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108 Justlzamte VoigtSderg gtwezen und ist jedenfalls in tiefen Scknee gerathen und dadurch erfroren. Schneeberg, 12. Februar. Unsere Nahrungsmittel- und Brodpreise sind seit 14 Lagen merklich gelallen, so daß das sechs- pfundige Brod um 11 Pf. billiger geworden ist. Dennoch aber herrscht großer Mangel in mancher Fauulie. Hohenstein, 14. Februar. Am 12. d. M. Nachmittags gegen 5 Uhr ist der Oekonom Bochmann, Sohn des Gutsbesitzers Bochmann in Erlbach, 28 Jahr alt, welcher mit einem leichten Wagen den Chausseegelder-Einnehmer Henke nach Glauchau ge fahren, auf dem Rückwege zwischen Lobsdorf und dem Gasthofe „zum braunen Roß" von zwei Männern angefallen worden, indem einer derselben die Pferde gehalten, der ankere mittelst eines von ihm jedoch nicht genau anzugebenden Instruments einen Schlag über das linke Auge und die Nase gegeben hat, so daß er rück wärts vom Sitze gefallen ist, sofort aber laut geschrieen hat, wo durch die Pferde rasch fort, die beiden Männer aber in den Wald abgegangen sind. Bochmann ist durch diesen Schlag gefährlich verwundet, erklärt aber, daß die Angreifenkcn ihm weder etwas ab- genommen, noch etwas von ihm verlangt haben. BurkhardSdorf bei Zwönitz, 13. Februar. Seit letzten Freitag früh wurde der Spinner Kl., ein junger Mann, vermißt. Er war an seine Arbeit gegangen wie alle anderen, hatte sie aber alsbald wieder verlassen, ohne anzugeben, wohin er zu gehen ge denke. Man suchte und forschte, konnte ihn aber nicht ausfindig machen, und mußte deshalb auf einen Selbstmord schließen. Heute fand man ihn denn als Leiche in der Nähe der Lohse'schen Spin nerei in Kemtau an einem Wehre im Zwönitzbache. Neber die Motive zu diesem Selbstmorde circuliren verschiedene Vermuthungen. Nach den einen soll er sich deshalb das Leben genommen haben, weil die Seinigm mit der Wahl seines Herzens nicht einverstanden gewesen; nach anderen wieder, weil er, durch einen bösen Finger eine Zeitlang an der Arbeit verhindert, etwas zurückgekommen. Wer mag aber einem solchen Unglücklichen ins Herz sehen! Dor Kurzem übergaben zwei Burkhardsvorfer einem Spinner B. vom Anbau zu Eibenbcrg ihre Hunde, daß er sie tödte und einscharrt, weil sie von dem tollen Hunde, welcher vor circa 10 Wochen das Dorf durchlaufen, gebissen worden waren. B. aber schlachtet sie in optima lorms, verkauft oder verschenkt das Fleisch und circa 12 Personen genießen cs, jedoch ohne zu wissen, daß es mit den betr. Hunden diese Bewandtniß gehabt. Jetzt aber kommt eS an den Tag und die Betheiligten überfällt natürlich keine geringe Angst. Sie haben sich denn auch zum Theil einer ärztlichen Kur unterworfen. Oesterreich. Nach den „Hamb. Nachr." lautet der Antrag der am 7. Februar der Buntesversammlung zugegangenen öster reichischen Vorlage wie folgt: „Als Mitglied des Deutschen Bundes hofft der kaiserliche Hof, eS möge diese hohe Versammlung von der gegenwärtigen Mittheilung Anlaß nehmen, vor Europa zu be kunden, daß das gejammte Deutschland im Vereine mit Oesterreich die Grundlagen annimmt und aufrecht zu erhalten willens ist, auf welchen durch d e bevorstehenden Unterhandlungen der allgemeine Friede fest und dauerhaft errichtet werden soll." Frankreich. Paris, 14. Febr. AbendS. Sicherem Ver nehmen nach ist die Eröffnung der Conferenz zum 23. festgesetzt. Der Graf Buol und Ritter Eavour sollen morgen, der türkische Bevollmächtigte am 22. eintreffen. Es sind Symptome dafür vorhanden, daß Unterhandlungen mit dem Papste eingeleitet sind, um ihn zu vermögen, den kaiser lichen Erstgebornen über die Taufe zu halten, in welchem Falle außer dein Papste Niemand Pathe sein würde; vielleicht würde sich der Papst hierbei durch einen Legaten vertreten lassen. Es scheine, daß bereits em Fall kagewesen sei, wo rin Papst alS Taufzeuge sungirt habe.—In den Tuilerim ist nun noch eine zweite Amme eingctrossen. Sie soll eine Burgunderin sein. Für das Kind sind zwei Zimmer vorbereitet, das bei Tage zu bewohnende ist neben dem Kaiser, das für die Nacht bestimmte neben der Kaiserin. England. London, 13. Febr. In Beantwortung einer Anfrage Ewart'S im Unterhause, ob britische Schisse wahrend des bevorstehencen Waffenstillstandes mit Rußland würden Handel trei ben können, empfahl der Premier Lord Palmerston den Schiffern, sich die WaffenstillstandSbedingungen vorher genau anzusehcn, ehe sie es riskiren. London, Freitag, 15. Februar NachtS. In der so eben be endigten Sitzung des Unterhauses beantragte Roebuck die Vorlegung der auf die Differenz mit den Vereinigten Staaten bezüglichen Korrespondenz. Palmerston erklärte hierbei, daS Cabinet von Washington beschuldige den dortigen englischen Gesandten, Herrn Crampton, die Werbungen noch fortgesetzt zu haben, selbst nachdem selten Englands bereits Entschuldigungen geboten gewesen seien. Wenn diese, allerdings unwahrscheinliche Behauptung wahr sei, dann wolle er Herrn Crampton nicht vertheidigen. Schweden. Stockholm, 8. Febr. Der König hat gestern in einer Sitzung des norwegischen Staatsraths den Kronprinzen zum Dicekönig von Norwegen ernannt. Türkei. Die „Triester Zeitung" enthält die von der Pforte genehmigten folgenden 21 Reformpunkte. Aufrechthaltung des Hattischerifs von Gülhane, Gewährleistung alter geistlicher Privi legien der griechischen und armenischen Kirche, Enthebung der Pa triarchate von weltlicher und judicieller Gewalt. Gleichstellung der Culte, Verzicht auf Verfolgung und Bestrafung wegen GlaubenS- wechsels, Zulassung der Christen zu Staatsämtern, Errichtung all gemeiner Volksschulen, Einführung weltlicher Gerichtsbarkeit für die Raja ; Kodifikation der bestehenden Civil- und kriminalgesetze, Gesetzbuch in allen ReichSsprachen, Gefängnißwesenreform, Polizri- reform, Raja-Recrutirung und Zulassung der Christen zu militä rischen Graden; Umgestaltung der Provinzialbehörden, Gütererwerb- fähigkeit der Franken, direkte Besteuerung, Verbesserung der Com- municationswege, Staatshaushaltsbudgets, christliche De.tretung im Staatsrathe, Kreditinstitute für Handel und endlich Münzreform. L ertliches. Mit den Gefühlen inniger Dankbarkeit hat es der unterzeich nete Verein zu rühmen, daß ihm das wohlwollendste Entgegen kommen bei seinen Unternehmungen, von allen Setten im reichsten Maße bisher zu Theil geworden ist. Dadurch ermuthigt, ergeht an die hiesige geehrte Einwohnerschaft abermals die freund liche Bitte, sich bei dem, am 27. Februar in dem (mit größter Bereitwilligkeit überlassenen Saale der Erholungs-Gesellschaft) statt- findrnden Concerte zum Wohle der Hilse bedürftigen Konfir manden, recht zahlreich einfinden zu wollen. Unter der Leitung des Herrn Cantor Fincke, unterstützt von Herrn Mahler und seiner Kapelle, so wie einiger gütigst zugesagten Solis und der geehrten hiesigen Gesangvereine, wird der Genuß der Zuhörer, in dem Bewußtsein, durch ihre Theilnahme fremde Noth lindern zu helfen, ein doppelter sein. Plauen, den 18. Februar 1856. Der Ausschuß des Maria-Vereins.