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UoüchäMäM' Anzeiger. Amtsblatt für das königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnfnndMenzilMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese» Blatt erschein: wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pi-Lnums- r»mlo zu entrichten ist, auch bei Beziebnnq dnrw die Post, 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später cingcdende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnabme. — Inserate'werden mit 1 Nqr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. Für die auswärtigen ttöiüP. Eerichisämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Nathskellerpachler A. Osebütz, in Elsterberg bei Herrn F. 29. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meper, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. 58« 31. März 1864. Auf den beiden Kriegsschauplätzen steht es verschieden. In Jütland, vor der Festung oder vielmehr dem verschanzten Lager von Fridericia, ist Ruhe eingetreten. Die Verbündeten haben begrisscn, das; ohne schweres Belagerungs geschütz gegen die Festung nichts auszurichten und das; cs um so weniger nöthig sei, dieses mit ungeheurer Mühe uud schweren Kosten hinunter nach Jütland zu schleppen, und die Festung mit schwerem Verluste ;n stürmen, als es für den Fortgang des Krieges gleickgiltig erscheine, ob Fridericia mit blutigen Opfern genommen oder blos eingeschlossen erhalten werde. Taher sind die preußischen Garden von dort weiter nach Jütland hineingezogcn, und die Oester- reicher halten Fridericia eingcscklossen, damit die Dänen nicht ausfatlen. Ganz Jütland wird nun von Ocsterreickern und Preußen überschwemmt werden, süv' welche die Jüten alles Mögliche liefern müßen. Vater Wrangel schreibt tüchtig Contributionen und Lieferungen aus; wenn die jütischen Bauern für die Tonne (reichlich einen sächsischen Scheffel weit) Ackerboden 1 Thlr. Ceutribikivn zahlen müssen, so scheint uns dich gerade genug. Es schadet aber den Dickköpfen nichts, sie haben's durch ihre Plackereien an den Schleswigern nnd Holsteinern redlich verdient, und es ist nur schade, daß nicht auch die Jnseldänen unmittel bar vom Kriege zu leiden haben. - Vor Düppel dagegen rastet der Kampf nicht; cs ist Ehrensache für die Verbündeten, die Düppeler Schanzen nebst der Insel Alseu zu erobern, und dies; wird und muß geschehen, kostet aber natür- "h noch so und so viel Menschen. So stehen die Kriegsaugelegenheiten. Wetüger günstig steht's in der Diplomatie. Sicher scheint, daß eine Conseren; ohne vorher zu bestimmende Grundlage zu Staude kommen werde, aber auch daß die zwei deutschen Großen daS Verlangen der Dänen, auf die Grundlage des Londoner Protokolls zu nnterhaudelu, rund abgeschlagen haben. Würden die Dänen und die übrigen Unterzeichner des säubern Protokolls auf diesem Verlangen bestehen, so ist im Voraus abzuseheu, daß aus der ganzen Conferenz nicht das Geringste herausspringt. Wir vermögen aber auch nicht abzusehen, wie eine Couserenz ohne Grundlage gehalten werden soll! Wenn Gesandte Zusammenkommen, um zu berathen, so müssen sie doch gewiß einen Gegenstand haben, über den sie berathen! Die Engländer sind ganz versessen auf die Con- ferenz, Lenis Napoleon aber hat sich noch nicht darüber hören lassen und will angeblich warten, was der deutsche Bund thnt. Die nichtdentschen Großmäckte stehen unbezweifelt auf Seite Dänemarks, wollen eine Trennung der Herzog- thümer von Dänemark nickt zugeben, sondern die Integrität, d. h. den bis herigen Umfang Dänemarks aufrecht erhalten wissen. Das ist schlimm, und wohlnntcrri l tete Stimmen aus Preußen meinen, mehr als eine Personal union der Hc.zogthümer mit Dänemark, d. h. Schleswig-Holstein als selbstständiger Staat mit eigenen Finanzen, eigener Verwaltung rc., über den der Dänenkönig Herzog sein würde, dürfte nicht zu erreichen sein. Dabei müßte Gewähr ge schafft werden, daß Schleswig nicht wieder der Rache der wüthenden Dänen verfalle. Eine solcke Gewähr würde die Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund sein. Wir können nochmals versichern, daß vorstehende Vorschläge die Absichten Oesterreichs und Preußens ausdrücken, nach welchen man den Augustenburger und sein Erbrecht, mithin die volle Selbstständigkeit Schleswig-Holsteins als deutscher Staat unter seinem rechtmäßigen Herzog Friedrich hat fallen lassen. Und dieß ist noch schlimmer. Jndeß rechnen wir nach wie vor auf den Kopen hagener Pöbel, auf die Wuth der Dänen, denen an einer Personal-Union durch ¬ aus nichts liegen kann, weit sie Schleswig nach wie vor aussaugen wollen. Diese werden sich auf ihre Flotte und Jnsellage steifen und in ihrer Hartnäckig keit die deutschen Großen weiter Md immer weiter treiben. Wir rechnen noch auf die bisherige Haltung des Unvergleichlichen an der Seine, ohne den England und Rußland Fußschellen angelegt sind. Schweden rüstet, und wenn auch der schwedische Minister Manderström auf die unrechtmäßige, gewaltsame und gewissenlose Behandlung, welche Dänemark von Deutschland erfahren müsse, schimpft, damit ihm nicht vom Stockholmer Pöbel abermals die Fenster einge- worsen werden, so sind Rüstungen und Versicherungen, daß man die heiligsten Rechte Dänemarks schwedischer Seits nicht ungestraft werde mit Füßen treten lassen, auf Deutsch dahin auSzulegen, daß Schweden, sollte Dänemark in Trümmer gehen, die dänischen Inseln und Jütland, noch lieber auch noch Schleswig gar zu gern mit Schweden vereinigen werde, bekanntlich ein Lieblingß- gedankc LouiS Napoleons. Daran liegt aber den Dänen nichts, die recht wohl wissen, daß die hilfreichen Schweden, wenn sie einmal Kopenhagen und Seeland schützend besetzt haben, schwerlich wieder fertzubringcn sein dürften. Dieß sind unsere Hofsnungsstützen. Nichts aber, gar nichts Hessen wir von den einmüthigeu Volksversammlungen am 2. Osterfeiertage in ganz Deutschland. Diese sind recht schon, helfen aber nicht einen Zoll weiter, da mit allen Reden und Be schlüssen derselben nur die ohnedieß überflüssig bekannte Gesinnung des ganzen deutschen Volkes zum tausendsten Male kund gegeben wird. Auch hoffen wir gar nichts vom Nationalverein, der wieder einmal eine Schwenkung gemach^ den früher gepriesenen Herzog Friedrich und sein Recht aufgegeben hat, ja ihn s anfeindet, daß er nichts thue, dafür aber wieder eine Vereinigung der Herzog- i thümer mit Preußen, natürlich zur Verstärkung desselben und endlicher Erreichung des deutschen Bundesstaats mit preußischer Spitze betreibt. Und doch beruhe» auf Geltendmachung der Rechte des Herzogs Friedrich die Hoffnungen Deutsch lands für Schleswig-Holstein! Hat Herzog Friedrich kein Erbrecht, woher soll ' das Recht Deutschlands ans die Herzogthümer kommen? Und doch würde eG ! der Gewinn des großen Looses für Bismark und seine Junker gewesen seiv^ , wenn Herzog Friedrich unbesonnen genug gewesen wäre, Freischaaren zu bilden die Turner aufzurufen, mit einem Worte ein Stückchen Revolution zu versuche^ um zu seinem und Deutschlands Rechte zu kommen. Wenn man vom polnische« j Adel sagt, daß er nichts gelernt und nichts vergessen habe und sein Grab sich ; selber grabe, so läßt sich dieß mit eben so gutem Grunde von einer gewisses Art von Demokratie behaupten, die ebenfalls Methusalems Alter erreichen kan^ ohne zu vergessen und zu lernen. — Zeitungen, wachse n. Wir sind in den Stand gesetzt, unsern Lesern in Plauen die angenehme Mitteilung zu machen, daß ungeachtet der für den Stadthaushalt kostspielig« dießjährigen Brände die städtische Umlage nur um eine halbe Quote zu erhöh« ist, mithin statt der vorjährigen neun und einer halben Quote für dieses Jähr zehn Quoten erhoben werden. Wie bereitwillig unsere Oberpostbehörde jedem billigen Wunsche entgeg«- kommt, dafür giebt die sofortige Genehmigung eines in Plauen vorbereitet« und durch den derzeitigen verehrten Vorstand des hiesigen Postamts befürwortet« Gesuchs, nach welckem die Sonntags-Extrabeilagen zur Leipziger Zeitung ss