von Süden nach Norden fortschreitende Volksabstimmung, bis die Zone erreicht werde, welche für Trennung von Dänemark stimmt.