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den Projectilen); sc fiel em derartige- Bonbon — von der österreichischen Batterie in Fahrdorf abgeschosten — in ein Zimmer in Schleswig, »n welchem sechs Personen saßen. Alles wurde zertrümmert, Möbel, Fußboden, Plafonds und Wände — nur die Personen blieben unbeschädigt! Wenn man sich nur darauf verlassen kennte, daß die perfiden Hohlgeschoffe jederzeit so menschliche Anwandlungen haben, wie m den vorerwähnten Fällen, dann würde das Sol datenleben im Kriege nicht unbedeutend an Heiterkeit und Behaglichkeit gewinnen — aber mit der Granate ist kein ew'ger Bund zu flechten und die Hohlgeschosse platzen schnell! Im Hauptguartier zu F. vertrieb man sich vor Kurzem die Zeit durch Auf geben und Rathen von Eharakcn. Auch der greise Felkniarschall W. wurde veranlaßt, ein Räthsel zum Besten zu geben. Er willfahrte der Bitte und fragte: „Was ist das? Die erste Shlbe brüllt im Stalle, die zweite wiehert im Stalle und das Ganze liegt so lange auf dem Boden, bis man verreist?" Obwohl das Errathen ter Sylben dem versammelten Kreise keine Schwierigkeiten bereitete und ein Jeder darüber im Klaren war, daß nur „Kuh" und „Pferd" die richtige Deutung sein könne, so konnte man doch dadurch zur Lösung des Ganzen nicht kommen. Der alte Herr mußte sich entschließen, dieselbe zu geben, und gab sie mit dem Worte „Kufsert," waö in seiner Sprachweise gleichbedeutend mit „Koffer" ist. — Als sich die ungeheure Heiterkeit, die nach der Lösung des „Kuffert" den ganzen Kreis der Waffenbrüder ergriffen, in etwas gelegt hatte, ergriff der General H. mit Folgendem das Wert: „Was ist das? Hinten hängt 'ne Tasche und vorne steht Therese." — Algemeines Schweigen, Keiner räth's. „Nu, meine Herren," lachte endlich der alte General, „de Nesetasche'." Als kürzlich — so erzählt ein Referent der Nat.-Ztg. aus Rinkenis — die Pallisaden und Baracken-Stücke der Dannewerke auf 78 Wagen durch Rin- kenis transportirt wurden, äußerte ein Gefreiter (seines Zeichens Kaufmann): Da fährt der Sundzcll.'" — Aus den Ablösungsgeldern für diesen Zoll wur den nämlich die Schanzen des Dannewerks gebaut. Däne m n r k. Eine Eorrespondenz von der Armee schreibt u. A. in Faedrelandet: „Es ist unangenehm genug, daß die Deutschen eine solche Masse Gefangene machen; dauert das so fort, so wird man die dänische Armee nach Verlauf eines Iahreö gemächlich in Spankau, Küstrin, Magdeburg und Wittenberg einquartirt finden." Die Ursache des Verlustes so vieler Gefangenen schreibt der Correspondent cheils dem veralteten Vorpostensystem zu, wonach die Vorpcstenlinie weiter ausgedehnt wird, als besetzt werden kann, cheils der Unbeweglichkeit der zu schwer be kleideten Truppen, und endlich der Uebcrlegenheit des Feindes im Manövriren. Theils aus Jütland (Fridericia), theils von Alscn treffen in Kopenhagen unter Escorte viele Südschleöwiger ein, die jetzt wegen verweigerten Gehorsams und da die Anwendung der Krummschließung in Eisen sich sogar erfolglos er wiesen hat, zu Zwangsarbeiten verwendet werden sollen. Die meisten derselben haben Weib und Kind in der Heimath, trotzdem aber widersetzen dieselben sich mit einer noch größeren Willenskraft, als die soeben permittirten holsteinschen Soldaten. Nachrichten aus Kopenhagen vom l6. d. melden: Die „Berling'sche Zeitung" veröffentlicht ein Telegramm aus Son der bürg vom 15. d., wonach die Einwohnerschaft in Folge des Feuers von vier preußischen Batterien ent flohen ist. Das andauernde Bombardement verursacht großen Schaden. (Es bestätigt sich also diese gestern gegebene Nachricht.) London, 20. März. Aus Kopenhagen wird vom heutigen Tage ge meldet: Heute Morgen ^0 Uhr wurde das Bombardement der Festung Fride ricia von mehrern Seiten begonnen und um 1 l Uhr Vormittags dasjenige gegen die südliche Frontstellung der Tüppeler Schanzen erneut ausgenommen. Die Kopenhagener „BerlingSke Tidende" vom 19. d. M. sagt: Die Nachricht, daß Dänemark die Conferenz auf Basis der Uebereinkunft von 1851 ohne Waffenstillstand annehme, fei in ihrem wesentlichen Theile richtig. London, 21. März. Die heutige „Morning-Post" meldet: Dänemark hat die Annahme des Waffenstillstandes verweigert und fordert als Basis der Conferenz die Originaltrennung Schleswigs von Holstein, sowie die Union Schleswigs mit Dänemark. Es besteht somit auf der Basis der Unterhand lungen von 1851 und 1852. Polen. Als vor 3 Jahren der gegenwärtige russische Kaiser das unendlich schwierige Werk der Befreiung von 22 Mill, russischer Bauern aus ihrer bisherigen Leib eigenschaft oder Sclaverei und deren Umwandlung in freie Grundbesitzer unter nahm, mußte Jedermann erkennen, daß durch die Ausführung dieses Riesen werkes Rußland an innerer Kraft mehr gewinnen werde, als durch Eroberung mehrerer Provinzen. Das Werk mußte ja für Rußland von unendlich wichtiger sozialer, bürgerlich-gesellschaftlicher Bedeutung sein. Aber damals dehnte sich Bekannt Der unterm 10. dieses Monats vom Fürstlich Reußischen Iustizamte Gottfried Döschner aus RoderSdorf ist bis heute daselbst nicht eingetroffen, wesh haften und anher tranSportiren zu lassen. Plauen, am 21. März 1864. kiese Maßregel noch nicht auf Polen auS. Der wahnsinnige polnische Aufstand vom Januar vorigen Jahres hat nun aber auch am 2. März heurigen Jahre-, am Geburtstage des russischen Kaiser-, den polnischen Bauern die Befreiung von der Leibeigenschaft gebracht und sie zu freien Grundbesitzern, zu selbstständigen Eigenthümern und Staatsangehörigen gemacht. Und so ist dieser 2. März das wahre Ende Polen-, nämlich des bisherigen adeligen Polen-. Die Maß regel ist offenbar politischer Natur, kenn die kaiserliche Bekanntmachung sagt ausdrücklich, daß diese Befreiung eine Belohnung für tie gute Haltung der Bauern während des gegenwärtigen Aufstandes sein soll. Der Kaiser aber hat seine wehlthätige Hand weit geöffnet. Der polnische Bauer ist vom 2. Mär; d. I. an Eigenthümer aller Ländereien, die er gegenwärtig inne hat, diese mögen angehören, wem sie wollen. Alle bisherigen Leistungen an die Guts besitzer hören auf. Gebäude, Vieh, Werkzeuge, Aussaat — AÜ.S gehört von nun an dem Bauer, auch das Unterirdische. Jagd, Fischerei und Schankge rechtigkeit fällt an die Gemeinde. Tie Bauern haben künftig nur eine Grund steuer im Betrag von zwei Dritteln der bisherigen Gutslasten zu entrichten. Die Gutsbesitzer werden in der Art entschädigt, daß ihre bisherigen Einnahmen auS Frohnen und Abgaben abgeschätzt werden. Von Frohndienstnutzen wird */Z, von den Abgaben 1/5 abgcstrichen, das Ganze mit 10^. multiplizirt, capitalisirt, und der dafür ausgestellte Rentenbrief mit 4"/g verzinst und mit 1 "/y allmäh lich getilgt. Dadurch wird das Einkommen der Gutsbesitzer mindestens auf die Hälfte herabgesetzt. Die natürlichen Folgen werden sein, daß die Gutsbesitzer deutsche, rationelle Landwirthschaft mit freien Arbeitern einführen müssen, wenn sie bestehen wollen. Nun sind aber zahllose Gutsbesitzer durch den Ausstand halb oder ganz ruinirt, und ihr Besitzthum wird allmählich in andere, wahr scheinlich deutsche Hände übergehen. Eben so wichtig ist die Gemeindefreiheit, die der Kaiser den polnischen Bauern gegeben hat. Die Gemeinde wählt ihre Vorstände, (Wojts) Beisitzer (Solihs) selbst und verwaltet ihre Angelegenheiten völlig selbstständig. Das Gemeindegericht, von der Gemeinde frei gewählt, tritt wöchentlich einmal zusammen und verhandelt mündlich und unentgeldlich. So ist mehr als 2 Millionen polnischer Bauern Freiheit und bürgerliche Stellung geschenkt worden, von der nur zu wünschen ist, daß sie dieselbe gut anwenden; der polnische Adel aber hat sich durch den gegenwärtigen Aufstand sein eigenes Grab gegraben. R u fz l a u 0. Dem statistischen Atlas des H. Richter zufolge, bewohnen die Russen und Polen das Ukrän'sche Gouvernement nach folgendem Verhältnis: Russen Polen Kiew 1,592,838 89,153 Podolicn 1,292,170 223,920 . Wolhynien 1,133,482 180,694 Summa 4,018,490 Russen und 493,767 Polen. Es giebt folglich in der Ukräne neun Russe» auf einen Polen. Das ist die beste Antwort auf die unwissenden fremden Zeitungen, welche die Ukränschen Provinzen für Polen vindiciren. Wir wollen außerdem bemerken, daß die 400,000 polnischen Bauern von diesem Gouvernement Rußland ganz ergeben sind, und daß sie sich nie werden zu Handlungen gegen die Regierung des Kaisers hinrcißen lassen. Eine sehr merkwürdige Thatsache, welche nicht zu Gunsten deS polnischen Aufstandes spricht, ist noch nicht in der Presse besprochen worden. Unter den in Polen und Lithauen lagernden russischen Truppen, hauptsächlich bei der Garde, sind Tausende von Soldaten polnischer Nationalität. Diese Tapferen haben sich überall ebenso gut geschlagen als ihre russischen Kameraden. Es sind nur drei oder vier vereinzelte Fälle, wo russische Soldaten polnischer Herkunft den Bitten der Priester oder der Frauen Gehör geschenkt und ihre Fahne verlaffen haben. Bei der Garde war nicht eine einzige Desertion. Frankreich. Paris, 19. März. Bis jetzt ist in Sachen der Conferenz und des Waffenstillstandes noch nichts entschieden. Das dänische Cabinet hat die Vor schläge zur Güte nicht absolut abgelebnt, aber es stellt Bedingungen und will auf der Basis der Stipulationen von 1851 und 1852 unterhandeln. Es stellt als letzte Concession die Verzichtleistung auf Holstein als Provinz des Gesammt- staates in Aussicht. — Die mexikanische Schuld ist nicht auf die Summe von 350 Millionen, sondern auf 200 Millionen sixirt, die in zehn Jahren gezahlt werden sollen, aber schwerlich bezahlt werden. Die Unterhandlungen mit Roth schild wegen einer mexikanischen Anleihe scheinen gescheitert zu sein. Wie eS heißt, hat einer der Adjutanten des Kaisers, der General Leben*, die Mission erhalten, die mexikanische Fremdenlegion, die aus 8000 Mann bestehen wird, zu organisiren. mach u n g. Schleiz mittelst Zwang-paffes in seine Heimath gewiesene Müllergeselle Christian alb gebeten wird, denselben beim Betreten, dafern er nicht Arbeit gefunden, ver- DaS Königliche GerichtSamt. Damm.