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VoiglliinWxr Anzciger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnslllMebellzWer Jahrgang. Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dicks Blatt erschcint wöchentlich vicrmal, und ^war Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSpreis, welcher pl-Laa-»»- nan-ln ;u entrichten ist, auch bei Beziehung durch d:c Post, 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags II Uhr eingehen, werden in die TaqS darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstsolgcnden Nummer Aufnahme. — Inserate'werden mit 1 Ngr. für die gespaltene «corpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. - Für die auswärtigen stönigl. Gcrichlsämtcr und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt'ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa -ei Herrn Nalhskellerpachtcr A. Dschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mever, in Mühltroff bei Herrn Ehaufieegelder-Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. 4V» 23. März 18S4. 8 a ch l e n. Nach amtlicher Bekanntmachung des k. Kriegsministeriums über die dem Stellvertretungsfonds der k. fächs. Armee im Jahre 1863 zugeflossenen Ein standsgelder und deren erfolgte Verwendung haben 15 dienende Soldaten und 674 Militärpflichtige sich mit je 300 Thlr. und 4 2 dienende Soldaten und 1 Militärpflichtiger mit je 150 Thlr. lodgekauft und sonach zusammen 213,150 Thlr. Einstandsgelder bezahlt. Dresden, 21. März. Die zweite Kammer hat heute die Berathung des Ausgabebudgets für das Departement des Krieges begonnen und die all gemeine Debatte zu Ende geführt. In Bezug auf die von der Regierung be antragte Erhöhung der Armee um 2000 Mann (incl. 239 Unteroffizieren und Spielleuten) und 59 Offiziere hat die Kammer den Antrag der Majorität ihrer Finanzdeputation: „diese postnlirte Vermehrung der Armer um 59 Offiziere und die beantragte Erhöhung der Mannschaftspräsenz mit der ausdrücklichen Verwahrung zu genehmigen, daß diese Bewilligung ebenso wenig, als die Wieder- bewilligung des vom letzten Landtage genehmigten Armeebestandes, eine Aner kennung der Auslegung der Bundeskriegöverfassung, wie sie das königl. Kriegs ministerium aufstellt, in sich schli-ßt, und zu erklären: daß alle nachfolgenden einzelnen, zur Genehmigung gelangenden Ansätze als nur unter dieser Ver wahrung erfolgt zu betrachten seien," mit 39 gegen 31 Stimmen angenommen. Am 19. gegen Mittag ist das zum Nittergute Schönefeld bei Leipzig ge hörige Schäfereigebävde, worin sich 500 Ctnr. Heu, 15 Schock Stroh, aber keine Schafe befunden haben, niedergebrannt. Das Feuer ist, wie man hört, von dem 12jährigen Sohne eines in jenem Gebäude wohnhaften Taglöhners, einem uugerathencn, wiederholt schon wegen Entlaufens und Vagabondirens Polizeilich vorgekommenen und bestraften Knaben, verwahrlost oder angelegt wor den. Der Knabe ist unmittelbar nach Ausbruch der Flammen in der Wohnung 'seiner Eltern nach Abtnaundorf zu entflohen, jedoch eingeholt und an das Ge richt abgeliesert worden. Oesterreich. Dem Vernehmen nach ist die Aufstellung eines neunten Armeccorps und zwar in Tyrol und Vorarlberg, beschlossen und bereits in der Ausführung be griffen. In Pesth ist am 15. ein Putsch zu früh ausgebrochen und deßhalb leicht erdrückt worden. Daß von dem Hauptsitze der ungarischen Auswanderer, von Turin, neue Maßnahmen gegen die österreichische Negierung getroffen worden sind, und daß jetzt Bukarest als Sammelpunkt der Feinde Oesterreichs betrachtet werden kann, das ist gewiß. Preußen. Wie der „St.-Anz." schreibt, hat dem Vernehmen nach Se. Majestät der König dem Capitän zur See Jachmann telegraphisch die Allerhöchste Anerken nung für die von Seiten der Marine gegen die große feindliche Uebermacht bewiesene Tapferkeit auszusprechen und den genannten Offizier zum Contre- Admiral zu eruennen geruht. 8 ch s 6 8 m i g - H o l st e i n. Die Times bringt eine Depesche aus Sonderburg, worin gemeldet wird, daß am 17. Morgens eine starke Kanonade und ein Gefecht längs der ganzen Linie begann. Die Preußen nahmen nach heroischem Widerstande der Dänen das Dorf Düppel und die Position Tonbjerg. Die Position Düppel ist un versehrt. Die Preußen entwickelten eine vierfache Uebermacht; ihre Artillerie trug drei englische Meilen (^5 deutsche) weit. Wien, 2 l. März. Aus Kongsiedt (?) wird vom gestrigen Tage gemeldet: Heute Morgen hat die Beschießung der Stadt Fridericia begonnen und wurde dieselbe den ganzen Tag über mit Erfolg fortgesetzt. Die Stadt brannte an mehrer» Stellen. Alle anwesenden Dampfer und Segelschiffe vermittelten den fluchtähnlichen Abzug ter Bevölkerung. Das Feuer der österreichischen Batterien wurde schwach erwidert. Berlin, 21. März. Vor Fridericia wurden in der Nacht vom 19. zum 20. März die Batterien fertig gebaut und armirt. Ein nächtlicher Ausfall des Feindes wurde zurückgeschlagen und den Preußen hierbei ein Offizier (Leutnant v. Schaper vom 3. Garderegiment) und ein Mann getödtet. Von halb sechs Uhr Morgens gestern wurden Festung, Stadt und Lager vor Fridericia be schossen. Sehr gut getroffen. Die Stadt wurde an mehrern Stellen in Brand geschossen, feindliche Geschütze demolirt. Das feindliche Feuer war nur mäßig und ohne Erfolg. Ein Oesterreicher wurde verwundet. Die Beschießung wird fortgesetzt. Der Kronprinz und Prinz Albrecht (Vater) von Preußen, sowie der Fürst von Hohenzollern wohnten derselben bei. Flensburg, 18. März. Das Feuer auf die Düppeler Schanzen hat wieder begonnen. Eine furchtbare Kanonade ist vernehmbar. — Abends: Ein gebracht sind soeben von Düppel 271 gefangene Dänen, unter denen sich nur 2 Schleswiger befinden. — 19. März: Viele Verwundete sind hier angekom men. Die Garde (?) und das 18. Regiment (Polen) rückten in Eilmärschen auf Düppel zu. In Tondern haben bei der Abstimmung der Bürger über Beibehaltung der dänischen Sprache als Schulsprache oder Wiedereinführung der deutschen 5S5 gegen, und nur ein Bürger für Beibehaltung der dänischen Sprache gestimmt. Bei Rccognoscirung der feindlichen Stellung durch Offiziere deS öster reichischen Stabes haben es die Dänen besonders auf Federbüsche abgesehen, und wo ein solcher erschien, da wurde er der Zielpunkt von Vollkugeln. Oberst- Leutnant Weiser, der österreichische Artilleriechef, der, da er kürzlich die Punkte für die Batterie-Anlagen auszumitteln hatte, um jeden Preis eine Uebersicht gewinnen mußte, stieg deshalb vom Pferde, nahm das Gewehr eine- gefallenen Dänen auf die Schulter und ließ den ihn begleitenden Feuerwerker das Gleiche thun. Die vermeintliche Patrouille schien den Dänen nicht der Mühe des Be schießend werth, und Dank dieser Kriegslist konnte der Offizier ziemlich un belästigt seine Rccognoscirung vornehmen. Vorsichtig gegen Westen sich vor schleichend, stieß er auf einen Trupp preußischer Offiziere, welche die Neugierde auf einen Aussichtspunkt gelockt hatte; der Oberst-Leutnant warnte die Herren, sich nicht dem Feuer der Dänen auszusetzen, die sehr richtig zu zielen verständen; kaum hatte er aufgehört, zu reden, als zwischen ihm und der Gruppe eine 84pfündige Granate einschlug und mit furchtbarem Knalle Plaste. Al» sich der Rauch verzog, trat der von den Offizieren für todt gehaltene Oberst-Leutnant wie eine Erscheinung aus dem Qualm mit den Worten heraus: „Sie sehen, meine Herren, daß die Dänen nicht schlecht schießen!" Der Knall der Explosion war so hestig, daß der an derlei Musik gewöhnte alte Artillerist durch zwei Tage auf dem einen Ohre taub war. Trotzdem steckte ec mit aller Ruhe eiu tüchtiges Sprengstück von der Granate zu sich, die ihn wunderbarer Weise nicht getödtet hat. Granaten sind überhaupt sonderbare Kauze (die Humoristen unter