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VoiglläliWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsmWebenzWer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pränuwe- r»n6o zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Grrichtsämtcr und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn RathSkellerpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meher, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder Einnehmer Holzmüller. Mittwoch. 13 Januar 1864. Wir gehören nicht zu den Aengstlichen und Verzagten, wollen auch unseren Lesern nicht bange machen, aber ausgesprochen muß es werden, daß der gegen wärtige Stand der schleswig-holsteinschen Angelegenheiten unS gar nicht gefällt. Alle Welt hat bisher geglaubt, Oesterreich und Preußen seien deutsche Bun des-Mächte und hielten zu Deutschland; allein es stellt sich jetzt deutlich her aus, daß beide nur so lange und insoweit deutsch sind, als sie Deutschlands für ihre eigenen österreichischen und preußischen Zwecke bedürfen und es dafür benutzen zu können glauben, im Uebrigen aber stockösterreichisch und stockpreußisch denken und handeln. So lange die andern, wirklich deutschen Bundesstaaten den beiden Großen nicht widersprachen und thaten, was diese wünschten und beantragten, waren auch die Mittleren und Kleinen gute und liebe Bundesmit glieder; gegenwärtig aber, da die Mittel- und Kleinstaaten selbstständig auftreten und die beiden Großen sich der Mehrheit ihrer Bundesgenossen fügen sollen, wie sich'S gehört, erklärt Bismark, politische Fragen seien keine Rechts; sondern Machtfragen, (d. h. wer die Macht habe, habe auch Recht,) die deutschen Groß mächte seien das Glashaus, (die Glashäuser sind nicht übermäßig fest) welches den deutschen Bund vor europäischem Zugwinde schütze. Oesterreich und Preußen sind demnach einig, der deutsche Bund in Frankfurt mag beschließen, was er will, die beiden Großen werden thun, was ihnen beliebt. Das sind tröstliche Aussichten für Schleswig-Holstein und für den ganzen deutschen Bund! Die Mittel- und Kleinstaaten sammt ihren Völkern hinter ihnen wollen in der schleswig-holsteinschen Sache das sonnenklarste legitimste Recht der Fürsten selbst mit aller Kraft schützen, die beiden Großen aber, die sich sonst für die Wächter und Schirmherren des legitimen Grundsatzes ausgeben, wollen eben dieses le gitime Recht des Augustenburgers und dreier deutscher Lande über den Haufen werfen. Warum? Das möge uns Jemand erklären! Unser schlichter Verstand reicht dazu nicht aus. Sonst buhlen Oesterreich und Preußen um die Gunst Deutschlands, wie ein Schwindler um die Hand einer reichen Erbin; jetzt hätten sie es beide, oder jedes einzelne für sich, namentlich Preußen, recht spottwohtfeil, Deutschlands Gunst sich im höchsten Grade zu gewinnen, moralische Eroberungen zu machen, wie noch niemals; — behüte! Wir zwei Großen sind einig, machen, was wir wollen, wie es uns beliebt, kümmern uns um die Mittleren und Kleinen gar nicht. Wir haben die Macht, das Recht geht uns nichts an. Und so sind wir denn gar nicht mehr weit davon, daß die beiden deutschen Großen aus Beschützern des deutschen Rechts zu Bcsa ützern des rämschen Un rechts gegen Deutschland werden. Mögen die Herren Rechberg und Bismark Wohl überlegen, was sie thun! Es kann eine Zeit kommen, wie sie schon oft da war, da es dem wahrlich in keinem Rosengarten sitzenden großmächtlichen Oesterreich und dem kleinstgroßmächtlichen Preußen gar nicht glerchgiltig sein dürfte, ob es die Mittleren und Kleineren mit ihnen oder gegen sie halten. Die Herzogtümer sind Bein von unserem deutschen Bein und Fleisch von unserem deutschen Fleisch, und so lange ein deutsches Herz schlägt, wird es Preußen und Oesterreich nie vergessen und vergeben werden, wenn diese herrlichen deutschen Länder, die trefflichen deutschen Volksstämme den preußischen und öster reichischen Tiplomatcnkniffen geopfert und vom Leibe Deutschlands abgeschnitten werden. Und so lange es einen lebendigen und lebensfähigen deutschen Mittel und Kleinstaat giebt, wird er seine Selbstständigkeit, sein Recht der Macht gegenüber aufrecht zu erhalten suchen. Die Männer aber in Deutschland, welchen bisher ein Aufgehen Preußens in Deutschland „vorgeschwebl" hat, und die ein solches Aufgehen anstrebten, eben so wie die, welche die Entwickelung eines Rechtsstaates in Oesterreich erwarteten, mögen in ihren Hoffnungen etwa- kühler werden, so lange das Junkerregiment in Preußen und Oesterreich Arm in Arm das Jahrhundert in die Schranken fordert, d. h. die Bedeutung und Geltung des Bürgerthums im besten Sinne, ja selbst mittel- und kleinstaatliche national- und freigesinnte Regierungen als revolutionär verdächtigt und ihre feudale Macht selbst auf Kosten der Ehre, Würde und Macht Deutschland- aufrecht zu halten bemüht ist. Zeitungen. Hachsen. Der Haushaltplan für Dresden weist 410,273 Thlr. Einnahme und 408,065 Thlr. Ausgabe nach. Nach einer Meldung des Dr. Journ. hat sich die in Dresden bestehende „Militärpflichtversicherungsbank" in mehreren Fällen als ganz unzuverlässig er wiesen. Eine Leipziger Adresse, welche Sr. Majestät dem Könige übergeben werden soll, spricht das Vertrauen aus, daß Sachsen auch ferner in Sachen Schleswig- Holsteins eine echt nationale und ehrenhafte Politik verfolgen werde. Bei Er öffnung der Veisammlung, welcher Männer, wie Geh. Rath Prof. Wächter, Vwebürgermeister Cichorius u. a. beiwohnten, sprach sich der Vorsitzende, G. Hrrkort, dahin aus, daß die schleswig-holsteinsche Sache bereits dem Verrath anheimgefallen sei. Leipzig, 9. Januar. Ueber den an dem Rentier Grüson und dessen Wirthschafterin, der unverehel. Rothe von hier, am 5. d. M. in der Zeit zwi- sa.en 5 bis 7 Uhr Abends, in dem Orte Barleben (nicht Bardeleben) bei Magdeburg begang nen Raubmorde erfahren wir noch folgendes: Die That ist allem Anscheine nach nur von einer Person mittelst eines Hammers voll führt worden. Geraubt sollen ungefähr 900—1000 Thlr. baares Geld sein, während der Mörder Werthpapiere wohlweislich liegen gelassen hat. Den ersten Streich mit dem Hammer scheint Grüson beim Oeffnen der Hausthür erhalten zu haben, worauf der Mörder die zur Hilfe herbeieilende Rothe erschlagen, dann den mittlerweile wieder zu sich gekommenen Grüson vollends getödtet und beide Leichname später in das Schlafzimmer Grüsvns geschleppt und mit Betten zugedeckt hat. Als der That verdächtig ist bereits ein wandernder Handwerks geselle gefänglich eingezogen, jedoch bereits wieder entlassen worden, da er sein Alibi nachzuweisen im Stande gewesen ist. Nach ein?r Notiz im „Tagebl." wurden während des dritten deutschen Turnfestes in Leipzig in der Kesthalle verzehrt: Fleischwaaren: 7890 Stück Bratwürste, 20,630 Pfd. Rindfleisch, 4860 Pfd. Schweinefleisch, 16408 Pfd. Kalbfleisch, 450 Pfd. Gothaer Cervelatwurst, 795 Pfd. Schinken. Außer dem verbrauchte man an Wildpret folgende Massen: 1478 Pfd. Rothwild, 616 Pfd. Dammwild, 556*/, Pfd. Rehwild; ferner: 155 Gänse, 108 Enten, 47 Hähnchen. V. Fische rc.: 838 Pfd. Aal, 34 Pfd. Schleie, 10 Schock Krebse, 60 Pfd. Zander. 6. Backwaaren: 53,872 Brödchen, Semmeln und Franzbrode, 9626 Pfd. Schwarzbrov. 0. Getränke: 1. Wein: 14,258 Flaschen weißen Festwein, I I54 Flaschen rochen Festwein, 2273 Flaschen deutschen Schaumwein von Siligmüller, 3040 Flaschen von zehnerlei andern Weinen, incl. Kempfscher Champagner, Hochheimer, Hölle rc. 2. Bier: 1445