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Wgllimdikhcr Anzeigtr. Amtsblatt für das Zköniqlichc Bezirksgericht za Plauen, sowie für die zrdinglichen Gerichtsinnter und Stadträche zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöueck uud Mühltroff. Mnfnuflsiebenzisister Jahrgang. Verantwortlicke Nedaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dicks Blatt crschcim wöckcunick viermal, und ;war Dienstags, Millwoct'S, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementsprei s, welcher i>l-äamu<»- ranilo ;u entrichten ist, auch bei Bezicl'nng durch die Bon, 1 Lblr. -'6 4tgr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Ubr entgehen, werden in die Lags darauf erscheinende Nummer ausgeuommeu, später eingebeude Annoncen nudeu in der nächstfolgenden Nummer Ansnabme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. Für die auswärtigen ttöuigl. EKrichtsämter und Sladträtbe, für welche der Poigtländi'che Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Paula der Herrn Ratbskellerpachter A. D'chiitz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mener, in Diühltroff bei Herrn Ehausseegclder Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. r? iS 27. Januar 1864. Zeitungen. 8 a oh i e n. Dresden, 20. Jan. Wir haben bereits mirgetyeilt, daß es der Polizei gelungen ist, die in der Nackt vom .">./6. November im historischen Museum gestohlenen Kostbarkeiten bts auf einige wenige wieder aufzufmden und die Diebe in der Perlon der beiden, gleich anfangs in Verdacht gekommenen Soldaten zu entdecken. Der Diebstahi ist am 5. November v. I. Abends zwischen 7 und 8 Uhr von dem Soldaten Sckindler (9. Jnsanteriebataillon 3. Comp.) verübt worden, unter Mitwirkung des Soldaten Weiße (von derselben Compagnie), welcher den Aufpasser machen sollte. Schindler ist an dem bei dem betreffen den Fenster befindlichen Bassin in das historische Museum eingestiegen, inwendig auf eine Querstange getreten und, als diese brach, am Fenster hinabgerutscht. Erschreckt durch das beim Brechen der Stange entstandene Geräusch, ist Soldat Weiße davon gelaufen, so daß Schindler die Fortschasfung und Verbergung der gestohlenen Sachen allein übernehmen mußte. Er versteckte dieselben in einem hohlen Baume des Ostrageheges und fuhr dann mit der Droschke nach der Caserne, wo er Abends 8 Uhr einzutrcffen hatte. Während Schindler damals arretirt worden war, hatte Weiße die gestohlenen Pretiosen aus dem hohlen Baume wieoer herausgenommen und an einer andern Stelle des Ostrageheges versteckt. Dieser Ort war Schindlern selbst bis vor wenigen Tagen unbekannt geblieben, weil es der Zufall gewollt, daß Weiße während seiner Verhaftung krank geworden, ins Hospital gebracht und dort für Schindler nicht zugängig gewesen war. Erst in den letzten beiden Tagen hat Schindler Gelegenheit gefunden, mit Weiße Rücksprache zu nehmen, von ihm den Ort des Verstecks erfahren und darauf den Versuch gemacht, einzelne Pretiosen behufs ihrer Ver- werthung aus dem Verstecke zu holen. Ans diese Weise ist es der Polizeidirec- tion, welche, überzeugt von der Richtigkeit ihres gleich anfangs geschöpften Ver dachtes, Schindlern nicht aus den Augen gelassen hatte, gelungen, dem Versteck auf die Spur zu kommen und aus demselben gestern Mittags den noch fehlenden Theil der Sachen heranSzuholen. Die letzter« waren im Ostragehege, in einer verfallenen, etwa 6 Ellen tiefen, am hintersten Theile verschütteten Schleuse etwa 1 Elle tief unter der Erde vergraben. Die Pretiosen, namentlich die Türklsen, Perlen und Diamanten, mit welchen die Reitzeuge besetzt waren, sind, mit Ausnahme des Riemenzeugs, welches von den Dieben in die Elbe gewor fen worden ist, ziemlich vollständig und in mehr oder weniger unverletztem Zustande wieder erlangt worden, insbesondere auch fast ganz unversehrt der auf 800 Thlr. geschätzte Becher (entworfen von Semper, modellirt von Selig, ausgeführt von Hertler u. Kranert), welcher von der Communalgarde der Stadt Dresden ihrem frühern Commandanten General v. Bevilaqua bei der Feier seines 50jährigen Jubiläums geschenkt und von diesem testamentarisch dem Museum vermacht worden war. Das mit Türkisen besetzte Reitzeug ist ein Geschenk Kaiser Rudolphs II. an Kurfürst Christian II., bei Gelegenheit eines Festes zu Prag im Jahre 1610 verehrt. Das mit Perlen und Diamanten besetzte Reitzeug hat August der Starke bei seiner Krönung in Krakau zum ersten Male gebraucht. Heute ist die ausgegrabene Erde nochmals durchgestebt worden, wobei noch gegen 20 — 30 orientalische Perlen und einige Diamanten vorgefunden worden sind. Leipzig, 22. Januar. Das Veteranencomitee macht bekannt, daß bei ihm zur Unterstützung hilfsbedürftiger Veteranen, welche während der Freiheits kriege 1813—15 in einem der verbündeten Heere gedient haben und gegen wärtig im Königreich Sachsen wohnhaft und staatsangehörig sind, 4217 Thlr. 28 Ngr. 5 Pf. an freiwilligen Beiträgen eingegangen sind, welche demnächst vertheilt werden sollen. Das königl. Bezirksgericht erläßt hinter dem Geldwechsler Commerzienrath Bayonne in Dresden einen Steckbrief, da er wegen glaubhaft beschuldigter Unterschlagung zur Verantwortung zu ziehen ist. Der Wirth des Leipziger Schützenhauses hat im vergangenen Jahre 2,544,690 Cubikfuß Gas verbraucht und dafür 5169 Thlr. 13 Ngr. 1 Pf. bezahlt. Leipzig, 25. Januar. Gestern früh haben 300 Mann Preußen, von Thüringen kommend und nach Torgau bestimmt, auf der gewöhnlichen Etappen straße unsere Stadt passirt. Sie sind angekommen mit einem Hoch auf Leipzig und haben dann „Schleswig-Holstein" gesungen. Auch heute früh trafen gleich falls etwa dritthalbhundert Mann Preußen vom.72. Regiment unter Com- mando eines Offiziers auf der Thüringer Bahn hier ein und gingen auf der Dresdner Bahn weiter. Von dem Leichnam der bei einer Stuhlschlittenfahrt auf der Elbe verun glückten Frau Seemann aus Meißen hat man bis jetzt noch keine Spur. Vor etlichen Tagen erst gelang es, den Stuhlschlitten unweit der Stelle in der Elbe aufzufinden, wo das Unglück geschah. In neuester Zeit ist durch amtliche Sachverständige constatirt worden, daß die Maul- und Klauenseuche ihre große Verbreitung durch Ansteckung während des Transportes der Thiere auf den Eisenbahnen findet. Schöneck, 19. Jan. Am 17. d. M. früh in der siebenten Stunde ist in dem Hause des Waldarbeiters Julius Gläß in Muldenberg Feuer ausge brochen und in dessen Folge das Gläß'sche Haus total zerstört worden. Die an Ort und Stelle angestellten Erörterungen haben die größte Wahrscheinlich keit dafür ergeben, daß bei dem am 17. d. M. herrschenden Sturme Feuer- funken entweder aus der Oesse oder aus dem Rohre eines Ofens auf den Bodenraum des Gläß'schen Hauses geführt worden sind, das dort liegende Heu angezündet und so den Brand herbeigeführt haben. Der Calamitose Gläß ist, glaubhafter Versicherung nach, ein ordentlicher und fleißiger Mann, Vater von sechs, theils noch unerzogenen Kindern, hat das jetzt abgebrannte Haus, welches mit einer Hypothekenschuld von 300 Thlr. behaftet und bei der Jmmobiliar- brandkasse nur auf 420 Thlr. versichert ist, erst vor acht Jahren ausbauen lassen. Derselbe ist mit den Seinigen durch das ihn betroffene Brandunglück, wobei er auch sein sämmtliches Mobiliar verloren hat, in eine sehr bedrängte Lage versetzt worden. Auch haben die Miethbewohner des Gläß'schen Hause-, darunter ein mit Epilepsie behafteter junger Mensch und ein armer Waldarbeiter, Namens Ficker, welcher Letztere nicht einmal seine Kleider retten konnte, ihre sämmtliche Habe verloren. Die Calamitosen sind der Unterstützung ebenso be dürftig als würdig, und werden daher der Mildthätigkeit des Publikums hier mit angelegentlich empfohlen. (Gerichtsamtmann Hohlfeld in Schöneck ist gern bereit, Unterstützungen an Geld und Kleidungsstücken für die Calamitosen an- zunehmen und zur Vertheilung zu bringen.) Seit längerer Zeit sind mehrfach Plätt- und Bügeleisen in Gebrauch, die von innen mit Kohlen, nicht durch glühende Plätteisen, geheizt werden. So vorteilhaft diese Erfindung der Neuzeit auch für den Geschäftsmann, wie für