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VoiglliiiiWtr Anztigkr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsümter llnd Stadtrache zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsmWebenzilMr Zahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blakt erscheint wöchentlich die rin al, nnd zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonncmrntspreis, welcher primmn»- ritn-lo zu entrichten ist, auch bei Bezicdung durch die Post, 1 Lhlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tag- darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Korpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträtke, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa der Herrn Rathskellerpachlcr A. Dschiih, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, iü Äühltroff bei Herrn Chausseegelder-Cinnehmer Holzmüller. Mittwoch. 2. Mär; 1864. Glücklich, dreimal glücklich und viermal ist zu Preisen, wem es in diesen Tagen vergönnt ist, die Zeitungen, deren Inhalt ihm die Galle in's Blut und die Schamröthe in'S Gesicht treibt, in den Winkel zu werfet, sich aller Theil- nähme an den Welthändeln, jeglichen Gefühls für Ehre und Schande des Vater landes, für Recht und Unrecht zu entfchlagen, dafür aber desto mehr des nahen den Frühlings, der guten Kartoffeln, des wohlfeilen Brodes, des von 7 auf 6^ herabgesetzten Diskonts der englischen Bank und der Aussicht auf „Ruhe" sich zu freuen, oder über schlechten Geschäftsgang, niedrige Getreidepreise und bodenlose Wege zu klagen. Denn gewiß, die Conft. Ztg. hatte vollständig Recht, wenn sie am vorigen Bußtage mit schwarzem Trauerrande erschien und gedach ten Bußtag auch als politischen Bußtag gefeiert wissen wollte, da die Abstim mung und Verhandlung am Bundestage in Frankfurt Tags vorher das Stärkste ist, was jemals Deutschland geboten wurde, obgleich man an Vieles und Starkes schon hinlänglich gewöhnt ist. Der Ausschuß für die hclsteinsche Angelegenheit am Bunde hatte in seiner Mehrheit (Baiern, Sachsen, Hannover und Wür- temberg) beantragt: 1) das Londoner Protokoll für unverbindlich für den deutschen Bund zu erklären; 2) zu erklären, die Ausführung des.Protokolls sei durch die spätem Ereignisse, durch Dänemarks Verhalten gegen Schleswig-Holstein un möglich geworden und der Bund nicht in der Lage, das Protokoll jetzt anzu erkennen und zur Grundlage seiner Entschließungen zu machen; 3) die Vollmacht des dänischen Bundestagsgesandten daher nicht anzuerkenncn; 4) den Ausschuß für die holstein-lauenburgsche Verfasfungßangelegenheit zu beauftragen, über die Erbfolge in Holstein-Lauenburg ohne Rücksicht auf das Londoner Protokoll bal digst Vortrag zu erstatten. Dagegen hatten die beiden Großen beantragt, 1) diese vier Anträge abzulehnen; 2) auf die Prüfung der Erbfolgefrage und der damit verbundenen Vorfrage in Helstein-Lauenburg eiuzugehen. Die Anträge 1 und 2 der Ausschußmehrheit wurden denn auch abgelehnt, indem Hannover gegen seinen eigenen Antrag stimmte!!, die Anträge 3 und 4 an genommen, dadurch aber die Anträge der beiden Großen erledigt. Hierauf beantragten die Staaten, welche neulich in Würzburg beisammen waren, die Einberufung der Holsteinschen Stände, Oesterreich und Preußen aber die Übertragung des Oberbefehls über d-ie Exekutionstruppen in Holstein an Preußen und die Ernennung zweier neuen großmächtlichen Bundescommifsäre. So stehen die Sachen. Da Hannover und Kurhessen mit den beiden Großen gehen, ist im Voraus gewiß, daß über acht Tage dieser letztere Antrag durch geht. Dann sind die Herzogthümer ganz in die Hände der beiden Großen gegeben, Herzog Friedrich von Holstein wird aus seinem Erbe ausgewiesen, die Conferenz der Großmächte sammt Dänemark berathet und beschließt über zwei deutsche Länder, ohne daß dem deutschen Bunde aus Gnaden mehr als eine beratende Stimme dabei gestattet wird, das kostbare deutsche Blut ist umsonst vergossen, Schleswig-Holstein-Lauenburg kommt unter irgend welcher Form mit allen papierenen Gewährleistungen, die von den Dänen niemals ge halten werden, wieder unter dänische Fuchtel, die Banknoten steigen und Ruhe und Friede, wie im Grabe, zieht wieder ein in Deutschland und in Schleswig- Holstein meerumschlungen und stammverwandt; aber das politische Uebergewicht der beiden Großen über die Mittelstaaten in Deutschland ist wieder gewonnen, der Preuß. Waffenruhm hat den parlamentarischen Bestrebungen der 2. Preuß. Kam mer einen Dämpfer aufgesetzt, die Demokratie ist von Bismark glücklich besiegt, die Grenzen des deutschen Bundes sind nicht erweitert, fein Ansehen ist nicht gestiegen, das sonnenklarste, legitimste Recht u. der allgemeine Wille des deutschen Volkes nicht zur Geltung gekommen. Victoria! Die A. A. Ztg. sagt: In Frankfurt ist das Unglaubliche geschehen: der Londoner Vertrag, welcher seit l 1 Jahren vom Bunde nicht anerkannt ward, den seitdem alle Staatsrechtslehrer von Deutschland — mit Ausnahme Per- nice's — für unverbindlich erklärt hatten, den Dänemark selbst vernichtete, ist vom Bund indircct zugestanden worden, ja der Gesandte Dänemarks, Hr. von Dirckinck-Holmfeldt, wurde nur mit einer Stimme Mehrheit noch nicht wieder in den Bund ausgenommen. Träum' ich, ist mein Auge trüber? Nebelt's mir ums Angesicht? Uno dieses Votum ist ergangen wenige Tage nachdem Oesterreich und Preußen wackere Krieger ihr Blut vergossen hatten, in derselben Stunde, wo sie vor den Düppeler Schanzen ihr opfervolles Werk zu krönen in Begriff stehen. Wahr lich, man muß mit jenem Kapuciner ausrufen: „Ich glaube es, weil es un glaublich ist!" Nicht umsonst hatte Kaiser Franz Joseph in seinem Schreiben an König Wilhelm die ganze Untauglichkeit des Bundes für die Bedürfnisse der Neuzeit auseinander gesetzt, und ein trübes Ende prophezeit, wenn da nicht bald eine Aenderung eintrete. Man hat die reformirende Hand zurückgewiesen, nnd nun, da ein Lieblingswunsch der Nation, da ein legitimes Förstenrecht, ein un veräußerlicher Anspruch eines seit Jahren mißhandelten edlen Stammes auf dem Spiele steht, giebt ihm der deutsche Bund statt des rettenden Brods diesen Stein von einem Beschluß. Wie werden sie sich in Kopenhagen und London freuen, wie wird Hr. v. Dirckinck-Holmfeldt sich fröhlich anschicken, bald in das gehei ligte Palais wieder eingeführt, und von den HH. v. Kübeck und Sydow bewill- kommt zu werden, wie wird man in Paris die Achseln zucken, und was wird Frhr. v. Gablenz und der Herzog von Würtemberg, was der Kronprinz von Preußen und Prinz Friedrich Karl für ein verblüfftes Gesicht machen, wenn man ihnen dieß als die Frucht ihrer Mühen, ihrer Leiden, ihrer Opfer zeigt? Wir müssen aufhören, denn noch können wir uns nicht von der vielleicht irrigen Annahme trennen, daß das alles nur trübe Durchgangsstadien seyen, nach deren Ueberwindung das Recht dennoch seinen Sieg feiern wird, wo die Schleswig- Holsteiner uns ganz angehören und alle ihre Feinde zu Schanden werden. Wir haben bisher auf die Festigkeit des deutschen Bundes gezählt, wir haben aber jetzt gesehen, daß dieß eine eitle Hoffnung war, und daß an ihm das Wort des Kaisers von Oesterreich, wie jedes wahren Freundes des Vaterlands, in Erfüllung gehen werde. Wie den Herzogtümern ihre endliche Befreiung wer den soll, das ist dunkler als je; daß sie ihnen aber werde, das wissen wir, so wahr ein Gott im Himmel lebt, der nicht duldet, daß den Nationen, die ihr Recht, und bloS ihr Recht, fest und unverrückt wollen, dieses entzogen oder verkümmert werde. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 29. Februar. Die II. Kammer beschloß gegen 22 Stimmen, die Petition der Turnvereine um Wegfall des Verbots der Waffenübungen auf sich beruhen zu lassen. Dresden, 27. Februar. Gestern Nachmittag gegen 4 Uhr trafen die verwundeten Oesterreicher hier ein. Während dichte Bolt-maffen in ernster,