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getröstet: „Ihr bekommt «inen guten Henn!" Und die er Trost dm s»ch bewährt. Wie in Paris zum bevorstehenden „guten Muthe", so werde» tn Baden zur DennählungSseier des dortigen Prinzregenten große Vorbereitungen getroffen Die Residenz Karlsruhe will nicht bloS in äußerlichen und vergänglichen Festlichkeiten sich Hervorthun, son dern auch zu Ehren deS hohen Brautpaare- eine Friedrich-Louisen- fiistung gründen. Die Jungfrauen der Residenz wollen Fenster- rouleaur in weißen Atlas sticken, und die Rittergutsbesitzer de- LandeS haben einen prachtvollen silbernen Tafelaufsatz bestellt, kessen Ränder mit ihren Wappen geschmückt sind und in dessen Mitte der Ritter S. Georg im Harnisch steht, wie er den Lindwurm, die Revolution, überwindet. Das wird eine Hochzeit werden, auf der eS bügelhoch hergeht! 3n Berlin setzt ein trauriges Ereigniß alle Gemüther in Be wegung. Der General-Polizei-Direktor Hinkeldey, einer Ler aus gezeichnetsten Beamten Preußens, mit 12 Orden geschmückt, geach tet von allen, ist im Duell von einem „kleinen Herrn" erschossen worden, den er mit noch einigen andern gleichen Standes vor län gerer Zeit beim Hazard- oder Glücksspiel ausheben und bestrafen ließ, wie es seine Pflicht erforderte. DaS wird nach dem, waS von der äußersten Junkerpartei auf dem preuß. Landtage schon vorgekommen ist, wieder viel böses Blut machen. Zeitungen Sachsen. Aus einer Mittheilung des „Dr. I " ersehen wir, daß nicht nur Freiberg und Annaberg, sondern auch Glauchau, Hohenstein, Meerane, Schwarzenberg und Tharaud unmittelbar an das Netz der StaatStelegraphen angeschlossen, nicht minder die Städte Oschatz und Wurzen durch den zu concessionirenden Be- triebstclegraphen der Leipzig-Dresdner Eisenbahn der allgemeinen Korrespondenz zugänglich gemacht werden sollen. Außerdem steht auch „noch ein neuer Anschluß an die ausländischen Telegraphen" in Aussicht, „welcher einige nicht unbedeutende Verkehrsplätze mit dem diesseitigen Telegraphennetz in unmittelbare Berührung bringen würde." Chemnitz, 10. März. Unsere Gewerbschule wurde 1855 — 56 von 205 Schülern besucht, von denen 157 den vollen Unter richt genossen, 48 den für einzelne Lehrfächer. Die Baugewerken schule wurde von 53 Schülern, die mechanische Baugewerken- und Werkmeisterschule in der Zeit ihres Bestehens seit Michaelis von 18 Schülern besucht. Die Zahl der Lehrer beträgt 15. Am Schlüsse des Cursus zu Ostern v. I. wurden drei silberne, vier bronzene Preismedaillen und neun Belobungsdecrete vertheilt. Preußen. Berlin, 12. März. Die soeben erschienene „Preuß. Korrespondenz" meldet, daß der kaiserlich französische Gesandte dem Ministerpräsidenten Freiherr» v. Manteuffel heute eine Depesche deS Grafen Malewski übergeben habe, in welcher dieser als Organ der Pariser Konferenz unter Mittheilung des betreffenden Proto- kollertractes an Preußen die Einladung richtet, aus Gründen deS europäischen Interesses und als Mitunterzeichner deS Vertrages von 1841, Bevollmächtigte zur Theilnahme an den Verhandlungen der Konferenz zu ernennen. Die „Pr. Corresp." fügt hinzu, daß Preußen dieser Einladung Folge leisten werde. Berlin, 13. März. Ter Ministerpräsident Freiherr v. Man teuffel geht morgen, spätestens übermorgen nach Pari- zur Theil- «ahme an den Verhandlungen der Konferenz. Zweiter Bevollmäch tigter ist der k. Gesandte in Pari-, Graf Hatzfeld. — DaS Letchenbegängniß deS Generalpoltzeldirector- von Hinckeldey hat heute unter größter Theilnahme der gesammten Bevölkerung statt gefunden. Ee. Majestät dn König hat dem Trauergatt,-dienste tn der Wohnung des Verstorbenen belgewohnt. Schwarzdurg. Die Prinzessin Marie von Schwarzburg- Sondershausen heiralhet einen Etsenbahnbeamten in der Schweiz. Der Fürst, welcher diese Tochter (auS 2. Ehe) besonders zärtlich liebt, beabsichtigt die Erhebung deS künftigen Gatten in den Adels stand. Würtemberg. Stuttgart, 8. März. Obwohl die Ab geordnetenkammer bei der heutigen Verhandlung über Eisenbahn- fachen sich vorzugsweise für die interne Bahnlinie von Plochingen nach Rottenburg verwendete: so erklärte doch der Finanzminister, daß vor Allem die Verbindung mit Sachsen in- Auge gesaßt werden müsse und daher der Bahn nach Nördlingen (wodurch der Umweg über Augsburg oder Frankfurt erspart uud eine Abkürzung von 25 Wegstunden erzielt werde) die Priorität gebühre. Frankreich. Ueber die orientalische Angelegenheit nichts Neues. ES hat zu Paris am 10. März die 7. Sitzung stattgefunden, ohne daß bis jetzt etwa- Näheres darüber verlautet. In der ü. Sitzung soll wiederholt die Frage über die Donau- Fürstenthümer verhandelt unv dabei England für die französische Ansicht gewonnen worden sein. In Berlin war vom baldigen Eintritt Preußen- in die Conserenz die Rede (siehe Berlin). Jedenfalls scheinen die Verhandlungen darüber beendet zu sein, da Herr v. Manteuffel Wien verlassen hat. — AuS der Krim und aus Asien wird gemeldet, daß dort wieder strrke Kälte eingetre ten ist. Paris, 11. März. Nach dem heutigen Moniteur wurde Prinz Jerome gestern Abends neuerdings von einer so heftigen Entzündung befallen, daß die Anwendung von Blutegeln und eines Brechmittels nöthig war. Heute Morgen verschlimmerte sich der Zustand so, daß ein Zugpflaster gelegt werden mußte. (Jerome ist geboren den 15. Nvbr. 1784, steht also im 72. Lebensjahre). England. London, 10. März. Vorgestern hielt der Gt- neraladjutant, Generalmajor Wetherall, zu Shorncliffe eine Heer schau über die britisch-deutsche Legion ab und überreichte einem Regimente derselben, welches im Begriffe steht, noch dem Orient abzugehen, auf Befehl der Königin seine Fahnen. Die Legion wird, wenn sie vollständig orgamsirt ist — und sie ist eS jetzt beinahe — auS 2 Jägerregimentern, 6 Regimentern leichter In fanterie und 2 Regimentern leichter Dragoner, im Ganzen au- ungefähr 10,000 Mann, bestehen und in zwei Jnfanteriebrigaden, sowie eine Cavalleriebrigade zerfallen. Außerdem sollen später noch 2 Depotregimenter, für jede Brigade eine-, und in gleicher Stärke, wie die übrigen Regimenter, gebildet werden. Die auS dem 1. Jügercorps und dem 1., 2. und 3. leichten Jnf.-Regtmente be stehende 1. Brigade befindet sich gegenwärtig zu Kululi unter Be fehl deS Brigadiers Woolridge, ehemaligen Obersten im Stabe deS Generals Sir de Laey Evans in Spanien. Drei Compagnien d«S 1. leichten Inf. - Regiments stehen zum Schutze von Militairvor- räthen in Sinope. DaS 2. JägercorpS und daS 4. leichte Jnf.- Regiment befinden sich gegenwärtig zu Shorncliffe und sollen sich in 10 bis 14 Tagen nach Scutart einschiffen. Ebendaselbst liegen daS 1. und 2. Dragonerregiment, die aber bi- jetzt weder in Be zug auf Mannschaften, noch auf Pferde complet sind. Odessa, 1. März. Ein schreckliche- Uebel hat sich in unserer Stadt eingeniflet, nämlich der TyphuS. Besonder- unter dem Militär wüthet diese Geißel ungemein. Ueber 20,000 Soldaten liegen in den Hospitälern darnieder und Tausend« sind bereit- gestorben.