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VoigllänWtr Anztiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MüunlMlMWMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchcnUick viermal, und ;war Dienstags, Mittwocks, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher prrianwv- i-»»4n zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Tblr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr cingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königs, GcriäUSämttr und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Ralhstellcrpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mevcr, in Äübltrcff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. SS. 25. Februar 1864. Es hat allen Anschein, daß BiSmark, wenn ihm die Macht zu Gebote bleibt, den gesammten deutschen Staatskarren eben so festsahren werde, wie er dieß mit dem preußischen echt junkerlich bereits gethan. Er hat dle Preußen die jütische Grenze überschreiten lassen, als wollte er absichtlich ein Zerwürfniß mit Oesterreich und ein Einmengen des Unvergleichlichen an der Seine Hervor rufen, gleichwie er mobilisirt und marschbereit macht, als wollte er es mit ganz Europa aufnehmen. Bisher hat er das Geld genommen, wo er es fand, aus allen möglichen Kassenbeständen; allein der Boden der Kassen wird sichtbar, und die Geldleute, bei denen er angeklopft hat, sind stocktaub und wollen ohne Landtagsgewähr nicht vorspannen. Die vorige Kammer wird nicht wieder ein berufen, das steht bei ihm fest, wäre auch vergeblich, da diese nicht einen Heller bewilligt; es wird also wieder aufgelöst und gewählt, vielleicht auch etwas cctroyirt werden. Die neue Heeresorganisation soll praktisch probirt, Kriegs ruhm gewonnen, vielleicht auch Land und Leute erschnappt, dadurch das preußische Volk mit dem Iunkerregiment versöhnt und zum Tragen der furchtbaren Groß machts-Militärlasten geneigt gemacht werden. Dieß scheint der Endzweck der BiSmarkschen Politik nach Innen zu sein, wenn diese überhaupt weiß, was sie will. Nach Außen, und zwar gegen die deutschen Bundesgenossen und gegen den Bundestag wird so übermüthig und patzig als möglich gethan. Die Deutschen der Mittel- und Kleinstaaten sollen sich allmählich daran gewöhnen, daß sie nichts gelten, daß der Bundestag eine Null, Preußen Alles in Allem ist, da durch aber die Sehnsucht, diesem großmächtigen Staate anzugehören und die Segnungen des preußischen Iunkerregiments zu genießen, bis zur Leidenschaft erhitzt werden. Nun, sehr verschieden von dem Verfahren jenes Vaters, der seinem Sohne mittelst des Stockes kindliche Liebe zu ihm einzubläuen versuchte, ist diese BiSmarksche Politik nicht, wenn er überhaupt auch hierin eine Staats kunst und ein Ziel für dieselbe hat und nicht echt junkerlich unbesorgt nur für den Augenblick, von einem Tag zum andern lebt und hanthirt. Unterdessen liegt Er auf der Lauer. So lange es sich um Schleswig- Holstein handelte, mochte Lord Cowley in Paris sich die Füße weglaufen, Russell von London aus das Papier riesweise zu Noten verwüsten, um Frankreich für Dänemark mobil zu machen, man hörte nicht. England sollte eS recht derb fühlen, daß es den Congreß abgelehnt hatte und ohne die Landmacht Frankreich zur Seite nichts vermöge. Dazu kam noch das ewige Geschrei nach Frieden, Sparsamkeit, Verbesserungen, mehr Freiheit rc., das sich auf dem französischen Landtage täglich stärker hören ließ, dec Geldmangel. — Louis Napoleon blieb taub. Jetzt steht die Sache anders. Die Anleihe ist geglückt, Geld ist da, das Heer langweilt sich, die mexikanische Angelegenheit gestaltet sich besser, da Erzherzog Max die Krone annimmt und nächstens nach Mexiko geht, auch die bedeutendsten Städte in Mexiko, wahrscheinlich um nur einmal zur Ruhe zu kommen, mit den Franzosen sich verständigen. Die rein deutschen Staaten sind von Bismark vor den Kopf gestoßen, wer möchte es unwahrscheinlich finden, daß der neue Cäsar eine neue Auflage des Rhein bundes für möglich halte? Seine Idee, den Rest von Dänemark mit Schwe den und Norwegen zu einer starken scandinavischen Union zu vereinigen, haben die 2 deutschen Großen — der Himmel weiß, aus welchem und ob überhaupt auS einem Grunde — nicht beachtet, England drängt, Italien muß Kopf und Kragen wagen, weil die Geldnoth es zur Verzweiflung treibt, schlimmsten Falls schreckt man auch nicht davor zurück, die Nationalitäten aufzurufen, Ungarn zu erheben, die Sübslaven loszulasten — das sind Aussichten, die eben so ver drießlich, als leicht möglich sind, und die wir, w?nn sie sich verwirklichen, der staatsmännischen Weisheit Bismarks und seines Partners Rechberg verdanken. Statt einfach die ganze schleswig-holsteinsche Sache als Bundessache zu behan deln, diese Länder durch Bundestruppen occupiren zu lassen, den Augustenburger sein Erbe zu geben, Deutschland zwei schöne Provinzen zu annexiren und den Rest von Dänemark mit Schweden vereinigen zu lasten, gegen welches Alles keine Großmacht etwas einwenden konnte oder eingewendet hätte, steckt man sich hinter den Papierfetzen des Londoner Protokolls, steift sich auf seine Großmacht, erbittert die ganze deutsche Nation, brüskirt die deutschen Bundesgenossen, er weitert, wo möglich, die Kluft zwischen dem preußischen Volke und feiner Re gierung zum tiefeinschneidenden Bruche und giebt schließlich dem lauernden Aus lande die schönste Gelegenheit, sich einzumischen. Nun, unser gewöhnlicher Menschenverstand vermag allerdings nicht, die Höhe solcher StaatSweiSheit zu ermessen, wie wir gern bekennen; aber wünschen müssen wir, daß nicht noch ganz Deutschland darunter zu leiden haben möge! Zeitungen. Sachsen. Dresden, 23. Februar. Die Erste Kammer hat heute die Berathung eines Gesetzentwurfs über die Ausübung der Jagd begonnen, die Zweite Kammer einen Bericht ihrer dritten Deputation über eine Petition erledigt. Der hübsche Mann, angeblicher französischer Rittmeister, der eine Dresdner Wittwe beschwindelt und in Augsburg hilflos sitzen gelassen hatte, ist von Basel aus an das Dresdner Bezirksgericht abgeliefert worden. Die „L. N." berichten, daß allerdings Generalstaatsanwalt vr. Schwarze zum Professor des Crinnnalrechts an der Universität Leipzig berufen sei. Glauchau, 22. Februar. Von competenter Stelle wirv uns mitgetheilt, daß das königl. Finanzministerium beschlosten hat, in Anerkennung der großen Bedeutung, zu welcher der mit der Industrie der Städte Glauchau und Meerane verknüpfte Verkehr mit zollpflichtigen Waaren gelangt ist, in Glauchau eine Zollabfertigungsstelle mit Niederlage am Bahnhofe zu begründen und den dazu erforderlichen Neubau auf dem an der Bahnhofsstraße gelegenen Terrain, wo gegenwärtig das (nunmehr zu verlegende) Bahnwärterhaus Nr. 265 sich be findet, auSsühren zu lassen. Europa besitzt nicht weniger als 32 l Festungen, darunter Frankreich die meisten, nämlich 119; ihm zunächst kommt Spanien mit 41, Oesterreich mit 32, Preußen 28, Italien 16, Holland 16, Belgien 11, Griechenland 11, England 1V, Dänemark 8, Rußland 8, Schweden 6, Portugal 6, Baiern 3, Sachsen, Wür- temberg, Baden, Darmstadt, Luxemburg je 1. Auf Deutschland allein, incl. Deutsch-Oesterreich, kommen 46 Festungen. Preußen. In Dachwig bei Erfurt fand neulich eine Spinnwette unter 17 Spinnerin nen statt. Alle zusammen spannen in 2 Stunden einen Faden von 139,614 Fuß Länge. Als Prämien erhielten sie 6 silberne Spinnhäkchen mit Kettchen. «freie 8 1 ä ü t e. Frankfurt a. M., 22. Februar. Die für nächsten Donnerstag bevor stehende Bundestagssitzung wird jedenfalls keine farblose werden. Einmal ist