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86 feilig unterzeichnet, selbst di, englischen BlLN.r schein,» mehr und nirhr in di, FriedenSgedanken sich find?» zu wollen. Wirb nun Friebe? Die Zweifler weisen mit bedenklichem Gesichte auf die englische Thronrede, welche die englischen StaatSobligattonen einige Procente herabdrückte; aus die Ungeheuern Dortheile, welche England in düsim Kriege schon errungen habe und zu denen es gewiß gern die Zerstörung der russischen Ostseeflotte, der Festungen Kronstadt rc. fügen möchte; auf die große Klugheit Napoleons, der sich jetzt so sehr friedfertig stelle, um, wenn der Friede nach seiner geheimen 'Absicht doch nicht zu Stande komme, sagen zu können: „Fran zosen, ich habe ernstlich Frieden machen gewollt, aber die Russen sind zu dickköpfig; der Krieg muß seinen Fortgang haben, also gebt frische Anleihen und neue Rekruten." Man weiset ferner hin aus die Verschiedenheit deS TerteS in der russischen Schrist mit den fünf Grundlagen der Westmächte; in der russischen Schrist sei von einer lleberemkunst die Rede, welche Rußland und die Türkei unter sich über die Zahl der im Pontus zu haltenden Kriegsschiffe ab- schließen wollen, während die Westmächte gar kein Kriegsschiff dort dulden wollten, unv andere Verschiedenheiten mehr. Man führt an, Rußland habe vor einem Jahre auch schon die 4 Punkte an genommen und bei der Auslegung derselben habe sich der Friede zerschlagen. Man fragt: Was soll bean Sardinien, welches kein Interesse an dem europäischen Gleichgewicht hat, für seine Opfer an Geld und Blut bekommen? Man weiset auf die fortgesetzten, gewaltigen Rüstungen im Westen und in Rußland, sogar in. Schwe den hin Wir haben schon erklärt, daß wir unS mit „Wenn" helfen müssen, und glauben, daß trctzvem der Friede kommen werde, wenn ihn Napoleon ernstlich, wirklich will. Und dafür, daß Na poleon wiiklich Frieden haben will, scheinen triftige Gründe zu sprechen. Er hat durch diesen Krieg erreicht, was er erreichen wollte. Wollte er etwa, wie es anfangs hieß, für die „Humanität unv Livilisation" kämpfen? Redensarten, nichts weiter! Oder wollte er ritterlich die schwache Türkei gegen die übermächtigen, übermüthigen Russen schützen? Tie Ritterzeiten sind vorüber. Wollte er Eroberungen machen für Frankreich im Morgenlande? Alg er ist heute noch ein Fontanell für seine Er oberer. Ließ Alles trieb ihn nicht, 500 Mill. Thlr. Gelb und mehr als huncerttausend Krieger zu opfern, ganz andere Beweg gründe waren dazu thätig. Jedermann erinnert sich noch, wie bedenklich und zweifelhaft nach dem Staatsstreiche vom 2. December das neue Napoleonsche Kaiserthum in Frankreich und ganz Europa angesehen wurde. Niemand mochte viel davon wissen, Niemand trauete recht, die alten Regierungen, Rußland voran, wollten Louis Napoleon nicht für ihre- Gleich»» betrachten und anerkennen, nicht einmal eine Frau auS souverainer Familie konnte er finden. Da- war ein mißlich Ding für den neuen Kaiser, der in Gefahr stand, daß die großen Mächte bei der Ordnung der europäischen Angelegenheiten gar nicht nach ihm und FrankreiH,<fragtlN, sondern beide links liegen ließen, und dadurch seine Franzosen über seine und ihre eigene Nichtgel- tung in der Welt mißmuthig würden. LouiS Napoleon sah mit seinem nun bekannten Scharfsinn die Gefahr und die Mittel, sie zu beseitigen. Tie Franzosen sinv versessen auf den Ruhm und die Größe ihrer Nation, die sie „die große" nennen, und welcher Herrscher diesem ihren Nationalstolze Triumphe auf dem Cchlacht- selde oder in der Liplomatie zu bereiten weiß, der ist ihr Mann, von dem ertragen sie Viele-, dem opfern sie, wie dem ersten Na poleon, ihr Geld und Blut. Loui- Napoleon weiß dieß besser, al- irgend Jemand, und wenn er Rußland dmrkthigeu konnte, ßo mußte dieß die Franzosen blenden und ihm selbst unbestrittenen Sltz und erste Stimme unter den Fürsten Europa- verschaffen. Er stellte sich also an die Spitze deö Krieges gegen Rußland; England, daS anfänglich nicht recht trauete und wollte, wurde mit sortgerissen und Rußland endlich gezwungen, in die fünf Punkte zu willigen. So steht jetzt LouiS Napoleon und Frankreich ganz anders da, als vor den» morgenländischen Kriege; das Uebergewicht, welches Rußland vorher hatte, ist gebrochen, Frankreich hat statt seiner gegenwärtig die erste Stimme im Rathe Europas, von seinem Willen hängt der Friede ab. Die Napoleon'sche Dynastie ist wieder hergestellt, der Thron Louis Napoleons, umstrahlt von kriegerischem Ruhm, befestigt. Louis Napoleon hat erreicht, was er erstrebte, hat nahe Aussicht auf Nachkommenschaft, hat vielleicht seine guten Gründe, Rußland nicht gar zu sehr zu schwächen, England nicht gar zu mächtig zu machen. Er ist kein kriegerisches Genie, der die Welt umzugestalten sich g,trauete, wie sein Oheim, sondern ein nüchterner, praktischer, kluger Kopf, berechnend, fest, beharrlich, zwar seinem Glücke vertrauend, aber nicht übermüthig, sondern sich mäßigend zu rechter Zeck. Wir wiederholen demnach, daß wir glauben, Louis Napoleon wünsche wirklich den Frieden, weil er durch den Krieg erreicht hat, waS er wollte. Wir können irren ; doch so viel steht fest, wenn er will, wird Friede, denn er ist Herr ter Lage. Zeitungen Sachsen. Leipzig, 3. Februar. Am 28. Januar d. I. fand man in den Abendstunden auf Seehäuser Flur in einer Kies grube verscharrt an der Dübener Straße den Leichnam eines Kindes weiblichen Geschlechts, ungefähr 8 bis 14 Tage alt. Am 29. v. Mts. wurde es gerichtsärztlich aufgehoben. Bis jetzt hat sich noch keine Spur gezeigt, wer der Thäter gewesen sein könne. Chemnitz, 5. Februar. Heute Vormittag nach 8 Uhr hat sich der int Comptoir eine- hiesigen MaschinengeschäftS angestellte, mit Bearbeitung juristischer Sachen betraute Expedient I., 33 Jahr alt, in seiner Wohnung strangulirt. Ueberschuldung scheint die nächste Veranlassung zu diesem Selbstmorde gewesen zu sein. Frnberg, 3. Februar. Gestern hielt der hiesige ökonomische Verein, der zu den angesehensten deS ganzen Landes gehört, eine Versammlung. Anwesend waren theils im Auftrage deS Ministe riums des Innern, theils des Dresdner Kretsverein- Herr Prof, vr Schober und Herr Generalsecretär Siegel. Sie überreichten zuvörderst dem Herrn Wirthschaftsdirector in BräunSdorf, Stecher, im Namen des genannten Ministeriums einen Ehrenpreis in einem silbernen Becher, 60 Thlr. an Werth, bestehend; diese Anerkennung galt der Erbauung der größten Menge von Runkelrüben, Möhren und Kohlrüben gemäß einer Bekanntmachung deS Ministeriums deS Innern vom 12. November 1854. Der Becher trägt folgende Inschrift: Wirthschaftsdirector Stecher in Bräunödsrf erbaute im Jahre 1855 per sächsischen Acker 623 Ctr. 20 Pfd. Kohlrüben und 76 Ctr. 43 Pfd. Blätter; 715 Ctr. 40 Pfd. Runkelrüben und 187 Ctr. 40 Pfd. Blätter; 685 Ctr. 50 Pfd. Möhren und 225 Ctr. 55 Pfd. Blätter. Zugleich ward auch eine bezügliche Ministerialurkunde übergeben. ES fand diese Anerkennung um so mehr Beifall, al- der Prämiirte ein eben so schlichter als anspruchs loser Landmann ist. Meerane. Die Bevölkerung unserer Stadt, welche 1852 8666 Personen betrug, hat sich bei der letzten Zählung auf 9860