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derartige Unternehmungen bis zur Schwindelei uud llebersturzung, worauf der Katzenjammer eintreten muß, treibm werde. Eben so fest steht aber auch, daß dabei der Schirerpunkt deS Gelingens fast ganz iu der Tüchtigkeit der Direktoren liegen wird, deren Lei tung die Anstalt anvertraut ist. Alö eine wahre Wohlthat erken nen wir es, daß unsere Staatsregierung der neuen Creditanstall zu Leipzig, außer dem Ausstellen von Wechseln aus sich selbst, dem Eingehen von Differenzgcschästen und dem Kauf oder der Beleihung von eigenen Aktien, vor Allem nicht gestattet, Banknoten oder Bank, zettel auözugebcn, da wir wahrlich gerade genug Papiergeld, und eS lediglich den im Umlauf befindlichen ungeheuren Summen des selben zuzuschreiben haben, daß wir alle Rohcrzeugnisse des platten Landes um ein Viertel oder gar die Hälfte theurer bezahlen müs sen, als früher, da es blos Staatspapiergeld gab. — Zeitungen Sachsen. Plauen, 6. April. Laut einer Bekanntmachung des Dresdner Vorstandes des Allgemeinen Sächsischen Lehrervereins wird die „Achte allgemeine Sächsische Lehrerversamm- lung" in diesem Jahre den 14. und 15. Mai in unserem Plauen stattfinden. Den 13. Mai Abends 7 Uhr wird eine beschlußfähige Vorversammlung abgehalten werden, und sind alle Amtsbrüder von fern und nah — auch nichtsächsische Lehrer sind willkommen — dazu tingeladen. Plauen, 3. April. Am gestrigen Markte waren auf hiesigem Viehmarkte 1330 Stück Rindvieh, 182 Schweine und 20 Stück Schafe zum Verkauf gestellt. Dresden, 4. April. In diesen Tagen ist eine unserer größ ten Grundbesitzungen, das seit 1527 als Herrschaft und seit 1579 als Ctandcsherrschast bekannte große Rittergut Königsbrück mit einem Areal von 12,394 Ackern 216 Ouadratruthen verkauft worden. Im Anfänge des 15. Jahrhunderts gehörte Königsbrück det. den Herren v. Polenz, von 1454 an den Burggrafen zu Dohna, von 1579 den Herren v. Schellendorf, von 1727 der gräflich und von 1735 der freiherrlich Friesen'schen, von 1773 der gräflich Redern'schen Familie, von 1795, nachdem viel davon weggekommen, dem Reichsgrafen Münster-Meinhövel, und seit 1803 der gräslich Hvhenthal'schen Familie, welche, namentlich der letzte Besitzer, sich sehr verdient um die Stadt und Standesherrschast, insbesondere auch um die Oeconomie des Gutes und der Umgegend gemacht hat. Der Erwerber dieser sehr bedeutenden Besitzung ist der Fürst Nvdolin aus Sicilien, ein früherer hannoverscher Militär, dessen Bruder durch Verheirathung mit einer sicilischen Fürstentochter in den Besitz der sehr großen Güter jener Familie kam und einen Theil derselben auf den seit einiger Zeit unter uns wohnenden Fürsten Rokolin übertrug. -— Gestern Nachmittag langten auf der sächsisch-schlesischen Staatsbahn mittelst Ertrazuges circa 300 Aus wanderer beiderlei Geschlechts hier an, um noch vor Abend auf der Lcipzig-Drestner Bahn weiter zu reisen; sie verließen ihre Heimath Oberschlesien, um sich in dtN Vereinigten Staaten von Nordame rika anzusiedeln. Leipzig, 3. April. In der Zeit vom 1. April v. I. bis 31. März d. I. sind von den 52 hiesigen Fleischern 32,443 Stück Vieh (729 Stück weniger als vorheriges Jahr), von den 80 Land fleischern aber 31,625 Stück (889 Stück mehr) zur Consumtion in der Ctadt Leipzig geschlachtet worden. Tie Gesammtsumme der zur Consumtion gebrachten Stücke betrug sonach 64,068 Stück, nämlich 7679 Rinder, 1 l,525 Schweine, 31,520 Kälber, 12,920 Schöpse und 4 24 Lämmer, überhaupt 160 Stick mehr als daS vorige Jahr. Leipzig, 5. April. Der hiesige Stadtrgth feierte heute den JahreStag seines 25jährigen Bestehens. Leipzig, 3. April. Am 1. d. M. hat der Handarbeiter Gumprecht zu Eutritzich beim Grundgraben zu einem Gebäude des Gutsbesitzers Gräse daselbst zwei Töpfchen mit verschiedenen Sorten Geld, namentlich Mariengelv vom Jahre 1662, welches einen Werth von ungefähr 100 Thlr. haben mag, aufgefundeu. Chemnitz, 30. März. Die Kirchgemeinde zu Chemnitz muß eine Anleihe von 150,000 Thlr. machen. Zur Deckung derselben hat der Stadtrath vorgeschlagen, das Schulgeld zu erhöhen, eine Wechselsteuer und eine Steinkvhlensteuer einzuführen. Die Stadt verordneten haben sich sür eine Erhöhung deS Schulgeldes, gegen eine Wechselsteuer und für eine Steuer von 1 Pfennig per Cent- ner für alle eingehenden Güter, sollte letztere aber nicht zu erlangen sein, sür eine Steuer von 2 Pfennigen sür jeden Scheffel Stein kohlen ausgesprochen. Allein gegen diesen Beschluß herrscht starke Opposition, und man rechnet darauf, daß der größere Bürgeraus- schuß und die Regierung die Einführung derselben nicht genehmi gen werde. Auerbach, 31. März. Gestern Nachmittag erkrankte der Hausbesitzer unv Handarbeiter Kölbel nebst dessen Frau, und es ergab sich, daß sie zuletzt eine O.uantität Rattenpulver, welches in einer Tasse ausbewahrt gewesen und die Frau sür Mehl gehalten, in Klöse gemischt genossen hatten. Die Krankheit soll glücklicher weise nicht töktlich sein. Geising, 30. März. Vergangenen Dienstag, am Feste Mariä Verkündigung, ist hier auf sreche Weise ein Diebstahl begangen worden. Es sind nämlich Abends in der neunten Stunde Diebe in der oberen Stube der Marschner-Mühle Ungebrochen und haben dem Besitzer derselben einige 70 Thlr. aus der Kommode entwen- Merkwürdigerweise haben selbige die dabei liegenden österrei chischen Banknoten unberührt gelassen, wohl aber die sächsischen Cassenscheine mit zusammengepackt. Die Haushälterin deS Müh lenbesitzers, welche ein Geräusch oben gehört haben mag, geht hinauf und merkt Jemand in der Obcrstube, kann jedoch nicht gleich die Thür öffnen, bis sie Gewalt anlegt und die Thür aufsprengt. Plötzlich kommt aber auch der Dieb, welcher sich im Gesicht u»-- kenntlich gemacht haben soll, auf sie zugrsprungen, wirft sie auf die Seite und entspringt. Preußen. Berlin, 4. April. Als eine Folge des jetzt eingetretenen Friedensschlusses erwartet man hier mit großer Zu versicht ein baldiges abermaliges Sinken der Getreidepreise. Diese Zuversicht stützt sich auf die auch von gewichtiger Seite für be gründet erklärte Vermuthung, daß Rußland das beim Beginn des Krieges erlassene Verbot der Ausfuhr von Mchlsrüchten demnächst wieder aufheben werde. Man will in hiesigen sonst gut unter richteten Kreisen bereits zuverlässige Andeutungen aus St. Peters burg besitzen, aus denen sich ergiebt, daß in dieser Beziehung bin nen Kurzem ein amtlicher Erlaß zu erwarten stehe. Gleichzeitig haben die Westmächte bereits ausdrücklich den Entschluß kundgegeben, von dex ferneren Blokade Ler russischen Häfen unverweilt Abstand zu nehmen, sodaß der wieder freigegebene Bezug von Getreide aus Rußland wenigstens etwas billigere Preise herbeiführen dürfte. Tilsit Ein seltenes Beispiel von Bürgersinn hat sich kürz lich in Tilsit ereignet. Als in der dortigen Stadtverordnetenver sammlung der Stadthaushaltsetat für 1856 berathen wurde, ge schah eS, daß die Höchstbesteuerten selbst für ihre Steu'rstufe eine Erhöhung von einem Procent vorschlugen, daß der Antrag aber von den Minderbesteuerten ununterstützt blieb und fiel.